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Ein Elch macht noch lange keinen Winter
Malin braucht dringend einen Neustart. Das letzte Jahr möchte sie einfach nur hinter sich lassen und zieht kurzerhand in ein kleines Apartment in Stockholm. Doch der Neuanfang verläuft holpriger als gedacht: Die Wohnung entpuppt sich als totale Bruchbude, Malin wird beinahe von einem herabfallenden Weihnachtsbaum erschlagen, und finanziell sieht es alles andere als rosig für sie aus. Aber dann tritt Sven in Malins Leben, und auf einmal wird alles besser. Die beiden kommen sich immer näher, allerdings wissen sie nicht die ganze Wahrheit voneinander ...
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»Was hast du vor?« Völlig entgeistert starrte Malin auf die Szene vor ihr: Ihre beste Freundin Jule hatte auf der Terrasse der Stuga, des Ferienhauses ihrer Eltern, zwei gemütliche Campingliegen aufgestellt. Dazwischen thronte auf drei Beinen eine große Feuerschale, in der Holz aufgeschichtet war - bereit, entzündet zu werden. Und gerade zog Jule das Tuch vom mitgebrachten Korb und brachte darunter eine Thermoskanne und Weihnachtskekse zum Vorschein. Das alles hätte auf Malin durchaus einladend gewirkt, hätte das Thermometer im Auto auf der Fahrt hierher nicht zehn Grad Celsius angezeigt. Minus.
»Hast du mich hierhergebracht, damit ich meinem elenden Leben ein Ende durch Erfrieren setzen kann?«, fragte Malin und rieb sich über die Oberarme. Sie war gerade mal vor einer Minute aus dem beheizten Wagen ausgestiegen und fror bereits erbärmlich. Niemand, der einen Funken gesunden Menschenverstand besaß, verbrachte bei diesen Temperaturen mehr Zeit als unbedingt nötig im Freien. Und niemand, wirklich absolut niemand, veranstaltete unter diesen Bedingungen ein Picknick im Freien.
Jule lachte nur über die Bemerkung ihrer besten Freundin und machte sich unbeirrt mit einer Packung Streichhölzer ans Werk. Nur Sekunden später knisterte ein kleines Feuer in der Feuerschale. »Wir haben genügend Holz für einen ganzen Scheiterhaufen«, erklärte sie nebenbei.
Malin verschränkte die Arme vor der Brust. »Hat meine Mutter dich als Inquisitorin angeheuert, weil ich nicht nach ihrer Pfeife tanzen will?«
Jule kicherte glucksend. »Du bist ja heute wirklich in außerordentlich guter Stimmung.«
»Ich bin in der Stimmung für mein Bett, für heiße Schokolade, Kekse, Alleinsein, ein trauriges Buch«, zählte Malin auf. »Ich bin definitiv nicht in der Stimmung dafür, mir den Hintern abzufrieren.«
»Oh, da habe ich vorgesorgt.« Immer noch ignorierte Jule die offensichtliche schlechte Laune ihrer Freundin einfach. Sie klappte den Deckel einer großen Holzkiste auf und zog zwei Felle heraus. »Bitte sehr!« Sie breitete das erste auf der linken Gartenliege aus. »Rentierfell. Das hält dein hübsches Hinterteil schön warm.«
»Hast du Rudolf getötet?«, fragte Malin, ohne auch nur im Geringsten amüsiert dreinzuschauen.
»Nein, das war sein nerviger Cousin«, erwiderte Jule trocken und strich auch das zweite flauschige Fell glatt.
»Und das?« Stirnrunzelnd zeigte Malin darauf.
»Das war seine Schwiegermutter.«
»Rudolf ist verheiratet?«
Auf die Frage erhielt sie keine Antwort, denn Jule war mit dem Oberkörper in der Holzkiste verschwunden und tauchte, beide Arme voller Decken, wieder auf. »Das sollte reichen«, befand sie zufrieden. »Los, setz dich hin und mach es dir gemütlich!«
Malin folgte der Aufforderung jedoch nicht. Sie blieb stehen und betrachtete das Arrangement immer noch skeptisch. Eine Minute verging, in der sie ihre Möglichkeiten abwog.
