Schweitzer Fachinformationen
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1. Kapitel: Mondgeheimnis
»Captain Future ist tot!«
Die poltrige Stimme des großen grünen Jovianers dröhnte durch das überfüllte Raumfahrer-Café in Venusopolis und übertönte den Lärm aus Lachen, Stimmengewirr und Gläserklirren. Er warf einen Blick in die Runde seiner Gefährten, als wollte er ihnen nicht empfehlen, ihm zu widersprechen.
Einer der hartgesottenen Männer, ein kleiner Merkurianer mit dunkler Haut, schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß nicht recht. Ja, die Futuremen wurden seit Monaten nicht mehr gesehen. Aber sie sind zäh und schwer umzubringen.«
»Das möchte ich meinen«, bekräftigte ein schlaksiger blauhäutiger Raketenmann vom Saturn. »Schließlich kennen Captain Future und seine drei seltsamen Gefährten das System wie ihre Westentasche.«
»Schon, aber diesmal haben sie das System ja verlassen«, donnerte der große Jovianer. »Sind einfach geradewegs raus in den unerforschten interstellaren Raum, Gott weiß, warum. Und sie sind bis jetzt nicht zurückgekehrt.«
Er leerte seinen Becher mit schwarzem venusianischem Sumpfbeerenwein, wischte sich über den Mund und verkündete überzeugt: »Und sie werden auch nicht mehr zurückkehren. Inzwischen haben alle die Hoffnung aufgegeben. Irgendwo und irgendwie haben sie den Tod gefunden dort draußen zwischen den Sternen.«
»Ich sage dir, Captain Future ist wirklich tot«, erklärte Albert Wissler mit großem Nachdruck dem Piloten des kleinen Raumkreuzers, mit dem die beiden Erdlinge zum Mond unterwegs waren.
Es klang fast, als wollte Wissler, ein Wissenschaftler in seinen mittleren Jahren, vor allem sich selbst überzeugen. In seinem knochigen grauen Gesicht lag leises Unbehagen, und er blinzelte auffallend oft. Er saß im Copilotensitz und knetete nervös die Hände im Schoß.
»Wenn die Futuremen tot sind, ist es hier nicht gefährlich, Strike«, teilte er dem Piloten mit.
Gil Strike, der Pilot, war ein junger Kerl mit einem fiesen Raubvogelgesicht. Er bewegte sachte den Steuerungshebel, ehe er antwortete: »Falls diese vier Teufel zurückkommen und uns dabei erwischen, wie wir auf dem Mond .«
»Ach komm, du fürchtest dich ja vor deinem eigenen Schatten«, erwiderte Wissler ungeduldig. »Die Futuremen waren vielleicht zum Fürchten, als sie noch am Leben waren. Aber ihre Geister können uns nichts anhaben.«
»Ich wünschte trotzdem, ich hätte mich nicht von dir zu diesem Flug überreden lassen«, brummte der Pilot und starrte mit umwölkter Stirn durchs Fenster.
Vor ihnen, von ihrer Pilotenkanzel umrahmt, wölbte sich riesig der Mond. Der Großteil der erdzugewandten Seite lag im Schatten, aber die linke Seite gleißte hell wie eine leuchtende Sichel.
In diesem schmalen hellen Bereich fielen der schwarze Fleck des Mare Crisium und die Zentralberge in den Kratern Langrenus und Petavius deutlich ins Auge.
Ihr Schiff begann mit dem Sinkflug über dem dunklen Teil des großen Satelliten, der in einen unheimlichen grünlichen Schimmer getaucht war. Dieses Leuchten stammte von der riesigen grünen Erdkugel, die über ihnen im sternenübersäten Himmel hing, und ließ die ohnehin schon fremdartige Oberfläche des Mondes, über die sie hinwegrasten, noch unwirtlicher und seltsamer wirken.
Plötzlich verengten sich die Raubvogelaugen des Piloten. »Was erwartest du hier eigentlich Wertvolles zu finden, Wissler?«
»Das habe ich dir doch schon gesagt - die wissenschaftlichen Geheimnisse der Futuremen«, verkündete Wissler. »Future war nicht nur ein kampferprobter Raumfahrer und Abenteurer. Er war auch Wissenschaftler, vielleicht der bedeutendste im gesamten Sonnensystem. Es gab immer mal wieder Gerüchte über seine neuesten Entdeckungen und Erfindungen. Wenn wir die finden .«
»Wir würden sie als unsere eigenen ausgeben und reich werden, was?«, sagte Strike spöttisch. »Verprass das Geld nicht, ehe du es hast, Wissler. Ich glaube nicht, dass wir dort unten finden, wonach du suchst.«
Mit dem Daumen deutete er auf die Mondlandschaft, über die sie hinwegjagten. Achtzig Kilometer unter ihnen lag eine der urwüchsigsten Gegenden des ganzen Erdtrabanten: die zerklüftete felsige Wildnis der großen südwestlichen Kraterzone. In dem grünlichen Schimmer wirkten die kreuz und quer verstreuten Krater regelrecht bedrohlich.
Überall durchbrachen tiefe Furchen und Risse die Ebenen und Wüsten. Es war allgemein bekannt, dass sich ein ausgedehntes Höhlenlabyrinth unter der Oberfläche erstreckte, das vor Urzeiten während der ungleichmäßigen Erkaltung des Mondes entstanden war. Wagemutige Männer hatten die Schluchten dieser toten Welt zu erkunden versucht, aber sie alle waren bei Erdrutschen umgekommen, die man hier so verhängnisvoll leicht auslöste.
