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Eine Reise durch den Roten Kontinent wird ihr Leben für immer verändern ...
Australien, 1933: Bei ihrer Reise durch den Roten Kontinent landet die junge Engländerin Arabella Fitzherbert schwer verletzt in einer kleinen Siedlung mitten im Outback. Erstmals in ihrem Leben auf sich allein gestellt, fällt es ihr schwer, sich den Umständen anzupassen. Ihr einziger Lichtblick ist der junge Fotograf Jonathan Weston. Er bringt Arabella die Schönheit der australischen Landschaft und die faszinierende Kultur der Aborigines näher. Doch mit dem draufgängerischen Goldsucher Stuart Thompson taucht Ärger in der Siedlung auf ...
Von England nach Australien. Von Wohlstand zu harter Arbeit. Von der Einsamkeit zur großen Liebe - der neue farbenprächtige Australien-Roman von Erfolgsautorin Elizabeth Haran!
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Wie eine Schlange aus der mythischen Traumzeit der Aborigines glitt der Ghan, wie der Afghan-Expresszug genannt wurde, durch die flirrende Hitze des Outback. Es war früh am Nachmittag. Am Horizont, der mit dem endlosen blauen Himmel zu verschmelzen schien, krochen erste Schatten über die karge Landschaft. Windhosen, die wie Derwische über der Wüste wirbelten, waren die einzige Abwechslung in dieser Einöde.
Der Zug war auf dem Weg nach Alice Springs. Neben der Lokomotive gab es einen Reisewagen, einen Speise- und einen Salonwaggon, zwei Wagen mit Schlafabteilen für Erste-Klasse-Passagiere sowie zwei Wagen für Fracht und Post. Da die Gleise sich bei Temperaturen von über 40 Grad zu verformen drohten und im Schatten fast 45 Grad Hitze herrschten, fuhr der Lokführer aus Sicherheitsgründen so langsam, dass kaum ein Lufthauch durch die geöffneten Fenster drang.
»Warum wird der Zug denn jetzt noch langsamer, Mummy?«, nörgelte Arabella Fitzherbert und verzog unwillig ihren hübschen Mund. Sie war neunzehn Jahre alt, wirkte aber jünger. Arabella saß auf ihrem Bett im Erster-Klasse-Abteil, das Gesicht von den schulterlangen honigblonden Haaren umrahmt. Der sengenden Hitze wegen hatte sie die feuchte Kleidung ausgezogen, die ihr am Körper geklebt hatte, und trug nun ein luftiges Nachthemd.
Clarice beugte sich aus dem Fenster. »Ich glaube, wir nähern uns einer kleinen Ortschaft. Scheint mir ein ziemlich hässliches und einsames Nest zu sein.«
Bald darauf kam der Zug mit einem Ruck an einem Bahnsteig zum Stehen, der aus übereinandergeschichteten Eisenbahnschwellen bestand, über denen sich ein Wellblechdach spannte. Auf einem Schild, das schief an einen Pfosten genagelt war, stand:
Marree - 84 Einwohner und eine Milliarde Fliegen
Clarice schüttelte den Kopf. Die Menschen hier im Outback hatten wirklich einen merkwürdigen Sinn für Humor.
Das Zischen der Lok verstummte, die Dampfwolke verflüchtigte sich und gab den Blick auf die Ortschaft frei. Obwohl sich den Fahrgästen über viele Meilen hinweg nichts Sehenswertes geboten hatte, hielt ihre Neugier sich in Grenzen. Die »Hauptstraße«, kaum mehr als ein staubiger Weg, wurde von dem zweistöckigen Sandsteingebäude des Great Northern Hotels, einem Postamt, einer Polizeiwache und drei aus Brettern und Wellblech erbauten Läden gesäumt. Durch den vom Wind aufgewirbelten roten Staub konnte man in der Ferne einige Häuser zwischen dürren Bäumen erkennen. Clarice sah, wie ein uniformierter Eisenbahnbeamter Postsäcke aus dem Zug wuchtete und neue Post entgegennahm. Dann fiel ihr Blick auf eine Gruppe von Aborigines und dunkelhäutigen Männern mit Turbanen, die sich dem Zug näherten.