Den Schlüssel zum Ferienhaus hatte Jule eingesteckt, Malin wusste allerdings nicht, in welcher der vielen Taschen ihres kuscheligen Mantels. Die Suche konnte eine Weile dauern. Und Jule würde ihr die Schlüssel bestimmt nicht kampflos überlassen. Das Gleiche galt für den Autoschlüssel. Malin konnte sich also weder ins Haus retten noch ins Auto, um damit zurück nach Stockholm zu fahren.
Nicht, dass ihr die Aussicht, in die Wohnung ihrer Mutter zurückzukehren, besonders gefiel. Sie war heilfroh gewesen, als Jule ihr am Morgen eine Nachricht geschickt hatte, dass sie in einer Stunde da sein würde, um sie an einen schönen Ort zu entführen. Leider hatte sie dabei vergessen, die Zeitmaschine zu aktivieren. Der Feriensitz von Jules Eltern war malerisch. Im Sommer. Für den 31. Dezember traf das allerdings nicht so ganz zu.
Oder doch?
Zögernd sah Malin sich um. Das Feuer brannte inzwischen so kräftig, dass es anfing, sie zu wärmen, und das half ein wenig gegen ihre unterkühlte Stimmung. Sie ließ den Blick durch den winterlichen Garten schweifen und musste sich unwillkürlich eingestehen, dass Jule Wort gehalten hatte. Es war wunderschön hier.
Wie Zuckerguss bedeckte eine dünne Schneeschicht alles um sie herum. Die Wiese, Jules altes Spielhaus, die kleine Tanne, die in ein paar Jahren einen prächtigen Weihnachtsbaum abgeben würde. Blattlose Sträucher begrenzten das Grundstück bis auf einen Zugang zum Steg, der hinaus in den zugefrorenen See ragte. Die Eisdecke glitzerte im Licht der Vormittagssonne, die schon in wenigen Stunden wieder hinter dem Horizont verschwinden würde. Über allem lag eine unendliche Ruhe, die nur durch das Schimpfen der Spatzen unterbrochen wurde, die sich an dem Vogelhäuschen im Kirschbaum um das Futter stritten.
Angesichts der stillen Schönheit kapitulierte Malin und ließ sich in den Liegestuhl sinken, in dem bereits Rudolfs Cousin darauf wartete, ihr bestes Stück zu wärmen. Jule reichte ihr mit einem triumphierenden Grinsen zuerst zwei Decken und dann - nachdem Malin sich fest zugedeckt hatte - eine Tasse heißen Kakao. Die Weihnachtskekse stellte sie auf einem Hocker ab, den sie zwischen die Liegestühle geschoben hatte.
»So lässt es sich leben«, meinte Jule seufzend und biss in einen Zimtstern. Auch Malin griff zu und kostete einen Keks, der aussah, als hätte ihn Jules Neffe ausgestochen. Die Freundinnen tranken den Kakao und schwiegen. Malin beobachtete die Spatzen und ertappte sich nach einigen Minuten dabei, wie sie schmunzelte, weil ein besonders frecher sich mit zwei größeren anlegte.
»Ist dir schon wärmer?«, fragte Jule irgendwann in die Stille hinein.
Malin überprüfte in Gedanken ihren Körper vom Kopf bis zu den Zehen. Eine gestrickte Pudelmütze verdeckte den blonden Kurzhaarschnitt, an den sie sich noch immer nicht so richtig gewöhnt hatte, und hielt ihre Ohren warm. Der kuschelige Schal wärmte den Hals und verhinderte, dass es in ihrem Nacken zog. Der Anorak erhielt zusätzliche Unterstützung von einem Paar Handschuhen und den zwei Decken, die Malin bis zur Brust hochgezogen hatte. Thermohose und gefütterte Stiefel sorgten dafür, dass Beine und Füße nicht frieren mussten. Und innerlich wärmte der Kakao, den Jule mit einer Prise Chili verfeinert hatte. Alles in allem blieb Malin nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass es hier fast so kuschelig war wie in dem Bett in ihrem alten Kinderzimmer, in dem sie seit September wieder schlief. Nur war die Aussicht sehr viel schöner.
