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Noch nie zuvor hatte ich im Fangtasia Eintritt zahlen müssen. Die wenigen Male, die ich durch den Vordereingang gekommen war, hatte mich stets ein Vampir begleitet. Jetzt kam ich allein und hatte das Gefühl, enorm aufzufallen. Ich war erschöpft von einer besonders langen Nacht. Bis sechs Uhr morgens hatte ich im Krankenhaus gesessen und danach zu Hause nur wenige Stunden unruhig geschlafen.
Pam kassierte den Eintritt und führte die Gäste an die Tische. Sie trug ein langes, hauchdünnes schwarzes Kleid wie meistens, wenn sie an der Tür Dienst machte. Pam wirkte nie wirklich glücklich in diesem Outfit eines Fantasievampirs. Sie war durch und durch eine echte Vampirin und stolz darauf. Ihrem eigenen Geschmack entsprachen eher Twinsets in Pastelltönen und flache Halbschuhe. Sie sah so überrascht aus, wie ein Vampir nur aussehen kann, als sie mich entdeckte.
»Sookie, bist du mit Eric verabredet?« Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm Pam mein Geld entgegen.
Ich freute mich richtig, sie zu sehen - ziemlich sentimental, wie? Ich habe nicht gerade viele Freunde, und die paar, die ich habe, schätze ich besonders, selbst wenn ich annehmen muss, dass sie mir in ihren Träumen in einer dunklen Gasse das Blut aussaugen. »Nein, aber ich muss ihn sprechen. Geschäftlich«, fügte ich hastig hinzu. Ich wollte vermeiden, dass irgendwer auf die Idee kam, ich würde dem äußerst attraktiven untoten Boss von Shreveport (Vampire nannten diese Position »Sheriff«) hinterherlaufen. Ich zog meinen neuen preiselbeerroten Mantel aus und legt ihn mir sorgfältig gefaltet über den Arm. WDED, der in Baton Rouge ansässige Radiosender für jeden Vampir, tönte aus den Lautsprechern. Lenny die Leiche, der DJ des Frühabendprogramms, sagte gerade mit weicher Stimme: »Und hier noch ein Song für all die niederen Wesen unter euch, die Anfang der Woche draußen den Mond angeheult haben . >Bad Moon Rising<, ein alter Hit von Creedence Clearwater Revival.« Lenny die Leiche erlaubte sich einen kleinen persönlichen Gruß an alle Gestaltwandler.
»Warte an der Bar, bis ich ihm gesagt habe, dass du hier bist«, meinte Pam. »Der neue Barkeeper wird dir gefallen.«
Barkeeper schien es im Fangtasia nie lange zu halten. Eric und Pam versuchten immer, einen schillernden Mann einzustellen - ein exotischer Barkeeper zog menschliche Touristen magisch an, die in ganzen Busladungen kamen, um die wilde, gefährliche Seite des Nachtlebens kennen zu lernen. Darin waren die Barkeeper wirklich erfolgreich. Aber irgendwie hatte der Job eine hohe Sterberate zu verzeichnen.
Der Neue lächelte mich mit blendend weißen Zähnen an, als ich mich auf einem der hohen Barhocker niederließ. Er hatte allerhand zu bieten. Sein volles Haar war lang und sehr lockig und glänzte kastanienbraun. Es fiel ihm dicht bis auf die Schultern hinab. Außerdem trug er einen Schnurrbart und einen Ohrring. Sein linkes Auge war mit einer schwarzen Augenklappe bedeckt. Da sein Gesicht schmal war und recht ausgeprägte Züge hatte, wirkte das alles ziemlich übertrieben. Er war etwa so groß wie ich, 1,65 Meter, und trug ein schwarzes Rüschenhemd zu schwarzen Hosen und hohen schwarzen Stiefeln. Es fehlten nur noch ein Piratentuch um den Kopf und eine Pistole.
»Wie wär's mit einem Papagei auf der Schulter?«, fragte ich.
»Ah, Lady, da sind Sie nicht die Erste, die das vorschlägt«, sagte er in einem wunderbar vollen Bariton. »Aber soweit ich weiß, gibt's Bestimmungen vom Gesundheitsamt gegen das Halten freifliegender Vögel in einer Gaststätte, in der Getränke ausgeschenkt werden.« Er beugte sich so weit zu mir herüber, wie der schmale Raum hinter dem Tresen es zuließ. »Darf ich Ihnen einen Drink geben und erfahren, wie Sie heißen?«
Ich musste lächeln. »Aber sicher, Sir. Ich bin Sookie Stackhouse.« Er hatte den Anflug von Andersartigkeit um mich wahrgenommen. Vampire reagierten fast immer darauf. Untote bemerkten es für gewöhnlich, Menschen nicht. Es hat schon eine ganz eigene Ironie, dass ich gerade die Gedanken jener Geschöpfe nicht lesen kann, die meine telepathischen Fähigkeiten für etwas Besonderes halten, während die Menschen eher geneigt sind, mich als Geisteskranke abzustempeln, als mir eine ungewöhnliche Begabung zuzugestehen.
Die Frau auf dem Barhocker neben mir (Kreditkarten vor sich ausgebreitet) hatte sich halb zu uns herumgedreht und zugehört. Sie war neidisch, da sie schon seit einer halben Stunde versucht hatte, die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen. Sie beäugte mich und wunderte sich, was den Barkeeper bewogen haben mochte, mit mir ein Gespräch zu beginnen. Was sie sah, beeindruckte sie nämlich kein bisschen.
