Schweitzer Fachinformationen
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Eine mitreißende Liebes- und Familiengeschichte, die vom Leben im Outback erzählt
1946: Die junge Rosa verlässt Italien mit Herzklopfen, um in Australien einen Farmer zu heiraten. Doch als sie in Daly Waters ankommt, stellt sie fest, dass es nicht ihr künftiger Ehemann war, mit dem sie all die Monate einen wunderschönen Briefwechsel geführt hat ...
1967: Die junge Ella kehrt in ihren Heimatort Daly Waters zurück. Sie hat ihre Arbeit im Zoo von Darwin aufgegeben, um für ihre genesende Mutter Rosa da zu sein. Sie wird zu Hause freudig empfangen - auch von Simon, einem Freund aus Kindheitstagen. Ihr Glück ist perfekt, als sie eine Tierauffangstation im Ort gründet. Aber bald muss sie feststellen, es in der beschaulichen Kleinstadtidylle ganz schön brodelt ...
Dominica Vozzo stand an der Reling der SS Misr und blickte hinaus auf das fremde Land, das sich vor ihr erstreckte, mit dieser wilden, üppigen Vegetation, die sich so sehr von der in ihrer Heimat unterschied.
Sie legte den Arm um die Schultern ihrer jungen Mitreisenden. »Ist es nicht wunderbar, dass unsere Reise sich dem Ende nähert, Rosa! Endlich erreichen wir Darwin! Ich kann es kaum erwarten, diese schwimmende Blechkiste hier zu verlassen. Ich schwöre, ich werde nie wieder auch nur einen Fuß an Bord eines Schiffes setzen.«
Mit ihren zweiundvierzig Jahren hatte Dominica sich zur Anstandsdame der zwanzigjährigen Rosa ernannt und sie seit ihrer Abreise aus Italien vor den amourösen Annäherungen der Männer aus der Mannschaft beschützt. Sie stammten beide aus dem Norden Italiens und waren - einander unbekannt - in Neapel an Bord des Schiffes gegangen, wo man ihnen Plätze in derselben Kabine im Zwischendeck zugeteilt hatte. Dominica, die ihre Tochter im jugendlichen Alter durch eine Lungenentzündung und ihren Mann im Krieg verloren hatte, war das Leben sinnlos erschienen, nun jedoch hatte ihre Schwester sie um Hilfe in ihrem Frischwaren-Laden gebeten, den sie gemeinsam mit ihrem Mann in einem Vorort von Darwin betrieb.
Das Schiff pflügte sich seinen Weg durch die Timorsee etwa zwei Meilen vor Darwin, hinter sich eine Spur schäumender weißer Gischt. Die Sonne brannte erbarmungslos, die Luft war drückend und windstill und die Frauen in Schweiß gebadet.
Rosas Lächeln fiel in sich zusammen. »Ich bin sicher, so empfindet jeder an Bord«, murmelte sie aufgewühlt. »Ich jedenfalls tue es.«
Mit einem Mal zogen innerhalb von Minuten schwarze Wolken auf, dann grollte Donner bedrohlich. Als ein Blitz über dem Himmel aufleuchtete und gleich darauf ein heftiger Regenguss niederging, schrien die Passagiere an Deck auf und flohen in die nächstgelegene Deckung. Rosa trug einen Sonnenschirm bei sich, der ihre Haut eigentlich vor der starken Sonne schützen sollte, und nun drängte Dominica sich mit ihr darunter.
»So nah und doch so fern«, murmelte sie und betete, dass das Schiff in der Lage sein würde anzulegen, sobald es den Hafen erreichte. »Es wäre wirklich Pech, so kurz vor dem Ufer zu havarieren.«
»Sag doch so etwas nicht, Dominica! Die Rettungsboote wirken kaum seetüchtig, außerdem gibt es viel zu wenige davon.« Rosa schluckte. »Und wir können nicht schwimmen.« Das Becken an Bord war seit einem stürmischen Seegang leer, und so hatten sie nicht die Gelegenheit gehabt, schwimmen zu lernen.
