Schweitzer Fachinformationen
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»Wow, schaut mal, welcher Superpromi Nadja auf Instagram folgt.«
Anna stand in Helenas Küche und bereitete gerade einen Snack zu, doch Kims Tonfall ließ sie innehalten. Neugierig reckte sie den Hals, um zu sehen, worüber die anderen redeten. Kim hielt Helena, die mit dem Rücken zum Pool gewandt saß, ihr Handy hin. Anna konnte erahnen, dass auf dem Display Nadjas Instagram-Account zu sehen war.
»Großer Gott, ist das wahr? Lass mal sehen.«
Helena stellte ihr Weinglas ab und streckte sich nach dem Handy.
»Alle Achtung! Das ist ja der helle Wahnsinn, wen du so alles triffst. Und jetzt folgt sie dir auf Instagram!«
Nadja ordnete eine Strähne ihres langen dunklen Haares und zuckte die Achseln. Doch ihr dezentes Lächeln verriet, dass sie äußerst zufrieden damit war, eine berühmte neue Followerin zu haben. Nicht wegen des Glamours, sondern weil es Nadja als renommierte Wissenschaftlerin bestätigte.
»Wer ist denn die neue Followerin?«
Anna trat mit einem Tablett voller herzhafter Häppchen auf die Terrasse.
»Greta Thunberg!«, rief Helena. Ihre grünen Augen leuchteten vor Aufregung. »Oh, wie schön du das arrangiert hast, Anna. Du bist wirklich die Beste im Garnieren.«
»Ach, das macht doch Spaß«, entgegnete Anna und setzte sich zu ihren Freundinnen an den Tisch auf Helenas lauschiger Terrasse, um mit ihnen anzustoßen.
Sie saßen umgeben von Kletterrosen, die sich bis hinauf zum Dach der Pergola rankten. Die Wärme des Sommertages war einer angenehm lauen Abendstimmung gewichen, und vor ihnen fiel der bewaldete Berg Billingen sanft ab in Richtung Skövde.
Helenas einladender Pool war nach dem wilden Treiben tagsüber spiegelblank, während die aufblasbaren Wasserspielzeuge, Handtücher und Häufchen nasser Badebekleidung noch immer am Beckenrand verteilt lagen. Es gab ganz offensichtlich wichtigere Dinge, als sie zu sortieren und zum Trocknen aufzuhängen. Wie zum Beispiel Nadjas neue prominente Followerin in den sozialen Medien. Anna widerstand dem Impuls, aufzustehen und den kleinen zusammengeknäuelten Badeanzug ihrer Tochter auszuwringen. Irgendwann würde sich schon jemand der Schwimmsachen annehmen, doch ihr fiel es schwer, sich beim Anblick unerledigter Dinge zu entspannen. Aus dem Inneren der schönsten Villa in ganz Rönnbacken drangen Geräuschfetzen eines Zeichentrickfilms, begleitet von hellem Kinderlachen. Anna holte tief Luft. Entspann dich, sagte sie zu sich selbst.
»Das ist ja der Hammer, Nadja. Wer soll dir denn als Nächstes folgen? Michelle Obama? Das Königshaus?« Helena grinste breit.
»Wie cool ist das denn!«, rief Kim und betrachtete ein Foto ihrer Freundin, das sie gemeinsam mit der jungen Umweltaktivistin zeigte. »Und wie war sie so, Greta?«
»Sie wirkt absolut integer. Aber wir konnten uns leider nicht ausführlicher unterhalten.«
»Hast du nicht noch mehr Fotos von ihr?«, fragte Helena und streckte sich nach Nadjas Handy.
Nadja zog ihr Mobiltelefon erst zurück, doch als Helena theatralisch seufzte, entsperrte sie es zögerlich und reichte es ihrer Freundin, die sich daraufhin durch ihre Bilder scrollte.
