Schweitzer Fachinformationen
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Sie wollten gerade anfangen - Robin hatte weitere Tatort-Fotos an die Stellwand gehängt, Arnold schien mit seinen Vorbereitungen am Laptop fertig zu sein, Schröder zog sich zielstrebig seine Unterlagen zurecht - als plötzlich die Tür aufging. Alle hatten mit Silke gerechnet, die etwas später kommen wollte, stattdessen stand Rebecca Sterner-Leiss in der Tür, mit einem großen Papptablett in den Händen.
"Sorry", sagte sie, "ich wollte mir eigentlich nur selbst ein Brötchen besorgen, weil's mit dem Frühstück nicht mehr geklappt hat, aber dann habe ich gedacht: Ich könnte doch für alle was mitbringen!"
"Gute Idee!", Arnold eilte schon heran, um der Staatsanwältin behilflich zu sein. Er nahm ihr das Tablett ab und stellte es auf einen freien Tisch.
Der Chef schaute ein wenig verdattert. "Ich wusste gar nicht, dass Sie teilnehmen wollen."
"Wollte ich auch nicht", erwiderte Rebecca Sterner-Leiss, "bis mir einer Ihrer Kollegen gesteckt hat, wie oft man sich hier über die mangelnde Präsenz der Staatsanwaltschaft ärgert."
Max schluckte, das kam von ihm, aber er hatte es anders gemeint. Hoffentlich schaute sie jetzt nicht zu ihm herüber, dann würde er nachher von den Kollegen gelyncht. Okay, man ärgerte sich, wenn die Staatsanwaltschaft auf Anfragen verzögert reagierte, aber ob man sie deshalb immer am Tisch haben wollte .? Schröder zumindest sah angefressen aus.
"Kleiner Scherz", sagte die Staatsanwältin jetzt. "Die Wahrheit ist: Die Öffentlichkeit sitzt mir im Nacken, bei mir häufen sich die Anfragen, das wird in Ihrer Pressestelle ähnlich sein. Allein der Kommunikation willen müssen wir eng zusammenarbeiten." Betont locker nahm sie sich ein Brötchen. "Im Übrigen halte ich den Mund. Ich muss eh erstmal frühstücken."
Schröder sah sie nachdenklich an und schien dann eine Entscheidung getroffen zu haben. "Verstehe", sagte er. "Dann ist es doch schön, dass Sie hier sind - und sogar etwas mitgebracht haben."
Eine kleine Pause folgte, die Robin nutzte, um sich ebenfalls ein Brötchen zu holen, Max wurde allein von dem Anblick schon schlecht, er hatte am Morgen zwei Kopfschmerztabletten genommen. Ganz unvermittelt wandte sich Schröder an ihn. "Und? Was hast du zu sagen?"
Max stockte der Atem. Diese Schockstarre hatte er über vierzig Jahre nicht gehabt. Chemieunterricht - und er an der Tafel. Keine einzige Formel war mehr im Kopf, aber dafür die Stimme von Lehrer Hornung: "Und Max? Was hast du zu sagen?"
Wie vor vierzig Jahren entwich ihm kein Ton.
"Du und Silke, ihr habt euch ja um die KTU gekümmert", half ihm der Chef auf die Sprünge, "und um den Bericht der Rechtsmedizin. Vielleicht erstmal was zur Todesursache?"
Ein Klumpen zersprang in Max' Brust. Kein Anschiss von wegen Staatsanwaltschaft, einfach nur berichten.
Er erklärte, dass bei dem heftigen Sturz Manuel Kreuzers Genick gebrochen war. "Etwa 60 km/h hatte er drauf, wahrscheinlich hat er nach der Kurve beschleunigt."
"Er hatte es eilig", erklärte Schröder knapp. "Er wusste, dass seine Frau auf ihn wartet."
"Auf jeden Fall war der Schnitt in die Kehle nicht tödlich", erklärte Max. "Wäre er vielleicht irgendwann gewesen, denn die Wunde war groß, aber Kreuzer ist am Genickbruch gestorben."
"Ich möchte mir das bildlich vorstellen", Schröder legte konzentriert die Finger an die Stirn. "Der Draht hat Kreuzer nach hinten gerissen und das Motorrad ist dann noch ein paar Meter weiter gerollt."
"Genau. Deshalb lag Kreuzer quasi unter dem Draht, die Yamaha ein ganzes Stück vor ihm."
"So dass die Ehefrau aus der Ferne das Motorradlicht wahrnehmen konnte."
"Exakt, die Maschine lag nicht im Bereich der Bäume, vom Wohnhaus aus hatte man freie Sicht."
"Wie lange hat er auf der Straße gelegen?", wollte nun Arnold wissen. "Kann die Rechtsmedizin da Genaueres sagen?"
"Mindestens eine Stunde, die Leichenstarre setzte bereits ein. Aber der Zeitraum, in dem sich der Unfall abgespielt hat, ist ja ohnehin sehr begrenzt."
