Schweitzer Fachinformationen
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Kevin Gogarty hat es zurzeit wirklich nicht leicht: Er ist arbeitslos, Hausmann, kümmert sich um die vier Kinder. Für die pubertierende Tochter Aideen fällt ihm nur noch ein Mittel ein, um den Familienfrieden zu retten: Ab ins Internat mit ihr. Und als seine Mutter, Oma Millie, wiederholt beim Ladendiebstahl erwischt wird, heuert er für die renitente alte Dame eine Aufpasserin an - Probleme gelöst! Tatsächlich? Als Millie merkt, dass ihre Aufpasserin noch geschickter klaut als sie selbst, schnappt sie sich kurzerhand Aideen aus dem Internat - und eine wilde Jagd auf Omas Erspartes beginnt.
Eine urkomische, turbulente und herzerwärmende Geschichte über verrückte Familienbande und darüber, dass es nie zu spät ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Kevin Gogarty erhält den Anruf bei ein paar Pints im Brass Bell, einer der ältesten Kneipen im Stadtzentrum, bekannt für ihre Shows mit vielversprechenden Comedians auf der kleinen improvisierten Bühne im Zimmer des Obergeschosses. Auch Kevin hat sich einmal am Mikrofon versucht, als er sich, vor vielen, vielen Jahren, noch eine Karriere als Stand-up-Comedian vorstellen konnte. Er war mit seinem Running Gag über Blowjobs und Priester unheimlich baden gegangen, was ihn später in seiner Meinung bestärkte, seiner Zeit weit voraus gewesen zu sein. Die Mahagonischnitzereien und die Zapfhähne aus Messing, die heruntergekommene viktorianische Ausstattung liebt er aber nach wie vor, und hier trifft er sich mit Mick, seinem ehemaligen Arbeitskollegen und besten Kumpel, zu den seltenen Gelegenheiten, wenn er mal einen draufmachen kann.
Jetzt, da Weihnachten vor der Tür steht, herrscht ein wahnsinniger Andrang im Pub - das ganze Land lässt sich zulaufen. Kevin braucht eine geschlagene Minute, um sich unter zahlreichen Entschuldigungen und leichtem Antippen fremder Schultern durch die Massen zu schlagen, bis er den Tresen erreicht, wo er erleichtert aufseufzt: Er ist seinem Haus entflohen und mit Mick zusammen, der ihn garantiert mit jeder Menge Insiderstorys über die alte Zeitung unterhalten wird.
Die Barmänner wuseln wie immer umher, zapfen drei, vier Pints Ale und Stout und Cider auf einmal und nehmen Bestellungen der Kunden überall am langen Tresen an. Es ist ein Wunder, dass sie sich dabei nie vertun, dass sie deine Rechnung im Kopf addieren und dir in Windeseile das Wechselgeld herausgeben, ohne die Kasse zu bemühen, Bacardi und Cola mixen, Southern Comfort mit Kirschsaft, Irish Coffee, alles, was das Herz begehrt. Wenn Barmänner die Regierung übernähmen, denkt Kevin, wäre die Wirtschaft dieses Landes nicht so im Arsch.
Er sieht draußen vor der Kneipe trotz der Kälte kleine Grüppchen von Rauchern stehen, die sich gegenseitig bemitleiden und dicke Krebswolken wegpusten. Drinnen rauchen geht nicht mehr, hätte man das je gedacht? Er kommt sich vor wie ein alter Knacker, aber es ist schon wirklich erstaunlich, wie sehr sich Irland verändert hat. Früher war diese Kneipe zur Mittagszeit an jedem Tag der Woche rauchgeschwängert und brechend voll. Niemand hat jetzt mehr die Kohle, nachdem der »Keltische Tiger«, jener von ausländischen Investitionen hochgeputschte irische Wirtschaftsaufschwung, so brutal und demütigend erlegt wurde. Während der paar Monate, in denen er Kinder-Fahrgemeinschaften in seinem Monstrum von einem Minivan herumkutschiert, Hausarbeiten betreut, Geschwisterstreitigkeiten geschlichtet, endlos Fish and Chips und Erbsen gekocht hat, scheint sich die Welt verschoben zu haben und der eben noch florierenden Wirtschaft Dublins die Luft entwichen zu sein. Die Tage der Muße, in denen man nichts allzu ernst nahm, sind eindeutig vorbei.
Als Kevins Handy zum ersten Mal klingelt - eine unbekannte Nummer -, drückt er den Anruf weg, entdeckt Mick von weitem und winkt ihm zu. Er hört Musik, die gegen den Lärmpegel ankämpft - ah, Zeppelin. »Over the Hills and Far Away«. Mit einem Guinness in jeder Hand bahnt sich Kevin gekonnt und vorsichtig einen Weg zurück zu der kleinen Tischecke, die Mick für sie erbeutet hat, und das nicht ganz zufällig, wie Kevin sicher ist, neben zwei sehr hübschen, sehr jungen Frauen Anfang zwanzig, wenn überhaupt, die jede ein Glas und eine Miniflasche Chablis vor sich stehen hat.
»Was dagegen, dass wir uns hier mit ranquetschen?«, fragt Kevin.
Die schärfere - große, gescheite Augen, Brüste, an denen eindeutig nie gesaugt wurde, jedenfalls nicht von Babys, blendend weiße Ami-Zähne - schaut ihn an und lässt ihn in derselben Millisekunde abblitzen. Schmerzlich zuckt Kevin unter ihrem gelangweilten Blick zusammen.
