Schweitzer Fachinformationen
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Bevor ich die einzelnen Etappen fixiere, die aus dem Sicheren ins Schwankende und schließlich in die Stagnation, in Sumpf und Dreck hinein führten, als was ich meine jetzige Lage bezeichnen muss, diese kurze Zusammenfassung:
1) Der Artemis-Verlag hat meinen mit dem Morgarten-Verlag bestehenden Vertrag vollgültig übernommen und hat den ersten Band meines Hauptwerks Die Notizen (enthaltend die Teile I-VI) im Herbst 1944, das heißt mit einem halben Jahr Verspätung, herausgegeben. Der zweite Band ist nicht erschienen bis auf den heutigen Tag.
2) Gemäß den schon erwähnten Paragraphen meines Vertrags (s. S. 1) [hier S. ] habe ich dem Artemis-Verlag am 21. Oktober 1947 das Manuskript eines weiteren Werkes eingereicht (»Nachnotizen«, 332 S.). In dem erwähnten Paragraphen steht, dass der Verlag verpflichtet ist, in einem solchen Fall innerhalb von drei Monaten seine Entscheidung über Annahme oder Ablehnung zu treffen. Der Artemis-Verlag hat das Manuskript behalten bis zum heutigen Tag ohne irgendetwas zu antworten.
3) Der Artemis-Verlag gibt meine Werke nicht heraus; aber er blockiert sie.
4) Ich habe die Sache zum ersten Mal einem Rechtsanwalt übergeben am 16. Januar 1946, also vor fast drei Jahren, und ihm meinen festen Willen kundgetan, gegen den Artemis-Verlag, falls er auf seinem Standpunkt beharre, gerichtlich vorzugehen. Ich habe die Sache später nacheinander noch zwei weiteren Verteidigern übergeben (welche ich natürlich nur wählen konnte innerhalb der durch meine ökonomische Lage vorgeschriebenen Möglichkeiten; sie erlaubte mir nicht, einen großen oder kleinen Vorschuss für die Prozessführung zu leisten, ja, jahrelang nicht einmal, nach Zürich zu fahren). Zu einem Prozess gegen den Artemis-Verlag ist es, trotz meiner nie schwankenden Entschlossenheit dazu, nicht gekommen bis auf den heutigen Tag.
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Details werden anhand der chronologischen Darstellung folgen. (- wie der Verlag eines Tages herausgefunden hatte, der Vertrag sei durch mich gebrochen worden! Oder, Dritten gegenüber geäußert: ja, wenn Hohl dem Verlag 5000 Fr. zahlen könnte??. Oder auch: der Text des zweiten Bandes sei nicht druckreif; - wobei ja über all dem auch ein halb Blinder die wirklichen Motive der plötzlich geänderten Einstellung sehen müsste??.)
Der Artemis-Verlag gibt also meine Werke nicht heraus; aber er blockiert sie: Zwar besteht ein Vertrag; wirkend aber erweist er sich nur insofern, als er seit Jahren verhindert, dass irgendein Buch von mir herauskommt. Oder wie hätte ich mit einem andern Verlag Verbindung suchen können? (Abgesehen von der Die Notizen betreffenden Tatsache, dass kaum je ein Verleger nur den zweiten Band eines einheitlichen Werkes drucken will.) Gültig ist also dieser Vertrag seit langem nur noch für mich, indem er mich bindet; Artemis dagegen darf sich erlauben, was sie will.
Es sind vier Jahre her, seit der erste Band von Die Notizen, welcher etwas weniger als die Hälfte des Textes enthält, erschienen ist. Seither ist kein Buch von mir mehr erschienen. (Der druckfertige Text des zweiten Bandes ging in einzelnen Lieferungen zwischen November 1944 und Sommer 1945 an den Verlag ab, die letzte Lieferung erfolgte am 6. Juli 1945. Ein Teil des Textes - 120 von den 512 Manuskriptseiten - war schon gesetzt worden und alles zusammen lässt Artemis seither modern.)
Die Tatsache nun, dass während so langer Zeit keinerlei Buch von mir mehr in die Welt getreten ist - im Besonderen aber, dass trotz der öffentlich gemachten Ankündigungen der zweite Band von Die Notizen immer und immer nicht erschienen ist und dass somit die Publikation des Werks, das ich für mein wichtigstes halte, als Ganzes immer noch (da zwar begonnen, aber vor der Mitte abgebrochen) eine gleichsam ungeschehene, eine in der Luft stehende, im quälend Ungewissen schwebende Sache bleibt,
(- und man hatte mir indessen versprochen das ganze Werk herauszugeben, an jenem 23. Juli 1943, nachdem ich schon fast sieben Jahre gewartet hatte! Man hatte es mir nicht nur versprochen, sondern rechtlich zugesichert und ich hatte den Vertrag in der Tasche!)
