Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wo steht die Entrepreneurship-Forschung aktuell und welchen Nutzen stiftet sie für die Gründungspraxis? Das Buch gibt einen repräsentativen Querschnitt durch das breite Spektrum des Entrepreneuerships und zeigt den aktuellen State-of-the-Art auf.
Schwerpunktthemen sind:
Das Buchprojekt versteht sich als Beitrag zum Theorie-Praxis-Transfer und richtet sich neben Wissenschaftlern auch an Entrepreneure in der Praxis.
Das Schweitzer Vademecum ist ein renommierter Fachkatalog, der speziell die relevanten Angebote für juristisch und steuerrechtlich Interessierte sortiert, aufbereitet und seit über 100 Jahren der Orientierung dient. Das Schweitzer Vademecum beinhaltet Bücher, Zeitschriften, Datenbanken, Loseblattwerke aus dem deutschsprachigen In- und Ausland und ist seit 1997 wichtiger Bestandteil des Schweitzer Webshops.
Victor Tiberius
Abstract
Der vorliegende Beitrag untersucht die Determinanten der Gründungsintention, des Gründungserfolgs und des kontinuierlichen Unternehmenserfolgs. Nach wie vor finden sich oftmals zur Erklärung von Erfolg die Persönlichkeitsmerkmale (Traits) der Gründer. Hier wird auf den Big-3-Ansatz fokussiert. Im Vordergrund steht eine kritische Reflexion von Trait-Ansätzen, um Wissen und Fähigkeiten, kognitive Muster, Verhaltensmuster, Handeln und situative Faktoren als zusätzliche Erfolgsdeterminanten zu identifizieren, die in der künftigen Forschung stärker berücksichtigt werden sollten.
Was unterscheidet erfolgreiche von erfolglosen Entrepreneuren und Nicht-Entrepreneuren? Diese Frage ist nicht nur für jeden relevant, der mit dem Gedanken spielt, selbst ein Unternehmen zu gründen, sondern ebenso für Investoren, die Venture Capital zur Verfügung stellen.
Bei der Suche nach den Determinanten, die für die Gründungsintention, den Gründungserfolg und den kontinuierlichen Unternehmenserfolg verantwortlich sind, dominieren in der Entrepreneurship-Forschung nach wie vor die Persönlichkeitsmerkmale (Traits) der Gründer. In Sinne der differenziellen Psychologie wird davon ausgegangen, dass sich Gründer von Nicht-Gründern im Hinblick auf solche Charakterzüge unterscheiden. Die Liste dabei betrachteter Charaktereigenschaften ist lang. Im vorliegenden Beitrag werden aus der Menge denkbarer und untersuchter Traits die von Ahmed (1985) fokussierten Merkmale Leistungsmotiv, internale Kontrollüberzeugung und Risikobereitschaft herausgegriffen, die Chell (2008) später - in Anlehnung an die bekannten Big 5 - als Big 3 bezeichnet.
Nachdem diese charakterisiert werden und auf teilweise nicht eindeutige empirische Erkenntnisse eingegangen wird, erfolgt eine kritische Reflexion des Trait-Ansatzes innerhalb der Entrepreneurship-Forschung, um alternative Erfolgsdeterminanten zu identifizieren, die in der künftigen Forschung stärker berücksichtigt werden sollten.
Der Begriff Entrepreneur wird uneinheitlich verwendet. Zudem bestehen auch Abgrenzungsprobleme zu anderen verwandten Begrifflichkeiten wie Gründer, Existenzgründer, Selbstständiger, Small Business Owner oder Unternehmer, die teilweise unscharf auch als Synonyme betrachtet werden. Um den hiesigen Rahmen nicht zu sprengen, wird auf eine dezidierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten hier verzichtet. Im Vordergrund steht hier die Person des Entrepreneurs i. S. einer Person, die neuartige, innovative, möglicherweise sogar visionäre (vgl. Fueglistaller et al. 2012, S. 23)1 Geschäftsideen mit hohem Risiko und großem Wachstumspotential am Markt eigenverantwortlich umsetzt (vgl. Klandt 2005, S. 101 f.; für eine Literaturauswertung zum Entrepreneur-Begriff vgl. Hébert & Link 1989). Anders als der etablierte Unternehmer, der möglicherweise das Unternehmen geerbt hat, befindet sich der Entrepreneur mit seinem Unternehmen in der Gründungs- und Expansionsphase (vgl. Pott & Pott 2012, S. 3).
Der Persönlichkeitsbegriff findet sich in mehreren Wissenschaftsdisziplinen, insbesondere in der Philosophie und in der hier interessierenden Psychologie, wo er nicht weniger schillernd ist als der Entrepreneurbegriff. Eine differenzierte Begriffsbestimmung würde ebenfalls bei Weitem diesen Rahmen sprengen, denn verschiedene Persönlichkeitstheorien definieren Persönlichkeit mitunter sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Persönlichkeit als Summe von zahlreichen Persönlichkeitseigenschaften konzeptualisieren, die ein konstantes Verhaltensmuster auf externe Stimuli hervorrufen. Kontrovers wird dabei diskutiert, ob es sich dabei um starre, flexibel veränderliche oder - die Sichtweise, die heute dominiert - relativ zeitstabile, aber grundsätzlich veränderliche Charaktermerkmale handelt (vgl. Markgraf 2008, S. 23 f.)2. Die Beurteilung hängt auch davon ab, welche Ebene der Persönlichkeit adressiert wird (vgl. Markgraf 2008, S. 5, m. w. V.).
