Schweitzer Fachinformationen
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Ein kühler Luftzug streifte Sisi und griff in den dünnen Stoff ihres Nachthemdes. Franz hatte die rotseidenen Damastvorhänge zurückgezogen und das bodentiefe Fenster ihres Schlafgemachs geöffnet. Der markante Schnitt seines weißen Waffenrocks, die bis oben geschlossenen Knöpfe und der steife Stehkragen verliehen seiner Gestalt etwas Bedrohliches, und ein Schauer lief über Sisis Haut, als er sich zu ihr umdrehte. Endlich die Frau an Franz' Seite zu sein, der er mit jeder Faser seines Körpers, mit jedem Winkel seiner Seele seine Liebe schenkte, lag weiter von ihr entfernt denn je.
Draußen glitzerten erste Sterne am tiefblauen Himmel, und nur der sanfte Wind bewegte die Schatten der gestutzten Bäume und Hecken in den stillen Gärten der Hofburg. Nichts erinnerte mehr an die Menschenmassen, die sich noch am Nachmittag vor dem Schloss gedrängt hatten, um den ersten öffentlichen Auftritt des frisch vermählten Kaiserpaares zu verfolgen. Ihren ersten offiziellen Akt nach dem vorgetäuschten Ehevollzug. Den Flitterwochen. Dem Fauxpas auf dem Josefstädter Glacis.
Der Schein der Kerze, deren goldenen Halter Sisi fest umklammerte, warf ein sanftes Licht auf Franz' strenge Züge. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, von nun an alles so zu machen, wie man es von ihr als Kaiserin erwartete, zu lächeln und nur die einstudierten Gesten und Floskeln von sich zu geben, hatte sie es abermals nicht geschafft. Würde sein Zorn sie heute genauso hart treffen wie nach ihrem öffentlichen Widerspruch vor seinen Generälen, seiner Armee und seinem Volk?
Franz starrte Sisi an, die Lippen fest zusammengepresst. Obwohl er zwei Armlängen vor ihr stand, glaubte sie abermals, seinen festen Griff um ihr Handgelenk zu spüren. Allein die Erinnerung an den pochenden Schmerz beschleunigte ihren Herzschlag, und Sisi klammerte sich noch fester an den goldenen Kerzenleuchter, als könnte er ihr Halt geben. Wie sehr hatte sie Franz heute abermals erbost, indem sie entgegen aller Warnungen und Vorsätze vor ihm das Wort ergriffen und den ungarischen Magnaten angesprochen hatte? Indem sie den Ungarn sogar ermuntert hatte, dem Kaiser seine Bitte vorzutragen?
«Du hast alles richtig gemacht», sagte Franz, als hätte er ihre Gedanken erahnt. «Besser als ich es je hätte tun können.»
Sisi brauchte einen Moment, um zu verstehen, und öffnete erstaunt die Lippen. Er war nicht wütend auf sie, enttäuscht? Aber wenn es nicht sein Groll war, der ihn von ihr trennte, was war es dann?
Ein geheimnisvoller Glanz lag in Franz' stahlblauen Augen. Die Schattierungen aus Hell und Dunkel, die seine schwarzen Pupillen umspielten, erinnerten Sisi einmal mehr an den Tanz des ins Wasser einfallenden Sonnenlichts auf dem Kiesgrund des Starnberger Sees. Sie hätte viel dafür gegeben, in Franz' Gedankenwelt einzutauchen wie in die Fluten, in denen sie sich so vertraut bewegte. Ihn unter Wasser bei der Hand zu nehmen und an die Oberfläche zu führen. Doch sie wusste, dass sie es nicht vermochte. Zu vieles war in den vergangenen Tagen geschehen, das sie voneinander trennte.
«Wenn du heute wieder alleine schlafen möchtest, dann .» Sisis Stimme brach ab. Der Gedanke daran, dass er abermals das Bett mit anderen Frauen teilen würde, presste ihr die Rippen zusammen wie ein enges Korsett.
Sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals formte, als Franz nickte und an ihr vorbei auf die mit Goldstuck besetzte Tür des Schlafzimmers zuschritt. War das alles, was sie von ihrer Ehe erwarten durfte? Ein fades Leben aneinander vorbei? Eingesperrt in eine Burg, deren Gemäuer die Vergänglichkeit ganzer Jahrhunderte atmeten? Erstickt von wertlosem Tand und erdrückt von der Last ihres langsam versteinernden Herzens?
Sisi schluckte. Sie wollte mehr vom Leben. Wollte die Lebendigkeit und Leidenschaft kosten, von der Fanny ihr erzählt hatte. Die Franz mit anderen Frauen teilte, aber nicht mit ihr. Das mutige Gesicht ihrer Freundin tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Die roten Locken, die keck unter der grünen Haube hervorlugten. Noch einmal reckte Fanny ihr die Hand mit dem Zettel entgegen, stemmte sich wie ein Fels gegen das Schieben und Stoßen der Menge. Selbstbewusst und souverän hatte sie sich zu ihr durchgeschlagen, und auch wenn sie in diesem Moment nicht bei ihr war, so gab die Erinnerung an ihre Vertraute Sisi doch Kraft und Zuversicht.
Franz hatte sie kaum passiert, da streckte sie die Hand nach ihm aus und schloss sanft, aber entschlossen ihre Finger um seine. Rau und warm lag seine Hand in ihrer.