- diese Tatsache hat die Lage geschaffen, die ich oben schon als für mich eigentlich verhängnisvoll bezeichnet habe. Dies ist sie in ihrer Wirkung auf meine gegenwärtige Existenz - und fast für mein Leben. Und zwar muss diese Lage betrachtet werden in dreifacher, nämlich
in materieller
in gesellschaftlicher
in psychisch-geistiger Hinsicht.
a) In materieller Hinsicht: Da ich »freier Schriftsteller« bin, nie einen andern Beruf hatte und auch ganz und gar nicht Journalist bin, hängen meine Stellung in der Welt und die damit verbundenen Einkünfte ausschließlich davon ab, dass Bücher von mir erscheinen. Es sind nicht die Manuskripte (und möchten sie das Werk eines Montaigne enthalten!), die einen in den Augen der Welt zu einem Schriftsteller machen, sondern die gedruckten Bücher! Nur diese betrachtet die Welt als Werke. - Liegen nun keine solchen vor, oder erscheinen längere Zeit keine mehr (denn man wird rasch vergessen), so fehlt einem Schriftsteller der Titel, der ihm erlaubt von der Welt jene Einkünfte zu erhoffen oder zu erzwingen, die genau genommen nichts anderes sind als ein indirekter Ertrag seines Werkes, d.??h. ein Ersatz für die in einem Fall wie dem meinigen immer ausbleibende unmittelbare Bezahlung einer langen Arbeit. (Jeder nur ein wenig Sachkundige weiß, dass die direkten Einkünfte, d.??h. die Prozente aus dem Buchverkauf bei Werken von der Art der meinigen, und solange diese nur in der Schweiz verkauft werden, überhaupt nicht der Erwähnung wert sind.) Die erwähnten Einkünfte bestehen zum geringsten Teil in Honoraren der Zeitungen und zum größten Teil in Subventionen von verschiedenen Stiftungen oder ähnlichen Institutionen, auch in halbprivaten oder privaten finanziellen Zuwendungen. In den drei Jahren 1942-1944 betrugen die Einkünfte dieser Art für mich 7280 Fr. In den folgenden 3 Jahren blieben sie - abgesehen von einer im Frühling 45 noch erfolgten Schenkung von 1000 Fr., die im engsten Zusammenhang stand mit der erhofften Publikation des zweiten Bandes von Die Notizen - fast vollständig aus. Und die Honorare von Zeitungen und Zeitschriften - denn auch da bedarf es, um in einem Fall wie dem meinigen zu Abdruck zu ermutigen, der Sensation des erscheinenden Buches - gingen beispielsweise im Jahr 1946 auf insgesamt 218 Fr. hinunter! Subventionen (abgesehen von 300 Fr., die mir der Schriftstellerverein in einem besonderen Notfall zukommen ließ) waren mehr als drei Jahre lang nicht mehr zu erlangen. (Die genaue Parallele dazu, welche keines Kommentars bedarf: Mein erstes Buch war 1939, zwei kleine Bände im Selbstverlag 1942 und 1943, Nächtlicher Weg 1943 und der erste Band Die Notizen 1944 erschienen, also 5 Bücher innerhalb von fünf Jahren: Und kein Buch mehr innerhalb der folgenden vier Jahre.) Ich war somit fast ausschließlich auf die unter jedem Lebensminimum stehende und infolge der Teuerung längst almosenartig gewordene finanzielle Leistung angewiesen, die meine Familie für mich aufbringt. Was das für Wirren, für Lahmlegungen der Tätigkeit mit sich brachte, will ich nicht ausmalen .
Der materielle Schaden, der mir daraus erwachsen ist, dass der Artemis-Verlag im Ganzen mein Werk blockiert hält (und im Besonderen, nicht einmal den angekündigten Band herausgegeben hat), ist während dreier Jahre auf mindestens 2000 bis 2500 Fr. pro Jahr zu schätzen.
b) In gesellschaftlicher Hinsicht: Meine Leser aber - deren, wie sich manchmal überraschenderweise zeigt, im Verborgenen doch schon eine Anzahl existieren müssen -, die ich nicht aufklären kann (und der Verlag hütet sich, sie aufzuklären!) und die den angekündigten zweiten Band erwarteten, nehmen an, entweder, der zweite Band sei nicht druckfertig geworden, oder, nicht vorhanden gewesen, oder, der Verfasser sei seiner Sache unsicher, sei kleinmütig geworden!
Denn was sich der so großartig literarisch sich...
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