Dann aber verebbte der Schauer ebenso plötzlich, wie er sich über sie ergossen hatte, die Wolken lösten sich auf, und die Sonne zeigte sich wieder.
»Na, das war wirklich eigenartig.« Dominica wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Vielleicht können wir nun doch bald am Kai anlegen.«
Rosa seufzte erleichtert auf.
Der Regen hatte keinerlei Abkühlung bewirkt. Wenn überhaupt, dann hatte er die Luft noch drückender gemacht, innerhalb kürzester Zeit waren die Decks getrocknet, als hätten die Frauen sich den Schauer nur eingebildet.
Ein Viertel aller Passagiere aus Europa hatte das Schiff bereits beim Halt im Hafen von Fremantle verlassen, viele von ihnen wollten zu den Minen im Westen Australiens. Ein weiteres Viertel würde in Darwin von Bord gehen, wo das Schiff vor seinem weiteren Weg entlang der Ostküste gereinigt und mit Treibstoff sowie frischen Vorräten versehen werden würde. Halt machen würde es zudem in Sydney, Melbourne und Adelaide, um Passagiere von Bord zu lassen und neue aufzunehmen, bevor es nach Europa zurückkehrte.
Rosas Magen zog sich zusammen, als sie voller Nervosität an den Grund für ihre Reise nach Australien dachte: ihr zukünftiger Ehemann! Ein Mann, dem sie noch nie begegnet war!
Brieflich korrespondierten sie seit zwölf Monaten miteinander, seit sie auf eine Anzeige in der örtlichen Zeitung geantwortet und er ihr in der Folge ein wundervolles Leben auf seiner Farm versprochen hatte. Seine warmherzigen Briefe hatten ein Bild in ihrem Kopf entstehen lassen, in das sie sich schließlich verliebt hatte - ein Bild von dem künftigen Leben, das sie mit ihm teilen wollte, und der Kinderschar, die sie zusammen aufziehen würden. Und so hatte sie bis zu genau diesem Moment das Gefühl gehabt, Lugh Varden bereits zu kennen. Jetzt aber, nur Minuten, bevor sie ihm persönlich begegnen würde, holte die Wirklichkeit sie ein, und Verlegenheit und Nervosität traten an die Stelle ihrer Vorfreude. Sie waren Fremde! Sie wusste nicht einmal, wie er aussah, obwohl sie ihn mehrere Male um eine Fotografie gebeten hatte. Sie selbst hingegen hatte ihm eine Fotografie von sich geschickt, und er hatte zurückgeschrieben, sie sei hübsch, aber das mochte nichts als Höflichkeit gewesen sein. Und was, wenn er am Kai gar nicht auf sie wartete, wie er es versprochen hatte?
Dominica las ihre Gedanken. »Es wird alles gut gehen, mia cara. Glaub mir, in dem Moment, in dem er dein Gesicht sieht, so bellissima, wird er meinen, schon die Weihnachtsglocken läuten zu hören.« Insgeheim betete sie, dass Rosa dasselbe mit ihm erleben würde, denn das war keinesfalls selbstverständlich.
»Was ist, wenn er mir nicht gefällt?«, gab Rosa zurück und gestattete sich damit zum ersten Mal, diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen. »Was, wenn er hervorstehende Zähne hat oder stinkt wie ein toter Fisch und seine Ohren abstehen? Ich weiß, dass das vielleicht oberflächlich klingt, aber ich möchte schließlich auch eine Familie gründen .«
Dominica brach in Gelächter aus, und Rosa starrte sie schockiert an. »Tut mir leid, cara, ich hatte nur plötzlich ein Bild vor Augen.«
»Genauso ging es mir auch, und jetzt habe ich auf einmal schreckliche Angst.«
»Ich bin sicher, er sieht gut aus«, beharrte Dominica so überzeugend, wie sie konnte. »Und du warst die ganze Reise über guter Dinge, woher also kommen diese plötzlichen Zweifel?«
»Ich weiß es nicht. Aber jetzt werde ich gleich tatsächlich vor ihm stehen, jetzt wird das alles Wirklichkeit, und das macht mir Angst.«
Voller Mitgefühl drückte Dominica ihr die Hand.
