Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Für den Zwilling ist Wissen der Schlüssel zu allem.
Die Straße schlängelte sich immer höher auf den kleinen Berg, auf dem unser Ziel lag. Ich steuerte meinen Wagen durch die letzte Kurve, als das Weingut endlich in Sicht kam. Es fühlte sich an, als ob wir in eine andere Welt eintauchten. In eine Welt, die so ganz anders war als mein Wohnort Birmingham oder auch London, wo meine kleine Schwester Gemma mittlerweile mit ihrem Freund Ambrose lebte.
»Ist es nicht wunderschön?«, flüsterte sie ehrfürchtig, als die Sonne über einem der Berge strahlte und das gesamte Gebiet in warmes Licht tauchte. Ich konnte nur noch nicken. Keine Ahnung, wann ich mir das letzte Mal eine wirkliche Pause von meinem Job gegönnt hatte, aber als Gemma vorschlug, ein Mädelswochenende auf dem Weingut mit angrenzendem kleinen Hotel und Wellnessbereich zu verbringen, musste ich nicht lange überlegen. Es gehört der Tante eines der besten Freunde von Ambrose, bot eine spektakuläre Atmosphäre und erstreckte sich über sanfte Hügel vor endlosen Reihen der Weinreben, die im frischen Frühlingsgrün leuchteten. Zwischen den Reben sah ich einzelne Arbeiter, und auch auf dem Hof, auf den wir nun einbogen, herrschte geschäftiges Treiben.
Das Haupthaus war ein altes Steinhaus, das perfekt in die Gegend von Südwales passte. Seine cremefarbene Fassade schimmerte in der frühen Mittagssonne, und die grünen Fensterläden waren weit geöffnet. Links befand sich ein moderner Anbau, der laut meiner Recherche anhand der Webseite das kleine Hotel beherbergte, und bot durch die Glasfassade des unteren Stockwerkes eine gelungene Kombination aus traditionellem Charme und Moderne.
Rechts vom Haupthaus lag der Wellnessbereich mit einem Außenpool, den man jedoch von hier nicht erkennen konnte. Vor dem Haus waren weiße Stehtische mit Hussen aufgestellt worden, und ich konnte mir vorstellen, wie dieser Ort durch die Gäste und Besucher mit Leben erfüllt wurde.
Es war beeindruckend, dass Elvi Morrison dieses gigantische Anwesen allein betrieb. Ich konnte es kaum erwarten, sie kennenzulernen.
Wir suchten uns einen der freien Parkplätze am Rand des Hofes und stiegen aus dem Auto. Die Luft war erfüllt vom süßen Duft der Weinreben und der späten Frühlingsblumen, die überall blühten und mich sofort in ihren Bann zogen.
Gemma grinste mich an. Ihr wildes, rotblondes Haar leuchtete im Licht der Sonne. Meine kleine Schwester war schon immer ein Wildfang gewesen, das komplette Gegenteil von mir. Abenteuerlustig, ständig auf der Suche nach etwas Neuem. Niemals hätte ich angenommen, dass sie wirklich irgendwann nach ihren endlosen Reisen rund um den Globus sesshaft werden würde, aber Ambrose hatte es geschafft, ihr ein Zuhause zu geben. Etwas, das mir nie gelungen war. »Siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass es dir gefallen wird«, sagte sie und riss mich aus meinen Gedanken. Ich atmete tief durch und versuchte, diese alte Melancholie von mir abzuschütteln.
»Okay, ich kann zugeben, dass du recht hattest«, sagte ich lächelnd und ging zum Kofferraum, um ihn zu öffnen. »Das Wochenende wird sicherlich sehr entspannend.«
Gemma nahm mir ihre kleine Reisetasche ab. In dem Moment zerriss ein dröhnendes Motorgeräusch die besinnliche Stille, und ich drehte mich überrascht in die Richtung um. Es passte so gar nicht in die ruhige Idylle dieser Gegend.
Ein schwarzes Motorrad fuhr auf den Hof. Der Fahrer trug eine dunkle Lederjacke über einer Jeans und steuerte auf uns zu. Ich umfasste den Griff meines Trolleys fester, als er knapp vor uns stehen blieb, den Motor abstellte und sich aufrichtete. Obwohl ich sein Gesicht hinter der verspiegelten Scheibe seines Visiers nicht erkennen konnte, fühlte es sich an, als ob er mich direkt anschaute. Bis Gemma plötzlich auf ihn zustürmte. Er stieg ab und drückte sie fest an sich. Mir fiel auf, wie groß er tatsächlich war und wie der dicke Stoff der Jacke seine breiten Schultern betonte.
Wenn ich mich nicht irrte, war das Cameron, Ambroses Freund und Neffe der Weingutbesitzerin. Gemma hatte mir erzählt, dass er fast den gesamten Winter hier verbracht hatte und seiner Tante mit dem Gut half, was ich ziemlich nett fand.
Endlich löste er den Verschluss seines Helmes und zog ihn sich vom Kopf. Ein freches Grinsen ließ ein Grübchen erscheinen, während er sich an Gemma wandte. »Hey, da seid ihr ja!« Er lehnte sich ein Stück zu ihr herunter. »Ich habe den ganzen Winter auf euch gewartet, das kannst du mir glauben.«
Neugierig musterte ich ihn, seine muskulöse Statur, seine gebräunte Haut ungeachtet des vergangenen Winters. Er musste generell viel an der frischen Luft sein. Seine aschblonden Haare waren zerzaust und reichten ihm bis knapp zur Schulter, seine Lippen waren voll und geschwungen. Trotz langer Wimpern ließen seine ausgeprägten Wangenknochen ihn maskulin wirken. Dazu der Dreitagebart und das freche Funkeln in den warmen, braunen Augen . okay, ich konnte nicht abstreiten, dass er mehr als attraktiv war. Wenn auch ein völlig anderer Typ Mann als der, den ich sonst bevorzugte. Ich mochte es in meinen Beziehungen ruhig, gesittet, und Anzugtypen, die wissen, was sie wollen. Erwachsene Männer, keine Jungs, die das Leben nicht ernst nahmen. Gemma hatte mir ein wenig von Cam erzählt, und soweit ich das beurteilen konnte, war er genau diese Art von kleiner Junge.
