Schweitzer Fachinformationen
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Christiane Borchard, Ulrike Harder
Ulrike Harder
Der Fachausdruck für Wochenbett lautet Puerperium (lat. puer: Kind, parere: gebären), üblich ist auch der Ausdruck postpartale Zeit (lat. post: nach, partus: Geburt). Der Begriff Wochenbett bezeichnete ursprünglich das Bett, in dem sich die Frau in den Tagen nach der Geburt ausruhte. Die Aussage "Mutter liegt im Wochenbett" war üblich. Heute wird der Begriff im deutschsprachigen Raum im übertragenen Sinne für den Zeitraum nach der Geburt verwendet. Als geschützte Phase der Genesung und des Rückzugs aus dem Alltagsleben hat das Wochenbett heute viel von seiner ursprünglichen Bedeutung eingebüßt.
Studienergebnisse weisen darauf hin, dass der überwiegende Anteil der Mütter im Frühwochenbett von physischen Beschwerden betroffen ist, und auch sechs Monate nach der Geburt leidet eine hohe Zahl der Frauen unter gesundheitlichen Belastungen und Stress (s. Kap. ? 16.3.2). Die daraus entstehenden gesundheitlichen Nachteile der Frauen sind noch gar nicht in ihrem gesamten Ausmaß absehbar ? [1]. Offensichtlich ist jedoch, dass die mütterliche Erholung im Wochenbett auch weiterhin einen hohen Stellenwert besitzt.
Definition
Medizinisch: Das Wochenbett beginnt nach Geburt der Plazenta und dauert 6 bis 8 Wochen, es wird in frühes und spätes Wochenbett unterteilt.
Der Gesetzgeber berücksichtigt diesen Zeitraum: Im Mutterschutzgesetz ist ein Beschäftigungsverbot von 8 Wochen vorgesehen, und Krankenkassen vergüten Wochenbett-Besuche der Hebamme bis zur 12. Woche post partum.
Frühwochenbett: Die ersten 10 Tage nach der Geburt werden Frühwochenbett genannt, also Entbindungstag plus 1.-9. Wochenbetttag (einige Autoren definieren nur 7 Tage als Frühwochenbett). In dieser Zeit finden die größten hormonellen Umstellungen sowie wesentliche erste Wundheilungs- und Rückbildungsprozesse statt. Die Wöchnerin hat 10 Tage lang Anspruch auf tägliche Wochenbett-Besuche (max. 2-mal täglich). Insgesamt sind 20 Hebammen-Kontakte (Besuche oder telefonische Beratung) möglich (Kap. ? 1.3.3).
Spätwochenbett: Die Zeit vom 10. Tag bis zum Ende der 8. Woche ist das Spätwochenbett. In dieser Zeit kehrt der Körper der Frau langsam zu einem ähnlichen Zustand zurück wie vor der Schwangerschaft, erreicht aber weder funktionell noch anatomisch den gleichen Zustand. Die Wöchnerin hat bis zur 12. Woche post partum Anspruch auf bis zu 16 Hebammen-Kontakte (Besuche oder telefonische Beratung) (Kap. ? 1.3.3).
Merke
Die vollständige Rückbildung aller schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen benötigt ca. 6-9 Monate.
Der Hormonhaushalt normalisiert sich unterschiedlich schnell, die erste Blutung kann 5-6 Wochen nach der Geburt einsetzen oder erst mehrere Monate später. 10-15% der Frauen haben nach 6 Monaten noch keine Menstruation (Kap. ? 3.4), daher ist die Beratung zur Verhütung einer raschen neuen Schwangerschaft wichtig (Kap. ? 2.5).
Kontinuum Mutterschaft: Dieses erfasst die gesamte Lebensphase des Mutter-Werdens einer Frau von der Konzeption bis zum Ende der Stillzeit. Die einzelnen Phasen sind nicht voneinander trennbar, sie stellen einen zyklisch verlaufenden, anhaltenden Prozess dar. In diesem Zusammenhang wurde aus hebammenwissenschaftlicher Perspektive das Konzept des Betreuungsbogens in der Hebammenarbeit entwickelt.
In dieser Zeitspanne ist die kontinuierliche Begleitung durch Hebammen mitentscheidend für den gesunden Verlauf des ganzen Prozesses ? [36]. Der Reifungsprozess der Mutterschaft kann analog zur 9 Monate dauernden Schwangerschaft in dreimonatige Zeitabschnitte unterteilt werden: 1. Trimenon, gebildet aus frühem Wochenbett (10 Tage) und spätem Wochenbett (bis 12 Wochen), sowie 2. und 3. Trimenon für die folgende sechsmonatige Phase der psychosozialen Neuorientierung und der weiteren körperlichen Regeneration ? [41].
