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Seit den Marienerscheinungen des Jahres 1917, die jeweils am 13. eines Monats zwischen Mai und Oktober stattfinden sollten, ist für viele gläubige Katholiken die Zahl "13" nicht etwa, wie für abergläubische Zeitgenossen, eine Unglückszahl, sondern eher ein marianischer Code.
So stand auch für mich fest, dass ich den Jahreswechsel 2012-2013 in Portugal verbringen wollte, um den letzten Tag des alten Jahres mit einem Gebet im Heiligtum von Fatima zu beginnen. Ich besuchte an diesem 30. Dezember 2012 die Vorabendmesse in der neuen Dreifaltigkeitskirche, der drittgrößten katholischen Kirche der Welt, empfing den Segen des Zelebranten und trat wieder hinaus auf die Esplanade, die noch größer ist als der Petersplatz in Rom. Im Westen begrenzt sie das hypermoderne, kreisrunde Gotteshaus, nach Osten hin die sehr viel grazilere Rosenkranzbasilika mit ihren halbkreisförmigen Kolonaden. Am Nordrand, etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Kirchen, liegt die Capelinha, das Ur-Heiligtum von Fatima, das unmittelbar nach den Erscheinungen auf ausdrücklichen Wunsch der Gottesmutter gebaut worden war. Gleich daneben wächst ein Ableger der Steineiche, über der die "Frau, heller als die Sonne" schwebte, als sie das erste Mal zu den Kindern sprach.
Es war kurz nach 17.00 Uhr, als endlich, zum Abschluss dieses bewölkten, grauen Tages, doch noch die Sonne durchzukommen schien, die jetzt den Pilgerplatz in ihr warmes Licht tauchte. Ich nahm die Gelegenheit wahr, ein paar Fotos zu schießen und bat meine Begleiterin Yuliya, auch ein Bild von mir zu machen, als Autorenfoto für künftige Publikationen. Dabei schaute ich, um die berühmte Silhouette der Rosenkranzbasilika im Hintergrund zu haben und der Lichtverhältnisse wegen nach Westen, in Richtung der Abendsonne, als mir der Atem stockte. Schräg über der Dreifaltigkeitskirche, so schien es, hatte sich in den Wolken so etwas wie ein rechteckiges Fenster gebildet, durch das die allmählich untergehende Sonne strahlte. Doch davor, zwischen den Wolken, war klar und deutlich ein Gebilde auszumachen, das, aus Wolken geformt, dem Profil einer Frau glich, die lange Haare oder einen Schleier zu tragen schien. Ich traute meinen Augen nicht, griff nach meiner Lumix-Taschenkamera und schoss eine Reihe von Fotos. Yuliya, die das seltsame Himmelsbild jetzt ebenfalls sah, nahm es mit ihrer Nikon-Spiegelreflexkamera auf, während es langsam seine Form zu verändern schien. Glich es gegen 17.08 Uhr noch der Seitenansicht einer Marienstatue, wurde es um 17.09 Uhr zum gebeugten Profil eines bärtigen Mannes, der Locken oder eine Dornenkrone zu tragen schien. Spontan musste ich an das Filmplakat von Mel Gibsons "The Passion of Christ" denken, sogar die Farben stimmten überein. Erst allmählich schien sich auch diese Gestalt aufzulösen.
Natürlich waren Yuliya und ich nicht allein auf dem riesigen Platz. Überall waren kleinere Gruppen von Pilgern zu sehen, die gebannt zum Himmel starrten. Andere kamen gerade aus der Basilika und bekamen nichts mit, wieder andere schlenderten gemächlich daher, ohne den Blick nach Westen zu richten. Mindestens zwei weitere Personen schossen Bilder, wie mir ein paar Tage später der portugiesische Historiker und Fatima-Experte Carlos Evaristo mitteilte. Er hatte sich dadurch einen Namen gemacht, dass er Schwester Lucia, der letzten Überlebenden der drei Seherkinder, bis zu ihrem Tod 2005 als Dolmetscher diente.
