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Australien, 1903: Jordan Hale kehrt zurück nach Eden, der Zuckerrohrplantage seiner Eltern, die er nach deren Tod verlassen hat. Er will aus Eden wieder das blühende Paradies von einst machen - und den Konkurrenten Max Courtland in die Knie zwingen. Ihm gibt Jordan die Schuld am Tod seiner Eltern. Max ist mittlerweile jedoch ein mächtiger Mann geworden - und kaum jemand wagt es, Jordan beim Wiederaufbau von Eden zu helfen. Unterstützung findet er schließlich bei einer Handvoll mutiger, unabhängiger Männer und der ebenso eigensinnigen wie geheimnisvollen Eve. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse: Jordan erfährt die unfassbare Wahrheit über Eve, und Max' Frau Letitia offenbart ein Geheimnis, das ihr Leben in Gefahr bringt ...
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Im Norden von Queensland, 1893
Im Schutz der überhängenden Tischdecke kauerte der sechzehnjährige Jordan Hale unter dem Esstisch, wie er es zum letzten Mal als kleiner Junge getan hatte. Hilflos musste er mit ansehen, wie sein stolzer, unbeugsamer Vater vor seinen Augen zu einem gebrochenen Mann wurde.
Patrick Hale trank den hochprozentigen Rum direkt aus dem Krug. Immer wieder setzte er ihn ab, barg den Kopf in den Händen und stöhnte verzweifelt auf. Das Haus lag in völliger Dunkelheit, doch durch einen Spalt im Vorhang fielen Streifen silbernen Mondlichts auf die zusammengesunkene Gestalt im Sessel.
Jedes Mal, wenn Patrick Hale den Kopf hob, ließ der silbrige Schein die Falten auf seinem eingefallenen Gesicht noch tiefer erscheinen, sodass man kaum noch den Besitzer Edens erkannte, der blühenden Zuckerrohrplantage an der Cassowary-Küste. Nichts mehr an diesem verzweifelten Mann erinnerte Jordan an seinen unerschütterlichen Vater.
Erst drei Tage zuvor hatte Patrick Hale noch allen Grund gehabt, mit seiner schönen Frau, seinem prächtigen Sohn und seiner gut gehenden Plantage optimistisch in die Zukunft zu blicken. Er hätte glücklicher nicht sein können. Patrick war ein Mann, der sich alles erkämpft hatte, was er besaß, und der es deshalb auch zu schätzen wusste. Er war überzeugt gewesen, gemeinsam mit seiner Familie jeder Herausforderung gewachsen zu sein. Nie hatte er es nötig gehabt, Zuflucht im Alkohol zu suchen.
Dass sein Glück an einem einzigen Tag zerstört werden könnte, hätte Patrick Hale in seinen schlimmsten Träumen nicht erwartet. Und doch war dieser Tag gekommen. Der Tag, an dem er seine Frau tot aufgefunden hatte .
Jordan starrte auf seinen Vater, der sich über Nacht in einen Furcht einflößenden Fremden verwandelt hatte. Tränen strömten dem Jungen über die Wangen. Er fühlte sich allein und hatte schreckliche Angst. Jordan konnte den Gedanken an eine Zukunft ohne seine Mutter kaum ertragen; und auch sein Vater hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, hatte seinen Sohn angeschrien, er solle gefälligst in seinem Zimmer bleiben. Patrick hatte so fürchterlich getobt, dass die Hausangestellten verängstigt ins Quartier der Plantagenarbeiter geflüchtet waren, außer Sichtweite des Haupthauses.
Jordan konnte kaum glauben, dass seit der Beerdigung seiner Mutter erst ein paar Stunden vergangen waren. Die Tage seit ihrem Tod und die Trauerfeier waren dem Jungen so unwirklich erschienen, dass er wider alle Vernunft immer noch hoffte, aus einem Albtraum zu erwachen. Doch der Erdhügel am Lieblingsplatz seiner Mutter unter dem Affenbrotbaum am Fluss war schreckliche Wirklichkeit.
