Schweitzer Fachinformationen
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Mitgenommen
Die Geschichte zweier Männer, die keine Ahnung haben.
Sam und Graham
Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszutreten. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.
J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe
Während ich mich auf dem Beifahrersitz des »Fiat Auto Roller«-Wohnmobils anschnalle, beschleicht mich ein Gefühl der Angst in der Magengrube - ich bin noch nie von Sam gefahren worden. Nie. Wir wissen beide genau, was wir können. Ich bin ein sehr guter Autofahrer. Ich habe ein schnelles Auto für die Midlife-Krise; allerdings fahre ich nie schneller als erlaubt (okay, bis auf ein paar Mal vielleicht), und ich hatte in vierzig Jahren nicht einen Unfall. Sam dagegen kann auf eine ganze Litanei von Zusammenstößen und Kratzern zurückblicken.
In Los Angeles hat er seine Schlüssel in den Kofferraum gesperrt, einen Mustang rückwärts gegen einen Pfosten gesetzt (der anscheinend »aus dem Nichts« aufgetaucht war) und ein brandneues Elektrofahrzeug an der kompletten Beifahrerseite zerschrammt - angeblich die Schuld der Stadt der Engel, weil es eine »blöde Stelle für ein Kanalrohr« war.
Ich sehe sein jungenhaftes Grinsen, als er an der Gangschaltung rüttelt und sich das Kichern kaum verkneifen kann, und mir wird klar, dass dies ein Mann ist, der zu allem fähig ist. Vielleicht wird er uns von einer Klippe fahren, nur um zu sehen, wie das ist. Vielleicht wird er während der Fahrt aus dem Camper springen, sodass ich um die Kontrolle eines durchgehenden Wohnmobils kämpfen muss. All diese Gedanken wirbeln durch mein verkatertes Gehirn, als Sam den Rückwärtsgang einlegt.
Krtschonk - quieeetsch - krtschonk
Ich gehe davon aus, dass er die Kupplung getreten hat, aber das Kreischen der Schaltung sagt mir etwas anderes. Er fummelt noch ein bisschen an den Gängen herum, während er mich mit dem Lächeln eines Psychopathen ansieht, und in diesem Moment wird Clanlands geboren - ohne Plan, ohne Drehbuch, nur ganz wir selbst: ein Mann, der sich für einen harten Kerl ausgibt, wird von einem komplett Irren durch die Gegend gefahren.
Ich bin mir sicher, dass Sam neue, schreckliche Wege finden wird, mein Leben aufs Spiel zu setzen.
Sam: »Als ob ich das tun würde .«
Beiläufig erzählt er mir, dass er seit fünf oder sechs Jahren kein Auto mit Schaltung mehr gefahren ist und noch nie ein so großes wie dieses Wohnmobil. Na großartig.
Sam: »Ich habe keine Ahnung, welches Pedal ich benutzen muss.«
Graham: »Das ist ein Scherz, oder?«
Sam: »Nein. Äh, Gas, Bremse, Kupplung?«
Graham: »Ja, aber in welcher Reihenfolge? Gas rechts oder links?«
Sam: »Es fängt links an.«
Graham: »Nein, rechts. Gas, Bremse, Kupplung.«
Man könnte auch »Gang rein, Besonnenheit, Konsequenz« sagen, aber ich habe es hier mit einem Menschen zu tun, der meint, dass er sich durchmogeln und die Rolle des kompetenten Fahrers spielen kann und dass Konsequenzen nur aufregende Dinge sind, die noch nicht passiert sind.
Sam: »Alles gut bei dir, Graham?«
Wenn er eine Handtasche hätte, würde sich McTavish jetzt daran festklammern, und wir sind noch nicht einmal vom Parkplatz runter. Ja, das Getriebe hat ein oder zweimal geknirscht, aber zu meiner Verteidigung bin ich seit Jahren nicht mehr mit Schaltung gefahren, vielleicht fünf- oder sechsmal . und noch nie so ein großes Fahrzeug; nicht, dass ich vorhabe, Graham das zu erzählen . noch nicht. Schließlich finde ich den Rückwärtsgang, hole tief Luft und setze mit ordentlichem Tempo zurück.
Graham: »Himmel!«
Während sich Graham am Griff festhält und sich auf dem Sitz windet, schießt mir das Adrenalin durch den Körper. Das hier wird cool, selbst wenn wir es nicht vom Parkplatz herunterschaffen. Allein zu sehen, wie er wimmert und ächzt, ist hochgradig befriedigend. Er wirft mir einen vernichtenden Blick zu, und ich schalte mit einem mächtigen Rums in den ersten Gang. Wir werden schneller und verfehlen das Schild des Kingshouse Hotels um ein paar Zentimeter.
»Na, dann mal los!«, sage ich mit großer Überzeugung. »Clanlands, die Geschichte zweier Männer, die .«
». keine Ahnung haben!«, beendet Graham meinen Satz.