Lange noch blieb ich an diesem Tag in Fatima, um in Gebet und Kontemplation zu ergründen, was dieses Himmelszeichen zu bedeuten hatte. Ich konnte nicht ahnen, dass 2013 zum Schicksalsjahr für die Kirche und die Welt werden würde. Für die Kirche, weil Papst Benedikt XVI. am Jahrestag der ersten Marienerscheinung von Lourdes, dem 11. Februar, seinen Rücktritt ankündigte. Am Fatima-Tag, dem 13. März, wurde Papst Franziskus gewählt, der sein Pontifikat gleich im Mai der Gottesmutter von Fatima weihte. Vielleicht ist es ihm zu verdanken, dass 2013 nicht ein verheerender neuer Nahostkrieg ausbrach, der unweigerlich zu einer Konfrontation der beiden Großmächte USA und Russland geführt hätte. Als aus Ghouta, einem Vorort von Damaskus, am 21. August 2013 ein Giftgaseinsatz gemeldet wurde, sah US-Präsident Barack Hussein Obama den syrischen Präsidenten Assad als Schuldigen und eine "rote Linie" überschritten. Doch Assad beteuerte seine Unschuld und sein russischer Verbündeter glaubte ihm. Der Papst erkannte den Ernst der Lage und rief für Samstag, den 7. September - den Vorabend des Festes Mariä Geburt - zu einem Tag des Fastens und des Gebetes für den Frieden in Syrien auf. In einer vierstündigen Gebetsvigil auf dem Petersplatz, der längsten päpstlichen Zeremonie seit Jahrzehnten, wurde auch der Rosenkranz rezitiert. Das uralte Gnadenbild der "Salus Populi Romani", der Gottesmutter als "Heil des römischen Volkes", war eigens, wie nur in Zeiten höchster Not, aus der Basilika S. Maria Maggiore in den Vatikan gebracht und vor dem Papstaltar aufgestellt worden. Gleichzeitig waren Millionen von Christen dem Aufruf des Papstes gefolgt, über Funk, Fernsehen und Internet an der Gebetswache teilzunehmen. Von Washington über Bagdad und Manila bis nach Sydney hatten Bischöfe zu Gebet und Fasten für den Frieden aufgerufen. In Syrien selbst hatten Muslime, Christen und Juden schon am Mittag in der Omajjaden-Moschee von Damaskus gemeinsam für den Frieden gebetet. So wurde dieser "wundervolle römische Abend", wie die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" schwärmte, zum eigentlichen Höhepunkt des Bergoglio-Pontifikats.
Denn gleich als das Wochenende vorüber war, schien es, als habe der Himmel die Gebete der Gläubigen erhört. Hatten noch am 5. September mehrere arabische Staaten nach Aussage von US-Außenminister Kerry angeboten, eine amerikanische Invasion in Syrien zu finanzieren, versagten die US-Kongressabgeordneten in der darauffolgenden Woche Obama die Unterstützung für seine Kriegspläne. Stattdessen erklärte Kerry am 9. September, Syrien könne einen US-Militärschlag abwenden, wenn es unter internationaler Kontrolle seine Chemiewaffen vernichten würde. Eben das hatte am Tag zuvor der russische Außenminister Lawrow angeboten. So stimmte Syrien am nächsten Tag dem Plan der Abschaffung seiner Chemiewaffen zu, kurz darauf trat das Land der internationalen Chemiewaffenkonvention bei. Nur drei Monate später enthüllte der US-Journalist und Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh, dass die Assad-Regierung tatsächlich unschuldig war. Vielmehr hatte der türkische Geheimdienst den Terroristen der islamistischen al-Nusra-Front das Giftgas Sarin geliefert, um einen "false flag"-Angriff durchzuführen - also einen Vorfall zu inszenieren, der Assad vor den Augen der Weltöffentlichkeit diskreditieren und einen Angriff auf Syrien rechtfertigen würde. Im Oktober 2015 präsentierten zwei türkische Oppositionspolitiker, Eren Erdem und Ali Seker von der sozialdemokratischen CHP, auf einer Pressekonferenz Beweise, dass der türkische Geheimdienst MKE tatsächlich die Rebellen mit Saringas-Komponenten beliefert hatte. Sie wurden daraufhin von Staatspräsident Erdogan wegen "Hochverrats" angeklagt. Doch sein Ziel, seinen Erzfeind Assad durch die Amerikaner ausschalten zu lassen, hatte der türkische Diktator haushoch verfehlt. Er hatte die Rechnung ohne den Papst, ohne die Macht von Millionen Gebeten gemacht. Die Machtergreifung der Islamisten und die dadurch drohende Zerstörung der syrischen Christenheit, ja vielleicht sogar ein Dritter Weltkrieg war noch einmal verhindert worden.
Hatte das Himmelszeichen von Fatima, das auch ich sehen durfte, etwas mit diesen Ereignissen des darauffolgenden Jahres zu tun gehabt? War es vielleicht ein Menetekel, ein "Fingerzeig Gottes", wie es sie schon immer und zu allen Zeiten gegeben hat? Oder doch einfach nur eine Laune der Natur, ein Zufall? Ich weiß es nicht.
Der Begriff "Menetekel" jedenfalls stammt aus dem biblischen Buch des Propheten Daniel. Prinzregent Belschazzar, Sohn von König Nabonid und Enkel des Statthalters Nabubalatsuiqbi, den die Bibel mit dem König Nabukadnezzar verwechselt, hielt 543 v. Chr. in Babylon ein Festmahl mit tausend Gästen. Vom Alkohol berauscht befahl er, die Trinkgefäße aus dem Tempel in Jerusalem zu bringen, die der echte Nabukadnezzar 54 Jahre zuvor erbeutet hatte. So als gäbe es keinen wahren Gott, trank er mit seinen Großen, seinen Frauen und Nebenfrauen aus den heiligen Gefäßen und pries seine Götzen. Doch die ausgelassene, ja geradezu orgiastische Stimmung wurde jäh unterbrochen. "Ein Finger einer Menschenhand" erschien, berichtet uns das Buch Daniel, "und schrieb etwas auf die Kalktünche der Wand des Königspalastes, gerade gegenüber dem Leuchter." Belschazzar sah "den Rücken der schreibenden...
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