Schweitzer Fachinformationen
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Teaghan
Ich sollte die Finger davon lassen, aber ich tat es schon wieder. Heimlich schaute ich mir die Männer auf den Dating-Portalen im Internet an und träumte davon, mit ihnen in Kontakt zu treten und mich mit ihnen zu treffen. Mit ihnen herzhaft zu lachen, sich gegenseitig verliebte Blicke zuzuwerfen und . zu vögeln. Allein bei der Vorstellung prickelte mein Körper, als stünde ich nackt auf einem Podest - gleichzeitig vor all diesen attraktiven Unbekannten. Lüstern mustern sie meine Intimstellen und lecken sich über die Lippen, als wäre ich ein appetitliches Steak. Fleischbeschau, obszön, aber niveauvoll. Ihnen läuft das Wasser im Mund zusammen, und ihr Begehren lässt wiederum meine Säfte fließen.
Meine Hand glitt zwischen meine Schenkel. Sinnlich schoben meine Finger den blumenbedruckten Chiffonstoff des safranfarbenen Kleides beiseite und kreisten über das Höschen. Es war bereits feucht.
Himmel, bist du verzweifelt, Teaghan.
Seufzend strich ich mein Kleid wieder glatt, schloss die Seite mit dem Dating-Portal und auch die dahinter mit den appetitanregenden Fotos, die Menschen bei dem zeigten, wonach ich mich verzehrte: Bettenakrobatik, Ausschweifungen, Obszönitäten. Gern auch ein bisschen derb und verdorben, denn ich wollte es so richtig krachen lassen. Schließlich hatte ich Nachholbedarf. Meine Erregung hatte sich aufgestaut und drängte zunehmend nach Befriedigung.
Was willst du eigentlich: Sex oder Liebe? »In der Reihenfolge«, murmelte ich laut und kicherte.
Während ich die große geschwungene Treppe hinunterstieg, ließ ich meine Hand über das goldene Geländer gleiten. Herrje, ich war einundzwanzig Jahre alt und total ausgehungert nach Zuneigung und Körperkontakt. Ein bisschen schämte ich mich für meine Notgeilheit, aber seit einem halben Jahr igelte ich mich in der Sommerresidenz meiner Familie in den Hamptons ein. Lediglich meine Schwester Bronwyn nahm mich in den Arm, wenn sie die Zeit fand vorbeizukommen. Sie war die Geschäftsfrau von uns Schwestern, die mit beiden Beinen im Leben stand. Ich dagegen war nur das ehemalige It-Girl, das sich früher dafür hatte bezahlen lassen, Events zu besuchen, und das von heute auf morgen von der Bildfläche verschwunden war. Es konnte ja niemand wissen, dass ich heimlich davon träumte, Kunstgeschichte zu studieren. Bestimmt würden alle sagen, dass ein Studium schon nicht zu mir passte und Kunstgeschichte erst recht nicht. Viel zu intellektuell für ein Party-Animal. Mein Wunsch war durch meine Eltern, die Bilder und Skulpturen gesammelt und Künstler gefördert hatten, geweckt worden. Mom und Dad waren weg, aber der Traum lebte weiter.
Weil sie das Trauma nicht verkraftet, schrieben die Zeitungen und Magazine über mich. Vielleicht hatten sie recht. Die Tragödie hatte mich bis auf den Grund meiner Seele erschüttert und verändert.
Armes reiches Mädchen, hatten die Magazine nach dem Drama, das sich im Vanderbrook-Gebäude abgespielt hatte, getitelt.
Das Hochhaus in Manhattan, das meine Eltern hatten erbauen lassen, war von außen genauso imposant und von innen ebenso opulent wie der Trump Tower. Darin befanden sich neben den Firmenräumen unseres weltweit operierenden Beratungs- und Investmentunternehmens Luxusshops wie Tiffanys, Stella McCartney, Dolce & Gabbana und viele mehr.
Noch immer mieden viele Besucher das Atrium, dabei war das Unglück in der obersten Etage passiert, fernab der kaufkräftigen Kundschaft und der neugierigen Touristen.
Arme steinreiche Teaghan Vanderbrook. Ist sie zerbrochen und darum wie vom Erdboden verschluckt?
Vor dem Drama vor sechs Monaten hatte ich die Aufmerksamkeit der Yellow Press förmlich gesucht. Jetzt hasste ich es, wenn sie über mich schrieben, als würden sie mich kennen. Denn das taten sie nicht! Sonst wüssten sie, dass ich mit mehreren Therapeuten hart an mir arbeitete. Sicherlich würde ich noch lange nicht darüber hinweg sein, aber ich war dabei, mein inneres Gleichgewicht zurückzuerlangen. Wenn es mir nicht besser ginge, würde ich mich sonst schon wieder für Sex interessieren?
Meine Gedankengänge kannten die Journalisten natürlich nicht. Aber sie waren bedauerlicherweise vor zwei Wochen auf mein Profil auf einem der Dating-Portale aufmerksam geworden. Ich war so naiv gewesen zu glauben, die Medien hätten mich vergessen, doch da hatte ich mich getäuscht. Einer der Männer, den das Portal als »perfect match« für mich ausgewählt und den ich daraufhin angeschrieben hatte, hatte es in den sozialen Netzwerken verbreitet, und die Medien hatten sich auf das Thema gestürzt wie wilde Bestien.
Meine Libido war erwacht, und ich hatte kein Ventil dafür. Vielleicht wollte mein waidwundes Herz mich auch nur vom Kummer ablenken, in dem es sich obsessiv auf Lust konzentrierte. Allerdings kreisten meine Gedanken nicht nur darum, endlich wieder am ganzen Körper leidenschaftlich gestreichelt und geküsst, sondern auch liebevoll im Arm gehalten zu werden. Ich lechzte nach Geborgenheit in der gleichen Intensität wie danach, gevögelt zu werden.
