Schweitzer Fachinformationen
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Nach einem bewährten buddhistischen Grundsatz sollte ich, wenn ich die Welt verändern will, bei mir selbst anfangen. Übersetzen wir das in die Sphäre der Paarbeziehung, dann bedeutet das: Wenn ich in meiner Beziehung etwas verändern möchte, muss ich zuerst mich selbst verändern. Was ich mit meinem Partner, meiner Partnerin, erreichen und erleben möchte, muss zunächst bei mir angebahnt und möglich werden. Wenn ich also eine glückliche, in der Balance befindliche Beziehung wünsche, muss ich zuerst mich selbst in die Balance bringen und für mein eigenes Glück sorgen.
Wohlgemerkt: Zuerst! Deshalb beschäftigt sich dieses Buch über weite Strecken mit mir selbst - dem Leser, der Leserin, bevor es dezidiert auf das Paargeschehen eingeht.
Vor einiger Zeit hatte ich ein Paar in der Beratung, das über Heirat diskutierte. Der Wunsch nach einem höheren Grad an Verbindlichkeit und Etablierung ging vor allem vom Mann aus. Seine Partnerin dagegen hatte einen gravierenden Einwand: Wenn sie sich jetzt entschließen würde, seinem Wunsch zu entsprechen, bekäme er eine unausgeglichene Frau, die mit zwei Kindern (aus einer vorangegangenen Ehe), Beruf und Haushalt bis an die Grenzen gefordert sei. Temporäre Treffen könne sie sich weiterhin vorstellen, auch sei ihr der Gedanke an eine dauerhafte Bindung gar nicht fern. Aber sie brauche noch Zeit, um ihr Leben so weit zu ordnen, dass sie sich erst einmal selbst darin wohlfühlen könne.
Ein lebenskluger Gedanke, klar und entschlossen vorgetragen.
Wie oft erlebe ich das Gegenteil! Man fühlt sich im eigenen, augenblicklichen Leben nicht wohl, hofft, durch eine Partnerschaft, durch gemeinsames Wohnen, durch Heirat, durch die Geburt von Kindern auf Besserung und macht dann die schmerzliche Erfahrung: Es wird nicht besser, es wird stattdessen schwieriger! Die alte Geschichte, die von der armen Braut erzählt, die einen armen Bräutigam heiratet - in der Hoffnung, dass beide reich werden. »Zwei sind mehr denn einer«, heißt es in der Bibel. Ja, aber nicht, wenn sich Defizite addieren. Zwei sind mehr, und eine Partnerschaft ist ein Gewinn für beide, wenn beide sich grundsätzlich wohl fühlen in ihrem Leben und sich jeder für sich in der Balance befinden. Grundsätzlich. Dass man sich in Krisen unterstützt und hilft, ist selbstverständlich, aber die Partnerschaft ist kein Therapeutikum und die Hoffnung, an einer Partnerschaft zu genesen, führt auf einen Irrweg. Ich muss schon eigene Stabilität und Balance mitbringen, wenn ich mich einem anderen Menschen als Partner, als Partnerin an die Seite stelle.
Halten wir auch hier einen Moment inne und überlegen, was Balance bedeutet, und wie ich zu einem ausbalancierten Leben finde, in dem ich mich wohl fühlen kann. Fangen wir bei der Dysbalance, der Unausgeglichenheit an, um dies besser zu verstehen:
Beim letzten Sturmtief sind nicht nur viele Bäume gefallen, auch Autos wurden umgeworfen und Flugzeuge torkelten der Landebahn entgegen. In der Tagesschau konnte man solch eine missglückte Landung miterleben.
Die Maschine schwebt heran, wird vom Sturm gepackt und in Schräglage gebracht. Es gelingt dem Piloten nicht, sie rechtzeitig in die Balance zu bringen. So kann er keinen Touchdown wagen, so kann er nicht landen.
Also gibt er Vollgas und startet durch, um es erneut zu versuchen.
Nur eine unwichtige Begebenheit? Schnell vergessen? Oder können wir dieses Video auch als Sinnbild für unser Leben verstehen?
Das kennen wir nur zu gut: Dass das Leben uns packt und in Schräglage bringt, dass wir aus der Balance geraten und dann keinen Kontakt mehr zur Erde finden. Touchdown - Erdberührung, Landen, Ankommen - das geht nicht ohne Balance. Und was tun wir gewöhnlich, wenn wir nicht ankommen können, uns nicht erden können?
Wir tun, was der Pilot in der schlingernden Maschine tat: Wir geben Vollgas und starten durch, um es erneut zu versuchen. Und manch einer und manch eine starten durch und starten durch - und kommen niemals an.
Ein aus der Balance geratenes Leben - das ist nichts ungewöhnliches.
Das begegnet uns auf Schritt und Tritt. Nehmen wir das Beispiel überzogener Leistungsanforderungen: Sportler, die die Leistung nicht erbringen können, die man von ihnen oder die sie von sich erwarten, was tun sie? Sie dopen sich, sie nehmen Medikamente, die ihnen dieses Quäntchen mehr ermöglichen, dass sie von der Konkurrenz abheben soll. Und sie zahlen einen hohen Preis dafür, sie zahlen mit ihrer Gesundheit.