Aufbau einer Mutter-Kind-Beziehung: Adaption an die neue Situation mit diversen psychischen und sozialen Veränderungen (Kap. ? 2.1, Kap. ? 14.3)
Rückbildung der körperlichen Veränderungen an Bauchmuskeln, Haut, Beckenboden, Blutvolumen, Ödemen (Kap. ? 3) sowie an der Gebärmutter, Vagina und Vulva (Kap. ? 4)
Wundheilung an der Plazentahaftstelle sowie an Schürfungen, Riss- und Schnittverletzungen (Kap. ? 4)
Laktation: Beginn der Milchbildung und Aufbau einer guten Stillbeziehung (Kap. ? 5)
Hormonumstellung bis zum Beginn der normalen Ovarialtätigkeit (Kap. ? 3.4)
Frauen möchten während der frühen Wochenbettzeit in einer ermutigenden und liebevollen Umgebung selbst umsorgt und bemuttert werden. Die Bedeutung von Mothering the Mother wurde in England und Amerika in den 1990er Jahren erforscht mit dem Ergebnis:
Je mehr Fürsorglichkeit, Unterstützung und Bestärkung die Mutter erfährt, desto leichter wird es ihr fallen, eigene mütterliche Qualitäten zu entwickeln.
Eine 2005 in der Universitätsfrauenklinik Freiburg durchgeführte Untersuchung ? [29] ist den Wünschen an die stationäre Wochenbettversorgung nachgegangen. Als zentrales Bedürfnis wurde der Wunsch nach Sicherheit genannt. Dies Sicherheitsgefühl stellte sich für Schwangere und Wöchnerinnen ein, wenn 4 Kriterien erfüllt waren:
Verfügbarkeit medizinischer Versorgung
Kompetenzerwerb im Umgang mit dem Kind
Selbstbestimmung und Wahlmöglichkeiten
Normalität durch Simulation von Häuslichkeit
Verschiedene andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Carol Wilkins schreibt zum Beispiel als Ergebnis ihrer Studie zum Unterstützungsbedarf von Erstgebärenden nach der Geburt: Das überragende Bedürfnis der Mütter war "Alles richtig zu machen", das heißt Vertrauen und Fähigkeiten zu entwickeln für eine optimale Betreuung ihres Kindes ? [51].
nach der Geburt möglichst ununterbrochenen Körperkontakt zur Mutter sowie eine gleichbleibend körperwarme Umgebung
sicher gehalten und oft getragen werden
saugen und bei Hungergefühl rasch gestillt werden
Gesellschaft der Eltern und anderer zugewandter Menschen
Ein Neugeborenes hat wahrscheinlich kein Bedürfnis nach einem eigenen Bett, nach täglichem Kleiderwechsel und Waschungen und, solange seine Haut nicht schmerzhaft wund ist, kein primäres Bedürfnis stets trocken zu liegen ? [30].
Neugeborene weinen nicht ohne Grund und sind in den ersten Tagen nach der Geburt fast ausnahmslos durch Stillen/Füttern oder Körperkontakt zu trösten. Sie verfügen noch nicht über eine von der Mutter getrennte Selbstwahrnehmung und geraten, wenn sie sich alleingelassen fühlen, in einen Zustand äußerster Verzweiflung. Sie können weder "warten" noch können sie sich daran erinnern, dass sie auf ihr Weinen hin Trost erfahren. Jedes Unwohlsein empfinden sie als absolut. Man verwöhnt oder verzieht Neugeborene also nicht, wenn man umgehend auf ihre Äußerungen reagiert ? [43].
In dieser vom Deutschen Bundesministeriums für Gesundheit ? [11] veröffentlichten Broschüre werden auf Basis einer Analyse der Ausgangssituation gemeinsame Ziele und Teilziele definiert, sowie Empfehlungen für Umsetzungsmaßnahmen ausgesprochen. Dabei werden nicht nur das Kind oder die Frau, sondern die ganze Familie in den Blick genommen.
Verfasst wurde das nationale Gesundheitsziel vom Kooperationsverbund gesundheitsziele.de, der gemeinsamen Plattform zur Weiterentwicklung des nationalen Gesundheitszieleprozesses. Unter Beteiligung von Bund, Ländern und Akteuren (der Selbstverwaltung) des Gesundheitswesens entwickelt der Kooperationsverbund im Konsens nationale Gesundheitsziele und empfiehlt Maßnahmen zur Zielerreichung.
Im Nationalen Gesundheitsziel 2017 werden alle...
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