1 - Die Autoren [Seite 3]
2 - Vorwort [Seite 6]
3 - Inhalt [Seite 8]
4 - Teil 1 Allgemeine Grundlagen der Akupunkturund der TCM [Seite 18]
5 - 1 Geschichte der Akupunktur und der Traditionellen Chinesischen Medizin [Seite 20]
5.1 - Daoismus und Konfuzianismus [Seite 20]
5.2 - Die Entsprechungssysteme [Seite 22]
5.3 - Das Grundlagenwerk Huang Di Nei Jing SuWen [Seite 22]
5.4 - Das Konzept Qi [Seite 23]
5.5 - Geschichte der Akupunktur und TCM [Seite 23]
6 - 2 Wissenschaftliche Grundlagen der Akupunktur [Seite 26]
6.1 - Morphologie [Seite 26]
6.2 - Schmerzmodulierende und schmerzhemmende Mechanismen der Körperakupunktur [Seite 29]
6.3 - Einflüsse auf das vegetative Nervensystem und das Immunsystem [Seite 40]
7 - 3 Qualitätsmanagement [Seite 43]
7.1 - Grundlagen [Seite 43]
7.2 - Verschiedene Aspekte des Qualitätsmanagements [Seite 44]
7.3 - Erfordernisse eines Qualitätsmanagementsystems für die Akupunktur [Seite 46]
8 - 4 Indikationen, Kontraindikationen und Nebenwirkungen der Akupunktur [Seite 48]
8.1 - Indikationen [Seite 48]
8.2 - Kontraindikationen [Seite 48]
8.3 - Nebenwirkungen der Akupunktur [Seite 50]
9 - 5 Die Lehre von Yin und Yang [Seite 57]
9.1 - Zusammenhänge und Ordnungsprinzip [Seite 57]
9.2 - Die Monade [Seite 58]
9.3 - Yin- und Yang-Verhältnisse [Seite 58]
10 - 6 Die Grundsubstanzen und ihre Pathologien [Seite 60]
10.1 - Qi [Seite 60]
10.2 - Blut (Xue) [Seite 63]
10.3 - Essenz ( Jing) [Seite 63]
10.4 - Geist (Shen) [Seite 64]
10.5 - Körperflüssigkeiten ( Jin Xe) [Seite 65]
11 - 7 Diagnostische und therapeutische Grundlagen [Seite 66]
11.1 - Ba Gang [Seite 66]
11.2 - Krankheitsursachen [Seite 81]
11.3 - Reizstärke - Stichtechnik [Seite 88]
11.4 - Reizart [Seite 89]
12 - 8 Die 5 Wandlungsphasen [Seite 112]
12.1 - Definition [Seite 112]
12.2 - Zuordnung der Organe zu den 5 Wandlungsphasen [Seite 112]
12.3 - Wechselbeziehungen der 5 Wandlungsphasen [Seite 114]
12.4 - Fülle- und Leere-Störung [Seite 117]
12.5 - Therapiemöglichkeiten [Seite 117]
13 - 9 Die Organuhr [Seite 118]
14 - 10 Das Leitbahnsystem ( Jing Luo) [Seite 119]
14.1 - Die 12 Hauptleitbahnen ( Jing Mai) [Seite 119]
14.2 - Die 8 Außerordentlichen Leitbahnen ( Qi Jing Ba Mai) [Seite 126]
14.3 - Die 15 Nebenleitbahnen ( Luo Mai) [Seite 127]
14.4 - Die 12 tendinomuskulären Leitbahnen [Seite 127]
14.5 - Die 12 Sonderleitbahnen [Seite 127]
15 - 11 Die Akupunkturpunkte [Seite 128]
15.1 - Die Kennzeichen von Akupunkturpunkten [Seite 128]
15.2 - Die Lokalisation der Akupunkturpunkte [Seite 128]
15.3 - Die Proportionalmaßeinteilung des Körper- Cun [Seite 129]
15.4 - Die Proportionalmaßeinteilung des Finger- Cun [Seite 131]
15.5 - Die Steuerungspunkte [Seite 132]
15.6 - Die Antiken Punkte [Seite 136]
16 - Teil 2 Die Leitbahnen und Akupunkturpunkte [Seite 146]
17 - 12 Die Leitbahnen [Seite 148]
17.1 - 12.1 Die Lungen-Leitbahn (Hand Tai Yin) [Seite 149]
