Schweitzer Fachinformationen
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ICH HOCKTE GEFÄHRLICH WACKLIG IN einer Birke in Mr. Michael MacKenzies Garten. Es war ein wenig kühl hier draußen, und ich zog meine Tarnjacke enger um meinen Körper und bemühte mich dabei, meine Bewegungen auf ein Minimum zu reduzieren. Man hatte mich für eine diskrete Überwachungsmission angeheuert, und aus einem Baum zu fallen war da ein bisschen suboptimal.
Ich hatte eine gute Stunde ausgeharrt, als sich im Wintergarten plötzlich etwas regte. Der frisch geduschte Mr. MacKenzie trug etwas Unförmiges in den verglasten Raum. Es war ein menschengroßes Fuchsplüschtier, komplett mit Plüschbrüsten und riesigen wimperngesäumten Augen. Die Stofffüchsin hatte den Mund weit aufgerissen, als wäre sie überrascht.
Ich verzog das Gesicht. Sie ahnte ja gar nicht, was ihr blühte. Mr. MacKenzie zog sich das Handtuch, an dessen Vorderseite sich bereits ein Zelt gebildet hatte, von den Hüften und legte sich neben Miss Foxy. Nicht lange, und es wurde heiß und schmutzig. Ich hatte definitiv genug gesehen.
Ich nahm ein kurzes Video auf und schoss mehrere Fotos mit dem Handy. Fetischfälle sind oft heikler als fremdgehende Ehepartner. Mr. MacKenzie betrog seine Frau nicht wirklich, er hatte einfach nur eine Vorliebe, die er lieber für sich behielt. Natürlich würde ich das gleich zunichtemachen.
Fetische sind eine Grauzone. Die frisch angetraute Mrs. MacKenzie hatte vermutet, dass ihr Mann eine Affäre hatte, aber technisch gesehen war das nicht der Fall. Vielleicht hatte sie ja kein Problem damit, dass ihr Mann es mit einer Fuchsattrappe trieb, aber es war auch gut möglich, dass es zu viel für sie war. Wie dem auch sei, im Grunde hatte Mr. MacKenzie nichts falsch gemacht. Wobei man sich vermutlich besser versichert, dass die Zukünftige mit den eigenen Vorlieben vertraut ist oder sie sogar teilt, bevor man vor den Traualtar stürmt. Aber um ehrlich zu sein, bin ich auf dem Feld keine Expertin. Keine meiner Beziehungen hielt länger als ein langes Wochenende.
Vorsichtig kletterte ich vom Baum. Mr. MacKenzie war zu eifrig mit Miss Foxy zugange, um mich zu bemerken. Ich stieg über den Zaun, lief die Gasse hinunter und stieg in meinen schwarzen Ford Focus. Die gibt es wie Sand am Meer, und er fällt definitiv nicht auf, was ihn zum perfekten Gefährt für eine Privatdetektivin macht. Und mein Hund passt auch rein, obwohl er die ganze Rückbank einnimmt. Das ist okay, ich habe nicht oft Mitfahrer.
Ich rief Mrs. MacKenzie an und verabredete mich mit ihr in fünfzehn Minuten in einem Starbucks in der Nähe. Ich schätzte, dass ich fünf Minuten dorthin brauchen würde und mir daher vor ihrem Eintreffen noch einen Latte bestellen konnte.
Ich parkte vor dem Laden, sprang aus dem Wagen und bestellte meinen Kaffee. Als Sarah MacKenzie mit einer Freundin den Coffeeshop betrat, saß ich bereits in einem gemütlichen Sessel. Sie war siebenundzwanzig, blond, schön und verfügte über üppige Kurven. Selbst an einem schlechten Tag spielte sie noch in einer völlig anderen Liga als Mr. MacKenzie. Er war ein mausgrauer Sechsundvierzigjähriger und auch ziemlich üppig, jedoch nicht auf die gute Art. Er war überdies ziemlich wohlhabend. Ich hatte keine Ahnung, wie es um ihre Gefühle stand, aber sie hatte sich die Augen ausgeheult, als sie mir erklärte, warum sie glaubte, dass »Mick« sie betrog. Die Zynikerin in mir fragte sich, wie viel Mr. MacKenzies Geld mit ihren Tränen zu tun hatte.
Ihre Freundin war brünett, schlank und sportlich, und sie hatte eine Härte in den Augen, die mir verriet, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Mrs. MacKenzie hatte einen netten, aber etwas geistlosen Eindruck auf mich gemacht, und ich fragte mich, wie es zu dieser Freundschaft gekommen war. Ich bin einfach etwas zu neugierig.
Ich stand auf, um sie zu begrüßen. »Jinx!«, heulte Mrs. MacKenzie. »Sagen Sie es mir . seien Sie einfach direkt.« Sie ließ sich in einen Sessel mir gegenüber fallen. Vielleicht war ich unfair, aber ich dachte, dass sie etwas dick auftrug. Manche Menschen haben einen Hang zum Drama.
Während meiner sieben Jahre als Privatermittlerin hatte ich gelernt, dass Bilder wirklich mehr wert sind als tausend Worte. Ich suchte nach einem Bild mit einer guten Perspektive und stellte sicher, dass nur Mrs. MacKenzie auf das Display meines Handys blicken konnte.
Sie sprang auf und stieß ein dramatisches Kreischen aus. »Oh mein Gott, oh mein Gott! Was zur Hölle treibt er da mit diesem . Ding?« Sie sank in ihren Sessel zurück. »Ich falle in Ohnmacht. Ich muss mich übergeben. Ich weiß nicht, was .«
Ihre Freundin schob ihr den Kopf zwischen die Beine. »Drück gegen meine Hand und atme«, wies sie sie an. Mrs. MacKenzie gehorchte.
