Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die meisten Menschen in unserer überarbeiteten westlichen Welt halten an einer ziemlich beschränkten, aber überaus populären Sicht von sich selbst und ihrer Umwelt fest. Ich nenne das die «westliche Weltsicht» und will beginnen, indem ich die Selbstwahrnehmung beschreibe, die Teil dieser Weltsicht ist.
Wenn wir die westliche Weltsicht annehmen, sehen wir uns selbst hauptsächlich als Körper, ein paar Kubikfuß von in Haut eingewickeltem Fleisch mit einem höchst spezialisierten Brocken am oberen Ende, den man das Gehirn nennt. Komplexe chemische Abläufe in diesem Gehirn setzen irgendwie Instinkte, Emotionen, Gedanken und ein Selbstbewusstsein in Gang.
Wir sind der Meinung, dass alles, was sich innerhalb der Haut befindet, «Ich» ist und alles außerhalb «Nicht-Ich». Dieses Nicht-Ich schließt alles und jeden ein, Steine und Waschbären ebenso wie Immobilienmakler.
Es gibt jedoch mehr als eine Möglichkeit, sich selbst in Beziehung zum Rest des Universums vorzustellen. Über die Jahrtausende haben Mystiker und Meditierende (beides gehört oft zusammen, muss aber nicht) aller Richtungen eine andere Meinung vertreten, die ich die «meditative Weltsicht» nennen will.
In der meditativen Weltsicht ist das Universum, in den Worten des theoretischen Physikers Sir James Jeans ausgedrückt, mehr ein «gigantischer Geist» als eine «gigantische Maschine». Jeder Mensch ist eher ein Gedanke dieses gigantischen Geistes als ein einsames Rädchen im Getriebe, das beinahe unabhängig innerhalb der riesigen Maschine funktioniert (wie in der westlichen Weltsicht). Einige Menschen beziehen sich auf den großen Geist als auf das universale Bewusstsein. Andere ziehen es vor, darin Gott zu sehen, die höheren Mächte oder das All.
Das wichtigste Element der meditativen Weltsicht besteht darin, dass wir weit mehr sind als ein winziger, isolierter Körper/Geist. Stattdessen sind wir ein zwar kleiner, aber wichtiger Teil des kollektiven Unbewussten, das alles einschließt, was jemals existiert hat. Wir haben diese Tatsache nur vorübergehend aus den Augen verloren, als wir in diese Kultur mit ihrer vorherrschenden westlichen Sichtweise geboren wurden.
Einige Analogien können helfen, dieses Konzept zu verdeutlichen. Wenn du dem Unterschied dieser beiden Weltsichten weiter auf den Grund gehen möchtest, solltest du die Bücher von Watts und LeShan lesen, die in der Bibliographie am Ende aufgeführt sind.
«Row, row, row the boat,
gently down the stream.
Merrily, merrily, merrily, merrily,
life is but a dream.»
Ich kenne dieses alte englische Wiegenlied schon seit meiner frühesten Kindheit, wie wahrscheinlich fast alle Kinder in England und Amerika, ohne jemals über seine wirkliche Bedeutung nachgedacht zu haben. Dennoch haben seit Tausenden von Jahren die Philosophen aller Kulturen die Menschen mit Traumgestalten verglichen, deren Realität auf den Traum, dem sie entspringen, beschränkt ist.
Was ist ein Traum? In jedem Traum gibt es eine Vielzahl verschiedener Gestalten. Wahrscheinlich glaubst du im Traum, du bist eine bestimmte Gestalt. Du weißt, welche Traumgestalt du bist, obwohl diese Gestalt sich durchaus von dir im Wachzustand unterscheidet.
Ich habe geträumt, ich wäre älter oder jünger. Ich war im Traum ein Russe und sogar ein Marsmensch. Wer auch immer ich im Traum bin, ich weiß, dass ich es bin, obwohl mein Traumcharakter sich von einem Teil des Traumes zum anderen verändern kann.
Auch wenn ich es während des Traums nie merke, ist es doch immer mein Wachbewusstsein, das alle meine Traumcharaktere formt.
In der meditativen Weltsicht können wir sagen, dass jeder Mensch wie eine Traumgestalt auf der Bühne des Traumes ist, der von dem großen Geist geträumt wird. Der große Geist (oder Gott oder das universale Bewusstsein) träumt sowohl mich als auch jeden anderen und sämtliche Gegenstände innerhalb dieses real scheinenden Traumes, den ich lebe. Da ich diesen universalen Traum aus meiner eigenen begrenzten Perspektive sehe (der westlichen Weltsicht), erscheinen die anderen Menschen und Gegenstände von mir getrennt, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht sind. Wir alle sind Gestalten innerhalb desselben universalen Traums, der vom Geist Gottes geträumt wird. Und alles ist «nur» ein Traum, gleich, wie real es sich anfühlt.
