Kapitel 2: Social-Media-Marketing- Strategie - Warum das Ziel so wichtig ist
Bozen, Italien, 1996: Schweißperlen standen mir auf der Stirn, mein Mund war trocken. Verdammt nochmal, da muss doch jetzt mal irgendwann ein Haus kommen. Die Nadel auf der Tankanzeige meiner Husqvarna 610 befand sich schon seit einer halben Stunde im tiefroten Bereich und versuchte mir verzweifelt klarzumachen, dass ich doch jetzt endlich mal tanken sollte.
Aber da, wo ich war, gab es keine Tankstelle. Nur endlose Weiten - gespickt mit ein paar einsamen Kiefern. Wie war ich in diese Situation geraten? Die dreitägige Motorrad-Tour in Südtirol mit meinem Freund Stefan war bisher ein voller Erfolg gewesen.
Bis ich heute Nachmittag Opfer meiner eigenen Selbstüberschätzung geworden war: Ohne Landkarte fuhr ich von unserer angemieteten Berghütte aus los, um die Gegend zu erkunden. In meinem jugendlichen Leichtsinn war ich mir sicher, dass mir mein Orientierungssinn den richtigen Weg weisen würde. Frei nach dem Motto "Landkarten sind was für Weicheicher". Navis oder Smartphones gab es ja noch nicht - es waren die 90er.
Doch ich hatte mich und meinen Orientierungssinn gründlich überschätzt. Da fuhr ich nun ziellos durch die Pampa, der Sprit würde jeden Moment ausgehen und ich hatte nicht mal was zu trinken dabei.
Um dich nicht länger auf die Folter zu spannen, kann ich dir verraten, dass die Geschichte zum Glück gut ausging. Buchstäblich in letzter Sekunde kam ich nämlich an einem abgelegenen Bauernhof vorbei. Der italienische Bauer verstand zwar kaum Deutsch, begriff aber sofort, in welch misslicher Lage ich mich befand.
Er füllte ein paar Liter Sprit mit einem Kanister in mein Motorrad und drückte mir eine Karte in die Hand, auf der er die nächste Tankstelle markiert hatte.
Diese Episode, die ich als junger Mann mit Anfang 20 erlebt hatte, hat mich gelehrt, nie mehr ohne Landkarte oder Navi loszufahren.
Im Bereich Social-Media gilt das Gleiche: Fahr niemals los, ohne dass du dir ein konkretes Ziel gesetzt hast und du weißt, wo es lang geht.
Damit es dir bei deinem Social-Media-Marketing nicht so geht, wie mir damals in Italien, zeige ich dir in diesem Kapitel, dass deine Vision und klar gesteckte, konkrete Ziele deine beste Landkarte in deinem Social-Media-Marketing sind.
2.1 Deine Vision als Grundlage für deine Ziele
"Wir wollen auf Instagram, weil da die Konkurrenz auch schon ist".
"Wir wollen mehr Follower".
"Wir wollen mehr Reichweite".
Auf meinen Seminaren höre ich diese Sätze immer noch häufig, wenn ich mit den Teilnehmern über Ziele im Social-Media-Marketing spreche. Doch Fakt ist: Es handelt sich bei diesen Sätzen um pauschale Schein-Ziele ohne Gehalt. Diese Sätze sind so unspezifisch, dass sie nicht dazu taugen, den Weg durch die Social-Media-Landschaft zu weisen.
Ich kenne unzählige Unternehmer, die im Social-Media-Marketing kläglich scheiterten, weil sie - wie ich damals in Italien- ohne konkretes Ziel losgeprescht sind. Nach zwei bis drei Monaten geht ihnen der "Sprit" aus - ihre hastig erstellten Facebook-Seiten oder Instagram-Accounts fristen ein trauriges Dasein und werden irgendwann komplett gelöscht. Oft hört man dann den Satz "Social-Media bringt doch eh nix".
Was also kannst du tun, damit Social-Media-Marketing bei dir zum vollen Erfolg wird? Das Zauberwort heißt "Vision".
Wenn du dir erfolgreiche Marken anschaust, erkennst du, dass sie immer eine Vision verkaufen. Ein gutes Beispiel dafür ist Harley Davidson: Du kaufst dir mit einer Harley nicht einfach nur ein Motorrad - du kaufst dir das Lebensgefühl von Freiheit und Abenteuer. Eine Vision also.
Für deine Social-Media-Strategie musst du deshalb bei der Vision für dein Unternehmen anfangen. Und dafür solltest du dir etwas Zeit nehmen, denn es geht darum, zur Essenz deines Unternehmens zu gelangen. Zum Motor hinter allem, was deine Firma ausmacht.
Wenn du es schaffst, die Vision deines Unternehmens in Social-Media zu transportieren, werden deine Kanäle in kürzester Zeit eine sehr große Reichweite generieren. Denn deine Follower merken sofort, wenn dein Profil authentisch ist und du für ein größeres Ziel - deine Vision - einstehst.
Instagram Stand 12/2023
Doch wie genau findest du deine Vision? Im nächsten Abschnitt zeige ich dir einen bewährten Trick, wie dir das gelingen kann.
2.2 Wie du mit dem Goldenen Kreis deine Vision erkennst
Der Autor und Coach Simon Sinek stellt in seinem Buch "Frag immer erst: warum" eine geniale Methode vor, die es einem einfach macht, zu seiner Vision zu gelangen. Er nennt sie "Golden Circle" - also Goldener Kreis.