Oder Manager, von deren wirklichem Leben wir so wenig wissen. In den vergangenen Jahren ist der Kokainverbrauch oder besser: -missbrauch in unserem Land auf einen Rekordwert gestiegen. Viele Spitzenkräfte in der Industrie dopen sich. Viele Politiker und Künstler auch. Alkohol ist das gängigste Mittel, um »runter« zu kommen, wie wir sagen. Touchdown mit Hilfsmitteln.
Und Aufputschmittel braucht man dann, um wieder hoch zu kommen, um durchzustarten.
Selbst in Klassenzimmern und schon lange in Seminarräumen in den Universitäten warten solche Mittel und Mittelchen unter dem Pult auf ihren Einsatz. Es scheint, dass wir eine Gesellschaft geschaffen haben, die sich selbst nicht mehr aushält, jedenfalls nicht ohne Dope.
Schauen wir uns die letzten Jahrzehnte an, müssen wir nicht lange grübeln, was uns so nachhaltig aus der Balance gebracht hat.
Die Nachkriegsjahre waren noch von einer Art gemütlichem Optimismus erfüllt. Krieg und Not waren Vergangenheit. Die Wirtschaft zog wieder an, Existenzgründungen waren möglich, Frieden und Wohlstand gaben den Menschen das Gefühl, endlich wieder sorglos leben und bleiben zu können. Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt durch die Jugendrevolte, die Hippie-Bewegung, die kritische Auseinandersetzung mit dem Muff der Nazizeit und der Adenauer - Ära. Ein Gefühl von geistiger Befreiung machte sich breit, die Frauenbewegung erkämpfte längst fällige Rechte und Respekt.
Alles bewegte sich in eine freiheitliche, durch Mitbestimmung und Teilhabe gekennzeichnete Richtung. »Wir wollen mehr Demokratie wagen!« Dieser Satz von Willi Brandt steht für eine Epoche, die die Selbstbestimmtheit des Menschen als hohes Gut wertschätzte.
Die Gewerkschaften hatten großen Einfluss auf die Gestaltung von Arbeitsplätzen und Arbeitsverhältnissen.
Man konnte gut leben in diesem Land.
Das kann man heute noch. Aber einiges hat sich seitdem deutlich verändert.
Es gehört zu den Grundsätzen einer kapitalistischen Wirtschaft, dass sie auf Wachstum ausgerichtet ist. Gewinnstreben und Mehren ist ihre Grundlage. Wenn aber der Markt gesättigt ist und nicht mehr Produkte verkauft werden können als im letzten Jahr, wo soll dann in diesem Jahr das Wachstum herkommen? Wenn man die Produktion nicht mehr steigern kann, müssen die Ausgaben gesenkt werden, um den Gewinn zu mehren. Sprich: Es werden Arbeitsprozesse optimiert, sie werden effektiver, schneller und zielführender gestaltet, und es werden Mitarbeitende entlassen, sodass man sie nicht mehr entlohnen muss.
Für den Einzelnen bedeutet das: Er oder sie muss nun für einen anderen mitarbeiten, der entlassen wurde, und muss diese Arbeit überdies schneller und effektiver erledigen als zuvor. Sanierung heißt das Ganze dann, was ja wörtlich übersetzt eigentlich »Gesundung« bedeutet. Aber mit Gesundheit hat das nichts zu tun. Ganz im Gegenteil!
Die Folge ist nämlich Stress. Stress heißt ganz einfach: Mehr tun zu wollen oder zu müssen, als in einer gegebenen Zeit möglich ist. Wenn ich in einer Stunde mehr vorhabe, als ich in einer Stunde leisten kann, stehe ich unter Stress.
Ich muss mehr leisten, als ich eigentlich kann. Das ist alles andere als gesund. Und das gilt umso mehr, als unsere Arbeit in den letzten Jahrzehnten ihren Charakter erheblich verändert hat. Die Digitalisierung stellt viele Menschen vor Aufgaben, die sie nicht oder nicht befriedigend lösen können. Die Digitalisierung hat so schnell, so eingreifend und so umfangreich stattgefunden wie keine Veränderung unseres Lebensumfeldes jemals zuvor.
Es begann mit der simplen Texteingabe am Computer. Das ist gerade mal ein paar Jahrzehnte her. Schon das war für viele eine sehr hohe Hürde. Heute stehen wir vor der Digitalisierung unserer privaten Haushalte und grübeln über endlosen Bedienungsanleitungen, die wir uns als PDF´s runterladen müssen. Und das Schlimme ist: Wir stehen allein damit. Es gibt nicht mehr den freundlichen Verkäufer, der uns alles erklärt. Wir sitzen inmitten dutzender digitaler Geräte und müssen alleine zusehen, wie wir damit klar kommen. Der Fahrkartenautomat, das Tablet, das Smartphone, die Digitalkamera, das Laptop, der Beamer, der Router, der Receiver. Ja, selbst die Heizung hat inzwischen ein Display und zeigt uns an, warum sie nicht funktioniert: Error 23 xy, endlich wissen wir Bescheid. Oder gerade nicht?
Ich könnte eine eigene Praxis nur für Menschen betreiben, die sich von dieser digitalen Welt...
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