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Aus: getAbstract - April 2024 [.] Die faktenreiche Argumentation blendet auch Umsetzungsprobleme nicht aus und verdeutlicht, wie dringend geboten es ist, Produktion und Konsum umweltverträglich auszurichten. [.]
Die Circular Economy hat sich in Deutschland in Forschung und Lehre hinsichtlich ihrer Relevanz für die nachhaltige Entwicklung noch nicht in dem gewünschten Maße etabliert. Das begründet sich u.a. aus einem Mangel an deutschsprachiger Literatur zu dem Thema bzw. der unzureichenden Verankerung in Lehre und Forschung.
Das Prinzip der Circular Economy ist aber auch in der Gesellschaft noch nicht ausreichend bekannt. Dabei gilt die Circular Economy heute als eines der effektivsten Konzepte für den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Entwicklung. Weitgehend unbekannt ist auch die enge Verknüpfung von Circular Economy beispielsweise zum Klimaschutz bzw. zu Beschäftigung und Wertschöpfung. In einer Studie, in der sieben europäische Länder untersucht wurden, wird aufgezeigt, dass die Förderung einer Circular Economy das Treibhausgas bis zu 70 % senken und die Beschäftigung um 4 % erhöhen kann (Sahel 2016, S. 436). Danach wirkt sie sich auf verschiedene Bereiche der Umwelt und Wirtschaft positiv aus.
Es ist jedoch festzustellen, dass der Begriff der Circular Economy bisher nicht einheitlich definiert wird. Daher ist zunächst eine kurze inhaltliche Abgrenzung erforderlich. Nach einer ersten Standortbestimmung ist es dann möglich, die Circular Economy in das Paradigma der nachhaltigen Entwicklung einzuordnen.
Die Relevanz der Circular Economy lässt sich entsprechend der Dreidimensionalität nachhaltiger Entwicklung im Rahmen der ökologischen, der ökonomischen und der sozialen Dimension begründen. Das erfolgt am Beispiel Seltener Erden. Der weltweit wachsende Bedarf an Seltenen Erden für neue Technologien, besonders im Kontext der Digitalisierung, der Erzeugung regenerativer Energieträger und einer nachhaltigen Mobilität wird immer offensichtlicher, was weitreichende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung hat.
Der Ressourcenabbau und die Erschließung neuer Gebiete für den weiteren Abbau führen besonders in Entwicklungsländern in der Regel zu einer ökologischen Zerstörung ganzer Regionen. Das hat besonders für die Lebensgrundlage der regionalen Bevölkerung weitrechende Konsequenzen. Die Folge ist beispielsweise die Entforstung von Waldflächen, die Verunreinigung des Wassers, aber auch die Belastung bzw. Zerstörung landwirtschaftlich genutzter Flächen der Region. Das verursacht vielfach Krankheiten und beeinträchtigt die Erträge landwirtschaftlicher Produkte.
In einem nächsten Schritt wird aufgezeigt, welchen Beitrag die Circular Economy leisten kann, die Probleme der wachsenden Ressourcenknappheit und die negativen Auswirkungen des Ressourcenabbaus zu verringern bzw. zu beseitigen. Wie einführend schon erwähnt, geht es darum, den Ressourceneinsatz und die Abfallproduktion, Emissionen und den Energieverbrauch durch Verlangsamung, Verringerung und Schließung von Energie- und Materialkreisläufen zu minimieren.
Auch wenn die Circular Economy inhaltlich bisher nicht einheitlich abgegrenzt wird, so gibt es ein gemeinsames Grundverständnis. Das kann man durch den historischen Ursprung der Circular Economy verdeutlichen. Im Prinzip hat sie in der traditionellen landwirtschaftlichen Subsistenzwirtschaft ihren historischen Ursprung. Das Ziel der Landwirtschaft war, die Fruchtbarkeit landwirtschaftlicher Nutzflächen zu erhalten, indem organische Abfälle, die im Haushalt, Stall oder bei der Verarbeitung von Ackerfrüchten anfielen, wieder in die Äcker zurückgeführt wurden. (Gäth, Meißner 2013, S. 107) Dieses Denken und Handeln in Kreisläufen ermöglichte es, Landwirten lange vor den ersten Überlegungen zu einer Circular Economy eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung und die Erzeugung von Nahrungsmitteln zu gewährleisten.
