Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
"Lass los, wenn du ankommen willst."
- Asiatisches Sprichwort -
Verbinden wir mit dem Blick auf den bevorstehenden Ruhestand ein komisches Gefühl? Macht sich etwas Angst vor dem kommenden Unausweichlichen und den Ungewissheiten in uns breit oder ist unsere Perspektive von Lebensfreude und Optimismus geprägt? Mit Anfang 60 stellte ich mir in Gedanken vor, dass ich mit dem Renteneintritt in ein Loch fallen könnte. Dieses "Loch" steht für Langeweile, Nichtmehrgebrauchtwerden, geistige Rückentwicklung oder ähnliche Horrorszenarien. Wenn jedoch alle Rentner in ein Loch fallen würden, gäbe es auf der Straße keine freien Löcher mehr. Aber aus Angst vor diesem Loch einfach über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus weiterarbeiten? Das mag vielleicht noch einige Jahre sinnvoll sein. Ist das aber wirklich im Interesse des Arbeitgebers, der eigenen Familie und vor allem in meinem persönlichen Interesse? Ich bin ehrlich zu mir selbst gewesen und verbannte außerdem das weit verbreitete Gefühl der Unabkömmlichkeit an meiner Hochschule aus meinem Gedächtnis. Meine Frau hat mir dann geholfen, die Vorstellungen von diesem "Loch" im Alter auszuräumen.
Aus meiner Zeit an der Hochschule und aus dem privaten und beruflichen Bekanntenkreis kenne ich Menschen, die sich für eine Weiterbeschäftigung als Mitarbeiter, Führungskraft oder Unternehmer entschieden hatten. Das verdient Hochachtung und Respekt, da dies immer eine ganz persönliche Entscheidung jedes Einzelnen unter Abwägung aller Motive, der individuellen Leistungsfähigkeit und des persönlichen Umfeldes darstellt. Ich habe mich für meine Entscheidung nach meinen möglichen Motiven einer Weiterbeschäftigung gefragt: Wie sehe denn in meinen nächsten Arbeitsjahren außer einer ökonomisch nicht notwendigen Aufbesserung der Rente meine Lebensqualität aus? Habe ich nicht zudem auch eine Verantwortung für meine Familie und meine Ehefrau, die noch viele Jahre mit mir gemeinsam leben wollen? Und wird die in jüngeren Jahren vorhandene Leistungsfähigkeit im Alter unter Umständen nachlassen oder nur mit überhöhtem Aufwand und gesundheitlichen Folgen aufrechterhalten bleiben? Wie wird mein Leben dann mit dem späteren Berufsende in höherem Alter, wenn man das überhaupt und gesund erreichen sollte, aussehen, und wie wenig Zeit dann noch verbleiben?
Überlassen wir lieber jüngeren Menschen unser Arbeitsfeld, die vielleicht leistungsstärker sind und manches anders und besser können als wir selbst. Geben wir ihnen vor unserem Ausstieg alle unsere Erfahrungen freimütig mit. Auch das kann uns glücklich machen.
Diese beginnt für viele schon mit Mitte 50. Klingt irgendwie unsinnig - oder? Was heißt es, sich langfristig auf den Ruhestand vorzubereiten oder sich mindestens darauf einzustellen?
Neben dem biologischen Altern gibt es auch ein soziales Altern. Wir bemerken irgendwann, dass unser Ansehen im Arbeitsumfeld stagniert oder sinkt. Wir reden uns dann bereits ein, den Tag des Renteneintritts nicht mehr erwarten zu können. Wir suggerieren uns, nicht mehr so leistungsfähig wie früher, zu langsam, zu vergesslich zu sein. Und wir wenden dann viel Energie auf, in früherer Leistungsfähigkeit mithalten zu können. Was macht die Wahrnehmung dieser Erkenntnis mit uns? Für die meisten wirkt das wie ein schleichendes geistiges Gift: das Gefühl, wegen des Alters aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden, irgendwann ausgetauscht zu werden.
Mir erscheint indes die Frage wichtig, wie wir ab einem gewissen Datum, sagen wir mal zwischen 40 und 50 sowie zwischen 50 und 60 Vorbereitungen für den Ruhestand tätigen. Auf die finanzielle Absicherung des Ruhestandes komme ich im Kapitel "Finanzen und Vermögen" zu sprechen. Meine persönliche Erkenntnis deckt sich ansonsten vielleicht mit vielerorts gemachten Erfahrungen: während unseres Arbeitslebens beschäftigen wir uns zu wenig mit Fragen der Gesundheit, der bewussten Ernährung und unserer Psyche. Wir haben entweder dafür den Kopf nicht frei, es mangelt an freier Zeit oder wir sehen nicht es nicht als notwendig an. Es "fehlt" uns ja nichts, tut nichts weh und außerdem findet man genügend Ausreden, sich nicht der Work-Life-Balance widmen zu können. Mich hat daher schon Jahre vor meinem Ruhestand die Frage beschäftigt, wie ich es durch eine entsprechende Veränderung der Lebensweise zwischen 40 und 50 oder später zwischen 50 und 60 schaffen, gesund und genussvoll in den Ruhestand zu gehen und dort keinen gesundheitlichen Abbau zu erleben.