Anna räusperte sich und streckte den Rücken. Anschließend klopfte sie auf das dicke Taschenbuch neben ihrem Weinglas. Es war voller Post-it-Zettel, und neben dem Roman lag fein säuberlich ausgerichtet ihr Notizblock.
»Sorry«, begann sie, »aber sollen wir nicht vielleicht anfangen, über das Buch zu reden? Jetzt, da die Kinder gerade ihren Film gucken .«
»Mensch, Nadja! Wer ist denn dieser gut aussehende Typ hier?«, unterbrach Helena sie lautstark. »Irgendein Filmstar oder ein Model?«
Anna verdrehte die Augen.
»Gut, ignoriert mich nur«, brummte sie. »Vielleicht sollten wir diesen sogenannten Literaturkreis umbenennen in Weinkreis. Anscheinend bin ich hier ja wohl die Einzige, die die Bücher liest, oder?«
»Entschuldige vielmals, Fräulein Übereifrig«, sagte Kim und griff sich eine Handvoll Käsecracker. »Ich habe es gelesen. Na ja, zumindest versucht. Ich habe das E-Book überflogen, aber die Story war so sterbenslangweilig, dass ich ständig eingeschlafen bin.«
»Ich habe es auch gelesen, oder besser gesagt, mir angehört«, erklärte Nadja. »Auf dem Rückweg von der Klimakonferenz in Deutschland, im Zug. Es ist . zugegebenermaßen ganz schön langatmig. Dieser Schriftsteller liebt es offenbar, sich über Gott und die Welt auszulassen.«
Sie nippte an ihrem eiskalten Holunderblütensaft.
»Löblich, dass du den Zug genommen hast, Nadja! Das gefällt Greta bestimmt«, sagte Helena und warf ihre roten Locken zurück. »Aber jetzt sag schon, dieser Typ hier, wer ist das? Dieser blonde Schönling zwischen all den Anzugträgern und Weißkitteln auf deinen Fotos.«
»Helena!«, brauste Anna augenzwinkernd auf. »Sitzt du etwa da und scrollst durch Nadjas private Fotos? Ist das nicht ein bisschen unverfroren?«
Doch sie konnte ihrer besten Freundin nicht ernsthaft böse sein.
»Ach, hör auf. Nadja hat doch vor uns nichts zu verbergen, stimmt's?«, lachte Helena.
»Jetzt bin ich aber neugierig geworden. Dann zeig mir mal diesen phantastischen Kerl«, seufzte Anna, doch beim Anblick des Mannes auf Nadjas Handy riss sie die Augen auf. »Oh. Wow. Wahnsinnig attraktiv!«
Nadja zog die Beine unter sich und zupfte an dem eierschalenfarbenen Kaschmirschal um ihre Schultern herum. Irgendetwas an ihr erinnerte an eine zufriedene Katze.
»Ach der«, sagte Kim und warf einen Blick über Helenas Schulter auf das Handy. »Gustav Irgendwas, Nadjas Doktorand. Ich sehe ihn jedes Mal, wenn ich in der Uni bin und eine Vorlesung halte. Er ist nur schwer zu übersehen. Ich glaube, er genießt die Blicke der anderen förmlich. Manchmal joggt er über den Campus und stellt sich richtig zur Schau. Bleibt dann genau vorm Eingang zum Café stehen und macht sein Stretching. Es ist so offensichtlich.«
»Aber er sieht wirklich wahnsinnig gut aus«, sagte Helena lüstern. »Echt knackig.«
»Knackig? Pfui, schäm dich!«, kicherte Kim. »Aber okay. Ihr wisst ja, dass Jungs nicht mein Ding sind, aber der ist echt scharf. Und das weiß er leider auch.«
Kim trug ein schmal gestreiftes Top, das ihre sämtlichen Tattoos hervorhob, und durch die fransige Kurzhaarfrisur sah man ihre leicht abstehenden Ohren. Die jüngste der vier Freundinnen erinnerte an einen niedlichen Elfen aus einem der erfolgreichen Computerspiele, die sie entwickelt hatte.
