Schweitzer Fachinformationen
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Das Trittsiegel des Bibers mit den fünf gespreizten Zehen ist markant. Die hinteren Abdrücke erreichen eine Länge bis zu 15 cm, die vorderen sind um zwei Drittel kürzer. Die Breite beträgt hinten bis zu 10 cm, vorne nur bis 4,5 cm. Als typischer Nager sind die vorderen Pfoten als Greifhände ausgebildet und ohne Schwimmhäute.
© Christian Deschka
Die walzenförmige Losung des Bibers ist selten länger als 4 cm und fast immer fest. Schon ihre Struktur ist - besonders im Herbst und Winter - durch kleine Späne aus Rinde und Holz auffällig. Im Sommerhalbjahr nehmen Biber auch vermehrt grüne Pflanzenteile auf. Die abgebildete Losung enthält auch Getreidekörner, die der Biber an einer nahe dem Wasser platzierten Rehfütterung aufgenommen hat.
Die breite, muskulöse Kelle (Schwanz) dient dem Biber als Antrieb und Steuer beim Schwimmen und Tauchen. Sie dient aber auch der Kommunikation. Die Tiere schlagen mit ihr flach aufs Wasser und können sich so unter und über Wasser verständigen. Die Kelle wurde den Tieren aber auch zum Verhängnis, weil die Kirche sie als "Fisch" anerkannte und als Fastenspeise zuließ.
© iStock.com/Christina Prinn
Biber sind reine Pflanzenfresser. Sie sind nicht wählerisch und fressen fast alle am und im Wasser wachsenden Pflanzenarten. Im Uferbereich nutzen sie eine Fülle krautartiger Wildpflanzen, darunter auch Brennnessel, Giersch und verschiedene Ampferarten. Bevorzugt werden während der Vegetationszeit saftige Rhizome und Triebe emerser und submerser Pflanzen wie Gelbe Iris, Teichrosen oder Rohrkolben.
Biber entfernen sich ungern weiter als 20 Meter vom Wasser, machen aber Ausnahmen, wenn sich in Gewässernähe attraktive landwirtschaftliche Kulturen wie Mais-, Rüben-, Getreide- oder Gemüsefelder befinden. Dann legen sie bis zu 150 Meter zurück. Beim Mais ernten sie die Stängel wie auch einzelne Kolben, die sie ins Wasser ziehen.
Ganzjährig benagen und fällen sie nahezu alle gewässerbegleitenden Gehölzarten. Sie fällen dabei auch sehr starke und alte Bäume wie Eichen oder Pappeln. Verwertet werden die Rinde ebenso wie Blätter und dünnere Triebe. Die Nutzung von Gehölzen nimmt im Spätsommer und Herbst zu, weil die Biber Zweige und Äste vor ihren Burgen am Gewässergrund einlagern. Das Fällen erfolgt jedoch auch dann, wenn saftigere und einfacher zu erntende Pflanzen im Überfluss vorhanden sind, weil Äste ganzjährig für Bau und Reparatur von Dämmen und Burgen benötigt werden.
Wasser - ihr wichtigstes Element: Biber besiedeln stehende wie fließende Gewässer, stellen aber dennoch einige Ansprüche. Vor allem darf ein Gewässer im Sommer nicht trockenfallen. Der Wasserstand muss immer so hoch sein, dass die Eingänge zu den Burgen ausreichend tief unter Wasser liegen. Das Gewässer darf im Winter nicht bis auf den Grund gefrieren. Die Biber halten ihren Ausstieg eisfrei und müssen ihre am Gewässergrund gelagerten Vorräte nutzen können. Fließgewässer gefrieren nicht so schnell wie Stillgewässer. Allerdings darf die Strömung auch nicht zu stark sein.
Deutlich zeigen die Zahnmarken in der Rinde, dass Biber das Holz quer benagen.
Uferzone: Die Größe der Wasserfläche ist nicht so entscheidend wie die Qualität der Uferzone. Gewässer, deren Ufer die Anlage von Wohnburgen begünstigen, werden bevorzugt.
Gehölze: Ausreichend Gehölze - vor allem schnell nachwachsende Weichhölzer - sind wichtig. Blätter, Rinde und dünne Holzteile dienen als Nahrung. Zweige und Äste werden im Herbst am Grund des Gewässers (bei den Wohnburgen) als Winternahrung gelagert und werden außerdem für den Bau von Burgen und Dämmen benötigt. Das gilt besonders für Bäche und Gräben mit schwankenden Wasserständen, die der Biber anstaut. Fließgewässer, deren Ufer über längere Strecken ohne Gehölze sind, meidet der Biber.
Wo die Ufer flach sind, können Biber keine Höhlen graben. Sie errichten dann im Flachwasserbereich Burgen aus Ästen und Zweigen, die mit Schlamm abgedichtet werden. Der Eingang liegt unter Wasser, der Wohnkessel liegt über dem Wasserspiegel.