»Versteh mich nicht falsch. Ich erwarte keinen Mann, der aussieht wie ein Filmstar. Er muss nicht einmal sonderlich attraktiv sein, ich will nur nicht, dass ich jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, in Tränen ausbreche«, sagte Rosa. Vermutlich war es besser, nicht so hohe Erwartungen zu haben.
Dominica gelang es nur mit Mühe, ein erneutes Lachen zu unterdrücken.
Rosa blickte an sich hinunter. »Ich wollte bei meiner Ankunft einen guten Eindruck machen, aber sieh dir nur dieses Kleid an! Ich habe es so oft gewaschen, dass der Blauton nicht mehr hübsch ist, und der Stoff ist so dünn, dass er geradezu durchsichtig wirkt.«
Da es in den überfüllten Quartieren an Bord so wenig Platz gab, hatten die Passagieren lediglich ein paar Kleidungsstücke aus ihren Koffern im Gepäckraum des Schiffes entnehmen dürfen und fortan mit dem, was sie ausgesucht hatten, zurechtkommen müssen.
»Du könntest einen alten Jutesack tragen und würdest immer noch bellissima aussehen, bella.« Sanft hob Dominica mit dem Finger Rosas Kinn. »So oder so, lass uns diesen Augenblick genießen«, fügte sie betont fröhlich hinzu. »Die Reise war von Zeit zu Zeit doch recht beschwerlich. Aber wir haben es geschafft, nicht wahr?«
»Das allein ist schon ein Wunder.« Rosa dachte an die raue See und die Momente, die sie, in ihrer Kabine dicht aneinandergedrängt, durchlebt hatten, voller Furcht, ihrem nassen Grab entgegenzutreiben, während die gebirgshohen Wellen das Schiff herumschleuderten wie ein Gebilde aus Papier. Im Indischen Ozean waren sie in grauenhafte Stürme geraten, bei denen Menschen verletzt worden und umgekommen waren. Auch zwei Kinder befanden sich unter den Toten, und sogar ein Mitglied der Mannschaft war in einer dunklen, stürmischen Nacht über Bord gespült worden, ohne die geringste Hoffnung auf Rettung.
»Das stimmt, cara«, stimmte Dominica ihr zu. Sie beide hatten viele Male daran gezweifelt, dass sie Australien überhaupt je zu sehen bekommen würden. »Aber jetzt sind wir hier. Überlebende, die kurz davor sind, ein neues Land zu betreten.«
Der Hafen von Darwin bestand aus einem zerklüfteten Becken mit drei Hauptarmen, der Kai sah von der Reling des einfahrenden Schiffes wie das Bein eines Hundes aus. Um den starken Gezeitenschwankungen zu trotzen, die hier ganze acht Meter umfassten, war er auf hohe Holzpfähle gebaut. Damit erschien er ein wenig merkwürdig, aber er war gewiss nicht das Einzige, was den Neuankömmlingen zunächst seltsam vorkommen würde.
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir wirklich hier sind.« Rosa konnte nicht fassen, dass der Moment, über den sie so oft nachgedacht hatte, tatsächlich gekommen war.
»Ich kann es kaum erwarten, die verschiedenen tropischen Früchte zu probieren und in frisches Gemüse zu beißen«, bekundete Dominica sehnsüchtig.
»Ja, die Speisefolge an Bord war mit der Zeit ein wenig eintönig.« Rosa dachte an die beständige Darreichung von Getreideflocken und Räucherfisch. »Vor allem, als die Rationen knapp wurden. Umso mehr freue ich mich darauf, auf der Farm ein paar Lieblingsgerichte meiner Familie zuzubereiten. Ossobucco zum Beispiel. Natürlich erst, wenn Lugh und ich verheiratet sind.« Sie lächelte verlegen. Es fühlte...
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