17.2 - 12.2 Weitere Punkte der Lungen- Leitbahn [Seite 159]
17.3 - 12.3 Die Dickdarm-Leitbahn ( Hand Yang Ming) [Seite 163]
17.4 - 12.4 Weitere Punkte der Dickdarm- Leitbahn [Seite 175]
17.5 - 12.5 Die Magen-Leitbahn (Fuß Yang Ming) [Seite 183]
17.6 - 12.6 Weitere Punkte der Magen- Leitbahn [Seite 204]
17.7 - 12.7 Die Milz-Leitbahn (Fuß Tai Yin) [Seite 217]
17.8 - 12.8 Weitere Punkte der Milz- Leitbahn [Seite 227]
17.9 - 12.9 Die Herz-Leitbahn (Hand Shao Yin) [Seite 235]
17.10 - 12.10 Weitere Punkte der Herz- Leitbahn [Seite 241]
17.11 - 12.11 Die Dünndarm-Leitbahn ( Hand Tai Yang) [Seite 245]
17.12 - 12.12 Weitere Punkte der Dünndarm- Leitbahn [Seite 258]
17.13 - 12.13 Die Blasen-Leitbahn (Fuß Tai Yang) [Seite 263]
17.14 - 12.14 Weitere Punkte der Blasen- Leitbahn [Seite 298]
17.15 - 12.15 Die Nieren-Leitbahn (Fuß Shao Yin) [Seite 317]
17.16 - 12.16 Weitere Punkte der Nieren- Leitbahn [Seite 325]
17.17 - 12.17 Die Perikard-Leitbahn ( Hand Jue Yin) [Seite 335]
17.18 - 12.18 Weitere Punkte der Perikard- Leitbahn [Seite 341]
17.19 - 12.19 Die 3-Erwärmer-Leitbahn ( Hand Shao Yang) [Seite 345]
17.20 - 12.20 Weitere Punkte der 3- Erwärmer- Leitbahn [Seite 358]
17.21 - 12.21 Die Gallenblasen-Leitbahn ( Fuß Shao Yang) [Seite 365]
17.22 - 12.22 Weitere Punkte der Gallenblasen- Leitbahn [Seite 384]
17.23 - 12.23 Die Leber-Leitbahn (Fuß Jue Yin) [Seite 399]
17.24 - 12.24 Weitere Punkte der Leber- Leitbahn [Seite 408]
18 - 13 Die Außerordentlichen Leitbahnen: Konzeptionsgefäß ( Ren Mai) und Lenkergefäß ( Du Mai) [Seite 414]
18.1 - 13.1 Das Konzeptionsgefäß (Ren Mai) [Seite 415]
18.2 - 13.2 Weitere Punkte des Konzeptionsgefäßes [Seite 426]
18.3 - 13.3 Das Lenkergefäß (Du Mai) [Seite 433]
18.4 - 13.4 Weitere Punkte des Lenkergefäßes [Seite 443]
19 - 14 Die Extrapunkte (Ex) [Seite 453]
19.1 - Wichtige Extrapunkte [Seite 454]
19.2 - Weitere Extrapunkte [Seite 465]
20 - 15 Akupunkturpunkte geordnet nach Körperregionen [Seite 478]
20.1 - Wichtige Punkte im Bereich des Kopfes ( frontal) [Seite 478]
20.2 - Wichtige Punkte im Bereich des Kopfes ( lateral) [Seite 480]
20.3 - Wichtige Punkte im Bereich des Kopfes ( Schädeldach) [Seite 482]
20.4 - Wichtige Punkte im Bereich des Nackens [Seite 483]
20.5 - Wichtige Punkte im Bereich der Schulter ( dorsal) [Seite 485]
20.6 - Wichtige Punkte im Bereich der Schulter ( ventral und lateral) [Seite 486]
20.7 - Wichtige Punkte im Bereich des Ellenbogens [Seite 487]
20.8 - Wichtige Punkte im Bereich der Hand und des Unterarmes [Seite 489]
20.9 - Wichtige Punkte im Bereich des Thorax ( frontal und lateral) [Seite 492]
20.10 - Wichtige Punkte im Bereich des Thorax ( dorsal) [Seite 493]
20.11 - Wichtige Punkte im Bereich des Abdomens [Seite 495]
20.12 - Wichtige Punkte im Bereich der Lende und des Gesäßes [Seite 496]
20.13 - Wichtige Punkte im Bereich des Kniegelenks und des Unterschenkels ( ventral und medial) [Seite 498]