»Gut, dann bist du bereit für Phase zwei«, verkündete Jule.
Malin bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick. »Phase zwei? Will ich wissen, was das ist?«
»Egal, ich zeige es dir einfach.« Jule griff in den mitgebrachten Korb, den sie links neben sich auf dem Boden abgestellt hatte, und holte zwei Notizblöcke heraus.
»Was ist das?«, fragte Malin sinnigerweise.
Jule sparte sich die Antwort, reichte ihr einen der Blöcke und drückte ihr auch noch einen Kugelschreiber in die Hand.
»Was soll ich damit?«, versuchte Malin es noch einmal.
»Wir schreiben jetzt Briefe an das Universum«, erklärte Jule.
»An das Universum? Haben wir von dem überhaupt eine Adresse?«
»Das Universum ist überall!« Jule machte eine ausladende Geste, in die sie Haus und Garten, See und Himmel einschloss. »Wir schreiben alles auf und dann übergeben wir es den Flammen und der Rauch wird dem Universum unsere Wünsche übermitteln.«
»Und das Universum wird sagen: >Was soll der Mist?<, und uns für die Umweltverschmutzung bestrafen.«
»Jetzt sei doch nicht so!«, beschwerte Jule sich und gab Malin einen Klaps auf den Arm. »Es gibt da draußen ein höheres Wesen, das es gut mit uns meint. Wir müssen ihm nur klar und deutlich mitteilen, was wir uns wünschen.«
Malin schaute ihre Freundin prüfend an. »Hast du dir das ausgedacht, um der Silvesterparty mit deiner Familie zu entgehen?«
»Das würde ich doch nie tun«, behauptete Jule.
»Dir das ausdenken oder dich vor einer Familienfeier drücken?«
»Mir so etwas ausdenken!« Mit einem schiefen Grinsen fügte sie hinzu: »Mich durch die Aktion vor einer Familienfeier zu drücken, wäre natürlich eine gute Idee.«
Malin wusste genau, dass ihre Freundin das eigentlich gar nicht so meinte. Jules Familie war großartig, und sie genoss es jedes Mal, wenn sie bei den Nilssons zu Gast war. Sie liebte diese große Familie, in der sie sich jederzeit willkommen fühlte, weil einer mehr irgendwie nicht auffiel und einfach behandelt wurde wie ein weiteres Familienmitglied.
Ja, bei den Nilssons war es meistens laut, wenn alle vier Geschwister mit Partnern, Kind und Kegel zusammenkamen, aber es war eine herzerwärmende Mischung aus Lachen, Reden und häufig auch Musik. Ganz anders bei Malins Familie, die nur aus ihrer Mutter und Malins älterem Bruder bestand, der in Norwegen arbeitete und deshalb selten zu Hause war. Zum Weihnachtsessen war er zwar gekommen, doch selbst das war nicht vergleichbar mit dem üppigen Julbord der Familie Nilsson.
Britta Forsberg, Malins Mutter, war eine ausgezeichnete Köchin, die jedes Mal zu Hochform auflief, wenn sie eine Gelegenheit hatte, Gäste zu bekochen. Dabei interessierte sie sich leider nicht dafür, dass ihre Kinder davon träumten, zu Weihnachten die Gerichte zu essen, die in Schweden traditionell auf den Tisch kamen. Köttbullar, Jansons Frestelse, Ostkaka, all diese Speisen ließen Malin das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Stattdessen bekam sie ein mehrgängiges...
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