Ein Pilz, der aus dem Boden wächst, erscheint wie eine einzelne Pflanze. Und doch ist das daumengroße Stück, das wir den Pilz nennen, nur ein winziger, vergänglicher Teil des riesigen unterirdischen Pilz-Netzwerkes (bekannt unter dem Namen Myzel), das das ganze Jahr über wächst und so groß werden kann wie ein Fußballfeld. Die Tausende von Pilzen, die sich auf einer Wiese ausbreiten, scheinbar jeder für sich, sind alle Organe eines einzigen Organismus.
In der westlichen Weltsicht wird ein Mensch irrtümlich ebenso vereinzelt gesehen wie der Pilz auf der Wiese. Winzig, vorübergehend und isoliert. Wenn wir es jedoch aus der Perspektive des Meditierenden betrachten, sehen wir den Pilz als integralen Bestandteil des Myzelfeldes und das menschliche Individuum als Teil des universalen Bewusstseins.
Eine Woge im Ozean scheint eine individuelle Existenz zu haben. Sie erscheint und existiert für eine Weile. Man kann sie beobachten, ihr zuhören und auf ihr reiten. Dann verschwindet sie wieder im Ozean, der sie hervorgebracht hat. Versuche dich dir selbst einmal als eine Woge im Ozean des Bewusstseins vorzustellen.
Unsere Wahrnehmung einiger ganz grundlegender Themen wird davon beeinflusst, ob wir die westliche oder die meditative Weltsicht annehmen. Die Einstellungen der Geburt, dem Tod und allen Zwischenzuständen gegenüber werden von unserer Wahl der Weltsicht geprägt.
In der westlichen Weltsicht wird die Geburt als ein mechanisches Ereignis gesehen, das durch die Kombination von Eizelle und Sperma wie durch zwei Chemikalien entstanden ist, die gemeinsam eine Verbindung mit ihren eigenen unterschiedlichen Eigenschaften eingegangen sind. Das Bewusstsein resultiert aus den biochemischen Reaktionen, die innerhalb des neugebildeten Gehirns ablaufen.
In der meditativen Weltsicht verursacht ein Impuls oder ein Wunsch des großen Bewusstseins, sich in der physischen Realität zu verwirklichen, das notwendige Zusammenspiel, um Mann und Frau und schließlich Sperma und Eizelle zusammenzubringen. Jeder Mensch ist daher eine Art «Recyclingprodukt» des universalen Bewusstseins.
In der westlichen Weltsicht wird Gott im Allgemeinen als jemand angesehen, der weit oben, getrennt von der Welt, existiert. Gott ist der Schöpfer des Universums, beinahe so, wie ein Mensch etwas aufbauen und dann als Geschäft betreiben würde.
In der meditativen Weltsicht ist Gott nicht von der Welt getrennt, sondern er ist das Bewusstsein, aus dem alles gebildet wird. Gott ist das gesamte Universum, das schließt mich, dich und Mutter Teresa ebenso ein wie Al Capone.
Aus westlicher Sicht gilt jemand, der sagt: «Ich bin Gott», wahrscheinlich als verrückt, und er wird zudem erwarten, dass sich alle anderen vor ihm hinknien sollen. Aus meditativer Sicht heißt es, wenn jemand sagt: «Ich bin Gott», möglicherweise nur, dass er verstanden hat, dass alle Menschen und alle Dinge Gott sind, denn Gott ist der «Stoff», aus dem alles gemacht ist.
In der westlichen Welt vollbringt jeder Mensch bestimmte Handlungen, die in der Welt bestimmte Wirkungen haben. In der meditativen Weltsicht ist alles, was man tut, mit allem anderen verbunden und voneinander abhängig.
Denke nur an Nachbars Katze. Wie sie durchs Viertel streicht, erscheint in westlicher Sicht vollkommen zufällig und unabhängig von allem anderen. Aus meditativer Perspektive jedoch wird die Katze von einem bestimmten Hof angezogen, weil dort eine große Hecke steht, in der viele Vögel nisten, während in einem anderen Hof ein großer Hund das Regiment führt. Die Hecke wurde von einer Familie gepflanzt, die das Land nach dem Erdbeben von 1890 verlassen hat. Die andere Familie kaufte den Wachhund, nachdem man im Nachbarhaus eingebrochen hatte. Auf eine sehr reale Weise stehen die Bewegungen der Katze heute mit einem Erdbeben in der Vergangenheit und der Furcht vor einem möglichen Verbrechen in der Zukunft in Verbindung. Dieselbe allseitig verbundene Sichtweise kann auf jedes Ereignis angewendet werden: politisch, sozial, ökonomisch oder zwischenmenschlich.
In der westlichen Weltsicht nennt man Ereignisse oder Menschen, die man mag, «gut» und die anderen, die man nicht mag, «böse». Gut und Böse gelten als absolute Begriffe. Es ist...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.