Hinterland: Von Bedeutung bei der Habitatwahl ist auch das Hinterland eines Gewässers. Fast überall in der Literatur wird angegeben, der Biber entferne sich selten weiter als 20 Meter vom Ufer. Das trifft bei Gewässern im Wald häufig zu und hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass im Uferbereich Weichhölzer wachsen, während dahinter oft Nadelhölzer oder Harthölzer folgen. Wo der Biber wählen kann, bevorzugt er Weide, Erle, Esche oder Pappel. Allerdings fällt er gelegentlich auch recht beachtliche Eichen.
Wo Flachwasserzonen fehlen und der Wasserspiegel deutlich tiefer liegt als die Uferkante, graben Biber Erdbaue. Auch deren Eingänge liegen unter Wasser. Sie haben einen ansteigenden Gang, der in einen über der Hochwassermarke liegenden Wohnkessel führt. Über diesem Kessel schichten Biber Äste und Zweige auf, zwischen welche sie Schlamm schaffen. Damit verhindern sie, dass sich Fressfeinde in den Kessel durchgraben.
Biber benutzen, wenn sie an Land gehen, feste Ausstiege. Dabei graben sie sich tief in die Uferkante ein und hinterlassen Rinnen.
Hier hat der Biber seinen Bau in einen Damm gegraben, auf dem er schichtweise Äste abgelagert und mit Schlamm verdichtet hat. Deutlich ist der Aufstieg zu erkennen, auf dem er den Schlamm vom Gewässergrund hinauftransportiert.
Biber fällen Stämme mit einem Durchmesser bis knapp einen Meter. Dabei bevorzugen sie gewässerbegleitende Weichhölzer wie Aspe, Pappel, Weide und Erle.
Im Sommer lässt die Fäll-Tätigkeit nach, weil sich die Biber auf krautartige Pflanzen konzentrieren. Im Herbst fällen sie auf Vorrat. Sie müssen sich ordentlich Fett anfressen und lagern Äste und Zweige unter Wasser für den Winter ein.
Biber haben wenig Probleme mit der Nähe des Menschen. Wo sie seine Anwesenheit gewohnt sind, zeigen sie sich relativ vertraut und auch tagaktiv. Heute besiedeln Biber Flüsse wie die Donau innerhalb von Städten, wo sie angrenzende Parks und Hausgärten zur Nahrungssuche nutzen. Aus älterer Zeit ist überliefert, dass Biber auch in Hafenanlagen siedelten. Dass sie dort zuerst verschwanden, ist den Kaimauern zuzuschreiben. Da die Biber heute - von Ausnahmen abgesehen - nicht mehr gejagt werden, ist ihre Rückkehr in unbefestigte Randbereiche von Hafenanlagen zu beobachten. Die immer mehr, größer und schneller werdenden Frachtschiffe und Freizeitboote und der Mangel an Ufergehölzen bremsen jedoch diese Entwicklung aus.
Hier hat der Biber einen Wassergraben (Vorfluter) angestaut. Hinter dem Damm breitet sich das Wasser aus und überflutet die Wiesen. Aus Grünland wird Feuchtgebiet, und der Grundwasserspiegel steigt. Was ökologisch sinnvoll und notwendig ist, geht zu Lasten des Bauern.
Viele Gewässer werden von Wegen oder Straßen begleitet. Zwar hat der Biber mit diesen kein grundsätzliches Problem, das zeigen seine Verkehrsverluste, dennoch stellen besonders breite, asphaltierte Straßen so etwas wie optische Barrieren dar.
Es sind im Grunde positive Eigenschaften, für die wir dem Biber - wenn wir in die Zukunft blicken - dankbar sein müssen. Er staut zwar Gewässer an, arbeitet damit jedoch dem weiteren Absinken des Grundwassers entgegen. Er schafft Überschwemmungsflächen, die aber auch geeignet sind, Hochwässer aufzunehmen. Er schafft intakte Lebensräume für eine Unzahl an Pflanzen- und Tierarten. Doch wer in oder am Lebensraum eines Bibers eigenen Grund hat, der möchte vielleicht den Grundwasserstand absenken, auch wenn für die Allgemeinheit und unsere Zukunft das Gegenteil dringend notwendig wäre. Der Landwirt will nicht mit seinen schweren Maschinen in Biberbaue einbrechen und er möchte seinen Mais- oder Rübenacker nicht in eine ökologisch wertvolle Sumpfwiese oder ein Übergangsmoor umgebaut bekommen. Es ist scheinbar unser unabwendbares Schicksal, dass unser momentanes wirtschaftliches Überleben und unsere finanziellen Gewinne...
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