Schweitzer Fachinformationen
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II GRATULATIONEN
1. Aus dem Fachbereich
Vom VBS-Vorstand
Lieber Paul,
zu deinem 70. Geburtstag gratulieren wir dir nachträglich im Namen des gesamten Verbandes für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik, VBS e. V., ganz herzlich und sagen dir ein dickes "Dankeschön" für dein langjähriges und vielfältiges Engagement in unserem Verband.
Ob als Mitglied der Redaktion der "blind-sehbehindert", Themengeber bei Tagungen oder durch Veröffentlichungen zahlreicher Artikel - du bist ein integrales und eigentlich nicht wegzudenkendes Mitglied unseres Verbandes und der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik in Deutschland.
Deine Herzlich- und Menschlichkeit zeichnen dich darüber hinaus als eine Persönlichkeit aus, die weit über unseren Beruf und unser vielfältiges Einsatzfeld fasziniert.
Dein großes Anliegen, die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik nicht nur in der Praxis, sondern auch in Forschung und Lehre weiterzuentwickeln, hat viele Impulse hervorgebracht und ist ein steter Motor für neue Prozesse.
Du bist uns jederzeit herzlich willkommen bei allen Tätigkeiten des VBS e. V.!
Zudem wünschen wir dir zu diesem besonderen und runden Geburtstag alles Gute, Gesundheit und Kraft und viele gemeinsame laute und leise Momente des Feierns und Genießens im Kreise lieber Menschen!
Der/dein VBS Vorstand (v. l. n. r.) Klaus Wißmann Dieter Feser Gudrun Lemke-Werner Patrick Temmesfeld
Von Prof. Dr. Michael Austermann
Paul Nater zum 70. Geburtstag
Professor Dr. Paul Nater hat im Jahr 2014 sein 70. Lebensjahr vollendet. Da mir das Datum nicht bekannt war, möchte ich ihm an dieser Stelle nachträglich meine herzlichsten Glückwünsche aussprechen und ihm vor allem für die nächsten schönen Jahre eine möglichst stabile Gesundheit und viel Freude am Leben wünschen.
Paul Nater war Schüler und später Mitarbeiter von Prof. Dr. Boldt. Das sagt heute nicht mehr vielen Menschen in der "Szene" etwas: Professor Boldt, Universität Dortmund, steht in der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik für den Ansatz der "physischen, psychischen und instrumentellen Kompensation" von Blindheit, Sehbehinderung und ggf. daraus entstehenden Einschränkungen. Der Ausfall oder die erhebliche Einschränkung des Sehvermögens bedeutet für die Betroffenen in vielen Lebensbereichen Einschränkungen - diese werden unter den drei genannten Aspekten analysiert und - wenn möglich - reduziert. Dazu gehören ebenso einfache und "selbstverständliche" Maßnahmen wie die Verordnung passender Sehhilfen oder der Gebrauch des Langstocks, aber auch komplexe Ansätze wie die Qualifikation sehbehinderter oder blinder Menschen in angemessen ausgewählten Berufen sowie die mentale Stärkung von Betroffenen, die sich sowohl mit der Wahrnehmung der eigenen Beeinträchtigung als auch mit der des Unverständnisses vieler Menschen in ihrer Umgebung zumindest "arrangieren" müssen.
Das Lebenswerk von Paul Nater ist von Boldt und seinem Ansatz entscheidend geprägt worden; er hat ihn weitergeführt, verfeinert und vor allem laufend aktualisiert. Letzteres war vor allem wegen der beträchtlichen Veränderung und Erweiterung der technischen Möglichkeiten unerlässlich: Instrumentelle Kompensation von Besonderheiten, die als Defizit wahrgenommen werden (können), ist durch die Entwicklung handlicher, tragbarer und leicht bedienbarer Hilfsmittel deutlich erweitert worden. Im beruflichen Bereich war die Nutzung von Computern durch Personen mit Sehbehinderung oder Blindheit sehr schnell selbstverständlich - in die Schulen zogen die Computer etwas später ein, sind aber inzwischen auch voll akzeptiert, integriert und werden mit großem Erfolg angewendet.
Als ich Paul Nater in meinem eigenen, relativ späten Studium der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik in Dortmund kennen gelernt habe, waren Computer noch kein zentrales Hilfsmittel: zu unhandlich, zu teuer, zu kompliziert. Aber schon damals - Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts - lernte man in Dortmund bei Boldt und Nater, dass man in naher Zukunft neue Hilfsmittel erwarten könne, die weit mehr Möglichkeiten eröffnen würden, als man sich aktuell vorstellte.
Sehr viel später, während meiner Lehrtätigkeit in Heidelberg, hat sich dies in der Begegnung mit einem blinden Bundesrichter im Ruhestand bestätigt. Er erzählte mir von seinen Erlebnissen mit dem Computer: Das erste betraf seine Bibliothek. Er war christlich geprägt und hat das Alte Testament in Blindenschrift - eine Bücherwand. Als er sich an seinen ersten Computer gewagt hatte, rief er an und sagte: "Ich werde nie mehr über die modernen Zeiten schimpfen. Ich habe das Alte Testament auf den Computer geladen und jetzt brauche ich nur noch einzugeben, was ich suche - ein Stichwort oder die präzise Stelle reichen - es dauert nur Sekunden, dann habe ich was ich brauche." Er war davon so begeistert, dass er noch mehr in seinem Leben veränderte und sich wenig später wieder meldete: "Bisher habe ich die Frankfurter Allgemeine immer als Letzter bekommen, einen Tag verspätet in Blindenschrift, und viel Papier entsorgt. Jetzt bekomme ich sie vor allen andern am frühen Morgen - per E-Mail".
