Schweitzer Fachinformationen
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Junsok erwacht im Krankenhaus. Ohne groß darüber nachzudenken, was genau passiert ist, tastet er hastig seinen Oberkörper ab. Zum Glück scheinen seine Arme und Schultern heil zu sein. Er richtet sich auf und wiederholt die Prozedur an seinen Oberschenkeln und Knien. Auch sie sind anscheinend in Ordnung. Sein Auto hat möglicherweise einen Totalschaden, aber sein Körper ist in guter Verfassung. Erleichtert seufzt er auf.
Erst nach der Feststellung, dass er wohl weitgehend unverletzt ist, nimmt er seine Umgebung wahr. Er schaut sich um, und sein Blick fällt auf eine Frau, die seelenruhig neben dem Bett sitzt und ihn ansieht.
»Huch.«
Mit einem leisen Ächzen betrachtet er sie. Sie sehen sich einfach zu ähnlich, die Frau und seine verstorbene Freundin Chiesu. Viel zu ähnlich. Ob er wohl doch gestorben ist? Während er sie verwirrt anstarrt, beobachtet sie ihn eine Weile wortlos.
»Herr Park, kommen Sie bitte zu sich«, sagt sie plötzlich mit einer rauen Stimme. Erst dadurch bemerkt er, dass sie nicht Chiesu sein kann.
»Was ist passiert?«
»Ein Verkehrsunfall. Sie sind im Krankenhaus.«
Die Frau fixiert ihn scharf und fordert ihn erneut auf, sich zu fassen. Er kann sofort erkennen, dass sie weder Krankenschwester noch Ärztin ist. Aber wer ist sie dann? Und was ist ihm zugestoßen? Er kann das alles überhaupt nicht verstehen.
»Wir sind so vorgegangen, dass Sie sich nicht verletzen. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Wer sind Sie?«, fragt er und starrt sie an.
»Ich bin Kim Hejin. Nicht Hyejin, sondern Hejin.«
»Ich meine nicht Ihren Namen. Was haben Sie mit mir gemacht?«
In diesem Moment öffnet sich die Tür, und zwei Männer, einer ganz in Weiß, der andere in Schwarz, kommen herein. Der stattliche Mann im schwarzen Anzug scheint ein Bodyguard zu sein, und der andere im weißen Kittel ist vermutlich ein Arzt. Junsok mustert die beiden mit wachsamem Blick; sie bauen sich hinter der Frau auf und sehen ihn schweigend an.
»Hören Sie jetzt gut zu«, sagt sie. »Ich habe Sie unbemerkt herbringen lassen, weil ich Ihnen etwas Wichtiges mitteilen muss.«
»Unbemerkt? Sie verursachen einen Verkehrsunfall auf der großen Gangnam-Kreuzung, um mich unbemerkt hierherzuholen?«, entgegnet er heftig und versucht, sich wieder in den Griff zu bekommen, indem er tief ein- und ausatmet.
Sie zeigt dann auf seinen Kopf und sagt: »Sie haben einen Blutsauger in Ihrem Kopf.«
Ob es am Unfall liegt oder an der Diagnose Blutsauger, sein Schädel beginnt zu brummen. Sie nimmt etwas von dem Arzt entgegen und reicht es an Junsok weiter. Es ist ein MRT-Bild seines Kopfes. Ihm ist jetzt nicht danach, sich darüber aufzuregen, dass sie ohne sein Einverständnis eine MRT-Aufnahme gemacht haben. Stattdessen schaut er sich diese genau an.
In seinem Kopf steckt ein dünner, schmaler Fremdkörper, leicht gebogen wie eine Angel. Er scheint unter Spannung zu stehen. Junsok kann nachvollziehen, warum die Frau das Ding als Blutsauger bezeichnet hat.
Er ist entsetzt, dass sich so was in seinem Kopf befindet; gleichzeitig will er vor den Fremden nicht die Fassung verlieren. Die wiederum versuchen offenbar, seine Reaktion zu deuten. In der Hoffnung, dass das Bild manipuliert ist, fragt er: »Sie wollen, dass ich Ihnen das glaube, oder?«
»Sie müssen. Diese Sache ist wichtiger als Ihr Leben.«
Er will eine Frage stellen, aber sie fährt hastig dazwischen. »Was ich Blutsauger nenne, ist tatsächlich ein Verbindungskörper.«
»Verbindungskörper?«
»Ja, der Verbindungskörper hackt sich in Ihre audiovisuellen sowie olfaktorischen Informationen und leitet diese weiter.«
»Hacking?«
»Die Zukunft ist schon da. Sie wissen das nur nicht. Einen menschlichen Körper zu hacken ist nicht mehr unmöglich, es ist der Öffentlichkeit bloß unbekannt.«
Es schaudert ihn. Da erklärt sie ruhig weiter: »Hören Sie gut zu. Es gibt jemanden, der sich durch den Verbindungskörper in Ihre Sinnesinformationen gehackt hat; genau wie Sie etwas erleben, so erlebt er es auch. Er ist der echte Blutsauger, ein Vampir Ihres Lebens.«
Ihm wird schwarz vor Augen. Soll das heißen, dass dieser Vampir in diesem Moment genauso sieht, hört und riecht wie er? Wie eingefroren sitzt Junsok da und kann kein Wort mehr über die Lippen bringen. Erst jetzt ist er fähig, den heutigen Unfall einzuordnen.
