Schweitzer Fachinformationen
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Der Geschäftsmann aus New Orleans, dessen graues Haar ihn als einen Mann Mitte fünfzig auswies, war in Begleitung seines viel jüngeren und größeren Bodyguards und Chauffeurs an dem Abend, als er im French Quarter den Teufel traf. Es war ein im Voraus vereinbartes Treffen.
»Es ist wirklich der Teufel, mit dem wir uns treffen?«, fragte der Bodyguard. Er war angespannt - was allerdings auch kein Wunder war.
»Nicht der Teufel, sondern ein Teufel.« Der Geschäftsmann war nach außen hin kühl und gefasst, auch wenn es in seinem Inneren vielleicht ganz anders aussah. »Seitdem er mich auf dem Bankett der Handelskammer angesprochen hat, habe ich eine ganze Menge Dinge erfahren, die ich nicht wusste.« Er hielt nach allen Seiten Ausschau nach dem Geschöpf, mit dem er verabredet war. »Und er hat mich davon überzeugt, dass er der ist, als der er sich ausgibt«, erzählte er seinem Bodyguard. »Ich dachte immer, meine Tochter spinnt einfach ein bisschen. Ich dachte, sie bildet sich ihre Kräfte nur ein, um auch irgendetwas . Eigenes zu haben. Inzwischen mus ich aber zugeben, dass sie wirklich gewisse Fähigkeiten hat, wenn auch nicht annähernd so große, wie sie meint.«
Es war kalt und feucht an diesem Januarabend, sogar in New Orleans. Der Geschäftsmann trat von einem Fuß auf den anderen, um sich warm zu halten. »Es ist offenbar Tradition, sich an einer Kreuzung zu treffen«, erklärte er seinem Bodyguard. Auf den Straßen war nicht so viel los wie im Sommer, doch es gingen immer noch genug Touristen und Einheimische ihren feucht-fröhlichen Abendvergnügungen nach. Er hatte keine Angst, sagte der Geschäftsmann sich selbst. »Ah, da kommt er ja.«
Der Teufel war ein gut gekleideter Mann, ganz wie der Geschäftsmann. Seine Krawatte war von Hermès. Sein Anzug aus Italien. Und er trug maßgefertigte Schuhe. Seine Augen waren ungewöhnlich klar, das Weiß funkelte, und die Iris war purpurbraun, aus einem gewissen Blickwinkel wirkte sie fast rot.
»Was haben Sie für mich?«, fragte der Teufel in einem Tonfall, der erkennen ließ, dass er nur mäßig interessiert war.
»Zwei Seelen«, erwiderte der Geschäftsmann. »Tyrese will sich mir anschließen.«
Der Blick des Teufels wanderte zum Bodyguard. Nach einem kurzen Augenblick nickte dieser. Er war ein massiger Mann, ein hellhäutiger Afroamerikaner mit hellbraunen Augen.
»Aus freiem Willen?«, fragte der Teufel völlig sachlich. »Alle beide?«
»Aus freiem Willen«, sagte der Geschäftsmann.
»Aus freiem Willen«, bestätigte der Bodyguard.
»Dann lassen Sie uns zum Geschäft kommen«, erwiderte der Teufel.
»Geschäft« war ein Wort, bei dem der ältere Mann sich gleich wohler fühlte. Er lächelte. »Wunderbar. Ich habe die Dokumente dabei, und sie sind schon unterschrieben.« Tyrese öffnete eine schmale Ledermappe und holte zwei Bogen Papier hervor: kein Pergament oder Menschenhaut, nichts derart Theatralisches oder Exotisches - einfaches Computerpapier, das die Sekretärin des Geschäftsmannes bei OfficeMax gekauft hatte. Tyrese hielt dem Teufel die Dokumente hin.
Der warf nur einen kurzen Blick darauf. »Sie müssen noch mal unterschreiben«, sagte er dann. »Für diese Unterschrift reicht Tinte nicht aus.«
»Das hatte ich für einen Scherz von Ihnen gehalten.« Der Geschäftsmann runzelte die Stirn.
»Ich mache niemals Scherze«, erwiderte der Teufel. »Oh, glauben Sie mir, ich habe Sinn für Humor, wirklich. Aber nicht, wenn es um Verträge geht.«
»Müssen wir tatsächlich .?«
»Mit Blut unterschreiben? Ja, unbedingt. So verlangt es die Tradition. Und Sie werden es jetzt tun.« Er deutete den ausweichenden Blick des Geschäftsmannes richtig. »Niemand wird sehen, was Sie tun, das verspreche ich Ihnen«, sagte er. Der Teufel hatte seine Worte kaum beendet, da waren die drei Männer auch schon von Stille umhüllt, und ein dichter Dunstschleier senkte sich zwischen ihnen und dem Geschehen auf der Straße herab.
Der Geschäftsmann seufzte vernehmlich, um deutlich zu machen, für wie melodramatisch er diese Tradition hielt. »Tyrese, Ihr Messer«, wandte er sich an den Bodyguard.
Tyreses Messer kam erschreckend plötzlich zum Vorschein, vermutlich aus dem Mantelärmel; die Schneide war unverkennbar scharf, und sie blitzte auf im Licht der Straßenbeleuchtung. Der Geschäftsmann streifte seinen Mantel ab und gab ihn Tyrese. Dann knöpfte er sich eine Manschette auf und rollte den Ärmel hoch. Vielleicht wollte er dem Teufel beweisen, was für ein hartgesottener Kerl er war, jedenfalls schnitt er sich selbst mit dem Messer in den linken Arm. Ein kleines Rinnsal von Blut belohnte seine Mühen, und er sah dem Teufel direkt ins Gesicht, als er die Schreibfeder ergriff, die dieser irgendwie herbeigeschafft hatte . und das sogar noch geschmeidiger als Tyrese sein Messer. Der Geschäftsmann tauchte die Feder ins Blut und setzte seinen Namen unter das obere Dokument, das der Bodyguard ihm mit der Ledermappe als Schreibunterlage hinhielt.