Und er hat recht. Wir befinden uns am Beginn einer gemeinsamen Reise - einer Entdeckungsreise auf der Suche nach dem wahren Schottland und danach, was es bedeutet, Schotte zu sein. Aber wir haben nur einen sehr groben Plan. Wir wissen, dass wir mehr über sechs der wichtigsten Highlandclans erfahren und so viele interessante Menschen wie möglich kennenlernen wollen, von Clanoberhäuptern (die sich auch heute noch zanken) hin zu Musikern, Historikern, Köchen (Graham braucht Nahrung) und natürlich den besten Whiskybrennern (warum auch nicht?). Aber da wir nur eine Woche haben, in der wir das alles unterbringen müssen, werden wir uns kopfüber ins Abenteuer stürzen und uns von Whisky, Adrenalin und Koffein tragen lassen.
Hhhhhrrr-GONKKKK
Graham: »Das ist der zweite, nicht der vierte.«
Wir beginnen an einem Ort, den man als das Herz der Highlands bezeichnen könnte - Glencoe, ein Tal mit steilen Wänden, das von einem Eiszeitgletscher gebildet wurde und von einem Flüsschen namens Coe durchflossen wird. Es ist eine Gegend in Schottland, die ich gut kenne, weil ich hier schon oft Urlaub gemacht habe. Außerdem ist es der Ort, an dem 1692 das Massaker von Glencoe stattgefunden hat, und das hat vor über zwanzig Jahren mein Interesse an schottischer Geschichte geweckt.
1992, um genau zu sein.
Ich war immerhin schon einunddreißig und finde den Gedanken schockierend, dass Sam vermutlich gerade die Grundschule hinter sich hatte und wahrscheinlich noch in kurzen Hosen herumlief. Vielleicht sogar noch ins Bett machte? Ich nehme mir einen Moment Zeit, diese schmerzvolle Erkenntnis zu verdauen.
Ich hatte damals ein Engagement am Pitlochry Festival Theatre und habe neun Monate lang mitten in den Highlands jede Woche sechs verschiedene Stücke gespielt. Es war fantastisch. Die Highlands haben mich schon von frühester Jugend an fasziniert, und ich habe mich der Gegend immer tief verbunden gefühlt. Mein Vater jedoch konnte nicht schnell genug aus Schottland fortkommen. Er stammt aus Glasgow und hat als Pilot die ganze Welt bereist. Jedes Mal, wenn er Schottland überflog, hat er gesagt, es wäre unter Wolken gewesen!
Was auch immer also mein Interesse an den Highlands und ihrer Geschichte geweckt hat, kommt aus mir selbst, fast wie eine Art »kollektives Gedächtnis«, ein Begriff, der bedeutet, dass die langjährigen Erlebnisse einer Gruppe von Menschen oder eines Stammes vererbt werden können.
Ich hatte mich schon vorher in der Nationalbibliothek schlaugemacht, und in Pitlochry hat es mir das berüchtigte Massaker von Glencoe dann endgültig angetan. Also habe ich den Plan gefasst, anlässlich des dreihundertsten Jahrestags etwas zu schreiben - und ich habe ein Konzept mit dem Titel Clanlands geschrieben und versucht, jemanden dafür zu interessieren, es mit mir für das Fernsehen zu verfilmen . was natürlich für einen dreißigjährigen schottischen Theaterschauspieler komplett utopisch war.
Jahre später habe ich Sam beim Outlander-Dreh pausenlos mit meiner Vorliebe für schottische Geschichte in den Ohren gelegen, weil mir gefiel, wie begeisterungsfähig er war. Sam springt zwar gern ins kalte Wasser - trotzdem hätte ich mir niemals träumen lassen, dass er sechs Jahre später in Argyll auf einem Tandem hinter mir sitzen würde. Aber der Reihe nach .
Im März 2019 stand ich gerade in Neuseeland in meiner Küche, als Sam anrief. Er wusste, dass ich schon einmal darüber nachgedacht hatte, eine Dokumentation über schottische Geschichte zu drehen, und fragte mich, ob wir nicht zusammen einen Podcast machen könnten. Ich war sofort angetan von der Vorstellung, mit ihm beim Whisky im Pub zu sitzen und herumzufrotzeln. Allerdings hat es dann nicht lange gedauert, und aus dem Podcast war die Idee geworden, dass wir mit GoPros losziehen und uns gegenseitig beim Wandern und Reden filmen würden.
Super, habe ich gedacht, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie das funktionieren würde. Ich habe bestenfalls oberflächliche Ahnung von Technik, und so habe ich es schon kommen gesehen, dass Sam professionelles Material von mir drehen würde, während ich noch damit kämpfte, den Aufnahmeknopf an meinem Gerät zu finden.
Doch dann hat Sam eine richtige TV-Kamera vorgeschlagen mit richtigen Menschen, die tatsächlich wissen, was sie tun. Okay - das wurde ja immer größer. Wir haben beschlossen, die Clans als Schlüssel zur schottischen Geschichte zu benutzen und einen Clan ins Zentrum jeder Episode zu stellen. Ich hatte meine Favoriten schon im Kopf, weil ich diese kleine Vorliebe für Fehden habe. Man sagt, »Schottland ist im Kampf entstanden«,...
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