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"Fußball ist das Heraustreten aus dem versklavten Ernst des Alltags in den freien Ernst dessen, was nicht sein muss und deshalb so schön ist."
Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger; faz.net 2006)
Der 10. November 2001 war ein ganz normaler Samstag. In Buenos Aires erfreuten sich die Menschen am argentinischen Frühling. Doch so normal sollte der Tag in der argentinischen Hauptstadt nicht werden, denn im Stadion La Bombonera des Kultklubs Boca Juniors, dem Klub der Rang- und Namenlosen, nahm ein ganz Großer des Weltfußballs seinen Abschied vom Fußball. Sein Name: Diego Armando Maradona. Für viele ist der 1,65 Meter "große" Mann der beste Fußballer aller Zeiten. Andere, die ihm nicht Wohlgesonnenen, erinnern sich bei Maradona vielleicht nur an dessen Eskapaden während und nach seiner aktiven Spielzeit. Übergewichtig, laut feiernd, krank, drogenaffin, aufgeschwemmt durch die Einnahme vieler Medikamente und Hilfe suchend beim kubanischen Staatschef Fidel Castro.
In der Tat: In seinem Fußballerleben hat Maradona alle Höhen und Tiefen des Fußballgeschäfts miterlebt. Seine rauschenden Partys waren genauso legendär wie seine Tore. Apropos Tore: Bei seinem wichtigsten (und das ihn auch gleichzeitig in den Legendenstatus erhob) war sogar die "Hand Gottes" im Spiel. Es war ein irreguläres Tor, das er am 22. Juni 1986 bei der Weltmeisterschaft im Spiel der argentinischen Nationalmannschaft gegen England erzielte. Fast 115 000 Zuschauer sahen Diegos "Tor" unter Zuhilfenahme seiner Hand zum 1 : 0 für Argentinien im Aztekenstadion in Mexiko-Stadt. "Es war ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes", kommentierte "der Goldjunge", wie Maradona genannt wurde, seinen Treffer. Doch der Fußballgott wollte Maradona an diesem 22. Juni im Aztekenstadion nicht als elenden Schwindler in die Historie des runden Leders eingehen lassen. Im selben Spiel gelang ihm nach einem 60-Meter-Solo, bei dem er gefühlt zehn englische Spieler ausdribbelte, ein regulärer Treffer, der später zum WM-Tor des Jahrhunderts gewählt wurde.
Welchen Stellenwert dieses Spiel und Maradonas "Hand"-Tor für sein Heimatland hatte, kann nur der verstehen, der weiß, dass der Falkland/Malwinen-Krieg im Jahr 1982 zwischen Argentinien und England mit einer Schmach für das südamerikanische Land endete, das die britische Insel im Atlantik angegriffen hatte. Nach nur rund zweieinhalb Monaten hatten die Briten den Aggressor besiegt. Vier Jahre später stellt dann der "Goldjunge" Maradona die "Ehre" seines Landes mit seinen beiden Toren im Spiel gegen England wieder her. Spätestens ab diesem Zeitpunkt genießt Maradona in seinem Land - in dem auch ein Fußballspieler namens Lionel Messi, der im Jahr 2022 mit Argentinien in Katar Fußball-Weltmeister wurde, das Licht der Welt erblickte - einen Heldenstatus. Und Helden verzeiht man bekanntlich (fast) alles.
Der aus ärmlichsten Verhältnissen stammende Maradona war nicht nur der König der Armen und Entrechteten Argentiniens, sondern auch ein Profiteur des aufblühenden Fußballbusiness der 1980er-Jahre. Als er 1982 von den Boca Juniors zum edlen FC Barcelona wechselte, soll die Top-Summe von umgerechnet acht Millionen Euro beim Transfer geflossen sein. Aber es sollte für Maradona noch besser kommen. Bei seinem Weggang vom katalanischen Spitzenklub zum SSC Neapel im Jahr 1984 soll die damals unglaubliche Transfersumme von umgerechnet rund zwölf Millionen Euro für ihn gezahlt worden sein. Dass der bürgerliche FC Barcelona diese Ablösesumme für den "Goldjungen" problemlos aufbringen konnte, hatte damals niemand in der Fußballwelt verwundert. Schließlich hatten sich die Katalanen bei einigen Zeitgenossen den Ruf erworben, nicht viele echte Fans zu haben, sondern dass es vielmehr solvente "Kunden" waren, die den Fußballtempel Camp Nou aufsuchten. Und die erlesene Kundschaft verlangte nach Stars wie Maradona. Für die Barca-Vereinsfunktionäre gehörte es deshalb zum guten Ton, auf diesem Gebiet für Nachschub zu sorgen. Wie es aber dem SSC Neapel aus der Metropole des armen italienischen Mezzogiorno gelang, die damals astronomische Summe von umgerechnet zwölf Millionen Euro für den Maradona-Transfer aufzubringen, bleibt bis heute, mit Verlaub, nebulös.