«Liebe mich!», sagte sie leise und hielt den Atem an. Es hatte sie all ihren Mut gekostet, die Worte über die Lippen zu bringen, doch nun, da sie sie ausgesprochen hatte, wuchs ihre Sicherheit. Gebannt verfolgte sie, wie ihr Mann sich zu ihr umdrehte. Sie glaubte, in seinen Augen eine unbändige Verzweiflung auszumachen. Franz öffnete den Mund, als wollte er ihr widersprechen, doch es kam kein Ton heraus. «Es wird nicht einfach für Euch in Wien», blitzte seine Warnung in ihrer Erinnerung auf, damals am See, als er ihr das Diadem in die Haare gesetzt hatte. «Meint Ihr mit Wien den Hofstaat oder meint Ihr damit auch Euch?», hörte sie sich selbst in der Vergangenheit fragen. «Ich befürchte, ich meine damit auch mich.»
Sie verstand nicht, was ihn daran hinderte, sie in seine Arme zu schließen. Doch was auch immer es war, sie war bereit, sich dem zu stellen.
«Liebe mich», flüsterte sie erneut, löste ihre Hand aus seiner und legte sie vorsichtig auf Franz' bebende Brust. Er sah sie durchdringend an, ohne sich zu rühren. Was war es, womit er so heftig rang? Was hielt ihn zurück? Sisi suchte in seinen Augen nach der Antwort. Irgendwo in der Tiefe seiner Seele, an einem Ort, an den kein Licht mehr drang, musste der Grund liegen und darauf warten, aus seinem Schattendasein zu erwachen.
«Liebe mich!» Sisi konnte Franz' Herz unter ihren Händen spüren. Wild schlug es ihr entgegen und pochte in ihrem eigenen Körper weiter.
Ausweichend schlug er die Augen nieder. Als er endlich den Blick wieder hob, funkelte eine fast tierische Begierde in seinen Augen. Ein heftiger Atem hob und senkte seine Brust, und die unbändige Kraft, die ihr entgegenglühte, jagte Sisi einen Schauer über die Haut.
Sie öffnete die Lippen, um ihrer Anspannung Luft zu machen. Da drückte Franz gierig seinen Mund auf ihren und riss ihr das Nachthemd vom Leib, zog sie an sich und presste sich ihr so vehement entgegen, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Halt suchend griff sie hinter sich, während der süße Geschmack seiner vollen Lippen wie eine Woge ihren Körper überrollte. Doch so überraschend er sie an sich gezogen hatte, so abrupt löste sich Franz aus dem Kuss und schob sie sanft von sich. Mit pochendem Herzen verfolgte Sisi, wie er ihr den Kerzenleuchter aus der Hand nahm und ihn behutsam auf den Boden stellte. Unerwartet zärtlich schloss er sie erneut in seine Arme. Während sie spürte, wie Franz vorsichtig in ihren Nacken biss und die Haut über ihren Schultern liebkoste, schienen sich Anspannung und Aufregung in ihrem Inneren ins Unbändige zu steigern. Ob sie meistern würde, was vor ihr lag? Was Franz mit so vielen Frauen geteilt hatte, nur nicht mit ihr? Aufgewühlt ließ sie zu, dass Franz ihre Hand an den obersten Knopf seiner Uniform führte und drückte ihn zitternd aus seinem Loch. Stück für Stück öffnete sie seinen Waffenrock und streifte ihm das steife Tuch von den Schultern. Darunter kam ein weiches Hemd mit einer weiteren Knopfreihe zum Vorschein, das Franz mit einem Ruck aufriss. Die Knöpfe sprangen in alle Richtungen davon und klackerten aufgeregt über das Kassettenparkett. Ein Teil von ihr wollte ihnen hinterhereilen, um dem Kommenden zu entfliehen. Doch Sisi zwang sich, diesem Impuls keinen Raum zu geben. Mutig blieb sie vor Franz stehen, der heftig atmend aus seiner scharlachroten Hose stieg, sie entschlossen an der Hand packte und zum großen Ehebett zog. Rücklings drückte er sie in die blütenweißen Laken und stieg über sie wie ein Raubtier über seine Beute. Eine unheimliche Begierde sprang ihr aus seinen funkelnden Augen entgegen, bevor er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie legte. Sofort spürte Sisi seine Härte an ihrem Unterleib, und die Nervosität zog sich wie eine Schlinge um ihren Hals fest. Die Zeichnung des erotischen Spielkartensets schoss ihr durch den Kopf, das Nene ihr in Possenhofen heimlich gezeigt hatte. Die dunkel glänzenden Augen der wiehernden Stute mit den zusammengebundenen Beinen.
Das Blut rauschte in Sisis Ohren, als Franz erneut ihren Mund fand und grob in ihre Lippe biss. Einen Moment später mischte sich ein metallischer Geschmack unter den stürmischen Kuss. Bebend schloss Sisi die Augen. Sie versuchte, ihrem Körper die Führung zu überlassen, wie sie es mit Fanny getan hatte, doch es gelang ihr nicht. Nichts erregt einen Mann mehr als echte weibliche Lust. So verheißungsvoll der Rat ihrer Freundin in ihrer Erinnerung klang, so wenig konnte Sisi in diesem Augenblick mit ihm anfangen. Mit pochendem Herzen nahm sie wahr, wie Franz seine Hand an ihr heruntergleiten ließ. Mit einem harten Stoß drang er in sie ein, und ein stechender Schmerz schoss durch ihren ganzen Körper. Erschrocken riss Sisi die...
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