Im Erdgeschoss blieb ich stehen und lauschte dem Wind, der um die Villa brauste. Heute schien eine unsichtbare Hand ihn über dem nordatlantischen Ozean zu packen und gegen die Küste von Long Island zu schleudern. Die Böen kamen in immer kürzeren Abständen, der April zeigte sich von seiner rauen Seite. Es war offensichtlich: Der Frühling kämpfte mit dem Winter um die Vorherrschaft.
Um meinen Kopf durchpusten zu lassen und weil die Einsamkeit in dem großen Haus in jedem Winkel lauerte, seit die Angestellten am frühen Nachmittag Feierabend gemacht hatten, zog ich meinen roséfarbenen Windbreaker an und trat ins Freie.
Ich schritt zu der Mauer mit der Stacheldrahtkrone, die die Villa und den riesigen Garten umgab. Meine Eltern hatten gern mit dem, was sie erreicht hatten, geprotzt, und all der Prunk zog gefährliche Leute an. Das Grundstück selbst war noch einmal mit einem Maschendrahtzaun, ebenfalls mit Stacheldraht on top, eingefasst. Mein persönliches Fort Knox. Hier fühlte ich mich sicher.
Ich gab den Zahlencode in das elektronische Schloss ein, damit der gute Walter keinen Alarm angezeigt bekam, als ich die Hintertür öffnete. Walter war der Sicherheitsmann, der bis zum Morgengrauen in seinem Wärterhäuschen am Tor saß und die Überwachungsmonitore im Blick behielt. Ein gutmütiger, dicker Kerl, der stets freundlich lächelte und während einer Schicht ein Bonbon nach dem anderen lutschte, vielleicht, um nicht einzunicken.
Laut der Wetter-App auf meinem Smartphone sollte es fünfzehn Grad warm sein, aber durch den Wind fühlte sich die Luft eher wie zehn an. Fröstelnd stand ich da und fragte mich, wohin ich spazieren sollte.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Im ersten Moment konnte ich es nicht genau zuordnen. Es klang wie das Klingeln von Glöckchen, aber das konnte kaum sein. Oder doch? Die steife Brise trug die Laute fort, bevor ich ausmachen konnte, wovon sie verursacht wurden. Immerhin war mir klar, woher sie kamen. Von unserem Privatstrand.
Aufgeregt, weil sich dort unten eigentlich nichts befand, lief ich in Richtung des kleinen Deichs, der die Vanderbrook-Sommerresidenz vom Meer trennte. Immer wenn ein Windstoß kam, wurde das Bimmeln kurzfristig lauter. Unrhythmisch mussten kleine Glocken aneinanderstoßen.
Das Unbekannte zog mich magisch an. Ich spürte die Frische der Luft gar nicht mehr, so schnell ging ich inzwischen, wodurch mir wärmer wurde. Die Neugier ließ das Adrenalin durch meine Adern fließen. Was war hinter dem Damm los? Ich sollte es wissen. Die Villa gehörte jetzt mir, der Herrin über Marmorböden, Diamantlüster und verdammt viel Leere.
Nachdem ich den Wall erklommen hatte, peitschte mir eine Böe die schulterlangen champagnerblonden Haare aus dem Gesicht. Instinktiv schloss ich kurz die Augen. Dann war der Moment vorbei, und ich ließ meinen Blick über den Strand gleiten.
Ich konnte kaum glauben, was ich da sah.
Unweit von mir stand ein rotes Campingzelt. Es war nicht sonderlich groß, aber es mochten trotzdem durchaus drei Personen hineinpassen, falls sie mit leichtem Gepäck reisten. Die ungestüme Brise rappelte gewaltig an der Kuppel, doch die Gestänge hielten ihr noch stand.
Dann erkannte ich, was mich angelockt hatte. Am Eingang des Iglu-Zeltes hing ein Windspiel. Silberfarbene Aluminiumröhren klapperten aneinander. Luftstöße fuhren hinein und erzeugten merkwürdige Klänge, die wild, ja, fast wütend klangen, weil das Mobile nicht frei hing, sondern von außen gegen die Zeltwand geschlagen wurde.
Mich würde das wahnsinnig machen! Wer tat sich das an? Was machten die Camper bei dem drohenden Sturm hier draußen? Und vor allen Dingen: Wie waren sie aufs Grundstück gelangt? Denn der Zaun ragte an beiden Seiten bis ins Meer hinein. Meine Handflächen wurden feucht.
»Hallo?«, rief ich aufgebracht, aber auch besorgt. Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Sollte ich nicht besser Walter Bescheid geben? Er konnte sich darum kümmern. Wer wusste schon, wer sich in dem Iglu aufhielt. Möglicherweise drei Kerle, die ein ruhiges Plätzchen zum Kiffen und Saufen gesucht hatten und noch aufgeputscht von den Drogen waren.
Doch dann kam ich mir lächerlich vor. Das wohlhabende Mädchen, das für alles Angestellte brauchte und nichts allein hinbekam. Nein, so war ich nicht. Es lagen keine Bierflaschen im Sand, und es roch auch nicht nach Cannabis. Das mochte zwar nichts heißen, aber unter Umständen war das Zelt ja gerade verwaist, und ich würde bald denken: Keiner zu Hause, du hast dich umsonst gefürchtet.
Energisch klopfte ich an die Zeltwand. »Hey, ist jemand da?«
Als ich ein Ratschen vernahm, trat ich...
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