»Ich bin entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen, holde Jungfer«, sagte der neue Vampir und grinste. Na, wenigstens das »holde« traf irgendwie zu - zumindest war ich blond und blauäugig. Er verschlang mich mit Blicken. Wer als Frau in einer Bar arbeitet, ist so was natürlich gewöhnt. Immerhin sah er mich nicht lüstern an; und glaubt mir, wer als Frau in einer Bar arbeitet, kennt den Unterschied zwischen Wertschätzung und Obszönität.
»Jede Wette, dass sie keine Jungfrau ist«, sagte die Frau neben mir.
Da hatte sie Recht, doch darum ging es hier nicht.
»Wir verlangen Höflichkeit unter unseren Gästen«, sagte der Vampir mit einer abgewandelten Version seines Lächelns zu ihr. Er fuhr nicht nur seine Fangzähne ein wenig aus, sondern ich sah auch, dass seine Zähne (obwohl blendend weiß) leicht schief standen. Gerade Zähne, die so enorm gefragt waren, waren eben doch eine sehr neuzeitliche Mode.
»Ich lass mir von niemandem vorschreiben, wie ich mich zu benehmen habe«, erwiderte die Frau aggressiv. Der Abend verlief nicht so wie geplant, und das ärgerte sie. Sie hatte gedacht, es wäre ganz einfach, die Aufmerksamkeit eines Vampirs zu erregen, ja, dass sich jeder Vampir glücklich schätzen müsste, wenn er bei ihr landen konnte. Ihr Plan war gewesen, sich von einem in den Hals beißen zu lassen, wenn er dafür ihre Kreditkartenrechnungen übernehmen würde.
Sie überschätzte sich selbst und unterschätzte die Vampire.
»Entschuldigen Sie bitte, Madam, aber solange Sie sich im Fangtasia aufhalten, bin definitiv ich es, der Ihnen sagt, wie Sie sich zu benehmen haben«, erwiderte der Barkeeper.
Sie gab nach, nachdem er sie mit einem intensiven Blick bezwungen hatte, und ich fragte mich, ob er ihr wohl eine Dosis Glamour verabreicht hatte.
»Ich bin Charles Twining«, sagte er, als er seine Aufmerksamkeit wieder mir zugewandt hatte.
»Freut mich.«
»Und, wie wär's jetzt mit einem Drink?«
»Ja, gern. Ein Ginger Ale, bitte.« Ich musste nach dem Treffen mit Eric noch nach Bon Temps zurückfahren.
Er zog die Augenbrauen hoch, schenkte mir den Drink aber ein und stellte ihn auf einer Serviette vor mich hin. Ich bezahlte und legte ein gutes Trinkgeld drauf. Die kleine weiße Serviette war verziert mit einem Paar schwarz umrissener Fangzähne, von dessen rechtem Exemplar ein einzelner roter Tropfen herabfiel - speziell für die Vampir-Bar angefertigt. Daneben war in knallroten Lettern »Fangtasia« aufgedruckt, eine Kopie des Schriftzugs, der draußen über der Tür angebracht war. Ganz schön schlau. In einer Vitrine in der Ecke wurden T-Shirts zum Verkauf angeboten, die mit demselben Logo geschmückt waren. »Fangtasia - die Bar mit Biss«, so sollte die Botschaft wohl lauten. Eric hatte in den letzten paar Monaten wirklich große Fortschritte gemacht in Sachen Marketing und Merchandising.
Während ich darauf wartete, dass Eric Zeit für mich hatte, beobachtete ich Charles Twining bei der Arbeit. Er war höflich zu jedem, servierte die Drinks prompt und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Mir gefiel seine Art sehr viel besser als die von Chow, dem Barkeeper davor, der den Gästen immer das Gefühl gegeben hatte, er würde ihnen einen Gefallen tun, indem er ihnen überhaupt Drinks brachte. Long Shadow, der Barkeeper vor Chow, war zu sehr hinter den weiblichen Gästen her gewesen. So was stiftet eine Menge Unfrieden in einer Bar.
Da ich meinen Gedanken nachhing, bemerkte ich erst, als Charles Twining mich ansprach, dass er genau mir gegenüber hinter dem Bartresen stand. »Miss Stackhouse, darf ich Ihnen sagen, wie schön Sie heute Abend aussehen?«
»Danke, Mr Twining«, sagte ich freundlich. Ein Blick in Charles Twinings sichtbares braunes Auge verriet mir, dass er ein Gauner durch und durch war, und ich traute ihm nicht weiter, als ich ihn werfen konnte - vielleicht einen halben Meter. (Die Wirkung meiner letzten Dosis Vampirblut hatte bereits nachgelassen, und ich war wieder ganz mein normales menschliches Selbst. Hey, ich bin kein Junkie; es hatte sich um einen Notfall gehandelt, der besondere Kräfte erforderte.)
Ich war nicht nur wieder genauso durchschnittlich stark wie jede gesunde Frau Mitte zwanzig, mein Aussehen war auch wieder ganz normal - keine Optimierungen durch Vampirblut mehr. Ich hatte mich nicht extra zurechtgemacht, weil Eric sonst nur denken würde, das hätte ich für ihn getan, und das wollte ich nicht; aber ich hatte mich auch nicht schlampig gekleidet. Ich trug blaue Hüftjeans und einen flauschigen weißen, langärmligen Pullover mit rundem Ausschnitt. Er ging mir genau bis zur Taille, so dass ein bisschen Bauch zu sehen war, wenn ich mich bewegte. Und dieser Bauch war auch nicht leichenblass dank der Sonnenbank beim Videoverleih.
»Oh bitte, schöne Lady, sagen Sie Charles und du zu mir«, bat der Barkeeper und presste eine Hand an sein Herz.
Ich musste laut lachen, trotz meiner Müdigkeit. Die theatralische Geste wurde von...
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