Schweitzer Fachinformationen
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Die verborgene Macht der Seele im (unerfüllten) Kinderwunsch können wir meistens erst aus der Rückschau erkennen. Wie oft habe ich bereits von Menschen Sätze wie den folgenden gehört: »Als wir überhaupt nicht mehr damit gerechnet hatten, ein Kind zu bekommen, da hat es auf einmal geklappt.« Sei es, dass die Paare ein Kind adoptiert hatten, nach mehreren Jahren der verzweifelten Versuche mit künstlicher Befruchtung aufgegeben hatten, als sie endlich eingewilligt hatten, auch ohne ein Kind ein glückliches und sinnerfülltes Leben führen zu können, als es nach einer heftigen Krise eine neue frische Verliebtheit mit nie erlebter leidenschaftlicher Sexualität gab oder als die Vorbereitung der Hochzeit so viel Aufmerksamkeit schluckte, dass der Kinderwunsch vergessen wurde.
Diese kleine Auswahl möglicher Hintergründe für eine überraschende Schwangerschaft - nach Jahren des Nichtgelingens - deutet bereits darauf hin, dass ein Loslassen von der »zwingenden« Absicht, ein Kind bekommen zu müssen, offensichtlich hilfreich zu sein scheint.
Wahrscheinlich hast auch du schon solche Geschichten gehört. Doch genau dieses Loslassen scheint in der Phase des aktiven Kinderwunschs die größte Herausforderung zu sein. Hier könnte sich die Frage auftun: »Wie soll ich das nur schaffen, das loszulassen, was ich mir am sehnlichsten wünsche?«
Aber vielleicht hilft es dir zu erfahren, dass mehrere medizinische Studien sogar nachweisen konnten, dass die »übertriebene Konzentration auf die Empfängnis zur vorzeitigen Reifung der Eizelle im Eierstock führen kann und dadurch unterentwickelte Eizellen abgestoßen werden, die für eine Befruchtung ungeeignet sind«.[4]
Dieses Wissen um die physiologische Reaktion des Körpers auf den psychischen Druck - der durch den unerfüllten Kinderwunsch im Laufe der Zeit immer größer wird - könnte sicherlich betroffenen Frauen manches Leid ersparen. Denn offensichtlich wehrt sich etwas im System und vielleicht auch in deiner eigenen Seele gegen das »Erzwingen« eines Kindes.
»Loslassen« ist nicht zu verwechseln mit »fallenlassen« im Sinne von »aufgeben«, sondern könnte auch heißen, sich auf etwas anderes zu fokussieren als unaufhörlich auf den unerfüllten Kinderwunsch, zum Beispiel auf die eigene Geschichte oder die eigene Kindheit.
Diese Aufmerksamkeitsverschiebung hat den Vorteil, dass wir etwas über uns selbst entdecken können, was uns bisher nicht bewusst war. Auf diesem Wege können wir uns beispielsweise damit beschäftigen, welche Prägungen wir selbst in uns tragen. Wie war es, das Kind meiner Eltern zu sein? Wie habe ich meine Eltern erlebt? Wie war meine Mutter im Umgang mit mir? Wie war mein Vater im Umgang mit mir? Wie gingen meine Eltern miteinander um? Welches Modell von Elternschaft habe ich durch die Erfahrungen mit meinen Eltern verinnerlicht? Und wie wirkt sich das alles heute noch auf mich, meinen Umgang mit mir selbst und mit anderen aus?
Und wie würde ich, infolge dieser Erfahrungen, meine eigene Elternrolle gern anders ausfüllen?
Dieser Auszug möglicher Fragen wird uns später noch einmal begegnen. An dieser Stelle will ich nur schon einmal darauf hinweisen, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Leben im Hinblick auf manche Verhinderungen sehr spannend und vor allem aufschlussreich ist.
Aus den frühen biografischen Erfahrungen leiten sich auch sehr viele irrationale Ängste ab, bei denen es nicht reicht, sie intellektuell zu verstehen. Es ist auch wichtig, sie in ihrer Wirkung emotional zu erleben und im Körper zu spüren.
Unbewusste Ängste, von denen es ganz viele gibt, haben immer einen starken Einfluss auf die Ausschüttung unserer Hormone, die wiederum verantwortlich sind für die Entstehung einer Schwangerschaft. Sie lösen auch Stress aus. Und wenn Ängste und Stress sich »paaren«, dann gibt es in der Regel kein Kind.
Unser autonomes Nervensystem, das alle »automatisch« ablaufenden Prozesse im Körper steuert, muss sich sicher fühlen, damit es sich empfangsbereit für eine Schwangerschaft machen kann. Und Angst ist das Gegenteil von Sicherheit.
