Schweitzer Fachinformationen
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Nach der Kontrolle und Erweiterung fünf weiterer Bienenvölker wird es langsam warm im Imkeranzug. Die Sonne steht nun in ihrem Zenit und scheint in ihrer vollen Intensität auf den Wiesenhang. Am Bienenstand herrscht jetzt höchste Flugaktivität. Das schöne Wetter und das derzeitig übervolle Nektarangebot bieten den Bienen ideale Voraussetzungen, um ihre Vorratsreserven mit frischem Nektar aufzufüllen.
Unter diesen Umständen kann ein Bienenvolk pro Tag durchaus bis zu drei Kilogramm des süßen Saftes sammeln. Doch muss dieser noch getrocknet werden, um den Wassergehalt des letztendlich daraus entstehenden Honigs so gering wie möglich zu halten. Durch Verdunstung entziehen die Bienen dem frisch eingetragenen Nektar das überschüssige Wasser. Dies gelingt den Arbeiterinnen im Staat natürlich umso besser, je wärmer die Außentemperaturen sind und je trockener die sie umgebende Luft ist. Durch das heute fast schon sommerlich warme Wetter haben die Bienen hierfür ausgezeichnete Bedingungen.
Der in der Luft liegende Geruch von frisch eingetragenem Nektar ist nun besonders intensiv. Doch warum riecht es eigentlich so stark nach Honig rund um die Bienenstöcke? Wäre es nicht besser für die Bienen, den gesammelten Nektar direkt in die Zellen zu füllen und sofort mit einem Wachsdeckel zu überziehen, sodass dieser nach außen hin relativ geruchsneutral verschlossen wird, um potenzielle Honigräuber wie Bären oder andere Insekten gar nicht erst in Versuchung zu führen? Ganz so einfach ist es leider nicht. Vom Nektar zum fertigen Honig ist es für die Bienen noch ein ganzes Stück Arbeit. Zunächst hat der an den Blüten gesammelte Nektar noch einen Wassergehalt von etwa siebzig Prozent. Dieser ist damit natürlich viel zu hoch, um ihn einlagern zu können. Wie bereits erwähnt, sollte der Honig nach Möglichkeit einen Wassergehalt von unter zwanzig Prozent haben, um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass er in Gärung gehen kann. Um also aus dem an den Blüten gesammelten Nektar lagerfähigen Honig zu machen, haben die Bienen noch einiges zu tun. Der von den Bienen an den Blüten gesammelte Nektar gelangt zunächst in den Honigmagen, worin er bereits während des Fluges durch Enzyme in Glukose und Fruktose gespalten (invertiert) wird. Angekommen am Bienenstock wird dieser bereits »vorgespaltene« Nektar über den Saugrüssel an die dortigen Arbeiterinnen übergeben. Die Stockbienen nehmen das Gemisch dann ebenfalls in ihren Honigmagen auf und spalten den darin enthaltenen Zucker schrittweise auf. Dabei wird der zukünftige Honig mehrmals von Biene zu Biene übergeben, wobei die Zuckermoleküle immer weiter aufgespalten werden und der Wassergehalt immer mehr reduziert wird. Somit wird der Honig von Übergabe zu Übergabe immer dickflüssiger. Gleichzeitig werden Drüsensekrete mit Eiweißstoffen, Enzymen und keimtötenden Inhaltsstoffen zugesetzt. Wird der halbfertige Honig dann in die Zellen gebracht, ist der Wassergehalt jedoch immer noch zu hoch, sodass die Bienen diesen durch Flügelfächeln noch weiter trocknen müssen. Hierbei wird ein warmer Luftstrom erzeugt, der das verdunstete Wasser abführt. Oft bilden die Bienen hierzu eine Art »Ventilationskette«, um die feuchte Luft nach draußen zu befördern. Natürlich funktioniert dies umso besser, je wärmer es ist. Und genau dies ist der Grund, warum nun zur Mittagszeit ein derart intensiver, blumig-süßer Geruch in der Luft um die Bienenstöcke liegt. Ein Geruch, der einem mit etwas Erfahrung auch meist schon verrät, von welcher Pflanze die Bienen so fleißig Nektar gesammelt haben. Hat doch jeder Honig seine ganz eigene Note.
Hält man Bienen, hat man allerdings ohnehin immer ein besonderes Auge darauf, was wann und wie lange in der Umgebung der Bienenstände blüht, und kann aus diesem Wissen heraus oft schon vorhersagen, welcher Honig wohl überwiegend in den Bienenstöcken von den Bienen eingelagert wird.
Doch sammeln die Bienen nicht einfach willkürlich drauflos. Eine wichtige Eigenschaft beim Sammeln ist die sogenannte »Blütenstetigkeit« der Bienen. Das bedeutet, dass die Bienen eines Volkes fast alle auf ein und dieselbe ergiebige Nektarquelle fliegen, welche in der jeweiligen Zeit gerade am meisten Nektar verspricht. Blühen beispielsweise gerade zahlreiche Kastanienbäume in der näheren Umgebung des Bienenstandes, fliegen so gut wie alle Sammlerinnen an die prachtvollen Blütenstände und lassen eher vereinzelt vorkommende Blüten anderer Pflanzenarten links liegen. Durch die Informationsweitergabe über gute Nektarquellen in der Umgebung mittels des Schwänzeltanzes ergibt sich ein selbstverstärkender Effizienzeffekt, der letztlich dazu führt, dass fast alle Völker und Bienen zur selben ergiebigen Nektarquelle fliegen, um so möglichst viel Blütennektar in möglichst kurzer Zeit sammeln zu können. Nur so ist es auch machbar, »Sortenhonige« wie Robinien-, Heide- oder Kornblumenhonig zu produzieren.