Die erfolgreichsten Firmen, wie beispielsweise Apple, arbeiten nach dieser Methode. Ihre Produkte oder Dienstleistungen werden sozusagen von innen heraus verkauft. Die folgende Grafik macht dir deutlich, was ich meine:
Das "Warum" - Vision und Anspruch
Wofür brennst du? Warum gibt es deine Firma? Warum macht dein Unternehmen die Welt zu einem besseren Ort?
Magdalena, eine Kundin von mir, hat folgende Vision: Sie liebt Tiere über alles - ganz besonders Hunde. Aus dieser Passion heraus hat sie einen Friseursalon für Hunde eröffnet, der prima läuft. Ihr Anspruch ist, dass sich ihre vierbeinigen Kunden rundherum wohlfühlen, wenn ihr Fell gewaschen, geschnitten und geföhnt wird. Weil sie damit auch die Hundebesitzer glücklich macht, ist es nicht übertrieben zu sagen, dass durch ihre Firma die Welt zu einem besseren Ort wird.
Das "Wie" - Leidenschaft und Unternehmenswerte
Wie setzt du deine Vision um? Was tust du dafür, dass Mitarbeiter leidenschaftlich von deiner Vision überzeugt sind und Kunden deine Vision erkennen?
Magdalena setzt ihre Vision um, indem sie ihren Friseursalon so eingerichtet hat, dass sich Hunde wohlfühlen: Die Wände sind in einem beruhigenden Blauton gestrichen. Je nach Persönlichkeit des Vierbeiners beduftet sie den Raum mit verschiedenen ätherischen Ölen: Lavendel zur Beruhigung, Bergamotte zur Erheiterung oder Zypresse zur Besänftigung von aufgewühlten Emotionen.
Die Hundebesitzer erkennen, dass Magdalena ihre Vision ambitioniert umsetzt und mit Leidenschaft für ihre vierbeinigen Kunden da ist.
Das "Was" - Produkte und Dienstleistungen
Was hast du aus deiner Vision und Leidenschaft gemacht? Welche Produkte und Dienstleistungen hast du aus deiner Vision heraus entwickelt?
Magdalena bietet in ihrem Salon das Baden und Waschen aller Hundegrößen und -rassen an. Dabei ist es ihr wichtig, dass die Hunde nicht angekettet oder an einen sogenannten "Galgen" gehangen werden. Vielmehr stehen die Vierbeiner beim Baden und beim anschließenden Haarschnitt frei auf einem Tisch.
Weil Magdalena täglich mit Hundebesitzern und ihren Sorgen und Nöten zu tun hat, schreibt sie regelmäßig kurze Ratgeberartikel auf ihrem Blog und weist in ihren Posts auf Social-Media darauf hin. Ihre Kunden wissen das zu schätzen und empfehlen ihren Salon weiter: Mittlerweile hat Magdalena schon viele Follower auf Instagram gewonnen.
Um deine Vision zu erkennen, solltest du dir also die Zeit nehmen und die oben stehenden Fragen beantworten. Am besten geht das - nach meiner Erfahrung - mit Zettel und Stift. Im Mitgliederbereich findest du eine Vorlage zu dieser Übung, die du dir ausdrucken kannst.
Lass deine Gedanken einfach fließen und bring sie zu Papier. Schlaf eine Nacht darüber, schau dir deine Notizen am nächsten Tag noch einmal an und überarbeite sie gegebenenfalls.
Glaub mir: Für eine erfolgreiche Strategie im Social-Media-Marketing ist das Herausfinden deiner Vision - also das, wofür du wirklich brennst - essenziell. Bevor du weiterliest, rate ich dir also dringend, diese Übung wirklich zu machen.
Simon Sinek bringt es mit dem folgenden Satz auf den Punkt: "People don´t buy what you do, they buy why you do it." Frei übersetzt heißt das: "Leute kaufen nicht das `Was` (also dein Produkt), sondern das `Warum` (also deine Geschichte und deine Vision dahinter).
2.3 Deine konkreten Ziele: Die SMART-Methode
Wenn du dir über deine Vision im Klaren bist, wird es dir um ein ganzes Stück leichter fallen, deine Ziele im Social-Media-Marketing zu erreichen. Doch welche Ziele hast du eigentlich genau? Ich meine - ganz konkret?
Wenn du darüber nachdenkst, was Social-Media-Marketing für dein Unternehmen bringen soll, gebe ich dir einen Tipp: Formuliere diese Ziele so konkret wie möglich.
Ich möchte dir in diesem Zusammenhang eine Methode vorstellen, die sich bei Social-Media-Marketing - aber auch bei anderen Projekten - bewährt hat. Vielleicht kennst du sie schon: Es handelt sich um die SMART-Methode.
Deine Ziele sollten immer spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein. Ich möchte dir ein Beispiel für ein gut formuliertes Ziel im Rahmen einer Social-Media-Strategie geben:
"Meine Posts auf Facebook, Instagram und TikTok sollen die Besucherzahl auf meiner Webseite in den nächsten drei Monaten um 25 Prozent erhöhen, um damit mindestens 10 Prozent mehr Umsatz in meinem Unternehmen zu generieren".
Dieses Ziel ist spezifisch und konkret formuliert, indem du genau festlegst, worum es geht. Du kannst den Erfolg messen, weil du die momentane Besucherzahl deiner Seite kennst und sie in drei Monaten mit der erreichten Zahl vergleichen kannst.
Das Ziel ist attraktiv, weil du durch 25 Prozent mehr Besucher auf deiner Webseite 10 Prozent mehr Umsatz erzielst.
Bei den Angaben zum Zeitraum (drei Monate) und zur Steigerung der Besucherzahl (25 Prozent)...