Schweitzer Fachinformationen
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Ein fesselnder Australien-Schmöker für alle, die vom Fünften Kontinent fasziniert sind.
London, 1954: Als Estella von ihrem Mann wegen der reichen Witwe Davinia verlassen wird, beschließt sie, in Australien eine Stelle als Tierärztin anzunehmen. Doch das Leben im australischen Busch ist hart für eine junge Städterin, und Estella hat nach ihrem Studium nie in diesem Beruf gearbeitet. Um weitere Vorurteile auf dem Land zu umgehen, verschweigt sie, dass sie gerade geschieden wird. Aber gerade als die Farmer und Dorfbewohner beginnen, Estella zu akzeptieren, holt ihre Vergangenheit sie ein: Ihr Exmann hat inzwischen erfahren, dass sie sein Kind erwartet - und Davinia keine Kinder bekommen kann. Deren Erbschaft ist jedoch an Nachkommen gebunden ...
Ein atmosphärischer Landschaftsroman für Fans von Di Morrissey, Christiane Lind und Tamara McKinley.
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London, 1954
Tut mir Leid, dass Sie warten mussten, Estella«, sagte Dr. Blake, als er wieder ins Sprechzimmer kam. »Die Untersuchung hat etwas länger gedauert als üblich. Meine neue Assistentin ist noch ein bisschen unsicher. Ein Glück, dass sie nicht bei jeder Spritze in Ohnmacht fällt .«
»Bitte, Dr. Blake, wie lautet das Ergebnis?«
Arthur Blake spürte Estellas Ungeduld, und so teilte er ihr die Neuigkeit sofort mit.
»Ihre Vermutung war richtig, Estella. Sie sind schwanger. Ich gratuliere!«
Zu Dr. Blakes Erstaunen schien Estella alles andere als glücklich zu sein. Über seinen unordentlichen Schreibtisch hinweg sah er, dass sie auf der vordersten Kante des Stuhles saß, die unruhigen Finger im Schoß ineinander verschlungen. Sie hielt den Kopf gesenkt. Als sie ihn wieder hob, sah er Tränen in ihren großen grünen Augen und auf ihren blassen Wangen glitzern.
»Ich weiß nicht, ob die Neuigkeit wirklich ein Grund für Glückwünsche ist, Dr. Blake.«
Der Arzt war ein älterer Herr und schon vor Estellas Geburt Hausarzt ihrer Familie gewesen. Er hatte sie auf die Welt geholt, und es brach ihm fast das Herz, sie nun so unglücklich zu sehen.
»Was ist denn, Estella? Möchten Sie das Kind nicht?«
Sie nickte, schüttelte dann jedoch den Kopf, um Dr. Blake gleich darauf durch ein erneutes Nicken zu verwirren.
»Es tut mir Leid, dass ich so sentimental reagiere, Dr. Blake. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Normalerweise bin ich eine ruhige, sachliche Frau, aber zurzeit breche ich beim geringsten Anlass in Tränen aus und widerspreche dem armen James in fast allem, was er sagt.«
Der Arzt kam um den Tisch herum und nahm ihre Hand. »Das ist unter diesen Umständen ganz normal, Estella. Ihr Körper macht dramatische Veränderungen durch.«
»Wollen Sie damit sagen, dass diese Empfindlichkeit die ganze Schwangerschaft hindurch anhält?«
»Nein, Ihre Gefühlswelt beruhigt sich schon wieder. Und machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie ab und zu ein bisschen vergesslich sind - das ist völlig normal. Leiden Sie unter morgendlicher Übelkeit?«
»Manchmal fühle ich mich unwohl, ja, aber zu ganz unterschiedlichen Zeiten.«
»Diese Übelkeit muss nicht unbedingt nur am Morgen auftreten. Zu allen Tageszeiten kann Ihnen vorübergehend schlecht sein. Außerdem kann Ihr Geschmacksempfinden sich verändern. Es ist möglich, dass Sie den Geruch von Speisen, die Sie sonst gern gegessen haben, plötzlich nicht mehr ertragen, oder Sie entwickeln eine Vorliebe für Dinge, die Sie vorher nie mochten .«
