Schweitzer Fachinformationen
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Schwejk rückte frohen Herzens ein. Er hatte kein anderes Ziel, als sich beim Militär einen Jux zu machen, und es gelang ihm auch, zum Schrecken der ganzen Garnison in Trient zu werden, den Garnisonskommandanten inbegriffen. Schwejk hatte stets ein Lächeln um die Lippen, war liebenswürdig in seinem Benehmen und saß wohl deshalb ständig im Arrest.
Und wenn er die Haft verließ, antwortete er mit einem Lächeln auf alle Fragen. Mit restloser Ruhe ließ er sich wieder einkasteln und war in seinem Innern glücklich, weil alle Offiziere von der Garnison in Trient Furcht vor ihm hatten. Nicht wegen seiner Grobheit, im Gegenteil, wegen seiner höflichen Antworten, seines höflichen Verhaltens und seines freundschaftlichen Lächelns, vor dem ihnen angst und bange ward.
Kommt ein Inspektionsoffizier in die Mannschaftsstube, sitzt der lächelnde Schwejk auf dem Kavalett und grüßt höflich: »Gelobt sei Jesus Christus, melde gehorsamst.«
Leutnant Walk knirscht mit den Zähnen, wie er so das aufrichtige, freundschaftliche Lächeln Schwejks sieht, und würde ihm verteufelt gern die Kappe auf dem Kopf zurechtrücken, damit sie vorschriftsmäßig sitze. Doch der warme und innige Blick Schwejks hält ihn von allen Kundgebungen zurück.
In die Mannschaftsstube tritt Major Teller. Leutnant Walk wirft einen strengen Blick auf die Mannschaft, die vor den Kavaletts steht, und ruft: »Sie, Schwejk, bringen Sie das Gewehr!«
Schwejk erfüllt gewissenhaft den Befehl und bringt den Tornister. Major Teller blickt wütend auf die unschuldigen lieblichen Züge im Gesicht Schwejks und fährt tschechisch los: »Sie nicht wissen, was das ist ein Gewehr?«
»Melde gehorsamst, nein.«
Und schon führt man ihn in die Kanzlei. Man bringt Gewehre und steckt sie ihm unter die Nase:
»Was ist das, wie heißt das?«
»Melde gehorsamst, ich weiß nicht.«
»Das ist ein Gewehr.«
»Melde gehorsamst, das glaub ich nicht.«
Er wird eingesperrt, und der Profoß erachtet es für seine Pflicht, ihm zu sagen, daß er ein Esel ist. Die Mannschaft rückt aus zu schweren Übungen im Gebirge. Doch Schwejk sitzt ruhig und lächelnd hinter den eisernen Stäben.
Da man mit ihm nichts anfangen konnte, machte man ihn zum Offiziersdiener der Einjährigfreiwilligen. Er half beim Mittag- und Abendessen im Kasino aus.
Trug Gedecke, Speisen, Bier und Wein, setzte sich bescheiden bei der Türe nieder, rauchte eine Zigarette und murmelte von Zeit zu Zeit: »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant Walk is doch nur sehr ein braver Herr.« Und blies lächelnd den Zigarettenrauch in die Luft. Auch ins Kasino kam eine Inspektion, und irgendein neuer Offizier hatte das Unglück, den bescheiden bei der Türe stehenden Schwejk zu fragen, zu welcher Kompanie er gehöre.
»Melde gehorsamst, bitte sehr, ich weiß nicht.«
»Himmelsakrament, welches Regiment liegt hier?«
»Um Himmels willen, Menschenskind, wie heißt die Stadt, in der Ihr Regiment liegt?«
»Mensch, wie sind Sie überhaupt hergekommen?«
Mit freundlichem Lächeln und einem ungewöhnlich lieben und angenehmen Blick auf den Offizier erklärte Schwejk: »Melde gehorsamst, daß ich auf die Welt gekommen bin, und dann bin ich in die Schule gegangen. Dann war ich bei einem Tischler in der Lehre und hab auch ausgelernt, dann hat man mich in ein Wirtshaus geführt, und dort mußte ich mich splitternackt ausziehen. Nach ein paar Monaten sind dann Gendarmen gekommen und ham mich in eine Kaserne gebracht. In der Kaserne hat man mich untersucht und gesagt: >Menschenskind, Sie sind ja um drei Wochen zu spät eingerückt. Wir wern Sie einsperren.< Ich hab sie gefragt warum, wo ich doch gar nicht zum Militär wollt und gar nicht weiß, was ein Soldat is. Trotzdem hat man mich eingesperrt, und dann hat man mich in einen Zug gesetzt und hin und her geschleppt, bis wir hierher gekommen sind. Ich hab niemanden gefragt, bei welchem Regiment ich bin, bei welcher Kompagnie oder in welcher Stadt, damit ich niemanden beleidig, und gleich beim ersten Exerzieren hat man mich eingesperrt, wie ich mir in Reih und Glied eine Zigarette angezündet hab, und ich weiß, was ein Soldat is. Trotzdem hat man mich eingesperrt, wo ich mich nur gezeigt hab, bald weil ich das Bajonett verloren hab, dann wieder, weil ich um ein Haar den Herrn Oberst auf dem Schießstand erschossen hätt, bis ich endlich zu den Herren Einjährigfreiwilligen gekommen bin.«
Der brave Soldat Schwejk warf einen kindlich klaren Blick auf den Offizier, der nicht wußte, ob er lachen oder sich ärgern sollte.
