Der Gestank war unerträglich. Die Mischung aus Pech, nassem Holz und verfaulenden Algen war kaum auszuhalten. Rudolf versuchte sich zu bewegen, doch seine Hände und Füße waren so fest zusammengebunden worden, dass sich seine Gliedmaßen taub anfühlten. Er hob seinen Kopf. Entsetzliche Übelkeit befiel ihn. Unter einem Aufstöhnen sank er auf eine Taurolle zurück. In der Dunkelheit, die ihn umgab, bereiteten ihm die tanzenden Sternchen vor den Augen doppelte Pein. Er hatte das Gefühl, der Schädel würde ihm gleich platzen. In seinen Ohren spürte er, wie sein Blut pulsierte. Es schien in dreifacher Geschwindigkeit durch seinen Körper zu rasen. Jedes Geräusch drang in unerträglicher Lautstärke zu ihm durch. Ein leises Plätschern an seiner Seite mutete wie ein tosender Sturm an. Nur langsam konnte er seine Gedanken ordnen. Blitzlichter von Erinnerungen an das Vorgefallene stellten sich ein. Die Treibjagd, die wilde Verfolgung, das Seil, das Maximus zu Fall gebracht hatte, sein eigener Sturz . und Elisabetta.
Wie ein herber Faustschlag fuhr es auf Rudolf nieder. "Elisabetta!" Doch aus seinem trockenen Hals drangen nur unverständliche Laute. Sein erneuter Versuch, sich zu aufzurichten, endete nur mit der Erkenntnis, dass zumindest eine seiner Rippen gebrochen war. Der stechende Schmerz ließ Rudolf kaum zu Luft kommen. Mit geschlossenen Augen versuchte er, die letzten ihm verbliebenen Kräfte zu mobilisieren. Nur langsam wurde ihm klar, dass seine Umgebung tatsächlich schwankte und es nicht nur eine Täuschung war, hervorgerufen durch die Kopfschmerzen und die Übelkeit. Das Schlingern, der Geruch: er war auf einem Schiff!