»Sie müssen mich also heimlich treffen, ohne dass er etwas davon mitbekommt. Anscheinend wissen Sie nicht genau, wann er sich in mich einklinkt.«
»Sie sind sehr klug.«
»Es gibt keine dummen Profisportler. Eher ist es ein Problem, dass sie ihr Gehirn zu viel einsetzen.«
Hejin sieht ihn aufmerksam an. »Ja, das stimmt. Man kann nicht wissen, wann der Typ durch Sie sieht und hört. Deswegen waren wir gezwungen, Ihren Unfall zu verursachen. Der Verbindungskörper funktioniert durch den starken Aufprall nicht mehr, daher kann ich Ihnen erst jetzt die Wahrheit erzählen.«
Es sind zu viele Informationen auf einmal. Junsok versucht, mögliche Unwahrheiten aus ihren Worten zu filtern.
»Die Wahrheit interessiert mich nicht. Ich möchte als Erstes das Ding aus meinem Kopf haben.«
»Möchten Sie das?«
»Na, ich kann doch mit so etwas im Kopf nicht weiterleben, oder?«
Sie zuckt gleichmütig mit den Schultern. »Wenn Sie es rausnehmen lassen, verschwindet auf ewig die Möglichkeit, den Blutsauger zu fassen. Herr Park, möchten Sie den Kerl nicht bestrafen, der so etwas in Ihrem Kopf einpflanzen ließ? Der einfach Ihr junges Leben angezapft und Sie seit Ihrer Jugend gesteuert hat?«
»Wie bitte? Gesteuert? Ich habe mein Leben immer unter Kontrolle gehabt und alles mit eigenen Händen aufgebaut, ohne dass mich jemand gesteuert hat. Damit bin ich bis heute gut gefahren. Ich habe nie auf das Gerede von anderen gehört.«
Sie sieht ihn mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck an, als würde sie ihn doch für dumm halten. Er kann es nicht ertragen. Erkennt er ihre Worte an, würde es bedeuten, dass er sein Leben als Marionette gelebt hat. Selbst wenn sein Gehirn gehackt worden ist und jemand sein Leben ausgekundschaftet und gestohlen hat, würde er nicht tun, was sie sagt. Auch wenn diese Frau recht hätte, würde er sich nicht von ihr kontrollieren lassen.
»Wenn Sie mich fragen«, fährt er fort, »dann sind Sie diejenige, die mich steuern will, aber das wird Ihnen nicht gelingen.« Er steht auf, er muss dringend den Raum verlassen. Als er an Hejin vorbeigeht, tritt der Mann im schwarzen Anzug, der bis eben still hinter ihr gestanden hat, in seinen Weg. Junsok, mit seinen 1,89 Metern, steht nun direkt vor ihm und führt mit ihm ein Blickduell auf Augenhöhe. Er scheint älter zu sein als Junsok, aber dafür auch erfahrener.
»Nun gehen Sie schon aus dem Weg«, zischt Junsok schließlich.
Der Mann steht trotzdem wie eine Wand, und Junsok spürt, wie langsam die Wut in ihm hochsteigt.
»Herr Park.« Hejin zieht an seinem Arm, sodass er direkt ihr gegenüber zum Stehen kommt. Während er versucht, seine Wut zu unterdrücken, sagt sie: »Wir wollen Sie nicht steuern, wir möchten mit Ihnen gemeinsam gegen die anderen kämpfen.«
»Ich bin ein Stürmer und als solcher voll ausgelastet mit den gegnerischen Verteidigern.«
»Sie tun so, als würde Sie das gar nichts angehen. Dabei ist es sehr wohl auch Ihr Problem!«
»Ich traue niemandem. Was ist falsch daran?«
»Wissen Sie was? Ihre arrogante Haltung kommt bestimmt davon, dass er Sie gesteuert hat.«
»Was?«
Junsok und Hejin starren sich an, als würden sie gleich aufeinander losgehen. Da wird Junsok plötzlich unsicher. Ihr Gesicht, das ihm jetzt so nah ist, hat eine unglaubliche Ähnlichkeit mit dem von Chiesu. Die braunen Mandelaugen unter den langen Wimpern, die gerade Nase mit dem erhabenen Nasenrücken und die leicht nach oben zeigenden Mundwinkel. Ein nahezu perfektes Abbild. Wie kann das sein?
»Warum sehen Sie Chiesu so ähnlich? Sie hatte doch nur einen kleinen Bruder. Sind Sie etwa ihre verschollene Schwester? Was geht hier vor?«, fragt Junsok erregt. Hejin antwortet nicht. Sie schaut ihn nur mit einem matten Lächeln an, als wolle sie ihm sagen, er müsse selbst eine Lösung dafür finden. Er ist jedoch viel zu aufgewühlt, als dass er einen klaren Gedanken fassen könnte, und sieht sie...
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