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Mikroorganismen werden seit ihrer Entdeckung hauptsächlich als Krankheitserreger oder Abfallverwerter betrachtet. Erst die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte stellen sie in ein völlig anderes Licht: Mikroorganismen sind Pioniere, Wegbegleiter und Förderer des Lebens. Wir sind aus Mikroorganismen entstanden und können nur mit deren Hilfe leben und überleben.
Mit Mikroorganismen begann alles Leben auf dieser Erde. Der Begriff "Mikroorganismus" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Kleinstlebewesen. Bakterien, Hefen, bestimmte Pilze, Viren und Algen zählen zu ihnen. Obwohl Mikroorganismen genau genommen keine Pflanzen sind, zählen sie zum Pflanzenreich.
Louis Pasteur und Robert Koch entlarvten vor gut einem Jahrhundert Bakterien als Erreger lebensgefährlicher Seuchen. Seitdem gelten die Mikroorganismen allgemein als Erzfeinde des Menschen. Wer das Wort Bakterien hört, denkt zuerst an Krankheit. Jedoch verdanken wir den Bakterien die Bekömmlichkeit von Sauerteigbrot, Joghurt und Kefir. In jedem Supermarkt finden Sie Joghurt mit "lebenden Lactobacillus-Kulturen". Auch das sind Bakterien, die sogar gesund sein sollen. Ein Widerspruch?
Nein, denn es gibt nützliche und schädliche Bakterien, und es gibt gesunde und krankmachende Hefen. Dies trifft auch für Schimmelpilze zu: Verschimmeltes Brot gefährdet die Gesundheit, während Edelpilzkäse, das ist ein Käse, der mit Schimmelpilzen beimpft wird, nicht nur den Speiseplan bereichert, sondern auch das Immunsystem trainiert.
Schädliche Mikroorganismen sind normalerweise die Ausnahme. So wie es vielleicht unter eintausend Menschen einen Betrüger gibt und unter zehntausend einen Mörder, so sind auch unter den Bakterien die Killer selten.
Gesunde Mikroorganismen sind für Ihr Leben, für das Ihres Dackels oder Ihres Pferdes, ja selbst für Ihre Tomaten auf dem Balkon und alles andere, was lebt, unentbehrlich. Wie kommt das?
Um dies zu verstehen, müssen wir etwa dreieinhalb Milliarden Jahre zurückschauen, als sich die ersten Lebensformen aus der allgegenwärtigen Schöpfungskraft entwickelten: die Bakterien. Es gab damals weder Sauerstoff zum Atmen noch Pflanzen oder Tiere als Nahrung. Die Bakterien entwickelten erst die Voraussetzungen für die Entstehung höherer Lebensformen. Sie lernten, Energie aus allen möglichen chemischen Verbindungen zu gewinnen. 500 Millionen Jahre brauchten sie, dann konnten sie das Sonnenlicht als Energiequelle nutzen. Eine weitere Milliarde Jahre später setzten die Cyanobakterien in den Ozeanen erstmals Sauerstoff frei. So baute sich in vielen 100 Millionen Jahren eine Sauerstoffatmosphäre auf - lange bevor es Pflanzen gab.4 Aus dem Sauerstoff der Atmosphäre entstand eine Ozonschicht, die den größten Teil der lebensfeindlichen UV-Strahlung zurückhielt. Ist es nicht ein Wunder, dass der Sauerstoffgehalt der Luft und die durchschnittliche Temperatur der Erde über Jahrmilliarden so konstant bleibt? Selbst zwischen Eiszeiten und Warmperioden der Erde schwankt die durchschnittliche Temperatur nur um wenige Grad. Würde der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre nur um wenige Prozent steigen, würden gewaltige Feuer die Erde verwüsten. Wäre der Sauerstoffanteil nur geringfügig niedriger, könnten wir und alle anderen Landbewohner nur schwerlich überleben. Auch dieses Wunder bewerkstelligen Mikroorganismen, die Cyanobakterien in den Ozeanen, als Teil der wunderbaren Schöpfung. Die Meere zu vergiften bedeutet also, den eigenen Ast anzusägen, auf dem wir alle leben.
Evolution
Nach etwa zwei bis drei Millionen Jahren schlossen sich einige Bakterien zu Zweckgemeinschaften zusammen. So entstanden die Mehrzeller. Das einzelne Bakterium spezialisierte sich im Verbund. Nach dem Motto: einer für alle, alle für einen - Symbiose genannt.
In der Zusammenarbeit gelang es den Mikroorganismen, besser zu überleben und neue Lebensräume zu erobern - ein gewaltiger Schritt der Evolution. Dadurch war der Weg frei für die Entwicklung höherer Lebensformen und für die Besiedelung der gesamten Erde. Aus den Mehrzellern entwickelten sich alle Lebewesen bis hin zum Menschen.