»O Gott!« Clarice prallte erschrocken zurück. »Sieh dir bloß diese Bettler an, Bella! Da bekommt man es ja mit der Angst zu tun! Wir werden auf keinen Fall aussteigen, egal was dein Vater sagt.«
Als die Männer neugierig ins Innere des Abteils spähten, riss Clarice ein Bettlaken hoch und hielt es schützend vor ihre Tochter. »Zieh dir etwas über, Bella! Wer weiß, auf was für Gedanken diese Leute sonst kommen.«
Sie zog den Vorhang vors Fenster und warf einen furchtsamen Blick auf die Tür des Abteils. Ob sie vorsichtshalber abschließen sollte?
Die Luft im Abteil wurde unerträglich heiß und stickig.
»Ist das eine Hitze hier drin!«, stöhnte Arabella.
»Morgen sind wir in Alice Springs und können in unser Hotel«, tröstete Clarice sie. Auch sie träumte von einem kühlen Salon mit Ventilator und einem Drink mit viel Eis.
Arabella klappte einen chinesischen Papierfächer auf, den sie auf einer Reise gekauft hatte, und fächelte sich Luft zu. »Diese Hitze macht mich ganz fertig, Mummy«, klagte sie mit weinerlicher Stimme. »Ich hab Kopfschmerzen!«
»Sobald wir weiterfahren und ein bisschen frische Luft ins Abteil weht, wirst du dich besser fühlen.« Clarice schlug nach den Fliegen, die unter dem Vorhang hindurch ins Abteil krochen. »Übrigens, die Leute aus dem Nachbarabteil sind sehr nett. Dein Vater und ich werden nach dem Essen eine Partie Rommé mit ihnen spielen. Möchtest du nicht mitkommen, Bella?«
Arabella ließ sich in die Kissen fallen. »Nein, und essen will ich auch nichts. Ich hab Bauchweh.«
Das war nichts Neues. Arabella klagte oft über Bauchschmerzen und andere Beschwerden; deshalb war Clarice auch nicht allzu beunruhigt. Ihre Tochter neigte zur Hypochondrie und war immer schon eine schlechte Esserin gewesen, was auch der Grund für ihre eher knabenhafte Figur war.
»Das Bauchweh kommt von der Hitze, Bella«, sagte Clarice. »Wenigstens hat dein Husten sich gelegt. Wie du weißt, hofft dein Vater sehr, dass das trockene Klima dir guttut. Schließlich sind wir nur deinetwegen nach Australien gereist. Als Dr. Portman sagte, deine Bronchitis werde sich in der feuchten, schlechten Luft Londons niemals bessern, hat dein Vater nicht gezögert, alles aufzugeben und hierherzukommen. Also tu mir den Gefallen, und reiß dich zusammen, ihm zuliebe.«
Edward Fitzherbert war ein erfolgreicher und in England sehr bekannter Theaterproduzent. Doch um seiner Tochter willen hatte er beschlossen, London für ein Jahr den Rücken zu kehren. Finanziell konnten sie es sich trotz der Weltwirtschaftskrise leisten, denn Clarice stammte aus einer wohlhabenden Adelsfamilie. Von Adelaide aus, wo sie seit ihrer Ankunft vier Wochen zuvor gewohnt hatten, waren sie zu einer dreimonatigen Reise durch den australischen Kontinent aufgebrochen. Clarice wäre zwar lieber in Adelaide geblieben, wo es angenehm warm und die Luft sauber war und wo zahlreiche Geschäfte zum Einkaufsbummel luden, doch Edward hatte wie so oft die Abenteuerlust gepackt, und so waren sie ins glutheiße Innere Australiens aufgebrochen.
Arabella schnitt eine Grimasse. Ihre lebhaften blauen Augen wirkten fast unnatürlich groß. »Dieses ewige Schwitzen ist unerträglich«, jammerte sie.
»Ich weiß, mein Schatz.« Clarice tätschelte ihrer Tochter die Hand.