Für viele Menschen wird die Arbeitsbelastung mit zunehmender Nähe zum Alter des Renteneintritts zu einer echten Herausforderung. Manche lösen das durch motivationalen "Zwang" (Ich muss durchhalten - nur noch zwei Jahre.), andere wiederum nehmen jede mögliche Krankschreibung mit. Es gibt vielleicht noch die Alternative, die Arbeitsbelastung durch einen frühzeitigen Tätigkeitswechsel oder durch Reduzierung der Arbeitszeit, so weit möglich, anzupassen.
"Wenn wir einmal von der Welt gehen, werden wir nicht die Dinge bereuen, die wir getan haben, sondern die Dinge, die wir nicht getan haben."
Wenn man in Richtung des Alters von 65 Jahren geht, bleibt nicht nur die Frage, was man bisher erreicht hat, sondern wann wohl der richtige Zeitpunkt für den Übergang in den Ruhestand und wie die damit verbundene Ausstiegsstrategie sein werden. Das Renteneintrittsalter ist ja keine absolute oder fixe Zeitgröße. Es bleiben die Optionen eines früheren oder späteren Beginns des Ruhestandes sowie ein gleitender Übergang. Ich erinnere mich aber gern an den Spruch des ehemaligen Fußballtrainers Felix Magath, dass man dann aufhören soll, wenn es schön ist. Manche fragen sich, was denn wohl schön ist, um aufzuhören.
Der Präsident meiner früheren Hochschule fragte mich zwei Jahre vor meinem gesetzlichen Renteneintritt nach meinen eigenen Plänen. Ich hatte die Möglichkeit der Verlängerung meines Dienstverhältnisses als Professor - mit allen Rechten und Pflichten und meinem Gehalt, das ich neben der Rente verdient hätte. Das war für mich jedoch keine Option. In drei Jahrzehnten Auswärtstätigkeit mit anstrengenden Arbeitswochen hatte ich meiner Frau und mir einiges zugemutet. Das wollte ich keineswegs fortsetzen. Auch eine freiberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftragter vor Ort kam für mich nicht in Betracht. Ehrlich gesagt, schließt man dann seine bisherige Beschäftigung nie richtig ab, kommt vielleicht auch in Konflikt mit der Art und Weise, den Inhalten und Methoden seiner Nachfolger. Ich erklärte mich für einige Zeit - solange ich gebraucht werde und es leisten kann und will - zur Betreuung von Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten über mein Homeoffice und per Videokonsultationen bereit. Das macht mir auch noch Spaß und ich gewinne langsam und allmählich Abstand von meinem früheren Arbeitsleben. Es war eine schöne Zeit, das Arbeitsklima und die Kollegialität im Team an meiner Hochschule waren sehr ansprechend - und das bleibt in positiver Erinnerung.
"Irgendwann kommt der Moment, in dem du entscheiden musst, ob du die Seite umblätterst oder das Buch schließt."
Der Abschied aus dem bisherigen Erwerbsleben stellt allerdings auch einige Besonderheiten dar. Das ist nicht wie bei einem Jobwechsel. Ich habe mich zunächst mental in den letzten zwei Jahren vor dem Ausstieg darauf eingestellt. Sehr unterschiedliche Momente haben sich in einem Pro und Contra meiner Gedankenwelt des "Übergangs" vereinigt. Einerseits fühlte ich rational wie emotional etwas Wehmütigkeit und Traurigkeit darüber, nunmehr einer auf mich zukommenden Endlichkeit entgegenzusehen, ab der ich all das Wissen, meine vielen Lehrprogramme, Skripte etc. nicht mehr brauchen sollte. Als ich im Sommer 2020 - zwei Jahre vor dem Ausstieg - mein Büro an der Hochschule aufgrund von Baumaßnahmen für einige Wochen komplett räumen musste und die Gelegenheit zum Aussortieren veralteter Unterlagen nutzen konnte, kamen mir manchmal Tränen. Jeder, der einmal sein Büro geräumt hat, kennt das Gefühl. Im Müll landeten einige Hundert Overhead-Folien und eine Menge Unterlagen, die meine Arbeit begleitet haben. Ich sah es dennoch als einen "Befreiungsschlag" an, mich schon jetzt von Altem und Vergangenem zu trennen, was ohnehin niemand mehr braucht. Mir fiel dabei ein Satz des amerikanischen Unternehmensberaters Brian Tracy ein, den ich einmal in seinem Audio-Trainingsprogramm gehört hatte:
"Du musst die Schiffe hinter dir verbrennen, um dir den Rückzug ans alte Ufer zu verbauen."
Trotz aller Wehmut sehnte ich mich andererseits nach all den Jahren des Pendelns nach einer Zeit ohne Stundenplan, Terminen, Sitzungen, Klausuren, Mails und ohne den Gedanken, dass die eigene Leistung vielleicht irgendwie...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.