Unternehmen Barbarossa
Teil 7: Das Ende des Blitzkriegs - die Niederlage vor Moskau
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Dirk Hennings
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Hintergrund
Seit dem Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 hatten die drei deutschen Heeresgruppen die Verteidigung der Roten Armee durchbrochen und in mehreren Kesselschlachten zahlreiche sowjetische Verbände aufgerieben. Die Heeresgruppe Mitte war in die allgemeine Richtung Moskau angesetzt. Sie hatte die Kesselschlachten von Minsk und Smolensk für sich entschieden, erhielt jedoch am 30. Juli 1941 den Befehl, den Vormarsch vorläufig einzustellen.
Zwei deutsche Schützenpanzer Sd.Kfz. 251 (Hanomag Halbkette) mit Wintertarnung und ein ungetarnter Panzer II Ende Oktober 1941 auf dem Vormarsch Richtung Moskau
Von Bundesarchiv, Bild 101I-268-0178-06 / Böhmer / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5410638
In den Tagen zuvor war es in der deutschen Führung zur sogenannten Augustkrise hinsichtlich der Frage gekommen, wie die weiteren Operationen gestaltet werden sollten. Hitler war der Ansicht, dass der Eroberung Moskaus kein Vorrang zukam. Seiner Meinung nach waren zunächst die wirtschaftlich bedeutenden Gebiete der Ukraine zu besetzen und Leningrad zu erobern. Darum sollte die Heeresgruppe Mitte ihre Panzerstreitkräfte an die benachbarten Heeresgruppen Nord und Süd abgeben, in deren Operationsbereich diese Ziele lagen. Für den Vorstoß auf Moskau wären dann jedoch nur noch die geschwächten Infanterie-Armeen verblieben, die dieser Aufgabe angesichts andauernder sowjetischer Gegenangriffe nicht gewachsen waren. Die militärische Führung im Oberkommando des Heeres (OKH) betrachtete diese Entscheidung als falsch und versuchte Hitler davon abzubringen. Der Chef des Generalstabs des Heeres Generaloberst Franz Halder verwies auf die Gefahr, dass bei einem Verzicht des Vorgehens auf Moskau der Gegner Zeit gewinne und eine spätere deutsche Offensive bei Einbruch des Winters zum Stehen bringen könne, womit das militärische Ziel des Unternehmens Barbarossa nicht erreicht würde. Dennoch setzte Hitler am 28. Juli seine Vorstellungen durch, indem er die 2. Armee und die Panzergruppe 2 nach Süden in die Ukraine abdrehen ließ, wo diese an der Schlacht um Kiew teilnahmen. Die Panzergruppe 3 wurde in den Norden verlegt, um sich an der Eroberung von Leningrad zu beteiligen.
Erst nach einiger "Überzeugungsarbeit" konnten sich das OKH und der Wehrmachtführungsstab Mitte August durchsetzen. Hitler legte in der Weisung Nr. 34 am 12. August fest, dass das "Staats-, Rüstungs- und Verkehrszentrum" Moskau doch noch vor Einbruch des Winters besetzt werden solle. Allerdings hatten die Ziele Leningrad und Ukraine nach wie vor Vorrang, so dass zunächst die Kämpfe dort abgeschlossen werden sollten, bevor eine Offensive auf Moskau vorbereitet werden konnte. Die Kämpfe in der Ukraine und vor Leningrad zogen sich allerdings bis September hin. Schon vor ihrem endgültigen Abschluss erteilte Hitler jedoch am 6. September 1941 die Weisung Nr. 35, welche die Grundlage der zukünftigen Offensive darstellte:
"Die Anfangserfolge gegen die zwischen den inneren Flügeln der Heeresgruppen Süd und Mitte befindlichen Feindkräfte haben [.] die Grundlage für eine entscheidungssuchende Operation gegen die vor der Heeresmitte stehende in Angriffskämpfen festgelegte Heeresgruppe Timoschenko geschaffen. Sie muß in der bis zum Einbruch des Winterwetters verfügbaren befristeten Zeit vernichtend geschlagen werden. Es gilt hierzu, alle Kräfte des Heeres und der Luftwaffe zusammenzufassen, die auf den Flügeln entbehrlich werden und zeitgerecht herangeführt werden können."
- Adolf Hitler
Als Ziel des Unternehmens legte die Weisung fest "den im Raum ostwärts Smolensk befindlichen Gegner in doppelter, in allgemeiner Richtung Wjasma angesetzter Umfassung [.] zu vernichten. [.] Erst dann [.] wird die Heeresgruppe Mitte zur Verfolgung Richtung Moskau - rechts angelehnt an die Oka, links angelehnt an die obere Wolga - anzutreten haben." Damit war Hitler nach der "Augustkrise" wieder auf die grobe Linie des OKH und der Oberkommandos der Heeresgruppe Mitte eingeschwenkt.
