Die Kesselschlacht von Uman
Die Schlacht um Uman (15. Juli - 8. August 1941) war eine deutsche Offensive im Zweiten Weltkrieg in Uman, Ukraine, gegen die 6. und 12. Sowjetarmee. Innerhalb von drei Wochen kesselte die Wehrmacht die beiden sowjetischen Armeen ein und vernichtete sie.
Lage von Uman: etwa 150 km nördlich von Odessa (Ukraine)
Die Schlacht ereignete sich während des deutschen Vorstoßes auf Kiew zwischen Teilen der Südwestfront der Roten Armee, die sich aus dem Lemberger Frontvorsprung zurückzogen, und der deutschen Heeresgruppe Süd unter dem Kommando von Feldmarschall Gerd von Rundstedt.
Zusammenfassung
Datum 15. Juli bis 8. August 1941
Ort Uman, Ukraine, südliche Sowjetunion
Ausgang Deutscher Sieg bzw. Sieg der Achsenmächte
Besonderes Auch Streitkräfte aus Ungarn, der Slowakei und Rumänien waren neben der deutschen Heeresgruppe Süd beteiligt
Folgen Der Vorstoß der Heeresgruppe Mitte Richtung Kiew konnte fortgesetzt werden
Befehlshaber Gerd von Rundstedt / Heeresgruppe Süd
Ewald von Kleist / 1. Panzergruppe
Carl-Heinrich von Stülpnagel / 17. Armee Semyon Budjonny / Süd & Südwestfront
Michail Petrowitsch Kirponos/ Südwestfront
Stärke Achsenstreitkräfte: 400.000 Mann und 600 Panzer
Rote Armee: 300.000 Mann und 317 Panzer
Verluste Achsenstreitkräfte: 20,800, davon 4600 Gefallene
Rote Armee: 203.000 Mann, davon 103.000 Gefangene
Alle Panzer wurden zerstört oder von der Achse erbeutet
Die sowjetischen Streitkräfte standen unter dem Oberbefehl von Marschall Semjon Budjonny, zu der auch die Südwestfront unter dem Kommando von Generaloberst Michail Kirponos und die Südfront unter dem Kommando von General Iwan Tjulenew gehörten. Die 6. Armee wurde von Generalleutnant IN Musytschenko und die 12. Armee von Generalmajor PG Ponedelin kommandiert.
Auftakt
Gemäß dem Plan des Unternehmens Barbarossa konzentrierte sich die Stoßrichtung der deutschen Heeresgruppe Süd auf die Ukraine. In den ersten Wochen der Operation Barbarossa war die Heeresgruppe Süd schnell nach Osten vorgerückt und hatte in der Panzerschlacht von Dubno-Luzk-Brody vom 23. bis 30. Juni mehrere sowjetische mechanisierte Korps besiegt. Die Armeen der Südwestfront erhielten daraufhin den Befehl, sich auf die Befestigungslinie entlang der alten sowjetisch-polnischen Grenze von 1939 (Stalinlinie) zurückzuziehen. Die Stalin-Linie war eine Verteidigungslinie der Roten Armee, die ab 1929 an den Westgrenzen der Sowjetunion errichtet wurde.
Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F016204-08 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5451994
Sie bestand aus einer Vielzahl von Betonbunkern, welche über leichte sowie schwere Bewaffnung verfügten. Sie erstreckte sich über die gesamte damalige Westgrenze von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Sie verlief von Narwa und Pskow über Witebsk, Mogilew, Gomel und Schitomir sowie entlang des Flusses Dnjestr bis Odessa.
Nach der Besetzung Ostpolens 1939, das im Hitler-Stalin-Pakt der sowjetischen Interessensphäre zugeschlagen worden war, sowie der Besetzung Bessarabiens und der baltischen Staaten 1940 verschob sich die Westgrenze der Sowjetunion um ca. 300 Kilometer nach Westen. Stalin befahl, an der neuen Grenze die sogenannte Molotow-Linie zu errichten und dafür die Stalin-Linie aufzugeben. Trotzdem bereitete die Stalin-Linie beim deutschen Angriff auf die Sowjetunion dem Vormarsch der Heeresgruppe Süd der Wehrmacht erhebliche Probleme. Zwar war die Molotow-Linie noch nicht fertiggestellt und die Stalin-Linie teilweise entwaffnet, aber im südwestlichen Teil der Stalin-Linie gelang es der Roten Armee, die deutschen Truppen im Juli 1941 mehrere Tage lang am Vormarsch zu hindern. In diesem Abschnitt waren die deutschen Verluste bei der Überwindung der gut getarnten Befestigungen sehr hoch, wenngleich die nationalsozialistische Propaganda dies herunterspielte.