Man hatte Jordan gesagt, seine Mutter sei am Biss einer Taipan-Schlange gestorben, doch heimliches Geflüster und verstohlenes Kopfschütteln hatten Zweifel in dem verwirrten und schmerzerfüllten Jungen geweckt.
Plötzlich glaubte Jordan Schritte auf der Veranda zu hören und lauschte angespannt. Es war schon spät - zu spät für einen zufälligen Besucher. Jordan vernahm das Quietschen der Fliegengittertür; dann hörte er schwere Schritte im Flur, die schließlich in der Tür verstummten. Aus seinem Versteck unter dem Esstisch konnte Jordan nicht sehen, wer an der Wohnzimmertür stand, doch in der plötzlichen Stille, die nur vom Quaken der Ochsenfrösche am Fluss gestört wurde, vernahm er raues Atmen und das leise Knarzen von Lederstiefeln. Zigarrengeruch stieg ihm in die Nase.
Einen Moment lauschte Jordan gespannt in die Stille und erwartete, dass sein Vater den Besucher begrüßte, doch der sprach zuerst.
»Ich bin gekommen, um dir mein Beileid auszusprechen, Patrick. Ich weiß, dass wir Reibereien hatten, aber ich bin bereit, alles zu vergessen. Wenn ich etwas für dich tun kann .«
Jordan erkannte den irisch-amerikanischen Akzent und wusste, dass der Besucher Maximillian Courtland war. Er schien betrunken zu sein. Jordan glaubte, Unaufrichtigkeit aus Courtlands Worten herauszuhören. Oder täuschte er sich? War Max Courtland tatsächlich bereit, Patrick nach dem Tod Cathelines die Hand zu reichen und ihre fünf Jahre währende Fehde zu beenden?
Patrick Hale und Maximillian Courtland waren erbitterte Feinde. Abgesehen davon, dass Courtland aus dem Süden Irlands stammte und Patrick aus dem Norden, hatten sie grundverschiedene Ansichten über die Behandlung der kanakas, der Arbeiter von den Südseeinseln, die meist für einen Hungerlohn auf den australischen Plantagen schufteten. All diese unterschiedlichen Charakterzüge und Ansichten hatten eine tiefe Abneigung zwischen beiden Männern entstehen lassen, eine unüberwindliche Kluft. Max Courtland führte ein grausames, oft gewalttätiges Regiment über seine Arbeiter, während Patrick Hale ein rücksichtsvoller Boss war, der keinen Unterschied in der Behandlung europäischer und polynesischer Plantagenarbeiter machte - eine Einstellung, die Courtland als Schwäche auslegte.
Endlich hob Patrick den Blick. Jordan erschrak, als er den brennenden Zorn in den Augen des Vaters sah. »Fahr zur Hölle! Spar dir deine verlogenen Beileidswünsche!«, rief Patrick mit schwerer Zunge. »Raus aus meinem Haus!«
Jordan hielt den Atem an, denn er rechnete mit einer ähnlich heftigen Reaktion Courtlands, der für seine Wutausbrüche berüchtigt war. Der Junge konnte den stechenden Blick der eisblauen Augen und die abschätzig herabgezogenen Mundwinkel vor sich sehen.
»Weißt du, Patrick«, hörte er dann Max Courtlands scheinbar gelassene Stimme, »eigentlich wollte ich es dir nicht sagen, aber vielleicht ist es an der Zeit, dass du die Wahrheit über Catheline erfährst.«
»Welche Wahrheit?«, fragte Patrick. »Was weißt du denn schon über meine Frau?«
Trotz seiner Jugend spürte Jordan die Genugtuung Courtlands, als dieser nun den wahren Grund für sein Kommen enthüllte.
»Oh, viel mehr, als du denkst .«
Sogar in Jordans Ohren klang diese in plump vertraulichem Tonfall gemachte Andeutung erschreckend.
