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230 Menschen gehen auf sein Konto ...
Herman Webster Mudgett, der unglaublichste Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd beginnt ...
Der Roman von Bestsellerautor Wolfgang Hohlbein erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte um einen der ersten Serienkiller Amerikas
Am Ende ist es doch auch nur Fleisch«, sagte der große Mann mit dem sorgsam gezwirbelten Schnurrbart. Dann schwang er das Schlachterbeil mit solcher Vehemenz, dass es mit einem Zischen durch die Luft fuhr, ohne spürbaren Widerstand durch Haut, Fleisch und Knochen schnitt und sich tief ins schwarze Holz der Tischplatte grub. Der kleine Finger, die Hälfte des Ring- und die Kuppe des Mittelfingers flogen in unterschiedliche Richtungen davon. Der Schlächter zog sein Werkzeug mit einem Ruck wieder zurück, und ein dünner, aber kräftiger Strahl hellen Blutes schoss aus den Stümpfen wie aus einem zerrissenen Druckschlauch. Er traf die Lederschürze des Bärtigen und zerspritzte zu Hunderten winziger Tröpfchen. Einige davon besudelten die Wange des Mannes, woraufhin dieser zurückwich und sich angeekelt mit beiden Händen durch das Gesicht fuhr. Erschrocken wie er war, vergaß er in seiner Hast das Schlachterbeil, und die Schneide, so scharf wie ein Barbiermesser, kappte nicht nur die Spitze seines Schnurrbartes, sondern hinterließ auch noch eine heftig blutende Wunde in seiner Wange.
Sein ebenso schmerzerfülltes wie zorniges Zischen ging im gellenden Schrei des Mannes unter, der auf dem Tisch festgeschnallt war. Als hätte der grausame Schmerz sein Gehirn mit einiger Verspätung erreicht oder er sich im ersten Moment nicht eingestanden, dass ausgerechnet ihm etwas so Unvorstellbares widerfahren sollte, reagierte er mit Verzögerung, dafür aber umso heftiger. Er stieß einen spitzen Schrei aus und bäumte sich so vehement auf, dass die schweren Ledermanschetten ächzten, mit denen er gebunden war.
Es war ein sehr kräftiger Mann, ein gutes Stück über sechs Fuß groß und um die zweihundert Pfund schwer. Obwohl er nackt war und sich offenkundig mehr gehen ließ, als gut sein konnte, verliehen ihm Entsetzen und körperliche Qual ungeheure Kraft. Aber seine Fesseln waren so überdimensioniert, dass sie selbst dem Wüten eines noch viel Stärkeren standgehalten hätten. Der Mann, der sie angebracht hatte, wusste nur zu gut, wozu Todesangst und Agonie einen Menschen befähigen konnten.
Der Bärtige fuhr sich abermals mit dem Handrücken durch das Gesicht, fluchte ungehemmt, als er den frischen Schnitt berührte, und riss das Beil in die Höhe. Pure Mordlust mischte sich in den Schmerz in seinen Augen.
»Peizel!« Die Stimme war nicht einmal besonders laut, aber so scharf wie das Knallen einer Peitsche.
Das Schlachterbeil, das diesmal auf das Gesicht des Mannes zielte, erstarrte mitten in der Bewegung. Für einen kurzen Moment erschien noch etwas anderes in den Augen des Schlächters, etwas, das schlimmer war als pure Mordlust und sich nicht nur auf sein Opfer richtete, sondern dem Mann auf der anderen Seite der Folterbank galt.
»Gedulden Sie sich, Sie Narr!«, sagte dieser ungerührt. Er war ein gutes Stück kleiner als Peizel, schmächtig und hatte ein ebenso gut aussehendes wie sanftes Gesicht. Er zeigte sich jedoch weder von Peizels Größe noch von seiner brutalen Ausstrahlung im Geringsten beeindruckt. Seine Stimme wurde ganz im Gegenteil sogar noch schärfer.
»Und nehmen Sie das Beil herunter. Sie machen sich lächerlich!«
Peizel - dessen Name nicht wirklich so lautete, für jedermann in diesem Land aber derart unaussprechlich war, dass er sich niemals gegen diese Verballhornung gewehrt hatte - funkelte sein Gegenüber noch eine Sekunde lang auf dieselbe bedrohliche Weise an, doch dann erlosch das kalte Feuer in seinen Augen. Er ließ das Beil sinken, und Trotz löste die Mordlust auf seinem Gesicht ab.
»Bringen Sie ihn zum Schweigen, Sie Dummkopf!«, sagte der kleinere Mann, wohl wissend, dass seine Worte hoffnungslos im Kreischen des gepeinigten Opfers untergehen mussten. »Aber geben Sie acht, dass Sie ihn nicht noch mehr verletzen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er auf dem Absatz herum, ging hinaus und kam mit einem abgewetzten braunen Arztkoffer in der Hand zurück. Der gequälte Mann auf dem Tisch wehrte sich noch immer, doch selbst ohne die Fesseln hätte er wohl keine Chance gegen Peizel gehabt, der zwar nicht einmal außergewöhnlich muskulös wirkte, aber von jener drahtig-zähen Art war, hinter der sich oft mehr Kraft verbirgt als hinter reiner Muskelmasse. Peizel drückte ihn mit nur einer Hand und schon fast verächtlicher Beiläufigkeit auf den Tisch. Mit der anderen Hand hielt er ihm Mund und Nase zu, so dass aus seinem Schreien nur noch ein gequältes Wimmern wurde.