Der Heilige Abend rückte heran. Die Einjährigfreiwilligen hatten im Kasino ein Bäumchen geschmückt, und nach dem Abendbrot hielt der Herr Oberst eine ergreifende Rede: Christus sei geboren, wie wohl alle wüßten, habe seine Freude an ordentlichen Soldaten, und ein ordentlicher Soldat habe Freude über sich selbst. Und in diese feierliche Ansprache tönte ein inniges: »Oh ja! So is das schon!«
Der Ausruf stammte von dem braven Soldaten Schwejk, der mit leuchtenden Augen unbeobachtet zwischen den Einjährigfreiwilligen stand.
»Sie, Einjähriger«, brüllte der Herr Oberst, »wer hat denn da geschrien?«
Aus den Reihen der Einjährigfreiwilligen trat Schwejk und blickte lächelnd auf den Herrn Oberst:
»Melde gehorsamst, ich bin hier bei den Herren Einjährigfreiwilligen bedienstet, und sehr hats mir gefallen, was Sie gerade gesprochen ham. Es is Ihnen so vom Herzen gekommen!«
Als in Trient die Glocken zur Mitternachtsmesse riefen, saß der brave Soldat Schwejk bereits mehr als eine Stunde hinter Schloß und Riegel.
Damals blieb er hübsch lange in Haft, und als man ihn freiließ, gab man ihm ein Bajonett und teilte ihn der Maschinengewehrabteilung zu.
Es gab eine große Übung an der italienischen Grenze, und der brave Soldat Schwejk zog mit der Armee.
Vor der Expedition hatte er den Vortrag eines Kadetten gehört: »Stellt euch vor, daß Italien den Krieg erklärt hat und daß wir gegen die Welschen ziehen.«
»Gut, vorwärts!« rief Schwejk, wofür er sechs Tage faßte.
Nach Verbüßung der Strafe wurde er mit drei andern Arrestanten und einem Korporal marschbereit gemacht und seiner Maschinengewehrabteilung nachgeschickt. Anfangs marschierte man durch ein Tal, dann gings zu Pferd ins Gebirge hinein, und hier verirrte sich Schwejk, wie zu erwarten gewesen war, in den dichten Wäldern an der italienischen Grenze.
Er kroch durchs Gestrüpp und spähte vergeblich nach seinen Gefährten, bis er glücklich in voller Rüstung die italienische Grenze überschritt.
Und dort zeichnete sich der brave Soldat Schwejk aus. Eine Maschinengewehrabteilung aus Mailand hatte gerade eine Übung an der österreichischen Grenze, und ein Maultier mit einem Maschinengewehr und acht Mann befanden sich auf dem Plateau, auf dem der brave Soldat Schwejk suchend umherblickte.
Die italienischen Soldaten waren in ihrer Sorglosigkeit ins Dickicht gekrochen und eingeschlafen, und das Maultier mit dem Maschinengewehr weidete ernst und entfernte sich von seiner Abteilung, bis es schließlich zu der Stelle kam, von der der brave Soldat Schwejk lächelnd auf den Feind blickte.
Der brave Soldat Schwejk nahm das Maultier am Zügel und kehrte mit dem italienischen Maschinengewehr auf dem italienischen Maultier nach Österreich zurück.
Er stieg von dem Berghang wieder in das Tal hinab, aus dem er emporgeklettert war, trieb sich noch einen Tag lang in irgendeinem Wald herum, bis er endlich am Abend das österreichische Lager erblickte.
Die Wachposten wollten ihn nicht durchlassen, da er nicht die Losung kannte. Ein Offizier lief herbei, und da stellte sich Schwejk lächelnd in Habtachtstellung, salutierte und meldete: »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß ich von den Italienern ein Maultier samt Maschinengewehr erbeutet hab!«
Nicht lange darauf brachte man den braven Soldaten Schwejk in den Garnisonsarrest - aber in Österreich wußte man, wie das neueste italienische Maschinengewehrmodell aussah.
Der apostolische Feldvikar Doktor Koloman Belepotocky, Bischof von Antiochia, ernannte Augustin Kleinschrodt zum Militärseelsorger in Trient. Zwischen einem gewöhnlichen Geistlichen, einem Zivilpriester und einem Militärgeistlichen besteht ein großer Unterschied. Bei diesem verbindet sich in vollendeter Weise die Religion mit dem Soldatenwesen. Zwei völlig verschiedene Kasten sind hier vereint. Die Unterschiede zwischen beiden Arten von Seelsorgern sind so groß wie die zwischen einem Dragonerleutnant, der an der Militärakademie Reitstunden gibt, und einem Hippodrombesitzer.
Der Militärgeistliche wird vom Staate bezahlt. Er ist ein Militärbeamter in einer bestimmten Rangstufe, hat das Recht, Säbel zu tragen und Duelle auszufechten. Der Zivilseelsorger bekommt zwar...
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