Schweitzer Fachinformationen
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Evvie sitzt schon im heimlich gepackten Auto, um ihren Mann zu verlassen, da erfährt sie, dass er tödlich verunglückt ist. Doch wie sagt man der trauernden Familie, den mitfühlenden Freunden, dass dieser Mann nicht der perfekte Ehemann, Arzt, Freund war?
Dann zieht Dean, ein New Yorker Baseballstar auf der Flucht vor der Presse, bei Evvie ein. Erste Regel der WG: Ihre Ehe und seine Karriere sind tabu. Bis sie merken, dass der jeweils andere genau der ist, den sie jetzt für einen Neuanfang brauchen ...
»Lilly hat ihre Milch auf den Boden geschmissen.« Andy machte eine Pause, um einen Schluck Kaffee zu trinken. »Und ich habe jetzt den Stress mit ihrer Lehrerin.«
Seit Andys Scheidung vor vier Jahren trafen er und Evvie sich jeden Samstag zum Frühstück im Compass Café und hatten diesen Termin noch kein einziges Mal ausfallen lassen. Manche Männer hätten sicher ein Problem damit gehabt, aber Tim war es ganz recht gewesen. »Dann komme ich mal dazu, in Ruhe zu arbeiten. Solange du dich bei ihm nicht über mich beschwerst, meinetwegen«, so seine Worte.
Andy nahm immer das Omelett mit Käse und Schinken, Evvie die Blaubeerpfannkuchen mit einer Extraportion gebratenem Speck und ein großes Glas Orangensaft. Bei zwei Kannen Kaffee ließen sie die vergangenen Wochen Revue passieren und redeten über alles, was ihnen gerade so in den Sinn kam. Das Café füllte und leerte sich und füllte sich erneut, und sie orderten noch mal frischen Kaffee. Manchmal saßen sie auch nur schweigend da und beobachteten die Touristen oder hielten einen kleinen Plausch mit Bekannten, die an ihrem Tisch vorbeikamen und eine Bemerkung übers Wetter fallen ließen oder sich nach Andys kleinen Töchtern erkundigten. Seit ungefähr einem Jahr reckte man zudem verstohlen die Hälse, um einen Blick auf Evvie zu erhaschen und sich aus höflicher Distanz zu vergewissern, dass der tragische Tod ihres Mannes sie nicht zu einem Schatten ihrer selbst hatte werden lassen, zu einem Häufchen Elend, das seine Zeit damit verbrachte, Tims Lieblingshemd fest an sich gedrückt leise traurige Lieder zu summen.
»Warum hat Lilly denn ihre Milch auf den Boden geschmissen?« Lilly war die jüngere von Andys Töchtern und hatte gerade mit der Vorschule angefangen.
»Gute Frage. Ihre Lehrerin meinte, sie habe es ohne jede Vorwarnung getan. Und dabei geschrien: >Milch ist flüssiger Joghurt!<«
Evvie musste schmunzeln. Sie konnte es sich sehr lebhaft vorstellen, einschließlich des wutentbrannten Gesichts, mit dem Lilly praktisch schon zur Welt gekommen war. »Man kann es ihr kaum verdenken.«
»Die Lehrerin meinte also, sie hätte dafür einen Verweis bekommen, und ich erwiderte, kein Problem, und dann sagte sie: >Es wäre gut, ihr auch zu Hause etwas Respekt beizubringen.< Darauf ich dann: >Respekt vor Ihnen?< Und sie: >Das auch, aber ich meinte Respekt vor fremdem Eigentum.< Und da hab ich mich ernsthaft gefragt, reden wir jetzt wirklich darüber, dass ich meiner Tochter Respekt vor Milch beibringen soll? Weil ich wüsste nicht, was sie sonst gemeint haben könnte. Oder an was denkst du bei Respekt vor fremdem Eigentum?«
»An Kapitalismus?«
»Wäre auch eine Möglichkeit. Ich arbeite auf jeden Fall dran und versuche Lilly jetzt mehr Respekt für ihre Lehrerin beizubringen. Und für Milch.«
