Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Beantworten Sie bitte die nachfolgenden Fragen, bevor Sie weiterlesen:
1. Was könnte der Begriff «Priming» in Bezug auf Didaktik bedeuten?
2. Welches sind Ihre ersten Assoziationen zum Begriff «Zitat»?
3. Was könnte den Lernenden dabei helfen, sich an einen genannten Begriff zu erinnern?
4. Welche Assoziationen fallen Ihnen spontan zum Thema «Specht» ein.
5. Wie viel lernt ein Zuschauer bei Quizsendungen wie «Wer wird Millionär»? (Kreuzen Sie auf der Skala von 0 bis 10 an. 0 = Der Zuschauer lernt nichts Neues dazu. 10 = Der Zuschauer lernt sehr viel Neues.)
Es wird immer wieder betont, dass Lehrpersonen den Lernenden die Möglichkeit bieten sollen, das neu zu Lernende an bereits bestehendes Wissen anknüpfen zu können. Remo Largo schreibt:
Wirkliches Verstehen bedeutet, dass das Kind nicht einfach Informationsklumpen memoriert, sondern sich Wissen und Fähigkeiten aneignet, die es mit seinem bestehenden Wissen vernetzen kann. Diese Vernetzung kann das Kind nur leisten, wenn es den Lernprozess selbst bestimmt.
(Largo 2010, S. 81)
Es stellt sich also die Frage, wie Lehrerinnen, Kursleiter oder Referentinnen dieses Anknüpfen an bestehendes Wissen in den Gehirnen der Zuhörerinnen und Zuhörer am besten ermöglichen können. Kennt die Lehrerin die Lernenden gut, kann sie versuchen «an einem gewissen Punkt» anzusetzen in der Hoffnung, dass sie das Neue an das bereits Vorhandene in ihren Gehirnen anhängen können. Vielleicht ist es aber auch so, dass der Referent es mit einem bunt gemischten, ihm unbekannten Publikum zu tun hat, das er über eine gewisse Zeit «schulen» soll.
Wie können wir, bildlich gesprochen, einen Nährboden schaffen, auf dem später die Saat gedeihen kann? Ich stelle Ihnen hier drei Möglichkeiten vor, die sich in meinem Umfeld als Priming-Tool bestens bewährt haben und dabei helfen, Neues an bereits bestehende Wissensfäden anzuknüpfen. Der Begriff «Priming» kommt aus dem Englischen und bedeutet sinngemäß «Vorbereitung».
Die von Vera F. Birkenbihl nach dem schwedischen Psychologen Timo Mäntylä benannte Liste ist für mich zu einem sehr wertvollen Priming- und Trainingstool geworden. Mit dem Ausfüllen einer Mäntylä-Liste bereiten die Lernenden ihr Gehirn auf die Wissensinhalte vor, die in der folgenden Lernsequenz zur Sprache kommen werden.
Ich trainiere mit meinen Lernenden einmal wöchentlich mit der Mäntylä-Liste. Bei Tagesseminaren steigt die Gruppe jeweils mit dieser Übung ein, und wir lösen die Liste meist erst am Ende des Seminartages auf.
Schauen wir uns an, wie das Training mit der Mäntylä-Liste funktioniert. Die Lehrperson (oder die Spielleiterin / der Referent) nennt einen Begriff. Die Lernenden notieren in der ersten Spalte drei Assoziationen, die der genannte Begriff bei ihnen auslöst. Die notierten Assoziationen sollen möglichst nahe am Begriff liegen, denn später soll daraus der ursprüngliche Begriff wieder rekonstruiert werden können. Schauen wir uns das anhand eines Beispiels genauer an: Die Lehrperson nennt beispielsweise den Begriff «Zebra» und ein Schüler notiert die drei Assoziationen «Afrika», «Safari» und «gestreift». Welche Assoziationen hätten Sie notiert?
Mäntylä-Liste (nach Vera F. Birkenbihl)
Hier ist Platz für Ihre drei Assoziationen
L-M-S
Bsp.
Afrika . Safari . gestreift
M
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Mäntylä-Liste
Es folgen weitere Begriffe, zu denen die Lernenden ebenfalls je drei Assoziationen aufschreiben.