Die sowjetische Jelnya-Offensive
Die Offensive von Jelnya (30. August bis 8. September 1941) war eine Militäroperation der sowjetischen Armee während der Schlacht um Smolensk im Rahmen der Operation Barbarossa, der deutschen Invasion der Sowjetunion, mit der der Deutsch-Sowjetische Krieg begann. Die Offensive war ein Angriff auf den halbkreisförmigen Jelnya-Frontbogen, den die deutsche 4. Armee 50 Kilometer südöstlich von Smolensk ausgebaut hatte und der als Stützpunkt für eine Offensive in Richtung Wjasma und schließlich Moskau diente. Unter starkem sowjetischen Druck an den Flanken evakuierte die deutsche Armee den Frontbogen allerdings bis zum 8. September 1941 wieder und hinterließ eine verwüstete und entvölkerte Region. Als erste Niederlage, die das Heer während der Operation Barbarossa erlitt, und als erste Rückeroberung sowjetischen Territoriums durch die Rote Armee wurde die Schlacht von der nationalsozialistischen und sowjetischen Propaganda aufgegriffen und diente der Stärkung der Moral der sowjetischen Bevölkerung.
Hintergrund
Die Stadt Jelnya lag 82 km südöstlich von Smolensk in der Nähe von Höhen, die General Heinz Guderian, Kommandeur der 2. Panzergruppe, als strategisch wichtig für weitere Offensivoperationen in Richtung Moskau erachtete. Die 2. Panzergruppe eroberte die Höhen am 19. Juli 1941, hatte jedoch keinen Treibstoff und fast keine Munition mehr. Die ausgedehnten Flanken des Brückenkopfes waren häufigen Gegenangriffen der Roten Armee ausgesetzt, während die Heeresgruppe Mitte Ende Juli ihre Operationen unterbrach, um sich auszuruhen und neu auszurüsten.
Zusammenfassung
Datum 30. August - 8. September 1941
Ort Jelnya (82 km südöstlich Smolensk), Sowjetunion
Ausgang Sowjetischer Sieg
Befehlshaber Fedor von Bock / Heeresgruppe Mitte
Georgi Schukow / Vereinigte West & Reservefront
Stärke Wehrmacht: 40.000 Mann
500 Geschütze
Stärke Rote Armee: 103.000 Mann
800 Geschütze
Verluste Wehrmacht: rund 23.000 Mann Tote, Vermisste und Verwundete
Rote Armee: 10.700 Mann Tote & Vermisste
Weitere rund 21.150 Mann verwundet
Am 1. August genehmigte die Stawka (sowjetisches Oberkommando) die Bildung der Reservefront unter dem Kommando von Marschall Georgi Schukow, der mehrere neue Armeen unterstellt waren. Diese Verbände waren im Allgemeinen schlecht ausgebildet und verfügten nur über wenige Panzer und Artilleriegeschütze. Zwei der neuen Armeen - die 24. Armee unter dem Kommando von Generalmajor Konstantin Rakutin und die 43. Armee unter Generalleutnant Pavel Kurochkin - sollten die Westfront unter dem Kommando von Semyon Timoshenko unterstützen. Diese beiden Verbände sollten die deutschen Streitkräfte bei Jelnya vernichten und über den Fluss Desna vorrücken, um Roslawl zurückzuerobern, das Anfang August an die 2. Panzergruppe verloren gegangen war.
Die deutschen Streitkräfte, die sich ursprünglich im Vorstoß befanden, waren unter anderem die 10. Panzerdivision, die Waffen-SS-Division Das Reich und die 268. Infanteriedivision. Diese Divisionen wurden durch die 137., 78. und 292. Infanteriedivision sowie die 268. Division ersetzt, insgesamt etwa 70.000 Soldaten mit etwa 500 Artilleriegeschützen und 40 StuG III des 202. Sturmgeschütz-Bataillons, wobei die letzten drei zum deutschen XX. Armeekorps gehörten. Die nördliche Basis des Vorsprungs wurde von der 15. Infanteriedivision gehalten, während die südliche Basis von der 7. Infanteriedivision gehalten wurde.
Die Schlacht
Die erste Phase der Operation begann Ende der ersten Augustwoche; der erste russische Angriff schlug jedoch fehl und wurde innerhalb von 48 Stunden abgebrochen. Dennoch wurden die sowjetischen Offensivoperationen bis zum 20. August fortgesetzt und dann am 30. August in Abstimmung mit den Operationen der Westfront und der Brjansk-Front unter General Andrej Jerjomenko wieder aufgenommen.
Das Ziel der sowjetischen Offensive vom 30. August war es, die Stützpunkte des Frontvorsprungs anzugreifen, wobei die 102. Panzerdivision und die 303. Schützendivision die äußere Front der Umzingelung bildeten, während die 107. und 100. Schützendivision der nördlichen Zange und die 106. Motorisierte Division der südlichen Zange die innere Front der Umzingelung bildeten. Die 106. Division im Süden wurde von der 303. Schützendivision unterstützt. Den Vorstoß im zentralen (östlichen) Abschnitt der Offensive sollten die 19. Schützendivision und die 309. Schützendivision durchführen. Die 103. motorisierte Division und die 120. Schützendivision wurden auf der Nord- und Südseite des...