»Wäre das dann so etwas wie Lactosetoleranz? Gibt es das?«
»Nö.« Andy winkte zum Zeichen, dass sie Nachschub bringen sollte, mit seinem leeren Kaffeebecher nach Marnie, einer jungen Mutter mit lila Strähne im Haar und seit Jahren ihre Stammbedienung. »Als sie klein war, hat sie wie wild gebissen, aber wo das jetzt wieder herkommt, ich weiß es nicht. Selbst wenn sie mit einem kuscheln will, ist es schiere Gewalt. Kürzlich habe ich sie hochgehoben, und sie brüllt: »Dad! Los, umarm mich!« Und das in einer Lautstärke, dass dir das Trommelfell zerspringt. Sehr herrisch und bestimmend, ein bisschen wie .«
»Jerry Orbach.«
Er runzelte die Stirn. »Aus Dirty Dancing?«
»Law & Order.«
»Gut, dann Jerry Orbach.« Er überlegte. »Was ich damit sagen will: Sie hat ihren eigenen Kopf, was ja gut ist, aber es kann ihr, wie man sieht, auch eine Menge Ärger einbringen, und ich wage mir kaum vorzustellen, wie das erst in ein paar Jahren wird.«
Evvie grinste. »Könnte spannend werden, wenn sie in die Pubertät kommt.«
»Dann darf sie zu dir ziehen.«
»Oh nein. Ich übernehme Jungs- und Aufklärungsgespräche, aber leben tue ich allein.«
»Noch«, meinte er. »Ich wollte dich sowieso fragen, ob das noch aktuell ist, dass du die Wohnung vermieten willst?«
Sie knabberte an einem der gebratenen Speckstreifen. »Vielleicht. Irgendwann.«
»Du benutzt sie doch nicht, oder?«
»Nur um zu nachtschlafender Stunde auf dem Boden zu liegen und über mein Leben nachzudenken.« Seine Augenbrauen schnellten hoch. »War ein Scherz«, sagte sie, denn er würde es nicht verstehen und sich bloß Sorgen machen. »Eigentlich halte ich mich nie dort auf.«
»Ich habe mir nur überlegt, dass es doch ungenutztes Kapital ist, ich meine, du lässt dir ganz schön viel Geld entgehen, wenn du sie einfach leer stehen lässt.« Die Logik war bezwingend. Vermutlich war es eine Falle.
»Kann schon sein«, räumte sie argwöhnisch ein.
»Ist so.« Er zeigte auf ihren Teller. »Dein Ärmel hängt im Sirup.«
Sie tupfte die klebrige Stelle am Bündchen ihres Pullis ab. »Hast du einen bestimmten Mieter im Sinn? Willst du Rose ausquartieren?«
»Ha ha.« Er lachte nicht. »Nein, ich bin der Ansicht, die beiden sollten mindestens zehn sein, ehe sie auf eigenen Beinen stehen.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Und bevor ich es vergesse: Rose hat morgen in einer Woche Ballettaufführung, und du sollst vorher vorbeikommen und ihr >wieder die Frisur mit den gedrehten Zöpfen< machen.« Rose war sieben und traute ihrem Vater ballettfrisurentechnisch wenig zu.
»Sie plant voraus.«
»Neulich hat sie mich >Vater< genannt - wie in Unsere kleine Farm.«
Evvie überlegte. »Ich glaube, da haben sie >Pa< gesagt.«
»Woran denke ich dann? Wer sagt Vater?«
»Priester?«, schlug sie vor. »Und Captain von Trapp.«
»Kann ich ihr also sagen, dass du kommst?«
»Natürlich«, versprach Evvie. »Und du verrätst mir jetzt, wen du in meiner Wohnung unterbringen willst.«
»Also gut. Ein alter Freund von mir braucht eine kleine Auszeit und sucht etwas, wo er für ein paar Monate unterkommen kann.«
Sie runzelte die Stirn. »Wer denn? Einen alten Freund von dir müsste ich kennen, oder?«
»Dean.«
Ihre Augen weiteten sich ungläubig. »Der Baseball-Profi?« Sie meinte sich zu erinnern, dass einer von Andys Freunden Pitcher in der Major League war, kannte ihn aber nicht persönlich.