»Passen Sie auf, dass er noch Luft bekommt«, sagte der Mann mit dem Arztkoffer. »Tot nutzt uns Mr Porter nämlich wenig. Und Sie wollen das alles hier doch nicht umsonst auf sich genommen haben, oder?«
Peizel sah ganz so aus, als wäre es ihm schon Lohn genug, sein Opfer qualvoll unter seinen Händen ersticken zu sehen, doch dann zog er - widerwillig - die Hand zurück, senkte sie jedoch auch sofort wieder auf Mund und Nase des gefesselten Mannes, als er schreien wollte. Nach ein paar Sekunden hob er die Hand wieder, und sein Opfer hatte verstanden.
Porter biss die Zähne so fest zusammen, dass die Sehnen in seinem Hals wie dünne Stricke unter der Haut sichtbar wurden. Statt eines Schreies kam nur ein gequältes Schluchzen über seine Lippen.
»Ich hatte gehofft, dass Sie vernünftig sind, Mr Porter«, sagte der Mann. In seiner ganzen Art wirkte er gepflegter und irgendwie zivilisierter als Peizel - eine Beobachtung, die sich einem in Gegenwart des schlaksigen Riesen mit seinen groben Zügen und den schwieligen Händen geradezu aufdrängte, vor allem jetzt, mit Mordlust in den Augen und blutverschmiertem Gesicht.
»Ich bin wirklich froh, dass wir auf drastischere Maßnahmen verzichten können. Mein Assistent neigt manchmal zu etwas groben Umgangsformen . aber das haben Sie ja bereits bemerkt, nicht wahr?« Der Mann schüttelte betrübt den Kopf. »Ich würde es wirklich ungern ihm überlassen, Sie zum Schweigen zu bringen.«
»Damit . kommen Sie nicht . durch«, stieß Porter zwischen zusammengebissenen Zähnen und mit einer Stimme hervor, die vor Angst und Schmerz beinahe brach. »Sie werden den Rest Ihres Lebens . im Gefängnis verbringen, das schwöre ich Ihnen, Mudgett!«
»Halten Sie das für klug, Mr Porter?«, fragte Mudgett und schüttelte betrübt den Kopf. Eine Sekunde lang sah er auf die verstümmelte Hand des Mannes hinab. Er hatte sie inzwischen zur Faust geballt, so dass die Wunden nicht mehr ganz so heftig bluteten. Trotzdem hatte sich eine große rote Lache unter seinen Fingern gebildet.
»Gestatten Sie mir, mich um Ihre Hand zu kümmern, Mr Porter? Ich möchte nicht, dass Sie uns am Ende noch verbluten. Das ist zwar eher unwahrscheinlich, aber ich will doch lieber sichergehen. Und mich bei dieser Gelegenheit natürlich in aller Form bei Ihnen entschuldigen. Wie gesagt: Mr Peizel ist manchmal ein wenig übereifrig.«
Ohne die Antwort abzuwarten, klappte er den Arztkoffer auf und förderte eine Anzahl altmodisch aussehender chirurgischer Instrumente sowie eine Rolle Verbandsstoff hervor. Mit erstaunlicher Effizienz brachte er die Blutung zum Stillstand und verband die Fingerstümpfe.
»Bitte verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten. Es ist lange her, dass ich als Arzt gearbeitet habe, und meine damaligen Patienten waren . wie soll ich sagen? . ein wenig duldsamer.«
»Sie verdammter . Mistkerl«, stöhnte Porter. »Das werden Sie bereuen!« Sein Gesicht war bleich und mit Schweiß bedeckt. Rosa gefärbte Speichelbläschen erschienen in seinen Mundwinkeln und platzten mit kleinen, schmatzenden Lauten. Wahrscheinlich hatte er sich in seinem Schmerz auf die Zunge gebissen.
»Ich frage Sie gerne noch einmal«, sagte Mudgett lächelnd. »Halten Sie es wirklich für klug, so zu reagieren? Immerhin haben wir Sie gewaltsam hier heruntergeschafft, Sie gefesselt und Ihnen sehr wehgetan. Und auch wenn ich Ihnen versichere, dass es nicht in meiner Absicht lag, Ihnen bleibenden Schaden zuzufügen oder Sie gar zu verstümmeln, so ist es dennoch nicht besonders umsichtig, jemandem mit Repressalien zu drohen, der schon bewiesen hat, wozu er bereit ist, wenn er muss.«
Porter presste nur die Lippen aufeinander, und sein Kopf sank auf den Tisch zurück. Mudgett konnte nicht sagen, ob er diese Drohung wirklich begriffen hatte. Es spielte aber auch keine Rolle. Nicht für Porter, für den nichts mehr eine Rolle spielte.
»Ich dachte mir, dass Sie vernünftig sind«, sagte Mudgett fröhlich, bekam keine Antwort und hatte auch nicht damit gerechnet. Pedantisch kontrollierte er noch einmal den Verband an Porters Hand, klappte seinen Arztkoffer zu und ging um den Tisch herum. Er sagte nichts, sondern stellte die Tasche neben Porters anderer Schulter ab und wartete, bis der Mann den Kopf drehte und wieder zu ihm hochsah.
»Was wollen Sie, Mudgett?«, fragte er. »Geld? Oder bereitet es Ihnen einfach nur Vergnügen, anständige Menschen zu quälen und zu erniedrigen?«
»Geld«, bekannte Mudgett rundheraus. »Aber keine Angst, nicht so viel, dass es Sie ruinieren würde.«
Porter starrte ihn weiter hasserfüllt an, doch Mudgett entging keineswegs, wie rasch er sich bereits wieder erholte. Für einen mehr als nur leicht übergewichtigen Mann, der die fünfzig hinter sich gelassen hatte und sowohl dem Sherry als auch dem Zigarrenrauchen weit mehr zugetan war, als für irgendjemanden gut sein konnte, war er von erstaunlich robuster Konstitution, dachte Mudgett. Ein Gefühl wohliger Vorfreude durchströmte ihn. Er würde lange durchhalten....
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