Es gibt eine umfassende Diskussion zur inhaltlichen Konkretisierung der Circular Economy. Teilweise wird sie aus mikroökonomischer und teilweise aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive inhaltlich abgegrenzt, wobei Circular Economy primär als gesamtwirtschaftliches Konzept verstanden wird. So interpretieren Kirchherr et al. im Rahmen einer Auswertung unterschiedlicher Definitionen der Circular Economy
"as an economic system that replaces the 'end-of-life' concept with reducing, alternatively reusing, recycling and recovering materials in production/distribution and consumption processes. It operates at the micro level (products, companies, consumers), meso level (eco-industrial parks) and macro level (city, region, nation and beyond), with the aim to accomplish sustainable development, thus simultaneously creating environmental quality, economic prosperity and social equity, to the benefit of current and future generations." (Kirchherr et al. 2017, S. 228)
Diese Definition ist breit und differenziert angelegt und enthält alle relevanten Merkmale bzw. Anforderungen einer Circular Economy. Dennoch gibt es bisher, wie u.a. Sanguino et al. feststellen, noch keine allgemein akzeptierte Definition für Circular Economy (Sanguino et al. 2020). Für sie sind jedoch die 3 R-Prinzipien "reduction, reuse und recycling" von Material und Energie von zentraler Bedeutung. Teilweise wird ein 4. R-Prinzip hinzugefügt:"recover". Es sind die vier zentralen Möglichkeiten einer nachhaltigen Abfallverringerung bzw. -beseitigung. Die 4 R-Prinzipien lassen sich weiter konkretisieren (Kirchherr et al. 2017, S. 230):
Reduce: gefordert wird ein Umdenken, Umgestalten (einschließlich der Verlängerung der Lebensdauer von Produkten), Minimierung, Reduzierung, Vermeidung von Ressourcenverbrauch und / oder Erhaltung des Naturkapitals:
Reuse: es geht um Wiederverwendung (ausgenommen Abfall), Schließung des Kreislaufs, Reparieren und/oder Aufarbeiten von Ressourcen;
Recycle: angestrebt wird die Wiederaufbereitung besonders in Form von Recycling und damit die Schließung des Kreislaufs, Kreislaufführung und/oder Wiederverwendung von Abfällen;
Recover: es geht um die Verbrennung von Materialien mit Energierückgewinnung.
Die folgende Abbildung zeigt, welchem der vier R in der Literatur die meiste Zuwendung bzw. inhaltliche Konkretisierung zukam: Reuse und Recycling haben eine überdurchschnittliche Beachtung erfahren.
Während das Ziel der Circular Economy "nachhaltige Entwicklung zu fördern" eindeutig vorgegeben ist, hängt die Reihenfolge der 4 R-Prinzipien von dem jeweiligen Bereich, im Rahmen dessen sie umgesetzt werden, ab. Grundsätzlich sollte jedoch dem Reduce als gesamtgesellschaftliches Anliegen bzw. Aufgabe eine Priorität gegeben werden. Dagegen sind beispielsweise die Möglichkeiten des Recyclings oder des Reparierens unter Berücksichtigung der Kosten und des Energieaufwandes sehr unterschiedlich zu bewerten.
Quelle: In Anlehnung an Kirchherr et al. 2017, S. 230 Abb. 3: Inhaltliche Konkretisierung der Circular Economy im zeitlichen Ablauf
Hiervon ist, wie schon erwähnt, die stark durch Deutschland geprägte Kreislaufwirtschaft, die in ihrer historischen Entwicklung primär im Sinne einer recyclingorientierten Abfallwirtschaft bis heute verstanden wird, abzugrenzen. Im Rahmen einer Circular Economy geht es neben der Wiederverwertung von Ressourcen (Recycling) darum, auch die Wertschöpfungspotenziale weiterer Zirkularitätsstrategien wie Wartung und Upgrade, Reparatur, Wiederverwendung oder Wiederaufbereitung noch einmal hervorzuheben.
Es gibt erste Publikationen, die Kreislaufwirtschaft in dem weiteren Verständnis verwenden, wodurch es zu einer Annäherung zwischen den Begriffen kommt. Es erscheint jedoch angebracht, den international geläufigen Begriff der Circular Economy zu präferieren, um global zu einem gleichen Verständnis zu kommen. Dabei geht es hauptsächlich darum, die Vielzahl und Vielfalt der Wertschöpfungspotenziale durch Zirkularitätsstrategien so weit wie möglich auszuschöpfen und dadurch zu einer annähernden Schließung von Stoffkreisläufen zu kommen.
Hierzu eine erste Standortbestimmung: obwohl in Deutschland die stofflich und energetisch verwerteten Abfälle am gesamten Abfallaufkommen seit 2006 ständig gestiegen sind, kommt der Sachverständigenrat für Umweltfragen in einer neueren Publikation zu der Einschätzung, dass in Deutschland bisher nur eine "kreislauforientierte Abfallwirtschaft" erreicht wurde. (Sachverständigenrat für Umweltfragen 2020)
Der zukünftige Ressourcenverbrauch lässt sich durch ein Bild anschaulich verdeutlichen: bis 2050 hat der weltweite Verbrauch ein Niveau erreicht, als gäbe es drei Planeten. Die OECD hat dieses Bild konkretisiert, indem...
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