Schweitzer Fachinformationen
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Ich traute meinen Augen nicht: Hinter der Hecke wanderte ein Baum durch den Schlosspark.
Ich sagte zu Graf Viktor, der mir gegenübersaß: »Hast du einen mobilen Baum bestellt?«
Er lachte und antwortete: »Ja, das ist die neueste Züchtung. Ein Baum mit Wurzelbeinen, der sich selbstständig fortbewegen kann.«
Jetzt sah ich den Stapler, auf dessen Gabeln eine ausgewachsene Pappel befördert wurde.
Ich war verwundert, wie schnell die durch die Geburtstagsparty des Grafen bewirkten Verwüstungen im Schlosspark behoben wurden. Ein Heer von Arbeitern hatte tausende abgebrannte Kerzen und Fackeln eingesammelt und den Rasen gesäubert. Die verbrannte Fahne mit dem Wappen des Grafen hatten sie durch eine neue ersetzt und die Fontäne des Brunnens wieder zum Springen gebracht. Nachdem sie auch noch den steinernen Pavillon gespachtelt und gestrichen hatten, erstrahlte der Schlosspark wieder in altem Glanz.
Während wir zusahen, wie zwei Gärtner die Pappel in das ausgehobene Loch setzten, läutete mein Handy.
Ich ging ran und hörte einen Mann sagen: »Blacky wurde entführt.«
»Was?«
»Hier ist Lukas. Blacky wurde entführt.«
»Wo?«
»Aus einem Hundesalon.«
»Ich meine, wo bist du?«
»In Buenos Aires.«
Ich flüsterte zu Viktor: »Blacky wurde in Buenos Aires entführt.«
Ich fragte Lukas: »Warst du bei der Polizei?«
»Ja, aber die haben nur gelacht. Wegen einem Hund machen die keinen Finger krumm, auch wenn er adelig und reich ist.«
»Hast du's mit einem Privatdetektiv versucht?«
»Nein, ich habe kein Vertrauen in einen argentinischen Schnüffler.«
Jetzt hielt es Viktor nicht mehr aus und riss mir das Handy aus der Hand.
Er fragte: »Haben sich die Entführer gemeldet?«
Ich schaltete das Handy auf Lautsprecher, so konnte ich Lukas sagen hören: »Genau das ist das Problem. Es ist jetzt zehn Stunden her und sie haben noch nicht angerufen. Deshalb bin ich ja so besorgt, vielleicht hat ein Hundefänger Blacky für ein Labor gefangen, wo sie schreckliche Dinge mit ihm anstellen .«
Der Graf sagte: »Das glaub ich nicht, dafür ist der Aufwand zu groß. Wenn Labore Versuchstiere brauchen, dann fangen sie Straßenhunde, was es übrigens nicht besser macht.«
Lukas sagte flehentlich: »Könnt ihr bitte kommen?«
Ich nickte Viktor zu und er sagte: »Okay, wir nehmen den nächsten Flug nach Buenos Aires.«
»Den braucht ihr nicht, mein Privatjet landet in drei Stunden auf dem Flughafen München Erding.«
Viktor sagte: »Gut, wir sind schon unterwegs.«
Er gab mir mein Handy zurück und wollte nach Jean, dem Butler klingeln, doch dieser kam mit einem kleinen Mann auf die Terrasse spaziert.
Viktor sagte zu Jean: »Ich habe schlechte Neuigkeiten: Blacky wurde in Buenos Aires entführt! Jimmy und ich werden in drei Stunden mit Lukas' Privatjet nach Argentinien fliegen.«
Jean sagte: »Ich komme mit.«
»Das ist nicht nötig; wir werden den Baron schon ausfindig machen. Im Übrigen sollst du während meiner Abwesenheit mein Statthalter sein und die eintrudelnden Anekdoten sammeln.«
Jean fragte: »Du willst dich als weiterhin als Anekdotenjäger betätigen?«
»Ja, diese amüsante Gewohnheit gebe ich nicht auf.«
»Gut, dann packe ich mal die Koffer.«
Der kleine Mann machte sich jetzt bemerkbar: »Ähm, störe ich?«
Jean antwortete schmunzelnd: »Ach ja, das ist Signor Carlo Tinelli, er möchte eine lustige Geschichte zum Besten geben.«
Viktor sagte: »Sie kommen wie gerufen, wir können ein bisschen Aufheiterung gebrauchen.«
Jean ging ins Schloss und der Italiener setzte sich zu uns.
Er sagte: »Wenn ich fragen darf. Wer ist Blacky?«
Ich antwortete: »Ein adeliger Hund.«
»Wieso entführt jemand einen adeligen Hund?«
Der Graf antwortete: »Wegen 300 Millionen.«
Der Italiener schaute uns fragend an.