Vielleicht war es auch mein Job, der mich dazu brachte, sofort skeptisch zu sein. Als Mental Health Coach hatte ich es oft mit Menschen zu tun, die auf den ersten Blick charmant und zugänglich wirkten, aber tief in sich drin kämpften sie mit Dämonen, die sie meisterhaft verbargen. Cams selbstbewusstes Auftreten erinnerte mich an einige meiner Klienten, die ihre Unsicherheiten und Ängste hinter einer Maske aus Witz und Leichtigkeit versteckten. Diese Maske zu durchschauen und ihnen zu helfen, sich ihren wahren Gefühlen zu stellen, war die Herausforderung. Und vielleicht sah ich in Cam ein weiteres solcher Projekte, das mich unbewusst in Alarmbereitschaft versetzte.
»Na komm schon, hier gibt es so viele Menschen, und vor allem Frauen, du warst ganz bestimmt nicht alleine«, erwiderte Gemma.
Er hängte lachend seinen Helm an den Lenker seines Motorrads. Erst dann schien ihm aufzufallen, dass ich ebenfalls anwesend war. Als sein Blick meinen traf, spannte sich mein Körper für einen Moment an. Ich hatte kein Problem damit, neue Menschen kennenzulernen, allein durch meinen Job blieb das nicht aus, dennoch war da etwas, das ich sofort spürte, sobald Cameron seine Aufmerksamkeit auf mich richtete. Etwas, das ich nicht greifen konnte, was mein Herz auf unangenehme Art und Weise rasen ließ. Vielleicht war es auch nur diese Art von spontaner Unvorhersehbarkeit, die ihn umgab und wie der komplette Kontrast zu mir und meinem Leben wirkte.
Ich erinnerte mich daran, wie oft Gemma mich gewarnt hatte, nicht jeden zu analysieren, doch Gewohnheiten waren schwer abzulegen. Vielleicht war ich voreingenommen, doch mein Instinkt mahnte mich, vorsichtig zu sein.
»Und du musst Gemmas wunderschöne Schwester sein«, sagte er, trat einen Schritt auf mich zu und streckte mir die Hand hin. Er war ein Charmeur. Bestimmt wickelte er jede Menge Frauen um den kleinen Finger, weil er genau wusste, wie er auf sie wirkte.
Ich straffte die Schultern und ergriff seine Hand. »Leonor«, erwiderte ich höflich lächelnd.
»Leo würde besser zu dir passen«, gab er grinsend zurück und ließ mich immer noch nicht los. Die Spannung zwischen uns war fast mit Händen zu greifen.
»Leo nennen mich nur meine engsten Vertrauten«, sagte ich und wusste selbst nicht, wieso ich bei ihm umgehend eine Abwehrhaltung einnahm. Vielleicht weil es sich jetzt bereits so anfühlte, als kämpfte seine Sorglosigkeit mit meinen Prinzipien. Geschäftsbeziehungen mit meinen herausforderndsten Klienten begannen oft mit genau diesem Gefühl. Auf den ersten Blick war er Gemma unglaublich ähnlich, und nicht nur einmal hatten wir uns aufgrund ihrer Gedankenlosigkeit und weil sie in den Tag hineinträumte, in die Haare bekommen. »Für alle anderen bleibt es bei Leonor.« Ich entzog ihm endlich meine Finger und umfasste wieder den Griff meines Rollkoffers.
Cams Art, mich sofort in eine Vertrautheit zu drängen, die er sich noch nicht verdient hatte, brachte mich zusätzlich in Rage. Menschen wie er, die dachten, sie könnten jede Situation mit einem Lächeln und einem lockeren Spruch meistern, machten mich misstrauisch. Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, was er wirklich verbarg.
Irgendetwas funkelte in seinen Augen auf, und sein Lächeln verblasste nicht eine Sekunde. Es wirkte, als könnte nichts ihn aus der Ruhe bringen. Für einen Moment versank ich in seinem tiefen Blick, der mich zu durchdringen schien. Ich räusperte mich und wandte mich ab. Energisch schloss ich die Kofferraumklappe, die immer noch offen stand, um etwas zu tun zu haben.
»Ihr bleibt das ganze Wochenende?«, hörte ich ihn hinter mir fragen.
»Ja, mindestens! Vielleicht gibt mir mein grummeliger Boss ja noch ein oder zwei Tage mehr«, erwiderte Gemma.
Cam lachte, weil er wusste, dass sie in Ambroses Buchladen arbeitete. »Da bin ich mir nicht sicher, vielleicht musst du einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Aber wollten er, Weston und Nova nicht ohnehin Sonntagabend vorbeikommen?«
»Ja, das wird toll!«
Ich schulterte meine Handtasche, verriegelte mein Auto und drehte mich wieder zu den beiden um. Cams Blick fiel sofort auf mich und den Koffer. »Ich mach das«, sagte er. Sanft nahm er mir den Griff des Trolleys aus der Hand und schnappte...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.