Als er fertig war, gab der Geschäftsmann dem Bodyguard das Messer zurück und zog sich seinen Mantel wieder an. Tyrese vollzog die gleiche Prozedur wie sein Boss. Als auch er seinen Vertrag unterschrieben hatte, blies er darüber, um das Blut zu trocknen, so als hätte er einen dicken Filzstift benutzt, der verschmieren könnte.
Der Teufel lächelte, als sie die Unterschriften geleistet hatten. Und in dem Augenblick, da er es tat, wirkte er so gar nicht mehr wie ein wohlhabender Geschäftsmann.
In seinem Gesicht stand eine geradezu höllische Freude.
»Sie erhalten einen Unterschriftenbonus«, sagte er zu dem Geschäftsmann, »da Sie mir noch eine weitere Seele gebracht haben. Übrigens, wie fühlen Sie sich?«
»Genauso wie immer«, erwiderte der Geschäftsmann und knöpfte seinen Mantel zu. »Etwas ungehalten, vielleicht.« Und plötzlich lächelte er, und seine aufblitzenden Zähne wirkten ebenso scharf wie das Messer vorhin. »Wie fühlen Sie sich, Tyrese?«, fragte er seinen Angestellten.
»Ein bisschen aufgewühlt«, gab Tyrese zu. »Aber alles okay so weit.«
»Nun, Sie waren beide von Anfang an schlechte Menschen«, sagte der Teufel ohne jede Wertung im Tonfall. »Die Seelen der Unschuldigen sind reiner. Aber ich freue mich, Sie zu haben. Sie halten sich vermutlich an die übliche Liste von Wünschen? Reichtum? Den Sieg über Ihre Feinde?«
»Ja, das alles will ich«, erwiderte der Geschäftsmann in leidenschaftlicher Aufrichtigkeit. »Und ich habe ja noch einen weiteren Wunsch frei, wegen des Unterschriftenbonus. Oder kann ich mir den bar auszahlen lassen?«
»Oh«, sagte der Teufel sanft lächelnd, »ich zahle nicht in bar, nur in Gefälligkeiten.«
»Kann ich in dieser Sache noch einmal auf Sie zukommen?«, fragte der Geschäftsmann nach kurzem Nachdenken. »Und mir erst einmal eine Gutschrift geben lassen?«
Der Teufel zeigte ein gewisses Interesse. »Sie wollen doch nicht etwa einen Alfa Romeo haben, oder eine Nacht mit Nicole Kidman, oder das größte Haus im French Quarter?«
Der Geschäftsmann schüttelte entschieden den Kopf. »Mir wird sicher noch etwas einfallen, das ich haben will, und dann hätte ich gern die Möglichkeit, es auch wirklich zu bekommen. Ich war ein erfolgreicher Mann bis zum Hurrikan Katrina. Und nach Katrina dachte ich, ich würde richtig reich werden, da ich unter anderem auch einen Holzhandel besitze. Alle brauchten Holz.« Er holte einmal tief Atem und fuhr fort, seine Geschichte zu erzählen, obwohl der Teufel recht gelangweilt wirkte. »Doch es war schwierig, die Geschäfte überhaupt wieder in Gang zu bringen. Sehr viele Leute konnten keinen einzigen Cent erübrigen, weil sie völlig ruiniert waren, und alle anderen mussten erst einmal auf die Zahlungen von der Versicherung warten. Ich habe ein paar Fehler gemacht und gehofft, die risikofreudigeren Bauherren würden mich schon rechtzeitig bezahlen . Aber es endete alles damit, dass ich mich vollkommen übernommen habe. Alle schulden mir Geld, und mein eigener Kreditrahmen ist mittlerweile so hauchdünn wie ein Kondom, das einem Elefanten übergezogen wurde. Das spricht sich langsam herum.« Er sah zu Boden. »Ich verliere den Einfluss, den ich in dieser Stadt einmal besaß.«
Möglich, dass der Teufel all diese Dinge schon gewusst und den Geschäftsmann aus genau diesem Grund angesprochen hatte. Aber an der Leidensgeschichte des Geschäftsmannes war er ganz eindeutig nicht interessiert. »Reichtum also«, fuhr er forsch dazwischen. »Und ich bin schon gespannt auf Ihren zusätzlichen Wunsch. Tyrese, was wollen Sie haben? Ihre Seele gehört mir auch.«
»Ich glaube nicht an Seelen«, sagte Tyrese ausdruckslos. »Und mein Boss auch nicht, denke ich. Es macht uns nichts aus, Ihnen das zu geben, von dem wir glauben, dass wir es sowieso nicht haben.« Er grinste den Teufel an, so von Mensch zu Mensch, was ein Fehler war. Der Teufel war kein Mensch.
Der Teufel erwiderte das Lächeln. Ein Anblick, bei dem Tyreses Grinsen schwand. »Was wollen Sie haben?«, wiederholte der Teufel. »Noch einmal werde ich nicht fragen.«
»Ich will Gypsy Kidd. Ihr richtiger Name lautet Katy Sherboni, falls Sie den brauchen. Sie arbeitet im Nachtclub Bourbon Street Babes. Ich will, dass sie mich genauso liebt wie ich sie.«
Der Geschäftsmann war enttäuscht von seinem Angestellten. »Tyrese, Sie sollten...
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