»Klar«, sagte Nadja. »Er sieht gut aus. Aber Gustav ist gerade mal fünfundzwanzig, und ich bin seine Doktormutter. Allein schon, das zu denken, was ihr gerade aussprecht, ist absolut unmoralisch. Außerdem würde ich niemals meine Machtposition ausnutzen .«
»Wir machen doch nur Witze, Nadja. Wir wissen doch, dass du so etwas nie tun würdest! Aber jetzt wechseln wir das Thema. Können wir bitte versuchen, uns ein wenig auf Knausgård zu konzentrieren?«, flehte Anna.
»Nein«, antwortete Helena entschieden und streckte den Rücken. »Ich sag's ganz offen, ich habe es nicht gelesen.«
»Was mich nicht überrascht«, grinste Kim.
»Das musst du gerade sagen«, entgegnete Helena mit gespieltem Ärger. »Sorry, aber ich kapiere nicht ganz . warum wir noch so ein anmaßendes Buch von einem anmaßenden Greis lesen müssen.«
Sie glättete einen Volant an ihrem blaugrünen Kleid.
»Gab es denn keine Filmversion, die du dir stattdessen hättest reinziehen können?«, zog Kim sie auf.
»Wenn du damit andeuten willst, dass mir Knausgård zu schwierig wäre, hast du dich gründlich getäuscht.«
Auf einmal hatte Helenas Stimme einen leicht gereizten Unterton bekommen, und Anna erahnte einen verletzlichen Zug unter der forschen Fassade ihrer Freundin, der sich sonst nur selten zeigte.
»Es ist nur so, dass ich nicht gezwungen sein will, beim Lesen ständig nachzudenken«, fuhr die Gastgeberin fort. »Können unsere Bücher nicht einfach mal nur entspannend sein? Ich muss mir schließlich Tag und Nacht Gedanken machen. Über Rosenlund, über die Mädchen, über Tom .«
Anna meinte, einen Schatten über Helenas Gesicht huschen zu sehen. Sie streckte den Arm aus und ergriff die sorgfältig manikürte Hand ihrer Freundin.
»Ist irgendetwas mit Tom?«, fragte sie gedämpft.
»Ach«, sagte Helena und schniefte. »Nichts Dramatisches. Es ist wohl einfach nur . der Lauf des Lebens. Er ist schließlich fünfzehn Jahre älter als ich, und ich finde, dass er so langsam . alt wird. Das macht mir Angst. Nein, verflucht, ich will nicht heulen!«
Helena schüttelte den Kopf und blinzelte mehrfach heftig.
»Tut mir leid«, fuhr sie fort und nahm dankbar ein Taschentuch von Kim entgegen. »Puh, wie abscheulich das klingt. Aber er muss sich andauernd hinlegen, diese Altherrennickerchen. Er ist auch nicht mehr so begeisterungsfähig, weder draußen im Hotel noch . na ja. Ich glaube, es setzt ihm ziemlich zu, dass Molly jetzt erwachsen wird, und . nein, entschuldigt bitte, das ist albern von mir. Ich klinge ja wie eine verwöhnte Göre. Das mit Tom hat bestimmt nichts zu bedeuten. Wir haben schließlich alles, alles. Uns geht es so wahnsinnig gut.«
Helena presste das Taschentuch unter die Augen und vergewisserte sich, dass ihr Make-up nicht verlaufen war.
»Helena, du kannst mit uns über alles reden«, sagte Nadja freundlich. »Fünfundfünfzig ist doch wirklich kein Alter, und ich finde, Tom hat sich nicht im Geringsten verändert. Schau dir doch mal meinen Vater unten im Imbiss an, und der wird bald siebzig!«
Sie stand auf, um sich noch etwas Holunderblütensaft...
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