Dank einer Analyse des Nachrichtenmagazins Spiegel wissen wir heute, dass die europäischen Transfers des "Goldjungen" aus Argentinien die kostspieligsten der letzten Jahrzehnte waren. Gemessen an heutigen Maßstäben hätten die Maradona-Transfers ohne Probleme die 100-Millionen-Euro-Marke durchbrochen. Das ist fast genau der Preis, den Real Madrid 2013 für den Wechsel des walisischen Stürmers Gareth Bale vom Premier-League-Klub Tottenham Hotspur zahlte. So war Bale im direkten Vergleich mit Maradona nur der Sieger auf dem Papier - böse Zungen würden behaupten: Bale war ein Papiertiger.
Als der grandiose Superstar des internationalen Fußballs am 25. November 2020 im Alter von nur 60 Jahren an einem Herzinfarkt in einer Wohnanlage in Buenos Aires starb, stürzte Argentinien und der Weltfußball in fassungslose Trauer. Zu seiner Aufbahrung im Präsidentenpalast in Buenos Aires strömten rund eine Million Menschen. "Weltweit nahmen sogar hunderte Millionen Fans Abschied. Die Trauerfeier von Maradona war damit nicht nur eine der bewegendsten, sondern auch eine der größten Welt", notierte die BILD-Zeitung. Und sein Weltmeister-Trainer César Luis Menotti, der mittlerweile auch verstorben ist, gab Maradona mit auf den Weg: "Der Ball und er kamen zusammen auf die Welt, wie beim Tango. Diego existierte in keiner anderen Welt als auf dem Fußballplatz."
Dass im Fußball das Geld schon immer eine wichtige Rolle spielt, ist fast so alt wie dieses Spiel selbst. So überführten die Erfinder des europäischen Fußballs auf der britischen Insel diesen Mannschaftssport relativ zügig in professionelle Strukturen - mit der Folge, dass seit 1888 in England schon Profimannschaften gegeneinander antraten. Klaus Zeyringer beschreibt diesen Wandel des britischen Fußballs von einem Sport der britischen Oberschichtjugend in seinem Buch Fußball. Eine Kulturgeschichte: "Mit dem Beginn der Fankultur wurde der Fußball zum Geschäft. Die Proficlubs waren jetzt Unternehmen. Sie fingen an, Spieler zu kaufen und zu verkaufen und sie brauchten dazu Betriebsleiter", berichtet Zeyringer. Aus dieser, nennen wir es mal, Firmenphilosophie, ist auf der britischen Insel die Funktion des Trainers entstanden, der konsequenterweise dann auch "Manager" genannt wurde. Eine Berufsbezeichnung, die heute noch im britischen Fußball gang und gäbe ist. Der Manager ist in Personalunion Trainer und gleichzeitig quasi Sportdirektor des Klubs und folglich mit einer entsprechenden Machtfülle ausgestattet
Im deutschen Fußball konnte sich diese Form des Fußballmanagers nach britischem Vorbild dagegen nicht durchsetzen. Wenn man zum Beispiel von Felix Magath absieht: Die Ikone des Hamburger SV aus glorreichen Zeiten, als der hanseatische Klub noch in den 1980er-Jahren den europäischen Fußballthron der Landesmeister erklomm, heuerte 2009 bei Schalke 04 an, nachdem er mit dem VfL Wolfsburg sensationell Deutscher Meister wurde. Von den S04-Bossen wurde er in Personalunion zum Trainer und Manager bestimmt. On top gab es für Magath noch einen Posten im Vorstand des Vereins. Das Experiment "Manager" nach britischem Vorbild endete für den Fußballeuropameister Magath schon 2011. Ihm wurden unter anderem "zu viele" Transfers vorgeworfen. Als "Kündigungsgrund" diente für Magath dann auch noch der (phasenweise) mangelnde sportliche Erfolg der Mannschaft.
Obwohl Magath zum Beispiel mit den damaligen Schalke-Verpflichtungen der beiden Starstürmer Raúl von Real Madrid und Klaas-Jan Huntelaar vom AC Mailand Akzente in der Liga setzen konnte, scheiterte das britische Firmenmodell "Manager" im deutschen Profifußball. Dort setzte man stattdessen weiterhin auf Arbeitsteilung innerhalb eines Profiklubs. So gibt es heute immer noch den klassischen Trainer, der sich im Regelfall rein um die sportlichen Belange des Teams kümmert, und eine stattliche Anzahl von Managern, die für die verschiedenen Aufgabenbereiche des Fußballunternehmens zuständig sind: angefangen vom Finanzsektor über das Merchandising und dem Marketing bis hin zum Sportdirektor.
Im deutschen Profifußball gibt es nach wie vor eine Arbeitsteilung zwischen Trainer und dem Management.
Für Zeyringer ist die organisierte Form des Fußballs, wie wir ihn heute kennen, eine Folge der Entwicklung der englischen Industriegesellschaft und den Kämpfen zwischen Fabrikbesitzern einerseits und Arbeitern und Gewerkschaften andererseits. Letztlich setzte...
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