Weitere frühe Entdecker hatten versucht, dem Geheimnis der ausgelöschten Mondzivilisation auf die Spur zu kommen, aber auch sie hatten den Tod gefunden, als ihnen auf den gleißenden Ebenen der Sauerstoff ausging. Das Rätsel um die Geschichte des Mondes schien unlösbar. Wertvolle Mineralvorkommen hatte man bisher auch nicht gefunden. Und so interessierte sich schon seit den Anfängen der Raumfahrt niemand mehr für den öden Erdsatelliten, er war kaum besucht worden und weitgehend unerforscht geblieben.
»Die Futuremen werden ihre Zuflucht sicher sorgfältig versteckt haben«, brummte Strike mutlos. »Und niemand hat auch nur die leiseste Ahnung, wo sie sich überhaupt befindet.«
»Wir finden sie trotzdem«, verkündete Albert Wissler.
Er nahm ein filigran aussehendes Gerät aus einem Koffer - die an einen Kompass erinnernde Anzeige bestand aus einer in Viertel unterteilten Fläche, in deren Mitte eine Nadel befestigt war.
»Das ist ein Radioskop«, erklärte er dem Piloten. »Es reagiert ausgesprochen empfindlich auf radioaktive Emissionen. Eine ganz neue Erfindung.«
Strike runzelte die Stirn. »Und was soll es bringen, hier nach Radium zu suchen? Jeder weiß, dass es auf dem Mond kein Radium gibt. Das hat Future selbst gesagt.«
»Genau das ist der springende Punkt!«, rief Wissler. »Auf dem Mond gibt es keinerlei natürliche Radiumvorkommen. Wenn wir also Radium aufspüren, dann muss es welches sein, das sich im Labor der Futuremen befindet. Für ihre Experimente müssen sie etwas dahaben.«
Strike musterte ihn mit neuem Respekt. »Jetzt verstehe ich«, brummte er. »Wo immer das Gerät uns Radium anzeigt, finden wir also das Mondlabor?«
»So sieht es aus.« Der dünne Wissenschaftler nickte und blinzelte ein paar Mal rasch hintereinander. »Das Radioskop hat eine Reichweite von etwa fünfhundert Kilometern. Wir fliegen so lange kreuz und quer über den Mond, bis es ausschlägt.«
Er hatte eine große Karte mitgebracht, und mit ihrer Hilfe begannen die beiden Männer systematisch zu suchen. Der kleine Kreuzer flog mit gleichmäßiger Geschwindigkeit nordwärts über die grünlich schimmernde Kraterödnis. Doch sie erreichten den nördlichen Pol, ohne dass die Nadel auch nur gezuckt hatte.
Strike wendete das kleine Schiff und flog wieder Richtung Süden, diesmal auf einer leicht nach Osten verschobenen Route. Sie rasten über die gewaltigen Gebirgszüge der Montes Caucasus und der Montes Appennines hinweg, vorbei am hoch aufragenden Wall des Kopernikus-Kraters und immer weiter nach Süden bis über den mit zahlreichen zinnenartigen Spitzen gespickten Rand des Tycho-Kraters. Die ganze Zeit behielt Wissler das Radioskop nervös im Auge, aber kein einziges Mal bewegte sich die Nadel auf dem Quadranten.
»Deine Idee war schon gut - nur funktioniert sie nicht«, bemerkte Strike säuerlich. »Wieso meinst du, Captain Future hätte seine Zuflucht nicht strahlensicher abgedichtet, sodass niemand ihn auf diese Weise finden kann?«
Wissler entgleisten die Gesichtszüge. »Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen«, gab er zu. »Vielleicht hat er das tatsächlich getan. Aber wir suchen trotzdem weiter. Probieren wir es auf der anderen Seite.«
Der Pilot steuerte südlich an Tycho vorbei zur anderen Seite des Mondes, der Seite, die vor Beginn der Raumfahrt nie ein Mensch zu Gesicht bekommen hatte.
Hier ergoss sich die gleißende Helligkeit des Mondtags über Berge und Ebenen und Krater, die die erbarmungslose Helligkeit einer von nichts abgemilderten Sonne reflektierten.
»Flieg nach Norden, wir suchen diese Seite auf dieselbe Weise ab«, sagte Wissler verbissen.
Aber auch diesmal blieb ihre Suche ergebnislos.
»Die Nadel hat nicht mal gezittert«, murmelte Wissler und blinzelte das Radioskop entmutigt an.
»Dein Plan ist ein Reinfall - Captain Futures Mondlabor muss strahlengeschützt sein«, brummte Strike und blickte voller Unbehagen über die glühend heiße Einöde hinweg. »Lass uns von dieser höllischen Welt verschwinden.«
»Noch nicht«, flehte Wissler. »Nördlich vor uns liegt die Große Schlucht - lass uns dort noch nachsehen. Vielleicht liegt das Mondlabor darin versteckt.«
Das Unbehagen des jungen Piloten wuchs. »In dieses entsetzliche Loch flieg ich bestimmt nicht runter! Ich hab alte Geschichten gehört .«
»Nichts als abergläubisches Gewäsch«, schnaubte der Wissenschaftler. »Na schön, dann flieg einfach nur drüber und halte die Höhe, wenn du solche Bedenken hast.«
Das größte Wunder des Mondes kam vor ihnen in Sicht: Von Ost nach West zog sich eine gewaltige gähnende Schlucht mitten durch die karge Mondlandschaft, um die tausenddreihundert...
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