»Ich glaube, ich krieg Ausschlag.«
»Ausschlag? Wo denn?«
Arabella zeigte auf einen winzigen roten Punkt auf ihrem Oberschenkel.
»Ach was, das ist bloß ein Pickel. Das ist nicht schlimm.«
»Doch, ist es!«, beharrte sie. »Die Hitze ruiniert meine Haut!«
Clarice hatte Mühe, nicht genervt die Augen zu verdrehen. Sie liebte ihre einzige Tochter über alles, doch Arabellas Angewohnheit, an allem herumzumäkeln, stellte ihre Geduld manchmal auf eine harte Probe. Im Unterschied zu Arabella war Clarice ein anpassungsfähiger Mensch, was bei einem Ehemann wie Edward, mit dem Clarice vor der Geburt ihrer Tochter ganz Afrika bereist hatte, nur von Vorteil war. Dies war seit neunzehn Jahren die erste lange Reise, die sie unternahm, und wenngleich sie über eine robuste Gesundheit verfügte, musste sie sich eingestehen, dass sie die Annehmlichkeiten ihres Zuhauses ebenso vermisste wie die Gesellschaft ihrer Freunde.
Clarice wusste natürlich, dass sie an Arabellas Verhalten nicht ganz schuldlos war. Sie hatte ihre Tochter als kleines Mädchen viel zu sehr behütet und verhätschelt. Und seit Arabella immer wieder an Bronchitis erkrankte, zeigte Clarice sich ihr gegenüber viel zu nachsichtig. Sie hoffte, die Reise werde Arabella helfen, erwachsener zu werden, damit sie lernte, auf eigenen Füßen zu stehen, doch bisher deutete nichts darauf hin.
»Du wirst dich schon noch an die Hitze gewöhnen.« Clarice wusste vom Zugpersonal, dass es in der Wüstenstadt Alice Springs kaum Geschäfte und kein einziges Theater gab; deshalb hoffte sie, sie würden nicht allzu lange dort bleiben, verschwieg es aber wohlweislich. Arabella war die Reise jetzt schon leid.
Der Zug setzte sich wieder in Bewegung, und Clarice schob die Vorhänge zurück, damit Luft ins Abteil wehte. »So, ich werde jetzt in den Salonwagen gehen«, sagte sie dann.
»Kannst du nicht hierbleiben, Mummy?«, fragte Arabella kläglich. »Wer soll sich denn um mich kümmern?«
»Dir fehlt doch nichts, Schatz. Komm später nach, wenn du Lust hast. Die Harris sind sehr nette Leute.«
»Ist mir egal. Ich will sie nicht kennen lernen. Außerdem will ich mich bei der Hitze nicht wieder anziehen«, murrte Arabella.
»Wie du möchtest«, erwiderte Clarice geduldig. »Ich werde dir ein paar belegte Brote bringen.« Als der Zug aus der Stadt rollte, fiel ihr Blick auf einen großen Pferch auf der anderen Seite der Bahngleise, in dem sich eine Kamelherde mit mehreren Jungtieren befand. In einem Hain aus Dattelpalmen waren merkwürdige Gebäude um eine Moschee gruppiert. Anscheinend lebten hier die Männer mit Turbanen, die sie vorhin gesehen hatte. Ein Glück, dass ihr Mann keinen Rundgang durch den Ort vorgeschlagen hatte.
»Lass nur«, schmollte Arabella. »Ich hab noch ein halbes Sandwich von heute Mittag. Das Brot ist zwar trocken und der Belag ekelhaft, aber im Speisewagen gibt's sicher auch nichts Besseres, da verzichte ich lieber.«
»Wie du willst. Dann ruh dich aus, mein Schatz. Morgen werden wir in aller Frühe in Alice Springs eintreffen, hat der Zugführer gesagt.« Clarice küsste ihre Tochter auf die bleiche Wange und eilte hinaus. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Arabella allein ließ, doch sie spielte für ihr Leben gern Rommé. Außerdem würde es ihr guttun, endlich einmal etwas anderes zu hören als das Gejammer ihrer...
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