Die Blütenstetigkeit bedingt somit auch, dass so gut wie alle heimkehrenden Bienen gleich gefärbte Pollenpakete an ihren Hinterbeinen mit nach Hause bringen. Denn die Farbe des Pollens einer Pflanzenart unterscheidet sich meist deutlich von der einer anderen Pflanzenart. Hierbei hat die Natur mit vollen Händen aus dem ihr zur Verfügung stehenden Farbspektrum geschöpft. So kann man mit etwas Erfahrung bereits an der Farbe der von den Bienen mitgebrachten Pollenpakete erkennen, an welcher Blume, welchem Strauch oder welchem Baum die kleinen Flieger gerade genascht haben. Ist der sich im zeitigen Frühjahr an den Hinterbeinen der Biene angeheftete Pollen orangerot, wird die Biene vermutlich an den Blüten der Schneeglöckchen gewesen sein. Der Pollen der Märzenbecher hingegen ist eher gelb-orange, der der Haselnuss mehr grünlich-gelb. Sind die Pollenhöschen im späteren Verlauf des Jahres hingegen zitronengelb, könnte es ein Rapsfeld in der Nähe geben. Sind sie im Spätsommer eher bläulich-violett, könnte es sich um ein Phacelia-Feld handeln. Die auch als »Büschelschön« bezeichnete Pflanze wird von Landwirten oft als Zwischenfrucht zur Bodenverbesserung angepflanzt. Doch nicht nur den Böden, auch den Bienen tut die intensiv blühende Pflanze Gutes.
Momentan bringen die Bienen jedoch hauptsächlich beigen Pollen von den in voller Blütenpracht stehenden Apfelbäumen auf der direkt am Bienenstand anliegenden Streuobstwiese mit nach Hause.
Die Bienen verwenden die gesammelten Pollen hauptsächlich als Nahrung für ihre Brut. Zur Einlagerung wird der mitgebrachte Pollen mit Speichel versetzt und nach Einbringung in die Zellen mit einer dünnen Schicht Propolis überzogen. Man spricht hier auch vom sogenannten »Bienenbrot«. Der so eingelagerte Pollen unterliegt dann einem Fermentationsprozess durch Milchsäurebakterien und Hefen, was ihn für die Brut leichter verdaulich macht.
Doch auch der Mensch nutzt den von den Bienen gesammelten Blütenpollen als Nahrungsergänzung. Blütenpollen gilt als eine Art »Kräftigungsmittel« und wird von vielen Personen zur Vitalisierung eingenommen. Tatsächlich weist er zahlreiche gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe auf. Von verschiedenen Vitaminen wie Vitamin-B-Komplexen, Vitamin C, E und D über bestimmte Aminosäuren bis hin zu Antioxidantien. Überdies findet man mehr als sechzig Spurenelemente wie Magnesium, Zink, Phosphor oder Eisen in ihm. Auch weist Blütenpollen antibakterielle Eigenschaften auf und gilt als entzündungshemmend. Zusätzlich halten die über einhundert aktiven Enzyme im Pollen den Verdauungstrakt im Gleichgewicht.
Nicht ohne Grund erhält er auch hier und da die Bezeichnung »Superfood«. Sicherlich sollte man mit den Heilsversprechen auch hier eher vorsichtig umgehen, doch was den Bienen bei der Ernährung hilft, kann so verkehrt für uns Menschen sicher auch nicht sein. Nur als Pollenallergiker sollte man vorsichtig sein, kann er in diesem Fall doch zu allergischen Reaktionen des Immunsystems führen. Auf der anderen Seite kann er aber auch genau das Gegenteil bewirken und zur Abmilderung der Heuschnupfensymptome verwendet werden. Verzehrt man im Winter regelmäßig kleinste Mengen davon, kann man das Immunsystem quasi auf den Frühjahrsflug der Pollen »trainieren«. Tatsächlich werden Blütenpollen bei Heuschnupfen erfolgreich zur »Desensibilisierung« des Immunsystems eingesetzt. Nur sollte man im Allergiefall sehr bedacht damit umgehen und die Einnahme unter ärztlicher Aufsicht durchführen. Dabei ist der Effekt mutmaßlich am größten, wenn man Pollen aus der eigenen Region zu sich nimmt, da die Pollenzusammensetzungen aus verschiedenen Gegenden oft stark unterschiedlich sind und die Pflanzenstruktur einer fremden Umgebung eine ganz andere sein kann als die vor der eigenen Haustür.
Blütenpollen schmecken herb-süßlich. Einnehmen kann man ihn einfach pur oder vermengt mit Müsli. Und ein paar Krümel des bunten Pollens, lose aufgestreut auf das morgendliche Honigbrot, werten dieses nicht nur kulinarisch, sondern auch optisch auf.
Sofern es sich um naturbelassenen Honig handelt, findet man auch in diesem Pollen. Bei der industriellen Verarbeitung hingegen wird der Honig oft erhitzt, zudem werden Propolis sowie Pollen gezielt herausgefiltert, damit der Honig später nicht so schnell kristallisiert. Gleichzeitig werden bei der Erhitzung Enzyme zerstört, wodurch der Honig einen Teil seiner gesundheitsfördernden Wirkung verliert. Es ist also nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht besser, Honig regional aus der näheren Umgebung zu kaufen.
Davon abgesehen ergab eine kürzlich in Auftrag gegebene Studie der EU-Kommission, dass fast jeder zweite Importhonig mit...
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