»Du liebe Zeit, das hört sich ja schrecklich an!«
»Ob Sie's mir glauben oder nicht, Estella, es wird im Gegenteil wunderschön!«
Die junge Frau schluchzte. »Ich habe Biologie, Anatomie und Physiologie studiert. Da sollte man doch meinen, ich wüsste über alle körperlichen und seelischen Veränderungen in der Schwangerschaft Bescheid .«
Dr. Blake ließ sich auf der Ecke seines Schreibtisches nieder und erwiderte lachend: »Sie haben Tiermedizin studiert, Estella, und alles über Hunde und Katzen, Pferde und Kühe gelernt - aber nicht über Menschen. Deren Gefühlswelt ist schon ein wenig komplizierter als die der Tiere.« Er runzelte die Stirn. »Oder macht Ihnen der Gedanke Sorgen, was James zu der Schwangerschaft sagen wird?«
Estella nickte, und ihre Augen schimmerten schon wieder verdächtig. »Er ist noch nicht bereit, die Rolle eines Vaters zu übernehmen.«
»Ob er bereit ist oder nicht, jetzt muss er sich damit abfinden. Und Sie dürfen sich nicht aufregen, das bekommt weder Ihnen noch dem Kind. Ich bin überzeugt, James wird begeistert sein, wenn er sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt hat.« Dr. Blake reichte ihr ein sauberes Taschentuch.
»Da bin ich nicht so sicher«, sagte sie. »Wann immer ich dieses Thema angesprochen habe, wollte er gar nicht erst darüber reden.«
»Aber Ihre Ehe ist doch glücklich?«
»Ja. Nur . James ist im Grunde seines Herzens noch ein großer Junge.«
Arthur Blake lächelte und zwinkerte ihr beruhigend zu. »Ich fürchte, daran wird sich auch nichts ändern, bis er wirklich Verantwortung tragen muss. Ein ganzes Jahr lang waren Sie zu zweit und mussten an niemand anderen denken - also gab es für James keinen zwingenden Grund, erwachsen zu werden. Sicher ist seine Arbeit als Anwalt sehr anstrengend, aber Sie haben zusammen alles genießen können, was London an gesellschaftlichen Ereignissen zu bieten hat.«
»Ja, das stimmt. Und James schätzt das gesellschaftliche Leben sehr. Ich glaube nicht, dass er darauf verzichten will. Aber als Mutter werde ich nicht so viele Partys und Bälle besuchen können, wie wir es jetzt tun, nicht einmal, wenn wir jemanden einstellen.«
»Es ist ein sehr schöner Tag, Estella. Sie sollten einen Picknickkorb packen und James im Büro mit der Nachricht überraschen. Gehen Sie mit ihm in den Hyde Park, und erzählen Sie ihm die große Neuigkeit. Dann werden Sie sehen, dass Ihre Sorgen völlig unbegründet waren.«
Estella stand auf. »Ich nehme an, früher oder später werde ich es ihm sagen müssen.«
»Allerdings. Und was fühlen Sie selbst in dieser Sache? Freuen Sie sich auf Ihr erstes Kind?«
Estella legte eine Hand auf ihren Leib und versuchte sich das Leben vorzustellen, das in ihr heranwuchs. Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf ihre schönen Züge, gepaart mit einem Ausdruck des Erstaunens. Dr. Blake liebte diesen Ausdruck auf den Gesichtern von Frauen, die ein Kind erwarteten. Es waren die Momente, in denen er seine Arbeit am liebsten tat.
In Gedanken verloren schlenderte Estella unter dem Glasdach der Burlington-Arkaden entlang. Irgendwann blieb sie stehen, um ein hübsches Tweedkostüm zu bewundern, das ihr ins Auge fiel. Der wadenlange graue Rock und die passende hüftlange Jacke hätten ihre schlanke Figur gut zur Geltung gebracht. Der Gedanke, dass ihre Körperformen sich bald verändern würden, zauberte ein nachdenkliches Lächeln um ihre Mundwinkel. Sie fragte sich, ob sie wirklich bereit war für alles, was mit ihr geschehen würde.