Das III. und XXXXVIII. Motorisierte Korps der 1. Panzergruppe durchbrach die Front an der Nahtstelle zwischen der 5. und 6. sowjetischen Armee. Am 7. Juli durchbrach das XXXXVIII. Motorisierte Korps eine schwache Verteidigung an der Stalinlinie und begann schnell vorzurücken, wobei es die rechte Flanke der sowjetischen 6. Armee einschloss. Es war das operative Ziel der Angreifer, möglichst große Truppenteile der Roten Armee in einer Kesselschlacht in der Ukraine zu vernichten. Allerdings hatte die Heeresgruppe Süd ein Problem. Im Gegensatz zur Heeresgruppe Mitte, die mit zwei schnellen Panzergruppen viel leichter Umfassungsoperationen durchführen konnte, verfügte die Heeresgruppe Süd über nur eine Panzergruppe. Ein Zangenarm würde also immer ein wenig hinterherhinken. Die sowjetische Südwestfront, die zudem die stärkste der vier sowjetischen Fronten war und über mehr Panzer verfügte als die Deutschen, wurde von Generaloberst Michail Petrowitsch Kirponos geführt. Allerdings hatte sie bereits Ende Juni 1941 in Wolhynien während der Panzerschlacht zwischen Rowno und Dubno schwere Verluste erlitten. Am 9. Juli wurde ein neuer sowjetischer Gegenangriff in Richtung Berdytschiw versucht, um einen weiteren Vormarsch der 1. Panzergruppe nach Osten zu verhindern. Die Kämpfe dauerten bis zum 16. Juli. Die 11. deutsche Panzerdivision verlor zwar 2.000 Mann, doch schließlich scheiterten die sowjetischen Truppen in ihren Angriffsbemühungen, und am 16. Juli wurde die deutsche Offensive fortgesetzt.
Zerstörtes Panzerwerk (Bunker mit Geschützen und Maschinengewehren) über dem Dnjepr bei Bronila unterhalb von Mogilew, Juli 1941
Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F016204-06 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5451992
Weiter nördlich überwanden die mobilen Einheiten des III. Motorisierten Korps ebenfalls die Stalin-Linie und erreichten ihre geplanten Bereitschaftsräume für den Angriff auf Kiew. Das Kommando der Heeresgruppe Süd beabsichtigte, Kiew rasch einzunehmen, während Hitler und das Oberkommando auf einem Angriff nach Süden bestanden, der die Einkesselung der sowjetischen Truppen gemeinsam mit der deutschen 11. Armee garantierte. Die Kompromisslösung sah die Einnahme von Belaja Zerkow und erst anschließend einen Angriff nach Südwesten in Richtung der 11. Armee vor. Diese Entscheidung ermöglichte es, die Offensive statt eines Angriffs nach Südwesten von Kiew aus weiter östlich, jenseits des Dnjepr, fortzusetzen. Kiew war jedoch durch ein separates befestigtes Gebiet gesichert, und die rückwärtigen Verbindungen des III. Motorisierten Korps wurden von der 5. Armee angegriffen.
In den ersten Tagen der Schlacht um Uman war die Aufgabe, die sowjetische 6. und 12. Armee von Norden und Osten her einzukesseln, daher ausschließlich Divisionen des XXXXVIII. Motorisierten Korps vorbehalten. Um sie zu unterstützen, wurde die dritte Einheit der 1. Panzergruppe, das XIV. Motorisierte Korps, aus dem Süden herangezogen und zwischen dem III. und XXXXVIII. Motorisierten Korps in Richtung Belaja Zerkow eingesetzt.
Infanterieeinheiten der deutschen 6. Armee im Norden beeilten sich, die vorgeschobenen Panzereinheiten zu ersetzen, während die 17. Armee im Westen die zurückweichenden Truppen der sowjetischen 6. und 12. Armee weiter verfolgte. Der Vormarsch der 11. Armee von der sowjetisch-rumänischen Grenze wurde allerdings durch sowjetische Gegenschläge gestoppt, und ihr Angriff von Süden her auf Winnyzja musste verschoben werden.
Von Bundesarchiv, Bild 101I-187-0234-15A / Gehrmann, Friedrich / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5410267
Schlachtordnungen
Die meisten sowjetischen Streitkräfte waren stark dezimiert, nachdem sie sich unter schweren Angriffen der Luftwaffe von der polnischen Grenze zurückgezogen hatten. Nach der Panzerschlacht von Dubno-Brody waren die mechanisierten Einheiten praktisch auf ein einziges "Korps" zusammengeschrumpft worden, dessen mechanisierte Infanterie nun als gewöhnliche Schützentruppen kämpfte.
Die Streitkräfte der Achsenmächte waren aufgeteilt in die Panzerdivisionen der 1. Panzergruppe, die zwar auch erhebliche Materialverluste erlitten, die aber ihre Kampfkraft bewahrt hatte. Dazu kamen noch große Infanterieverbände der deutschen und rumänischen Armee, die versuchten, von Westen her vorzurücken, um die Panzertruppen nördlich der Krim zu treffen, dem ursprünglichen strategischen Ziel der Heeresgruppe Süd.
Schlachtordnung / Sowjetische Streitkräfte
- 6. Armee: zwei Schützenkorps und ein mechanisiertes Korps sowie Überreste zersprengter Divisionen
- 12. Armee: zwei Schützenkorps und ein mechanisiertes Korps sowie Überreste zersprengter Divisionen
- 2. Mechanisiertes Korps: es wurde Ende Juli von der Südfront verlegt und befand sich im Vergleich zu den mechanisierten Korps der 6. und 12. Armee in einem weit besseren Zustand. Es unterstand dem direkten Kommando der Front und gehörte keiner der beiden vorgenannten Armeen...