Versuchen Sie es gleich selbst!
Welche drei Assoziationen fallen Ihnen zu jedem der nachfolgenden Begriffe ein?
Hinweis: Ist der Begriff aus zwei Wörtern zusammengesetzt wie beispielweise «Teekessel», dann darf als Assoziation weder «Tee» noch «Kessel» notiert werden. Und noch etwas: Fällt Ihnen zu einem Begriff partout keine Assoziation ein, dann dürfen Sie auch «k. A.» für «keine Ahnung» notieren.
Notieren Sie Ihre drei Assoziationen in der Mäntylä-Liste, die Sie im Anhang unter «Übungen» finden (Seite 174). Halten Sie zusätzlich jeweils in der Spalte «L-M-S» fest, ob es Ihnen «leicht»-, «mittel(schwer)»- oder «schwer»gefallen ist, die drei Assoziationen zu finden. Kehren Sie danach wieder auf diese Seite zurück.
Haben die Lernenden ihre Assoziationen aufgeschrieben, dann legen sie die Mäntylä-Liste vorerst entweder bis zum Ende der Schullektion oder des Halbtages beiseite, oder sie nehmen diese erst in einer Woche wieder hervor. An Seminartagen bitte ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Liste so zu verstauen, dass sie am Ende des Seminartages wieder auffindbar ist, aber nicht sichtbar auf dem Tisch liegt. Ihre Assoziationen sind nun weiter hinten im Buch notiert, Sie werden ihnen erst bei der späteren Lektüre wieder begegnen.
Tipp: Ich kopiere die Mäntylä-Liste für die Lernenden jeweils doppelseitig. So reicht ein Blatt Papier für sechs Durchgänge (wenn mit jeweils fünf Begriffen pro Durchgang trainiert wird).
Nehmen die Lernenden nach einer geplanten Zeitspanne die Mäntylä-Liste wieder zur Hand, dann versuchen sie den ursprünglichen Begriff aus ihren drei Assoziationen zu rekonstruieren. Mit den drei Begriffen «Afrika», «Safari», «gestreift» wird beispielsweise «Zebra» rekonstruiert und in der Spalte ganz rechts, die beim Assoziieren leer gelassen wurde, notiert.
Rekonstruktion von Begriffen anhand der Mäntylä-Liste
Sie können mit den Assoziationen auf dem Bild versuchen, auf die ursprünglichen Begriffe zu kommen. Zu welchen Begriffen hat der Lernende wohl assoziiert? (Sie finden die Lösung auf Seite 175).
Haben die Lernenden alle Begriffe für diesen Durchgang rekonstruiert, lösen wir gemeinsam auf. Entweder nennen die Lernenden die Begriffe, oder die Lehrpersonen löst diese auf. Dabei ist es nicht notwendig, nach richtig/falsch zu korrigieren, sondern wir registrieren einfach, wo wir auf den richtigen Begriff gekommen sind und wo nicht.
Weil gezielt Begriffe gewählt werden, die mit dem Thema zu tun haben, das in der nächsten Lernsequenz an der Reihe ist, wird dieses Trainingstool zum Priming-Tool. Die Lernenden haben sich zu wichtigen Stichworten schon Gedanken gemacht und eigene Assoziationen notiert, bevor das eigentliche Thema beginnt. Die Lernenden werden geprimt, also vorbereitet. Sogar wenn die Lernenden bei einzelnen Begriffen noch «keine Fäden im Netz» haben sollten und in die Liste «k. A.» für «keine Ahnung» schreiben, ist in ihrem Gehirn trotzdem etwas angestoßen worden. Sie haben den Begriff schon einmal gehört und werden hellhörig, wenn er in der folgenden Lernsequenz genannt wird.
Wird regelmäßig trainiert, ist es eine gute Idee, die Zeitdauer zwischen Assoziieren und Rekonstruieren zu erhöhen. Bei den ersten Listen meiner Lernenden liegen nur ein paar Stunden dazwischen, nach ein paar Durchgängen wechseln wir dann zu einem Wochenturnus. Werden beispielsweise fünf neue Begriffe genannt und die Mäntylä-Liste dazu ausgefüllt, werden eine Woche später diese Begriffe rekonstruiert und danach wird gleich...
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