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Als ich noch klein gewesen bin, so fünf oder sechs, da hab' ich im Wirtshaus mal gehört, wie einer schrecklich auf die Stoapfalz geschimpft hat. Nur hab' ich überhaupt nicht gewusst, was er da meint. Also hab' ich ihn gefragt. Da hat er mich ganz bös angeschaut, mit wilden Augen, und dann hat er mir erzählt, warum die Oberpfalz auch Stoapfalz heißt:
Zu einer Zeit nämlich, als der Teufel noch regelmäßig mit dem Herrgott verkehrt hat, da sind die beiden oft hier unten auf Erden spazieren gegangen. Und weil zwischen ihnen so einiges zu bereden gewesen ist, sind sie immer dort gegangen, wo's Zeit und Ruhe gab. Das war in der Oberpfalz.
Während sie also hier herumgewandert sind, ist dem Teufel die Idee gekommen, dass es doch gut wär, sich beim Herrgott Lieb-Kind zu machen. Also hat der Teufel dem Herrgott die Oberpfalz als Geschenk angeboten. Die zwei haben sich die Sache eine Weile von einem hohen Berg aus angeschaut, und schließlich hat der Herrgott den Kopf geschüttelt und dem Teufel gesagt: "So viel Stoa? Behalt's!"
Jetzt ist der Teufel aber im Gegensatz zum Herrgott kein echter Oberpfälzer, und drum hat er nichts verstanden. Er hat nur gehört: "Stoa?! B'halt's!"
Und "Stoapfalz" nennen manche Leute die Oberpfalz noch immer.
Vielleicht ist's ja auch genau wegen dieser Geschichte, dass sich der Teufel so oft in der Oberpfalz herumgetrieben hat. Und nicht nur der Teufel. Früher, da ist die Oberpfalz voll von Riesen und Zwergen gewesen, voll Druden und Nixen, weißen Frauen und feurigen Männern. Und wer mal nachts am Bachlauf bei Tauschendorf und Schrötting die Luft anhält und so ein gruseliges Heulen im Wind hört, der könnte fast meinen, dass das nicht nur Geschichten sind.
Wenn ich's mir jetzt so recht überleg, dann hat dieser wilde Grantler damals ganz deutlich nach Schwefel gestunken!
Vielleicht ist das wirklich der Deifl gewesen, den ich da getroffen hab'. Oder zumindest irgendein Deifl. Denn in der Oberpfalz, da gibt's nicht nur einen Deifl, sondern viele. Sogar sehr viele. Die sind nämlich am Anfang der Welt hier vom Himmel gefallen. Und darum geht's auch in den nächsten Geschichten .
Am Anfang hat der Herrgott Himmel und Erde erschaffen. Soweit, so gut. Doch in der Oberpfalz erzählt eine Sage, dass danach im Himmel alles drüber und drunter gegangen ist. Viele Engel haben gesehen, wie schön es die Menschen hier unten auf der Erde haben, und da sind sie neidisch geworden.
Wer will ihnen das auch verdenken? Ich meine, den ganzen Tag auf irgendwelchen Wolken sitzen und Hosianna singen, das muss auf Dauer eintönig sein. Und die Schöpfung ist ja nun wirklich eine gelungene Sache. Also, zumindest bei uns in der Gegend.
Weil Neid jetzt aber eine Sünde ist, hat der Herrgott auf den Tisch gehauen und alle Neidhammel aus dem Himmel geworfen. Die, die den Aufstand gegen den Herrgott angezettelt hatten, haben sich in Teufel verwandelt und sind gleich hinunter zur Hölle gefahren. Die anderen aber, die nur verführt worden sind, denen hat der Herrgott noch eine Chance gegeben: Während sie vom Himmel in Richtung Erde gefallen sind, haben sie bereuen dürfen. Und wer rechtzeitig bereut hat, der ist zwischen Himmel und Erde hängen geblieben. So sind die Luftgeister entstanden.
Wer etwas später bereut hat, also so spät, dass er schon am Boden aufgeschlagen ist, aus dem ist dann ein Feuergeist, Erdgeist oder Wassergeist geworden. Wahrscheinlich je nach dem, wo er grad hingefallen ist. Diese Geister sind Arme Seelen, die noch erlöst werden können, und manche erhalten vom Herrgott die Erlaubnis, sich den Menschen zu zeigen. Entweder, um sie zu erschrecken, sodass die Menschen Buße tun. Oder aber, um sie für das, was sie angestellt haben, zu bestrafen.
Also, die Neidhammel zum Beispiel fürs Neidisch-Sein.
Über die Entstehung der Landschaft bei Tauschendorf zwischen Falkenstein und Roding haben sich ja schon viele Gscheite den Kopf zerbrochen. Die Berge steigen dort wie Mauern in die Höhe, überall liegen riesige Granitblöcke herum, und die Äcker haben ganz andere Böden als die von den Nachbarn drum herum. Aber wie es zu dieser sonderbaren Landschaft gekommen ist, das wissen nur die Tauschendorfer selber:
Vor Urzeiten, da ist die Oberpfalz noch brettleben gewesen - grüne Wiesen und kein felsiger Hügel weit und breit. Für Mensch und Vieh war genug zu beißen da, und auch die Riesen waren zufrieden und haben den Menschen ihre Ruhe gelassen. Nur einer nicht, denn immer gibt's irgendwo einen Neidhammel, sogar bei den Riesen. Diesem einen Sturschädel haben die Menschen nicht gepasst. Also hat er einen riesigen Granitberg herangeschleppt, um die Tauschendorfer damit zu zerquetschen.