Die gegenseitige Hilfe hat sich bis heute bewährt. Alle Tiere, Pflanzen und auch der Mensch leben in Eintracht (Symbiose) mit Mikroorganismen. Es gibt aufbauende und abbauende Mikroorganismen. Die aufbauenden erzeugen eine höhere Ordnung der Stoffe zum Aufbau von Lebensstrukturen, die abbauenden (z. B. Bodenbakterien) wandeln organisches Material in Humus um. Wenn die aufbauenden Mikroorganismen im menschlichen Körper die Oberhand haben, sind wir gesund. Sind die abbauenden vorherrschend, sind wir krank oder tot. Es gibt auch Spezialisten unter den Mikroorganismen. Sie leben innerhalb der Lebewesen in Symbiose mit ihnen. Sie können etwas, was die Pflanze, das Tier oder der Mensch nicht fertigbringt. Einige Tiefseefische z. B. können in den dunklen Weiten des Ozeans wie mit einer Taschenlampe leuchten. In speziellen Kammern neben den Augen beherbergen sie dazu spezielle Mikroorganismen, die dieses Licht erzeugen. Wussten Sie, dass in Ihrem Körper die Energiegewinnung aus der Nahrung auch mit Hilfe von Mikroorganismen erfolgt? Wahrscheinlich nicht, denn diese Erkenntnis ist so neu, dass sie noch nicht in die Schulbücher aufgenommen wurde. Durch DNA-Analysen gelang der Beweis, dass die Energiezentralen in jeder Körperzelle, die sogenannten Mitochondrien, aus mindestens zwei verschiedenen Mikroorganismen gebildet werden. Das behauptete bereits 1927 der amerikanische Biologe Ivan Wallin. Wallin wurde daraufhin von seinen Kollegen öffentlich niedergebrüllt.
Ohne Mikroorganismen gäbe es uns nicht. Sie waren nicht nur ein wichtiges Bindeglied in der Kette der Evolution, sie sind auch ständiger Begleiter und Förderer des Lebens:
Milliarden Pilze und Bakterien im Boden verwandeln ständig die Abfallstoffe der Pflanzen und Tiere in organische Nährsubstanz. So entsteht ein fruchtbarer Humusboden - die Basis für gesundes Gemüse.
Ein Baum kann sich sogar an einem nährstoffarmen Steinhang behaupten, wenn spezielle Mikroorganismen im Boden vorhanden sind, die den Stickstoff der Luft in Dünger verwandeln.
Säugetiere geben ihren Jungen mit der Muttermilch aufbauende Mikroorganismen (Bifido oder Bifidus genannt), damit sie die Milch besser verdauen können und gegen Infektionen geschützt sind.
Unsere Erde wäre schon längst unbewohnbar, würden die abbauenden Mikroorganismen nicht den Abfall anderer Lebewesen wieder in fruchtbaren Boden verwandeln.
Eine Kuh könnte von Gras überhaupt nicht leben. Erst Bakterien verwandeln die Zellulosefasern der Gräser in verdauliche Nahrung. Sie arbeiten milliardenfach im Pansen, dem besonderen Magen der Kuh. Auch Termiten können Holz nur über die Mikroorganismen im Darm verwerten.
So mancher Hundezüchter gibt seinen Schützlingen gerne Pansen zum Fressen, weil die Hunde dadurch ein gesundes Fell bekommen. Roh soll der Pansen sein - Sie ahnen schon, warum: Nur so kommen die nützlichen Mikroorganismen lebend in den Darm des Hundes.
Überall, wo das Leben erblüht, gibt es Mikroorganismen in Hülle und Fülle.
Das ist nun bitte nicht als eine Aufforderung zu verstehen, rohen Pansen oder Bodenbakterien zu essen. Ich möchte damit nur auf die unschätzbar wichtige Rolle der Mikroorganismen für das Leben hinweisen. In der Natur hat alles seinen angestammten Platz. Je nach der erforderlichen Aufgabe im Lebensprozess sind völlig unterschiedliche Mikroorganismen anzutreffen. Mikroorganismen, die im Pansen der Kuh die Verdauung der Gräser übernehmen, sind nicht für die Ernährung des Menschen bestimmt - obwohl man daraus bestimmt ein Medikament entwickeln könnte. Was den Pflanzen ein besseres und gesünderes Gedeihen beschert, muss nicht zwangsläufig auch für das menschliche Gedeihen von Vorteil sein. Wie unterschiedlich die Bodenbakterien und die Mikroorganismen in den Lebensmitteln sein müssen, zeigt schon folgendes Beispiel:
In der Erde sollen Getreidesamen bei wärmeren Temperaturen schnell keimen und gut wachsen. Bodenbakterien fördern dieses Wachstum. Gibt man nun Lebensmittelbakterien, z. B. die Milchsäurekulturen aus der Milch, in die Erde, behindern sie eher das Wachstum der Pflanze und das Keimen der Saat. Klar, schließlich wäre es fatal, wenn unzerkaute Getreidekörner im Darm keimen würden. Die möglichen Folgen wären Darmverstopfung und letztendlich ein lebensgefährlicher Darmverschluss! Das verhindern die Milchsäurekulturen, die in der Milch, auf dem Gemüse, auf dem Obst, den Beeren und den Kräutern zu finden sind. Wie perfekt doch in der Natur alles...
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