»Ex-Profi«, korrigierte Andy. »Er hat seine Karriere kürzlich beendet und will hier oben eine Weile ausspannen. Sich die frische Meeresbrise um die Nase wehen lassen, du kennst das.«
»Ich vergesse immer, dass Profisportler sich viel früher zur Ruhe setzen als wir Normalsterblichen. Wie alt ist er, Mitte dreißig? Und er hat ganz aufgehört? Stelle ich mir nett vor.«
»Ganz so einfach ist es nicht. Was du wissen würdest, wenn du auch mal einen Blick in die Sports Illustrated werfen würdest, ehe ich sie mir unter den Nagel reiße.«
»Mein Interesse hält sich in Grenzen«, erwiderte sie. »Ist übrigens gerade wieder eine gekommen, bringe ich dir nächste Woche mit.«
»Ich weiß«, sagte er. »Steht ein langer Artikel über Dean drin.«
Sie schnippte mit den Fingern. »Moment. Dann ist Dean . die Fallstudie?«
Andy sah sie scharf an. »Damit eins klar ist: Er hat nicht den Verstand, sondern seinen Arm verloren. Also nicht seinen richtigen Arm, sondern seinen Wurfarm. Er hat noch beide Arme. Und er ist kein Spinner.«
»Und was genau ist sein Problem?«
»Er war mal ein erstklassiger Pitcher, und irgendwann bekam er keinen vernünftigen Wurf mehr zustande. Mehr weiß ich auch nicht.«
Genau in dem Augenblick tauchte Diane Marsten an ihrem Tisch auf. Diane führte den kleinen Trödelladen vor Ort, Esther's Attic, den sie vor Jahren von ihrer Mutter übernommen hatte. Samstags kamen Diane und ihr Mann oft zum Essen ins Compass, manchmal auch in der großzügig geduldeten Begleitung ihres Hündchens Ziggy, das heute jedoch nicht mit von der Partie zu sein schien, um mit feucht herumschnüffelnder Hundenase gegen sämtliche Hygienevorschriften zu verstoßen. »Morgen, ihr beiden.«
»Hallo, Diane«, sagte Andy. »Wie geht es dir?«
»Schlechten Menschen geht's immer gut.« Was nicht stimmte, wie Evvie aus Erfahrung wusste. Und schon wandte Diane sich ihr zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Schön, dich mal wieder hier zu sehen.«
Evvie warf Andy einen kurzen Blick zu und rang sich ein Lächeln ab. »Danke, Diane. Es ist wirklich eine Weile her, dass wir uns zuletzt gesehen haben. Bei euch ist alles in Ordnung?« Worauf Diane sich kurz über die Krankheiten der Nachbarn ausließ (diskret bis hin zur Unverständlichkeit wie »er hat konstitutionelle Beschwerden«) oder private Ärgernisse (wiederum sehr vage als »diese Sache mit der einen Tochter«), ehe sie sich auf den Weg machte, um ihren French Toast nicht länger warten zu lassen. »Ach ja«, seufzte Evvie.
»Sie macht sich bloß Sorgen um dich.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber du merkst schon, wie sie mich alle belauern, oder? >Schön, dich zu sehen<, hat sie gesagt, als wäre ich ewig nicht hier gewesen. >Schön, dass du mal wieder rauskommst, Evvie.< Sie tun gerade so .«, sie senkte die Stimme zu einem Flüstern, ». als würde ich bloß wie ein Trauerkloß zu Hause hocken.«
»Es war einfach nur nett gemeint. Sie hat sich gefreut, dich zu sehen, nichts weiter.«
Evvie schüttelte den Kopf. »Sie bedauert mich. Ihr Mitleid macht...
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