Die Tauschendorfer aber haben noch mal Glück gehabt. Die wollten sich gerade auf dem Dorfplatz versammeln und dabei haben sie gesehen, wie der Riese mit seinem Mordwerkzeug immer näher gekommen ist. Da sind sie sofort voller Angst auf die Knie gefallen und haben lauthals angefangen zu beten. Männer, Frauen und Kinder, alle miteinander. Sie alle haben die Hände zum Himmel gestreckt und den Herrgott um Gnade angefleht - und der hat sich zum Glück auch nicht lange lumpen lassen. Als der Riese den Granitberg nach den Tauschendorfern geworfen hat, hat der Herrgott ein gewaltiges Beben zur Erde hernieder geschickt. Unter Krach und Donner hat sich das Land um Tauschendorf zu einer gewaltigen Mauer aufgetürmt, und der Granitberg ist an dieser Mauer in tausend Stücke zerbrochen. Drum ist die Oberpfalz auch voller Steine, denn die Trümmer haben sich in alle Himmelsrichtungen verteilt. Überall hat's Granit und Fels gehagelt.
Dass es bei uns jetzt aussieht wie nach einem Meteoriteneinschlag, das ist doch glatt der Beweis, dass der Herrgott ein Herz für seine Oberpfälzer hat. Und nachts, am Bach von Tauschendorf, da gibt's ein Heulen in der Luft, dass du meinen könntest, irgendwo ums Eck ärgert sich immer noch einer von den Riesen, weil er nicht getroffen hat.
Von Bergriesen erzählen die Leute nicht nur zwischen Falkenstein und Roding. Bergriesen gibt's in der ganzen Oberpfalz. Und wenn es nach den Waldmünchenern geht, dann haben diese Riesen der Oberpfalz sogar quasi ihren Stempel aufgedrückt.
Als der Herrgott die Welt erschaffen hat, ist sie nämlich noch ganz weich gewesen. Aber überall, wo die Riesen herumgetrampelt sind, haben ihre Fußstapfen Täler und Berge hinterlassen. So haben die Riesen mit ihren Riesenhaxen die Oberpfalz geformt.
Abgesehen davon müssen sie ein ganz schön rabiates Völkchen gewesen sein. Irgendwann ist ihnen in der Nähe von Neuenhammer nämlich einmal langweilig geworden. Und da ihnen nichts besseres mehr eingefallen ist, haben sie angefangen, mit Steinen nach der Sonne zu werfen. Zum Glück waren die Riesen aber etwas kurzsichtig geraten, und weil es für Riesen keine Brillen gibt, haben sie die Sonne nicht ein einziges Mal getroffen. Drum sind sie schließlich weitergezogen. Die Menschen aber haben nicht schlecht gestaunt, als es Abend geworden ist: Durch all die Löcher, die die Riesen in das Himmelsgewölbe geschmissen haben, hat nun das Licht des Herrn gestrahlt.
So ist der Sternenhimmel, wie wir ihn heute kennen, eigentlich in der Oberpfalz entstanden.
Allerdings werden auch die stärksten Riesen einmal faul. Von einem erzählt man, dass er es Leid gewesen ist, überhaupt zu Fuß zu gehen. Den lieben langen Tag hat er auf dem Kamm des Böhmerwaldes gesessen und gewartet, bis der Mond aufgegangen ist. Dann hat der Riese auf einmal einen Sprung getan und ist wie ein Reiter auf der silbernen Kugel aufgesessen. Jede Nacht aufs Neue hat er sich vom Mond über den Himmel tragen lassen. Nur ist der Riese so schwer gewesen, dass er den Mond bei jedem Ritt ein Stückchen eingedrückt hat. Am Ende war der Mond davon so dünn geworden, dass er es mit der Angst bekommen hat. In seiner Not ist er in eine Felsspalte gerutscht und hat sich vor dem Riesen versteckt. Der Riese aber, der eine Weile ganz umsonst auf den Mond gewartet hat, ist schließlich eingeschlafen.
So kann der Mond Nacht für Nacht ein klein wenig zunehmen. Doch sobald er wieder ganz bei Kräften ist, wacht auch der Riese wieder auf . . und dann möchte ich nicht in der Haut vom Mond stecken, denn Riesen lernen dummerweise nichts dazu. Nie diese Deppen! Und darum haben wir die Mondphasen noch heute.
Das hat zumindest früher die Großtante von dem Bruder von meinem Spezl erzählt, und die hat auch genau gewusst, was die Riesinnen so machen, während ihre Mannsbilder Unfug treiben: Sie kämmen sich mit abgenagten Rossgerippen die Haare. Das tun sie so lange, bis der Mond wieder zu einer dünnen Sichel geworden ist, denn dann können sie sich mit ihm frisieren. Die Haare, die sie mit der Mondsichel abschneiden, lassen sie fallen. Das sind die Sternschnuppen am Himmel, und wenn du eine siehst, darfst du dir was wünschen. .wenn das mal meine Friseurin wüsste! Glauben, würd's die ja nicht. Glaub ich. Oder vielleicht doch?!
Steine gibt's viele in der Oberpfalz, und mit dem Teufel geht hier auch so manches zu. Aber dass die Oberpfalz voll von Teufelssteinen ist, das ist schon etwas Besonderes.
Wenn du die Leute fragst, was so ein Teufelsstein ist, dann gibt's allerdings ganz unterschiedliche...
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