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England, 1815. Als Gervase Frant, Earl of St. Erth, unverhofft aus der Schlacht von Waterloo nach Hause zurückkehrt, sind seine Verwandten enttäuscht. Schließlich hatten sie das gesamte Erbe bereits unter sich aufgeteilt. Warum war der Earl auch so taktlos, sich nicht totschießen zu lassen? Der einzige Lichtblick inmitten der feindseligen Familie ist die unscheinbare, aber äußerst charmante Miss Drusilla Morville, die gerade zu Besuch auf dem Herrensitz ist und den Earl mit ihren gewagten politischen Ansichten amüsiert. Aber als ein Mordanschlag auf den Earl verübt wird, überschlagen sich die Ereignisse ...
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In Reisehandbüchern hieß es Schloss Stanyon; für die Dorfbewohner war es »das Schloss«; die gute Gesellschaft sprach von Stanyon ebenso wie von Woburn und Cheveley. Es lag in Lincolnshire, unweit von Grantham und eher näher zu Stamford, einem Ort, den Leute, die sich mehr für Jagd im Allgemeinen als für Naturschönheiten im Besonderen interessierten, bezaubernd fanden. Es durfte sich mit größerer Berechtigung »Schloss« nennen als der Wohnsitz so manchen Edelmannes. Laut verschiedenen, im Übrigen recht uninteressanten Urkunden im Schlossarchiv, das Mr. Theodore Frant jetzt als Arbeitsraum diente, hatte an jener Stelle ursprünglich eine mittelalterliche Festung gestanden. Was davon dem Lauf der Zeit getrotzt hatte, war dem Tudorschloss einverleibt worden, das der Festung gefolgt war. Spätere Generationen vergrößerten und verschönerten das Gebäude je nach Laune, wobei Schwierigkeiten, die sich bei der Vergrößerung ergaben, einfach durch die Anlage eines weiteren Hofes aus der Welt geschafft wurden. Jener Frant zum Beispiel, dem es gelang, eine Freundschaft mit dem gemütlichen König Heinrich VIII. zu überdauern, erregte das Ärgernis seiner Zeitgenossen durch eine maßlose Vorliebe für Eichentäfelungen; sein Enkel, durch ausgedehnte Reisen verfeinert, ließ einen neuen Flügel anbauen und zierte den alten mit Vergoldungen und Deckenfresken. Ein späterer Frant verfiel der herrschenden Mode, berauschte sich am Rokoko, ließ den Brunnenhof anlegen und wurde lediglich von seinem Tod daran gehindert, noch großartigere Pläne in Angriff zu nehmen. Sein Erbe, ein glühender Anhänger Mr. Walpoles, bekehrte sich zur Gotik, und als ein Sturz bei einem seiner regelmäßigen Ausritte mit dem »Old Club« seiner Laufbahn ein jähes Ende bereitete, gab es nirgends in England so schwere Eichentüren, so gewichtige Eisenklinken und so viele schmale Spitzbogenfenster wie in Stanyon.
Der Sechste Earl of St. Erth, möglicherweise der Ansicht, dass sich sein Stammsitz schon zu sehr in der Gegend ausbreitete, mit größerer Wahrscheinlichkeit aber von den harten Zeiten, in denen zu leben er das Missgeschick hatte, daran gehindert, einen Flügel im Stile Palladios anbauen zu lassen, begnügte sich damit, die Ställe neu aufbauen, eine große Zahl von Zimmern tapezieren und in der riesigen Küche einen Herd aufstellen zu lassen, der, nebenbei bemerkt, von einem erzürnten Diener als das einzige Anzeichen moderner Zivilisation in dem ganzen Gebäude bezeichnet wurde; aber der Oberkoch, der für moderne Errungenschaften nichts übrighatte, benutzte den neuen Herd ausschließlich dazu, um von einem seiner Untergebenen darauf Gemüse kochen zu lassen, während er selbst nach wie vor über seiner Feuerstelle mit ihren riesigen Spießen, eisernen Kesseln und veralteten Back- und Bratöfen das Zepter schwang. Mit den Örtlichkeiten unvertraute Gäste, die verstört in den schlecht erleuchteten Gängen umherirrten, Stiegen entdeckten, die in unerforschte Dienerschaftsregionen führten, und endlich, erhitzt und erschöpft, dort anlangten, wo man inzwischen stundenlang auf sie gewartet hatte, verliehen mitunter ihrem Erstaunen darüber Ausdruck, dass jemand, der zwei andere bequemere Landsitze besaß, aus freien Stücken in einem solchen Labyrinth wohnte. Keiner dieser zwei, das war wohl richtig, hatte Bankettsäle aufzuweisen, Galerien für Spielleute, Waffenkammern, Türme und Gräben; aber dafür pfiff die Zugluft nicht durch die Gänge, keine schleichende Kälte drang aus feuchten Mauern, und die Kamine rauchten nur selten.