20.14 - Wichtige Punkte im Bereich des Kniegelenks und des Unter-schenkels ( dorsal und lateral) [Seite 500]
20.15 - Wichtige Punkte im Bereich des Fußes ( dorsal und lateral) [Seite 501]
20.16 - Wichtige Punkte im Bereich des Fußes ( medial) [Seite 503]
21 - Teil 3 Therapie [Seite 504]
22 - 16 Pragmatische Therapiekonzepte [Seite 506]
22.1 - Pragmatisches Therapiekonzept bei Schmerzen des Bewegungs-systems und Kopfschmerzen in 4 Schritten [Seite 506]
22.2 - Pragmatisches Therapiekonzept bei Inneren Erkrankungen in 4 Schritten [Seite 522]
23 - 17 Therapiekonzepte von Disharmoniemustern in 4 Schritten [Seite 557]
23.1 - Zang-Fu-Disharmoniemuster Modulsystem [Seite 557]
23.2 - Disharmoniemuster gemäß Substanzen: Qi, Blut ( Xue), Essenz ( Jing) [Seite 605]
23.3 - Fallbeispiele [Seite 608]
23.4 - Disharmoniemustererkennung und Benennung [Seite 608]
24 - 18 Bewährte Punktkombinationen nach westlicher Diagnose [Seite 615]
24.1 - Erkrankungen des Bewegungsapparates [Seite 615]
24.2 - Erkrankungen des Respirationstrakts [Seite 616]
24.3 - Erkrankungen des Verdauungssystems [Seite 616]
24.4 - Herz-Kreislauf-Erkrankungen [Seite 616]
24.5 - Psychosomatische Beschwerden [Seite 616]
24.6 - Urologische Erkrankungen [Seite 616]
24.7 - Gynäkologische Erkrankungen [Seite 617]
24.8 - Während der Schwangerschaft und zur Geburtsvorbereitung [Seite 617]
24.9 - Hauterkrankungen [Seite 617]
24.10 - Hals-Nasen- Ohren-Erkrankungen [Seite 617]
24.11 - Augenerkrankungen [Seite 617]
25 - 19 Psychosomatik [Seite 618]
25.1 - Basistherapiekonzept bei psychosomatischen Funktionsstörungen [Seite 618]
25.2 - Psychosomatik der Funktionskreise auf Basis der TCM [Seite 619]
26 - Teil 4 Repetitorium TCM [Seite 632]
27 - 20 Repetitorium der TCM [Seite 633]
27.1 - Basisinformationen zur TCM [Seite 633]
27.2 - Zang-Fu-Disharmoniemuster im Modulsystem [Seite 653]
28 - Anhang [Seite 692]
29 - 21 Abbildungsnachweis [Seite 693]
30 - 22 Weiterführende Literatur [Seite 694]
31 - 23 Punktverzeichnis [Seite 698]
31.1 - Nach Leitbahnen geordnet [Seite 698]
31.2 - Nach chinesischer Nomenklatur geordnet [Seite 700]
32 - 24 Sachverzeichnis [Seite 705]
1 Geschichte der Akupunktur und der Traditionellen Chinesischen Medizin (S. 3)
Wie in den meisten anderen Kulturen findet sich im Krankheits- und Medizinverständnis Chinas ein Übergang von einer Ahnen- über eine Dämonenmedizin hin zu einer Systematisierung und einem naturwissenschaftlichen Verständnis.
Erste Aufzeichnungen zur Behandlung von Krankheiten und deren Ursache finden sich in der Shang-Zeit (16-11. Jh.v.Chr., Tab. 1.1). Lebende und Verstorbene befinden sich demnach in gegenseitiger Abhängigkeit, wobei das Schicksal der Lebenden durch die Ahnen beeinflusst oder sogar bestimmt wird, deren Nahrungszufuhr andererseits durch die Lebenden erfolgte. Eher nachrangige Krankheitsursachen waren äußere Einflusse wie Wind oder Kalte.