Während im instrumentellen Kontext die Möglichkeiten durch den technischen Fortschritt massiv verbessert worden sind, gilt dies in den erstgenannten Bereichen nicht oder lediglich in eher geringem Umfang:
Die physischen Kompensationsmöglichkeiten sind eng begrenzt - hier geht es vor allem darum, nicht-notwendige Einschränkungen aufzuheben. Dazu gehört es zum Beispiel, Sportarten, die für Blinde als "nicht geeignet" gelten, daraufhin zu prüfen, ob dieses Urteil gerechtfertigt ist. Kann eine spezifische Adaptation Abhilfe schaffen und ist diese so reizvoll, dass die Sportarten dann auch praktiziert werden? Der Berlin-Marathon gehört zu diesen reizvollen Events: In der Masse mitlaufen, den Beifall der noch größeren Zahl der Zuschauer genießen - das sind Erlebnisse auch für blinde Menschen, ob über Stimme oder mit Band geführt.
Die psychische Kompensation ist aus meiner Sicht die wichtigste der drei genannten; zugleich ist sie die größte Herausforderung: Psychische Kompensation erfordert von Anfang an das Zusammenspiel, das Miteinander von sehenden und blinden oder sehbehinderten Menschen. Mit dem Begriff der "Kompensation" ist notwendig verbunden, das etwas zu kompensieren ist, es setzt also ein Defizit voraus. Dieses Defizit muss zur Kompensation auf beiden Seiten - bei Sehenden wie bei Nichtsehenden oder schwach Sehenden - bekannt und akzeptiert sein.
"Akzeptieren" heißt auf der Seite der betroffenen Personen, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und die Konsequenz, das Defizit, zunächst einmal hinzunehmen, ohne zu verzweifeln. Auf der Seite der nicht Betroffenen bedeutet dies, die Situation des Anderen, des blinden Menschen, anzunehmen, wie sie ist, die Beziehung dabei voll aufrechtzuhalten und möglichst viel dazu beizutragen, dass ein Miteinander möglich ist und Kommunikation gelingt.
Beide Seiten müssen also erhebliche Leistungen erbringen. Im schulischen Kontext hat das zuerst zur Gründung der Schulen für Blinde und Sehbehinderte geführt. Dieser Sonderschultyp war voll ausgebaut und lange Zeit unbestritten. Inzwischen gibt es viele gute Erfahrungen mit der Integration und Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit einer Sehschädigung. Es ist aber durchaus nicht so, dass alle von Anfang an in der allgemeinen Schule optimal beschult werden können. Insbesondere bei weiteren erschwerenden Umständen, z. B. einem Migrationshintergrund, kann eine intensive Betreuung in der speziellen Schule oft leichter organisiert werden als in der Regelgrundschule, und dies kann eine inklusive Beschulung in einer späteren Phase der Schullaufbahn sinnvoll vorbereiten.
Psychische Kompensation ist aber nicht auf Schule oder den pädagogischen Bereich allgemein begrenzt. Mentale Stärke ist eine Grundvoraussetzung für ein als gut und wertvoll erlebtes Leben. Das gilt unabhängig von jeglicher Behinderung oder Beeinträchtigung. Jeder Mensch ist Anforderungen ausgesetzt, jeder erlebt Situationen, in denen er oder sie nicht oder zumindest nicht sofort zur eigenen Zufriedenheit agieren kann. Damit umgehen und leben zu lernen, ist eine Kompensationsleistung psychischer Art, die alle zu bewältigen haben. Da Menschen mit einer visuellen Einschränkung oder vollem Sehverlust derartige Situationen in aller Regel viel häufiger erleben als voll Sehtüchtige, ist die Entwicklung mentaler Stärke, die Entwicklung von psychischer Kompensationskompetenz für sie so wichtig.
Paul Nater hat in seinem Wirken als akademischer Lehrer über mehrere Jahrzehnte die nachfolgende Pädagoginnen- und Pädagogengeneration auf eine hochwertige berufliche Arbeit vorbereitet, und er hat dies sehr qualifiziert, differenziert und mit großem Engagement getan. Sogar nach Ende der offiziellen beruflichen Arbeitszeit hat er noch regelmäßig Lehrangebote durchgeführt, da er wollte, dass in der Ausbildung kein Vakuum und damit auch kein Qualitätsverlust entsteht. Die Berliner Studierenden, seine Kolleginnen und Kollegen und ich als sein Vertreter in den ersten fünf Semestern nach Eintritt in den Ruhestand sind ihm dafür sehr dankbar.
Es hat mich daher sehr gefreut, diesen kleinen Artikel schreiben zu dürfen. Im Kontext der Vorbereitung des Textes habe ich mit den VertreterInnen der anderen Hochschulen, in denen die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik angeboten wird, gesprochen und darf daher autorisiert von allen in diesem Bereich Tätigen ebenfalls ganz herzliche Glückwünsche übermitteln.
Wir alle wünschen dem Kollegen Prof. Dr. Paul Nater...
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