»Bin fertig mit der Arbeit«, sagt Mick. »Wenigstens für dieses Jahr.«
»Scheißkerl.« Die beiden Männer schütteln sich ausgiebig die Hand und Kevin befällt eine solche Hochstimmung - der Baum ist geschmückt, die Küche mit Essens- und Getränkevorräten aufgefüllt, Grace will auch kommen, zumindest für ein paar Tage, vielleicht lässt sie ihn ja sogar mal ran, ein echtes Weihnachtswunder! -, dass er Mick umarmt.
»Hör mal, ich hab da vielleicht einen Tipp für dich«, sagt Mick.
»Weiß aber nicht, ob ich zu haben bin.«
»Halt die Klappe. Du kennst doch Royston Clive?«
»Nicht dein Ernst. Ist das nicht ein notorisches Arschloch?«
»Ja, mag sein, aber dieses notorische Arschloch will hier was in Gang setzen. Er sucht einen, der das Projekt managt. Und die können sich nicht retten vor lauter Fördergeldern.«
Kevins Handy klingelt zum zweiten Mal: wieder die unbekannte Nummer. Ein sorgenvoller Wurm bohrt sich in den fruchtbaren Boden seiner zu bösen Vorahnungen neigenden Seele. Es könnte Grace sein, die sich von unterwegs meldet; es könnte Mum mit einem ihrer unzumutbaren Wünsche sein. Oder Schwester Margaret aus der Schule, die sich über Aideens permanentes Zuspätkommen oder erneutes Unterrichtschwänzen beschwert. Es könnte auch sein, dass Aideen wieder abgehauen oder per Anhalter unterwegs ist oder irgendein kranker Widerling seine geliebte Tochter gefesselt in einem verlassenen Gartenschuppen festhält, ihr einen chloroformgetränkten Lappen ins Maul gestopft hat und ihn jetzt wegen der Lösegeldforderung anruft .
Bei seiner kleinen Rebellin Aideen könnte es einfach alles sein.
Kevin versucht, seine Aufmerksamkeit wieder Mick zuzuwenden, der gerade eine köstlich anzügliche Schilderung eines spätnächtlichen Stelldicheins auf dem Schreibtisch des Verlegers in den Büroräumen seiner alten Arbeitsstelle zum Besten gibt. Dies ist für Kevin von speziellem Interesse, weil es dabei um seinen alten Boss John Byrne geht, diesen aufgeblasenen, aalglatten, arschgesichtigen Besserwisser. Kevin möchte die Geschichte unbedingt auskosten, tief eintauchen in alle schmutzigen Einzelheiten dieser miesen kleinen Affäre.
»Du entsinnst dich vielleicht«, Mick senkt die Stimme, »dass unser verehrter Verleger auf Rollenspiele steht, und damit meine ich nicht Shakespeare.« Mick grinst genüsslich. »Und du glaubst nicht, was seine Lieblingsnummer ist. Kein Scherz: ein unartiger Schuljunge, dem mal ordentlich der Hintern versohlt werden muss.« Mick wiehert und bleckt dabei grau werdende Zähne.
Kevin reagiert in gebotener Weise mit wechselnden, überzeugenden Gesichtsausdrücken, aber in Gedanken ist er bei der unbekannten Nummer, just in dem Moment, als sie zum dritten Mal aufleuchtet.
»Wart mal kurz, Mick«, sagt er. Dann, ins Handy: »Kevin Gogarty.«
Obgleich er erst vor kurzem arbeitslos geworden ist - Kevin hat sich angewöhnt, sich in einem übertriebenen texanischen Akzent als »vorübergehend Hausmann und Vater« auszugeben -, meldet er sich am Telefon, als könnte er einen Kreativdirektor oder Vertriebsleiter am anderen Ende haben.
»Mr. Gogarty? Sergeant Brian O'Connor vom Polizeirevier Dún Laoghaire.«
Kevin erstarrt. »Ja? Geht's Aideen gut?«
»Aideen? Entschuldigung? Nein, es tut mir leid, Sie behelligen zu müssen, aber wir haben Ihre Mum hier. Dürften wir Sie bitten, herzukommen und sie abzuholen? Sie ist ziemlich durcheinander.«
»Was?« Kevin steckt sich den Daumen in sein freies Ohr. »Ist alles in Ordnung mit ihr? Was ist passiert?«
Die scharfen Bräute, denen der besorgte Unterton in Kevins Stimme nicht entgangen ist, unterbrechen sofort ihr Gespräch, aber im Moment verschwimmen sie für ihn nur im Hintergrund.
»Ist sie gestürzt?«
»Oh nein, es geht ihr gut«, sagt O'Connor. »Ich wollte Ihnen keinen Schreck einjagen. Nein, körperlich ist sie prima in Schuss. Es ist nur - es gab da einen Zwischenfall. Man hat sie leider mit gestohlener Ware in ihrer Handtasche ertappt.«
Kevin verharrt eine Weile schweigend, während er den vertrauten Spannungsboden der Gefühle durchlebt, der mit Ärger beginnt, dann in heißer Wut aufwallt und schließlich in einem traurigen kleinen Rinnsal aus Selbstmitleid abebbt. Er dankt dem Polizisten, legt auf und starrt Mick an, der sich, als beneidenswerter Single, der er ist, höchstens Sorgen darum machen muss, wo er sein nächstes Pint bestellen kann und welcher Fußballspieler ...
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