In dem Moment, in dem die Amygdala - der »Mandelkern« im Stammhirn, der in der Traumatherapie gern auch der »Rauchmelder für Gefahr« genannt wird - Alarm signalisiert, werden die entsprechenden Defensivsysteme aktiviert, wie Kampf, Flucht oder Totstellreflex, die unser Überleben sichern sollen. Da die Einschätzung der Umgebung durch die Amygdala jedoch autonom vom Gehirn gesteuert wird, ohne dass eine Überprüfung durch unser Bewusstsein stattfindet, kann es leicht passieren, dass sie Gefahren sieht, wo heute keine mehr sind.
DAS KIWU-TAGEBUCH
Ein hilfreicher, fast unverzichtbarer Wegbegleiter für die Kinderwunsch-(KiWu-)Abenteuerreise zu zweit ist die Anschaffung dreier leerer Bücher, nennen wir sie »KiWu-Tagebücher« - für jeden von euch ein eigenes und eines für euch beide zusammen als Paar. In diesen leeren Büchern könnt ihr alles dokumentieren, was euch in eurer Kinderwunsch-Zeit widerfährt, was sich innerlich bewegt, welche Teilpersönlichkeiten ihr entdeckt, welchen sinnvollen »Zufällen« (Synchronizitäten, später dazu mehr) ihr auf eurem Weg begegnet und dergleichen mehr.
Bei den Listen für euch als Paar könnt ihr dann jeweils auch Spalten für »sie« und »ihn« vorsehen.
Dieses Phänomen hat vor allem bei Menschen mit entwicklungstraumatischen Belastungen eine besondere Relevanz.[5] Gerade im Zusammenhang mit dem unerfüllten Kinderwunsch haben unsere biografischen Prägungen eine spezielle Bedeutung. Unter Angst geht unser autonomes Nervensystem in einen Verteidigungsmodus, der dem Überleben dient. Deshalb lade ich dich gleich zu Beginn meines Buches zu einer kleinen Selbstreflexion ein.
Übung zur Einstimmung auf den Kinderwunsch
Stell dir einmal die folgende Frage:
»Was steht mir im Weg, meinen Kinderwunsch loszulassen?«
Dazu mach dir am besten eine Liste, in der du alle Argumente tabellarisch aufzählst, die dir im Weg stehen, deinen Kinderwunsch loszulassen. Hier kannst du einmal auf deinen Körper achten:
Da mein bevorzugtes therapeutisches Verfahren die Psychosynthese ist, die das Leben in Polaritäten (Gegensätzen) betrachtet, bitte ich dich gleich zu Beginn, auch eine Liste mit Antworten zu folgenden Fragen zu machen, bevor du dieses Buch weiterliest:
Wenn du alles aufgelistet hast, kannst du wieder einen Moment lang einmal die Augen schließen und auf deinen Körper achten:
In meiner Praxis habe ich bereits alles erlebt. Frauen, die ihr erstes Kind ungewollt mit 16 Jahren bekommen haben und damit völlig überfordert waren, es deshalb bei der eigenen Mutter abgegeben haben und fast wie Geschwister für eine Zeit lang miteinander aufwuchsen. Oder eine andere Frau, die völlig überraschend mit 47 Jahren mit einem neuen Partner glückliche Mutter wurde, nachdem sie sich in ihrer 20-jährigen Ehe bewusst gegen Kinder entschieden hatte.
In der Psychosynthese interessieren wir uns für die verborgene Absicht der Seele des Menschen. Was heißt das?
Damit ist gemeint: Wir gehen davon aus, dass es in jedem Menschen Anlagen gibt, die im Leben verwirklicht werden wollen: So wie im Rosensamen bereits die Voraussetzungen für einen ganzen Rosenbusch stecken, so sind im Apfelkern die Informationen für einen ganzen Apfelbaum enthalten.
Das Dilemma des modernen Menschen ist, dass er verlernt hat, ein Teil der Natur zu sein und sich solchen natürlichen Rhythmen des Lebens anzupassen. Stattdessen unterliegt unser Bewusstsein starken Moden und gesellschaftlichen Zwängen, die häufig von den Bedürfnissen unserer Seele abweichen.
Ziel meiner Arbeit ist es, ein Bewusstsein zu entwickeln, das sich in den Dienst unserer Seele und damit unserer natürlichen Anlagen stellt, statt sich allgemeinen Konventionen zu unterwerfen, die oft nicht im Einklang mit unserer inneren Natur sind.
Ich werde das Thema »Unerfüllter Kinderwunsch« deshalb aus vielen verschiedenen seelischen Perspektiven beleuchten, was dich dabei unterstützen kann, ein Bewusstsein für die Bedürfnisse deiner Seele zu entwickeln.
Je tiefer du dich auf die Übungen einlässt, umso wahrscheinlicher ist es, dass du dich bis zum Ende meines Buches immer mehr in Kontakt und im Einverständnis mit dir selbst fühlen wirst.
Daher hoffe ich, dass dieser Prozess dich dabei unterstützt, wieder Frieden im Herzen zu finden, um (mit oder ohne Kind) ein glückliches Leben führen zu können.
Lass es uns gemeinsam...
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