»Wovon redest du eigentlich?«, stieß Patrick wütend hervor.
»Dass du für eine Frau wie Catheline nicht Manns genug gewesen bist.«
Wutentbrannt wollte Patrick aufspringen, um sich auf den anderen zu stürzen, doch er war zu betrunken. Jordan sah, wie sein Vater von Courtland zurück in den Sessel gestoßen wurde, als wäre er ein Leichtgewicht. Jordan bewegte sich ein Stück vor, wollte dem Vater zu Hilfe kommen, verharrte dann aber. Fast alle hatten Angst vor Maximillian Courtland, diesem großen, einschüchternden, reizbaren Mann. Courtland wusste, was er wollte, und bekam es auch, egal zu welchem Preis. Für einen Sechzehnjährigen - mochte er noch so kräftig und hoch gewachsen sein - war allein schon der Gedanke erschreckend, einen solchen Mann herauszufordern. Jordan hasste sich für seine Feigheit, doch Courtlands nächste Worte ließen all diese Gedanken zur Bedeutungslosigkeit verblassen.
»Catheline ist mir jahrelang hinterhergelaufen. Ich habe ihr nur gegeben, was sie wollte .«
Jordan verschlug es den Atem. Nur im Unterbewusstsein hörte er den grausamen Triumph in Courtlands Stimme.
Patrick hob wieder den Kopf. In seinem Blick mischten sich Fassungslosigkeit und unsägliche Qual.
»Hör auf, von meiner Catheline wie von einer Hure zu sprechen! Du warst immer schon hinter ihr her, aber sie wollte von einem Bastard wie dir nichts wissen.«
»Hat sie dir das gesagt? Ich glaube eher, sie hat einen richtigen Mann wie mich einem aufgeblasenen Angeber aus Derry vorgezogen!«
Jordan dachte an seine Mutter, an ihre makellose, weiche Haut und ihr tiefschwarzes Haar. Er vermeinte, noch immer den feinen Veilchenduft ihres Parfüms wahrzunehmen. Was Maximillian Courtland auch behauptete - in Jordans Erinnerung würde seine Mutter stets die wunderschöne und gütige Frau bleiben, als die er sie gekannt hatte - voller Sanftmut, und doch von einer inneren Kraft erfüllt, die ihre Familie durch manche schwere Zeit geführt hatte.
Jordan wusste nicht, dass seine Großeltern derselben Ansicht gewesen waren wie Maximillian Courtland: dass Catheline, die in Galway geboren war, keinen Protestanten aus Londonderry hätte heiraten sollen. Die Feindseligkeit ihrer Eltern hatte die Jungverheirateten aus Irland fortgetrieben.
»Catheline ist aus freien Stücken in mein Bett gestiegen. Als ich ihr sagte, dass ich genug von ihr hätte, ist sie nicht damit fertig geworden und hat sich das Leben genommen. Ist es denn meine Schuld, dass sie eine solche Dummheit begangen hat?«
Seine Mutter . Selbstmord? Jordan erstarrte vor Schreck. In seinem Kopf drehte sich alles. Er konnte nicht fassen, was er da hörte.
»Du überheblicher, selbstherrlicher Schweinehund!«, stieß Patrick hervor. »Catheline ist an einem Schlangenbiss gestorben!«
»Das willst du die Leute glauben machen! Aber wir wissen beide, dass es nicht wahr ist!«
Jordan wartete darauf, dass sein Vater diese Anschuldigung zurückwies und Courtland aus dem Haus prügelte, doch Patrick schwieg und starrte ins Leere.
»Du solltest dir deswegen keine Vorwürfe machen, Patrick«, fuhr Courtland in gönnerhaftem Tonfall fort. »Frauen können einem mächtigen Mann nicht widerstehen, so ist es nun mal. Catheline war da keine Ausnahme.«
»Catheline hat Jordan und mich mehr geliebt als ihr Leben«, flüsterte Patrick. »Sie hätte uns niemals belogen und...
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