Therapeutisch wirkte die Beeinflussung der Ahnen durch Opfergaben. Eine Arzneimittellehre im eigentlichen Sinne oder externe therapeutische Verfahren fanden sich wohl nicht. Zwischen dem 11. und dem 3. Jh.v.Chr. (Zhou- Dynastie) wurde das ahnengeprägte Verständnis von Gesundheitsstörungen nach und nach durch eine Dämonenmedizin ersetzt.
Sämtliche negative Erfahrungen wie Glücklosigkeit, Missgeschick und Krankheit wurde Geistern und Dämonen angelastet, die als bezugslose Seelen ihr Dasein fristeten. Die Behandlung erfolgte mittels magischer Handlungen und Elemente, z. B. durch besondere Therapeuten (Wu-Praktiker), mit dem Ziel, auf verschiedene Gottheiten Einfluss zu nehmen. Zur Vertreibung damonischer Ubel finden sich Amulette, Siegel und Talismane sowie Bannspruche und Besprechungsformeln.
Aber auch Arzneien und externe Verfahren wurden zur Dämonenaustreibung propagiert und eingesetzt. Bestandteile der Dämonenmedizin finden sich später im Daoismus und darüber letztlich bis heute in theoretischen Grundlagen der Chinesischen Medizin. Ebenfalls zwischen dem 11. und 3. Jh.v.Chr. wurden systematische Entsprechungssysteme in der Medizin entwickelt, die bis ins 20. Jh. die Medizin in China bestimmten und eine wichtige Basis der heute gebrauchlichen traditionellen Verfahren bilden.
In diese Zeit fallen auch die Ursprünge zweier philosophischer Richtungen, welche die Chinesische Medizin und das gesellschaftliche Leben bis in die heutige Zeit prägen: Daoismus und Konfuzianismus.
1.1 Daoismus und Konfuzianismus
1.1.1 Daoismus
Der Daoismus (auch Taoismus) geht auf Laotse zurück, der ca. im 6. Jh.v.Chr. gelebt haben soll. Ihm wird u. a. das Dao-te Jing zugeschrieben, welches die Grundlage des Daoismus darstellt. Laotse bestreitet die Existenz eines Gottes oder eines Himmels.
An deren Stelle setzte er das Dao. Dao ist das Ordnungs- und Regulationsprinzip, das allen Zuständen und Handlungen zugrunde liegt. Es meint somit den unfasslichen Urgrund der Welt, ein übergeordnetes, absolutes Gesetz, welches nicht erkannt, aber durch intensive Betrachtung der Natur erfühlt werden kann.
„Irgendetwas war formlos vorhanden, Vor Himmel und Erde geboren. In der Stille und Leere, Unerschütterlich steht es für sich da, Immer wiederkehrend ohne Unterlass. Es ist die Mutter des Kosmos. Ich kenne nicht seinen Namen, Nenne es das Dao.“ (Laotse) Das Dao existierte lange vor der Erschaffung des physischen Universums. Nach daoistischer Vorstellung wird ausgehend vom Dao alles durch die Vitalkraft Qi durchdrungen. Qi beinhaltet das Yin und Yang.
Alle Elemente des Universums sind aus zwei einander entgegengesetzten Elementen oder Prinzipien zusammengesetzt. Jedem Yin steht ein Yang gegenüber. Erst die Vereinigung aus Yin und Yang führt zur umfassenden Harmonie in einem sich ständig ändernden Ganzen. Laotse lehnt die Theorie der Menschlichkeit und der Förderung einer moralischen, tugendhaften Entwicklung ab, wie sie z. B. von Konfuzius und Mo Zi (ca. 468–376 v.Chr.), dem Begründer des Mohismus, gefordert wurden. Der Daoismus empfiehlt, der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten zu folgen.
Laotse betont die „Einheit von Gegensätzen“ in der Welt, die sich ineinander verwandeln könnten, z. B. Glück und Unglück, Stärke und Schwäche, Wahrheit und Unwahrheit. Diese Umwandlungen seien absolut und bedingungslos und würden in Form eines endlosen Kreises geschehen. In der Politik schlug sich der Daoismus in dem Konzept des „Handelns ohne Streben“ nieder.