In der frühen Entrepreneurship-Forschung war die Persönlichkeit des Entrepreneurs lange Zeit das dominierende Erkenntnisobjekt (vgl. Aldrich 1992, S. 202). Auch wenn inzwischen andere Fragestellungen hinzugekommen sind - etwa die Rolle der Unternehmensumwelt, Gründerverhalten, Gründungsprozessphasen etc. (vgl. Ripsas 1997, S. 84 f.; Dowling 2003, S. 9 ff.; Fueglistaller et al. 2012, S. 258 f.) - erfreut sich die Trait-Forschung im Entrepreneurship unverändert großer Beliebtheit.
Besonders populär in der differenziellen Psychologie ist das Big-5-Modell (vgl. Costa & McCrae 1992), das auch in der Entrepreneurship-Forschung zum Einsatz kommt (vgl. z. B. Schmitt-Rodermund & Schröder 2004, S. 27; Koetz 2006, S. 42, m. w. V.; Zhao & Seibert 2006, S. 259; Markgraf 2008, S. 11 ff., 93). Die fünf Faktoren, für die auch die Akronyme OCEAN oder CANOE verwendet werden, stellen die fünf grundlegenden Wesenszüge eines Individuums dar und lauten: Offenheit (openness to experience, +), Gewissenhaftigkeit (conscientiousness, +), Extraversion (+/-), Verträglichkeit (agreeableness, -) und Neurotizismus (neuroticism, -).3 Diese Charakterzüge gelten als überdauernd, wenngleich nicht als grundsätzlich unveränderbar. Das Heranziehen genereller im Vergleich zu spezifisch unternehmerischen Persönlichkeitseigenschaften wird teilweise als Schwäche betrachtet (vgl. Utsch 2004, S. 65; Rauch & Frese 2007, S. 47).
Vergleichbare etablierte Persönlichkeitsmodelle sind etwa der 16PF-Questionaire von Cattell & Schuerger (2003), der Myers-Briggs-Type-Indicator (Briggs Myers 1995) oder der Eysenck Personality Questionaire (Eysenck & Eysenck 1975). Weitere nennt Markgraf (2008, S. 20 ff.). Diesen ist es bislang nicht gelungen, die Dominanz des Big-5-Ansatzes zu brechen, und zwar weder in der allgemeinen Persönlichkeitsbestimmung noch in der von Entrepreneuren.
Neben diesen etablierten Persönlichkeitsmodellen existiert eine größere Zahl einzelner Persönlichkeitseigenschaften, denen unterstellt wird, dass sie bei Entrepreneuren stärker als in der Durchschnittsbevölkerung ausgeprägt sind. Hierzu zählen insbesondere, aber nicht abschließend: Ambiguitätstoleranz, Autorität, Autonomiestreben, Innovationsneigung, interne Kontrollüberzeugung, Kreativität, Leistungsmotivation, Persistenz, Risikoneigung, Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeitserwartung, Zielorientierung (vgl. Fueglistaller et al. 2012, S. 103; Hartmann 2010, S. 14; Maurer & Schade 2006, S. 71). Ein weiterer Ansatz besteht in Entrepreneur-Typologien (vgl. etwa van Ness & Seifert 2016).
Aus dieser Liste werden nachfolgend selektiv drei häufig diskutierte Charakterzüge herausgegriffen, die mitunter - in Anlehnung an das Big-5-Konzept - als die Big 3 der Entrepreneurship-Forschung bezeichnet werden: Leistungsmotivation (need for achievement), interne Kontrollüberzeugung (locus of control) und Risikobereitschaft (risk taking propensity) (vgl. Chell 2008, S. 23). In der Studie von Ahmed (1985) wurden ebenfalls genau diese drei Persönlichkeitsmerkmale - allerdings ohne die Bezeichnung Big 3 - herausgegriffen. Borland (1974) fokussierte immerhin bereits auf die beiden erstgenannten Merkmale.
Chell (2008, S. 23) sieht den Entrepreneur als »strongly motivated to overcome obstacles and to achive« und verweist in diesem Zusammenhang auf McClelland (1961), der wiederum auf die Forschung von Murray (1938) Bezug nimmt und Menschen grundsätzlich durch drei verschiedene Beweggründe motiviert sieht. Neben dem hier relevanten Leistungsmotiv sind dies die Bedürfnisse nach Macht (need for power) und nach sozialer Zugehörigkeit (need for affiliation).
Die soziale Anerkennung durch Dritte steht beim Leistungsmotiv entsprechend nicht im Vordergrund - eher der intrinsische Erfolgshunger, »an inner feeling of personal accomplishment« (McClelland 1968, S. 76). Ein leistungsmotiviertes Individuum setzt sich i. d. R. mittelschwere, realistische Ziele, arbeitet an deren Erreichung und übernimmt dafür die Verantwortung; die Zielerreichung soll messbar sein - idealerweise mittelbar oder unmittelbar in Form von finanziellem Erfolg (vgl. Markgraf 2008, S. 25).
Bei Entrepreneuren liegt - empirischen Studien zufolge - ein höheres Maß an Leistungsmotivation als in der Durchschnittsbevölkerung vor,...
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