Ich erläuterte: »Blacky heißt mit vollem Namen Frederick, 7. Baron of Devonshire. Er wurde von einer amerikanischen Multimillionärin gekauft und zum Alleinerben eingesetzt. Seit ihrem Tod trachten ihm die enterbten Erben nach dem Leben.«
Der Italiener lachte auf: »Ein Hund - ein Multimillionär? Wo gibt's denn so was?«
Der Graf antwortete: »In den USA.«
»Ah, verstehe und die Erben, die leer ausgegangen sind, wollen ihn .«, er machte eine Geste, als wollte er einem Huhn den Hals umdrehen.
Viktor und ich nickten.
»Und er wurde nun entführt?«
Ich sagte: »So ist es.«
»Dann kann ich nur hoffen, dass ihn die Erben nicht haben.«
Viktor sagte: »Das glaub ich nicht. Denn dann hätten sie das Erbe schon längst für sich beansprucht.«
»Das ist auch wieder wahr. Aber wieso ich eigentlich gekommen bin .«
Er schaute uns fragend an: »Ähm, wollen wir uns nicht duzen?«
Wir waren mit dem Du einverstanden und der kleine Mann mit dem starren Blick und den großen Augenringen begann zu erzählen:
»Ich bin Taxifahrer, wisst ihr. Letzten Freitagabend hat mich ein Mann angerufen, ich soll seine Frau in seinem Penthouse abholen.
Als ich im zehnten Stock ankam, stand die Wohnungstür offen und alles in der Wohnung war unordentlich und unaufgeräumt. Es sah aus, als hätte hier eine Zimmerschlacht stattgefunden.
Ich trat vorsichtig ein und erblickte eine etwa dreißig Jahre alte Frau in einem Sessel sitzen. Sie war aschfahl im Gesicht und stierte auf den Boden. Als Italiener hab ich gleich kapiert, was los war. Sie hatte ihren Mann wohl in flagranti mit einer anderen Frau erwischt und jetzt gab's un grande dramma.
Ich sprach sie an: >Ihr Taxi ist hier.<
Doch sie reagierte nicht.
Ich räusperte mich lautstark und sagte mit fester Stimme: >Hallo, Ihr Taxi ist hier.<
Mit Grabesstimme flüsterte sie: >Ach so, ja, ich komme gleich.<
Ich fuhr mit dem Lift nach unten und einer Weile kam sie zum Auto und stieg ein.
Ich fragte sie: >Wohin?<
Sie antwortete mit apathischer Stimme: >Egal<.
>Egal?<
Sie sagte: >Fahren Sie, wohin Sie wollen.<
Ich überriss sofort, dass sie einfach nur weg wollte und fuhr los. Ich fuhr die Ringstraße entlang, da starrte sie mich an. Sie fixierte mich endlos lange, sicher einige Minuten.
Plötzlich sagte sie: >Sie sehen gut aus.<
>Grazie.<
>Sie sind Italiener, nicht wahr?<
>Sì<
Sie fuhr fort: >Können wir reden?<
>Aber natürlich.<
>Darf ich Ihnen das Du anbieten?<
>Wenn Sie wollen.<
>Ich bin Felicitas.<
>Ich bin Carlo.<
Sie fragte: >Findest du mich attraktiv?<
>Ja, doch.<
>Warum betrügt mich dann mein Mann?<
>Ich weiß nicht, vielleicht braucht er etwas Abwechslung.<
>Findest du mich zu alt?<
>Kein bisschen.<
>Hast du etwas Zeit?<
>Sì, die ganze Nacht, ich fahre bis 6 Uhr früh.<
Sie beugte sich zu mir herüber und sagte: >Darf ich dir ein unmoralisches Angebot machen?<
Ich lachte und antwortete im Scherz: >Natürlich, immer.<
>Ich sage es ganz offen: Ich möchte mich an meinem Mann rächen; er hat mich betrogen und ich möchte ihn mit dir betrügen.<
Ich dachte mir, Mamma mia, die geht aber ran.
Ich fragte sie: >Wie stellst du dir das vor?<
Sie antwortete: >Weißt du, ich habe in Kitzbühel ein Ferienhaus. Wir könnten übers Wochenende dorthin fahren.<
>Aber ich muss doch heute Nacht Taxi fahren.<
Sie sagte: >Ich werde dich reich für den Verdienstausfall entschädigen.<
Ich überlegte . so etwas hatte mir noch kein Fahrgast angeboten.
Sie kam ganz nah, küsste meine Wange und flüsterte mir ins Ohr: >Du kannst alles mit mir machen, was du willst.<
>Wirklich?<
>Natürlich, mio caro.<
Ich dachte mir, na sowas .
Sie wisperte: >Ich möchte, dass du mich richtig rannimmst, damit ich meinem Mann möglichst viel erzählen kann .<
Ich sagte: >Also, ich weiß nicht recht .<«
Graf Viktor ging jetzt dazwischen: »Sie Dummkopf!«
Der Taxifahrer machte eine abwehrende Handbewegung und setzte seine Erzählung fort.
»Felicitas sagte: >Wenn dir jemand eine Tafel Schokolade schenken will, nur um jemanden zu ärgern. Was macht das schon, wenn sie doch so süß schmeckt?<«
Viktor sagte: »Da...
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