Als sie sich umwandte, sah sie ihr Spiegelbild in der Schaufensterscheibe. Sie trug ein cremefarbenes wadenlanges Kleid, dessen weit schwingender Rock mit roten Rosen bedruckt war; dazu rote Schuhe und einen passenden Hut mit breiter Krempe. Sie versuchte, sich ihren schwangeren Leib vorzustellen, die geschwollenen Füße . Würde James sie unattraktiv finden?
»So ein Unsinn!«, murmelte sie ärgerlich. »James liebt dich, und er wird auch unser Kind lieben.« Obwohl James dazu neigte, seinen Schwächen und Leidenschaften nachzugeben, war Estella sicher, dass er ein wunderbarer Vater sein würde. Sie hoffte, einen Sohn zu bekommen, mit dem James im Park Fußball spielen konnte. Er war immer sehr sportlich gewesen, besonders während seines Studiums; deshalb zweifelte sie nicht daran, dass auch er gern einen Sohn hätte.
Estella öffnete die Tür zu James' Büro, das er in einem Gebäude am Grosvenor Square gemietet hatte - und blieb verwundert stehen: Statt wie erwartet Miss Frobisher zu sehen, die Sekretärin ihres Mannes, stand sie vor einer Frau mit breiten Schultern, kräftigen Armen und einschüchterndem Blick, die eher für den Posten der Leiterin des Obdachlosenasyls in Ealing geeignet schien. Nach einem Blick auf den Berg von Sandwiches und Kuchen auf dem Tisch, der Estella seltsam fremd vorkam, wurde ihr klar, dass sie die Frau beim Mittagessen störte. »Entschuldigen Sie, wo ist Miss . Frobisher?«
»Wer ist Miss Frobisher?«, fragte die Frau, die eben in ein dickes Sandwich hatte beißen wollen, unfreundlich zurück.
»Die Sekretärin meines Mannes. Ist sie krank?«
»Ich arbeite für Mr. Cook, und Sie sind ganz sicher nicht seine Frau.«
Estella wurde von einem eisblauen Augenpaar mit durchdringendem Blick gemustert. Normalerweise hätte sie sich jetzt kerzengerade aufgerichtet, doch so, wie sie sich im Moment fühlte, hätte sie sich am liebsten umgedreht und die Flucht ergriffen. »Ich bin Mrs. Lawford«, sagte sie leise. »Und ich kenne keinen Mr. Cook.«
»Und ich kenne keinen Mr. Lawford.« Die eisigen blauen Augen wurden schmal, als die Frau ihr Sandwich widerstrebend auf den Tisch legte. Sie erhob sich und kam auf Estella zu. Ihre ganze Haltung drückte aus, dass sie die Besucherin am liebsten auf nicht eben freundliche Art hinauskomplimentiert hätte. »Sind Sie sicher, dass Sie im richtigen Büro sind, Mrs. Lawford?«, fragte sie mit kaum verhohlener Ungeduld.
»Ich weiß doch, wo mein Mann arbeitet!«, entgegnete Estella mit einem Blick auf die Mattglasscheibe in der Tür. Alarmiert stellte sie fest, dass das Schild mit der Aufschrift JAMES LAWFORD RECHTSANWALT verschwunden war, und brach mit einem Mal in Tränen aus. Sie kam sich albern vor, konnte aber nichts dagegen tun. Wie war es möglich, dass sie das Büro ihres Mannes nicht fand?
Sofort entdeckte Edwina McDonald ihre mütterliche Ader. »O je, was ist mit Ihnen, meine Liebe?«
»Ich weiß es selbst nicht«, erwiderte Estella kläglich. »Ich wollte doch nur meinen Mann zu einem Picknick einladen und ihm sagen, dass ich . wir erwarten unser erstes Kind, und . und nun kann ich sein Büro nicht finden. Es tut mir Leid .«
»Schon gut. Mir ist es bei jedem meiner fünf Sprösslinge genauso gegangen. Zum Glück...
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