Ich wartete stumm, während sie zu begreifen versuchte, was sie da eben gesehen hatte. Sie wedelte die Hand ihrer Freundin beiseite. »Ich bin okay, Lisa. Ich bin okay.« Gelogen, meldete sich mein innerer Detektor. Sie war nicht okay, und ich konnte es ihr nicht verdenken.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach . ach du meine Güte!«
»Sie stehen unter Schock«, half ich aus.
»Ach ja? Darauf wäre ich nicht gekommen, Sherlock«, fauchte Lisa.
Offensichtlich stand ich bei ihr nicht gerade hoch im Kurs. Es war nicht das erste Mal, dass Klienten ihre negativen Gefühle auf mich projizierten.
»Zeigen Sie ihr das Bild«, sagte Mrs. MacKenzie. »Sie ist meine Cousine. Jemand muss es wissen.« Wahrheit.
Jetzt ergab ihr Verhältnis etwas mehr Sinn - sie waren keine Freundinnen, sie waren verwandt. Ich zeigte Lisa das Bild. Sie blinzelte mehrere Male, ehe sie erblasste und sich hinsetzte. »Okay«, sagte sie. »Na dann.«
»Er fickt einen Fuchs«, stellte Mrs. MacKenzie ausdruckslos fest.
»Eine Plüschfüchsin«, erklärte ich. »Sie ist nicht echt.«
»Ich mochte Mick eigentlich immer«, meinte Lisa. Lüge. »Aber das ist ein wenig . ausgefallen. Und du hattest wirklich keine Ahnung?«, fragte sie zweifelnd. Sie versuchte, diplomatisch zu sein und sich nicht anmerken zu lassen, dass sie Mr. MacKenzie nicht mochte.
Mrs. MacKenzie schüttelte den Kopf, ihre Augen waren glasig und weit aufgerissen. Sie starrte auf ihre Hände und kratzte an ihrem abblätternden Nagellack. »Nein. Er hat nicht mal ein Plüschtier aus seiner Kindheit. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er . mit . dem da . Himmel!« Wahrheit.
Es war Zeit, mich zu verabschieden. »Ich lasse Sie jetzt in Ruhe über alles sprechen.« Ich erhob mich. »Ich schicke Ihnen eine Mail mit dem Beweismaterial und meiner Rechnung, wie abgesprochen.«
Mrs. MacKenzie blickte auf. »Danke, Jinx. Es ist nicht, was ich erwartet hatte, aber ich musste es wissen. Ich liebe ihn.« Wahrheit. Interessant, sie liebte ihn wirklich. So kann man sich irren.
»Kein Problem. Ich hoffe, die Dinge regeln sich.« Ich nickte Lisa höflich zu und machte mich auf den Weg nach draußen. Ein neuer Tag, ein neues Honorar.
Es war vier Uhr nachmittags. Es stand noch das Auffinden eines Schuldners auf dem Plan, aber ich fühlte mich ausgelaugt, also machte ich Feierabend und fuhr nach Hause. Mein Zuhause ist eine Doppelhaushälfte mit drei Schlafzimmern in einer guten Straße in einer noch besseren Gegend. Ich war in Buckinghamshire geboren und aufgewachsen und hatte das Haus mit achtzehn Jahren von meinen Eltern geerbt. Seitdem hatte ich nur sehr wenig daran machen lassen.
Ich betreibe meine Agentur, Sharp Investigations, von zu Hause aus. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mir ein Büro zu mieten, aber mein Betrieb ist zu klein dafür. Ich leiste gute Arbeit, aber ich schalte keine Werbung und bin immer gut versorgt mit Aufträgen. Ich habe eine schlichte Webseite und ein Postfach. Verhalte dich unauffällig - das hatten meine Eltern mir immer eingeschärft, und ich versuchte, mich daran zu halten.
Ich parkte vor dem Haus und ging hinüber zu meiner Nachbarin. Mrs. Harding passt auf meinen Hund auf, wenn ich arbeite und ihn nicht mitnehmen kann. Gato ist eine begeisterungsfähige drei Jahre alte Deutsche Dogge. Ich habe ihn erst seit eineinhalb Jahren. Er hat glattes, glänzendes schwarzes Fell und einen auffälligen weißen Blitz im Gesicht. Er ist eine schlichte Kreatur, die nichts mehr liebt, als auf dem Sofa zu kuscheln. Er ist umgänglich und freundlich, hasst es jedoch, durch den Regen zu laufen. Das Wichtigste an ihm ist jedoch, dass er mich bedingungslos liebt; er ist eines von zwei Wesen, die es noch auf dieser Erde gibt, die das tun - obwohl ich glaube, dass Mrs. Harding mich auch ganz gut leiden kann.
Sie öffnete die Tür, wie immer perfekt gekleidet und mit passend zum Outfit lackierten Nägeln. Heute war es ein blumiger Koralleton. Sie hatte sorgfältig Make-up auf ihr faltiges Gesicht aufgetragen und sah jünger aus, als sie war.
Gato drängte sich an ihr vorbei. »Vorsicht!«, warnte ich, als er in seinem Eifer beinahe die Zweiundsechzigjährige umwarf. Ich begrüßte ihn, indem ich ihn begeistert kraulte, und er leckte mir übers Gesicht.
Einen Moment lang flackerte das Gras unter ihm türkis. Ich blinzelte, und es kehrte zu seinem normalen Farbton zurück. Vielleicht...
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