Die Privatautonomie im Internationalen Privatrecht als Stoerung des europaeischen Entscheidungseinklangs

Angesichts der fortschreitenden Internationalisierung und Europaeisierung von Rechtsbeziehungen unter Privaten wird es immer wichtiger, fuer diese einen verlaesslichen Rahmen zu schaffen. Da mit einer Vereinheitlichung des materiellen Rechts in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist, koennen die anwendbaren Regeln von Fall zu Fall verschieden sein. Sie sollten jedoch nicht vom Gerichtsort abhaengen. Um Rechtssicherheit zu gewaehrleisten, muss das Kollisionsrecht (IPR) sein Augenmerk daher verstaerkt auf den aeusseren Entscheidungseinklang richten. Hierfuer sind internationale UEbereinkommen von grosser Bedeutung, die Kollisionsnormen vereinheitlichen. Der durch sie erreichte Fortschritt wird in der Praxis allerdings oft zunichte gemacht, wenn die Gerichte statt des berufenen auslaendischen Rechts das ihnen eigene Recht (lex fori) anwenden. Es bestehen rechtstechnisch verschiedene Moeglichkeiten, einen solchen 'Rueckzug auf die lex fori' mit kollisionsrechtlichen und prozessualen Interessen der Prozessparteien, also mit deren Privatautonomie, zu rechtfertigen. Olaf Hartenstein untersucht rechtsvergleichend die verschiedenen Ansaetze, mit denen die franzoesische, deutsche und italienische Rechtsprechung versuchen, ueber die Privatautonomie der Parteien zur lex fori zu finden. Er prueft sie auf ihre innere Logik und auf ihre Vereinbarkeit mit den bestehenden internationalen UEbereinkommen.