Der Sechste Earl und seine zweite Frau fanden Stanyon vollkommen in Ordnung: der Earl, weil er hier seine Kindheit verbracht hatte, seine Frau, weil sie in einem noch weniger komfortablen Haus im rauen Norden aufgewachsen war. Abgesehen davon würde sie, wenn man ihr die Wahl gelassen hätte, Bequemlichkeit ohne mit der Wimper zu zucken gegen Prunk eingetauscht haben. Die erste Frau des Earl hatte Stanyon gehasst. Aber die erste Frau des Earl, wenn auch zugegebenermaßen eine Dame von Stand und bemerkenswerter Schönheit, hatte sich der hohen Stellung, zu der sie berufen war, im höchsten Maße unwürdig erwiesen. Ehe noch ihr Sohn dem Gängelband entwachsen war, lief sie mit einem berüchtigten Wüstling auf und davon. Ihr Gatte, gehörnt, verraten und dem allgemeinen Gelächter preisgegeben, tilgte ihren Namen aus den Familienannalen, gestattete niemandem, ihn innerhalb seiner vier Wände auszusprechen, und betrachtete sich durchaus nicht als gerächt, als er erfuhr, dass sie drei Jahre nach ihrer Flucht in Not und Elend gestorben war. Sein Butler sowie seine Haushälterin, zwei gefühlvolle Leute, hofften, er würde sich wenigstens auf dem Totenbett seiner ersten Frau erinnern und Worte der Vergebung für sie finden, da es ihnen unmöglich schien, dass eine so schöne und liebenswürdige Dame aus seinem Herzen und seiner Erinnerung vollends verbannt sein sollte. Ja, sie gingen in ihren Illusionen sogar so weit, sich vorzustellen, dass die offensichtliche Abneigung des Earl gegen seinen ältesten Sohn von dem heimlichen Schmerz herrühre, den der Anblick des schönen Knaben, der tatsächlich das Abbild seiner Mutter war, wohl in ihm hervorrief. Aber wenn man dem hochwürdigen Herrn Felix Clowne, dem Kaplan seiner Lordschaft, Glauben schenken durfte, so bezog sich dessen letzter zusammenhängender Satz - ebenso kräftig in Worten wie schwach im Ton - darauf, dass der Wein, den ihm der Kammerdiener auf seinen Befehl gebracht hatte, nach Kork schmecke. Vorher hatte er seinem jüngeren Sohn Martin den Segen erteilt; er hatte ein freundliches Wort an seinen Neffen Theodore gerichtet; er hatte sich mit allem Zeremoniell von seiner Gattin verabschiedet; er hatte eine geziemende Botschaft an seine verheiratete Tochter geschickt; aber weder der Name seiner ersten Frau noch der seines Erben war über seine Lippen gekommen. Ebenso wenig war dieser in Stanyon eingetroffen, um an seinem Sterbebett zu weilen, obwohl kein Zweifel bestehen konnte, dass Mr. Theodore Frant ihm ein Eilschreiben nach Flandern gesendet hatte, in dem er ihm das bevorstehende Ableben seines Vaters ankündigte. Captain Viscount Desborough, wie er damals hieß, war mit seinem Regiment in Mons stationiert, und man konnte sich zur Not vorstellen, dass ein stark ausgeprägtes Gefühl für seine militärischen Pflichten ihn daran gehindert hatte, in einem Augenblick um Urlaub einzukommen, da fast stündlich erwartet wurde, Napoleon würde die Grenze überschreiten. Aber nachdem der Siebente Earl bereits ein kleines, aber ziemlich heftiges Gefecht beim Dorf Genappe und ein beträchtlich größeres bei Waterloo überlebt hatte, zeigte er noch immer keinerlei Neigung, in das Haus seiner Väter zurückzukehren. Er quittierte den Dienst, blieb jedoch auf dem Kontinent und setzte das vollste Vertrauen in die Fähigkeit seines Vetters, seine Güter zu verwalten. Und erst ein volles Jahr nach dem Tod seines Vaters erhielten die Gräfinwitwe und sein Vetter von ihm die Nachricht, dass er in England wäre und die Absicht hätte, sein Erbe anzutreten. Er setzte seine Stiefmutter mit einem sehr artigen Brief vom Tag seiner Ankunft in Stanyon in Kenntnis und erkundigte sich in höflichster Weise nach ihrem Befinden sowie dem seines Stiefbruders und seiner Stiefschwester. Ein sehr liebenswürdiger Brief, gab die Gräfinwitwe zu, aber, fügte sie in nicht allzu hoffnungsvollem Ton hinzu, ebendieselbe gewinnende Art war seiner Mutter eigen gewesen, und sie hatte sich dennoch als Schlange am Busen erwiesen.
»Ich sollte Sie vielleicht darauf aufmerksam machen, Ma'am, dass mein Vetter tadelnde Worte über den Charakter seiner Mutter nicht gerade schätzt«, sagte Mr. Theodore Frant ein wenig gezwungen. »Derartige Bemerkungen sollten in seiner Gegenwart lieber unterbleiben.«
»Mein lieber Theo«, antwortete die Gräfin, »es wäre in der Tat seltsam, wenn ich in Fragen der Höflichkeit dich um Rat fragen müsste!« Er verbeugte sich, und da sie ihm durchaus gewogen war, setzte sie freundlich hinzu: »Oder irgendjemand anderen, meine ich! In diesem Hause mag Desborough - oder, wie ich nun werde lernen müssen, ihn zu nennen, St. Erth - sicher sein, dass ihm jede Aufmerksamkeit gezollt werden wird, die seinem Rang zukommt!«
»Selbstverständlich, Ma'am«, sagte Mr. Frant und verbeugte sich aufs Neue.
»Der Ratschluss der Vorsehung hat ihn nun einmal für den Rang seines teuren Vaters bestimmt«, sprach die Gräfin, und ihre Meinung von der Vorsehung war keine sehr hohe. »Man hätte annehmen können, der Militärdienst in Spanien - sehr ungesundes Klima, soviel ich weiß, ganz abgesehen von der Möglichkeit eines gewaltsamen Todes im Kampf, die immerhin nicht von der Hand zu weisen war - würde den jetzigen Anlass unnötig machen. Aber es sollte nicht sein! Hätte man mich um Rat gefragt, so würde ich mich zu der Erklärung verpflichtet gefühlt haben, dass eine militärische Laufbahn für jemanden, den ich ohne zu zögern alles eher als robust nennen würde, leicht tödlich ausgehen...
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