"Stimmt", Schröder sah in seine Unterlagen. "Im Chor ist man sich einig, wann Manuel Kreuzer aufgebrochen ist. Ziemlich genau um viertel nach neun. Von dem Saal, wo der Chor probt, bis zum Tatort sind es zwölf Minuten - zumindest mit dem Auto, das haben Robin und ich gestern ausprobiert. Wenn Kreuzer zwischendurch nichts anderes erledigt hat, ist er ziemlich genau um halb zehn in die Falle gerast. Seine Frau hat gegen viertel vor zehn eine Nachricht an diesen Vincent Jakobs geschrieben, den Typ aus dem Chor."
Max setzte sich etwas gerader hin. Musste er erwähnen, dass "der Typ aus dem Chor" sein bester Kumpel war, der ihn kurz darauf angesimst hatte? Tat eigentlich nichts zur Sache, außerdem machte Schröder schon weiter.
"Eine dreiviertel Stunde später, um halb elf, hat Frau Kreuzer den Notruf gewählt, zehn Minuten später war man vor Ort. Ziemlich wahrscheinlich ist Kreuzer also gegen halb zehn in die Falle gerast."
"Und danach ist da eine Stunde lang kein Auto gefahren?", erkundigte sich Gerd.
"Wie Max schon sagte, die Strecke ist wenig befahren. Einspuriger Teerweg. Wenn sich zwei Autos begegnen, müssen beide halb in die Botanik ausweichen."
"Tolle Stelle für eine Falle!" Es war Arnold, der den ironischen Kommentar ausgespuckt hatte.
"Allerdings", gab Max zu, "ähnlich am Ochsenkopf. Zwar ist die Straße dort deutlich stärker befahren, aber genau dadurch war die Wahrscheinlichkeit, dass es zu dieser Jahreszeit ausgerechnet einen Motorradfahrer erwischt, total gering."
"Also wollte da jemand nicht töten, sondern nur eine Warnung aussprechen?", vermutete Robin. "So nach dem Motto: Fühlt euch auf dem Motorrad nicht sicher?"
"Kann sein", Schröder nickte dem jungen Kollegen zu, "aber dazu müssten wir erst einmal wissen, ob die Drähte überhaupt von ein und derselben Person gespannt worden sind."
"Ich würde sagen: ja!", wagte Max sich vor. "Zwar ist die Spurenlage dünn - wegen des trockenen Bodens und weil so viele Einsatzfahrzeuge dort herumgekurvt sind. Eigentlich gibt's nur einen halben Reifenabdruck, der nicht zuzuordnen ist. Aber das verwendete Befestigungsmaterial ist identisch und es wäre schon ein Riesenzufall, wenn zwei Personen unabhängig voneinander mit demselben Material denselben Plan gehabt hätten. Außerdem war die Höhe, in der die Drähte angebracht waren, absolut gleich, genau 1,50 Meter."
"Vielleicht war es eine Gruppe", schlug Arnold vor, "die Szene ist erhitzt. Nicht unmöglich, dass sich da ein Aktionsbündnis was Feines ausgedacht hat. Im Internet lässt sich da einiges finden."
"Schieß los!", forderte Schröder ihn auf, als plötzlich die Tür aufging und Silke im Türrahmen stand.
"Okay, kurze Pause", seufzte der Chef. Und dann zu Silke: "Guten Morgen! Da vorne gibt's Brötchen."
Allgemein wurde sich ein bisschen gestreckt und Kaffee nachgeschenkt, den die Sekretärin vor der Besprechung bereitgestellt hatte. Max trank seine fünfte Tasse, vielleicht kam seine Übelkeit von zu viel Koffein.
Als Arnold loslegte, wurde schnell klar, wie fleißig er gewesen war. Internetrecherchen waren sein Ding, er vergaß dabei völlig die Zeit. Gut, dass die Interessen so fein verteilt waren, stellte Max fest, für ihn gab es nichts Langweiligeres. Gestern der Tag in Sundern hatte ihm gutgetan, viel frische Luft. Aber heute schon wieder Kopfschmerzen, es war echt zum Verzweifeln.
"Im Grunde dreht sich die ganze Lärmdiskussion nur um dreißig Prozent der Motorradfahrer", stellte Arnold klar. "Das sind diejenigen, die ihre Maschinen getunt haben und sich nicht um Höchstwerte scheren."
"Aber genau diese dreißig Prozent machen einem das Leben zur Hölle", Silke guckte so sauer, als ob sie just heute Nacht wegen Motorradlärms kein Auge zugetan hätte.
Arnold ging darüber hinweg. "Die fahren mit offener Auspuffklappe und machen auf der Straße einen Höllenlärm, aber bei der Polizeikontrolle ist auf Knopfdruck wieder alles im grünen Bereich."
"Sag ich ja, das ist ein Riesenproblem", Silke warf Max einen Blick zu, als säße...
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