Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die Welt der Gestaltwandler hat viele Gesichter ...
Anita Blake steht mehr denn je zwischen den Fronten: Nachdem sie von einem Werleoparden verletzt wurde, zeigt sie Anzeichen einer Mutation. Ihr Liebhaber Richard, der Anführer des Werwolf-Clans, fordert sie weiterhin an seiner Seite, doch aufgrund der Verwandlung wollen die Werwölfe sie nicht akzeptieren. Und auch die Werleoparden erheben Anspruch auf Anita. Plötzlich steht diese vor einer weitreichenden Entscheidung: Auf welche Seite wird sie sich stellen? Und wird sie Richard nun für immer verlieren?
Dieses E-Book ist Band 2 einer zweiteiligen Geschichte. Es wird empfohlen, zunächst den ersten Teil zu lesen: Anita Blake - Jägerin des Zwielichts.
Nächster Band: Anita Blake - Finsteres Verlangen.
Erlebe (über-)sinnliche Abenteuer mit eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Richard saß wieder auf seinem Thron, und ich stand so weit von ihm weg, dass er sich sicher fühlen konnte. Rafael, Micah und Reece waren zu mir getreten; ich hatte einen Halbkreis von Königen im Rücken. Das hätte mir ein Gefühl von Sicherheit geben müssen. Tat es aber nicht. Ich war müde, so furchtbar müde und tieftraurig. Obwohl Micah hinter mir stand, konnte ich nicht aufhören, Richard anzusehen und mich zu fragen: Was wäre, wenn? Ja, ich weiß, ich hätte ihm nie gestattet, mich absichtlich zum Werwolf zu machen, aber tief in mir meldete sich eine kleine Stimme. Ich befahl ihr, den Mund zu halten, und kam auf das Wesentliche zurück.
»Ich will Gregory unverletzt zurückhaben. Wie kann ich das im Rahmen eurer Gesetze erreichen?«
»Jacob.« Richard klang so müde, wie ich mich fühlte.
Jacob trat vor, sichtlich zufrieden mit sich. »Dein Leopard befindet sich auf unserem Land, und wir haben nichts getan, um seine Witterung zu verwischen. Wenn du ihn aufspürst, darfst du ihn mitnehmen.«
Ich zog die Brauen hoch. »Ich soll eine Fährte aufnehmen wie ein Hund?«
»Wenn du ein echter Gestaltwandler bist, kannst du das«, sagte Jacob.
»Das ist keine faire Prüfung«, sagte Rafael. »Sie hat nicht mal ihre erste Verwandlung hinter sich. Die meisten sekundären Fähigkeiten entwickeln sich erst danach.«
»Sie muss ihn nicht durch Wittern finden«, sagte Richard, »aber durch etwas, das nur Gestaltwandler können. Was nur ein Gestaltwandler mit der Macht einer Nimir-Ra oder einer Lupa kann.« Dabei blickte er mich an, und ich sah, dass er mir etwas zu sagen versuchte.
»Das hört sich auch nicht sehr fair an«, schaltete sich Micah ein.
Richard sah mich weiter an und drängte mich stumm, zu begreifen. Ich fragte mich, warum er nicht einfach die Schilde senkte und mich sehen ließ, was er dachte.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte er: »Kein Werwolf oder Werleopard und keine Werratte, niemand darf dir helfen, ihn zu finden. Wenn jemand eingreift, ist die Prüfung ungültig, und Gregory stirbt.«
»Auch wenn das Eingreifen metaphysisch ist?«, fragte ich.
Richard nickte. »Auch dann.«
Ich sah ihn an, forschte in seinem Gesicht und runzelte die Stirn. Schließlich schüttelte ich den Kopf. Ich hatte in einer Vision gesehen, wo Gregory lag, wie seine Umgebung aussah. Letztlich bot das aber keinen Anhaltspunkt. Eigentlich hätte ich nur jemanden zu fragen brauchen, wo es ein Loch mit lauter Knochen gab. Doch das durfte ich nicht tun. Dann hatte ich eine Idee.
»Darf ich meine eigenen metaphysischen Fähigkeiten zu Hilfe nehmen?«
Richard nickte.
Ich sah Jacob an, weil Einwände vermutlich nur von ihm kämen. »Ich glaube nicht, dass dir deine Nekromantie helfen wird, ihn zu finden.«
Im Grunde doch. Wenn die Knochen, auf denen Gregory lag, die größte Begräbnisstelle der Umgebung darstellten, dann sollte ich imstande sein, sie aufzuspüren. Andernfalls würde ich die ganze Nacht über nach verscharrten Tieren oder alten Indianergräbern suchen. Ich kannte eine schnellere Methode, vielleicht keine bessere, aber eine schnellere.
Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und ließ die Hände auf den Knien ruhen.
»Was tust du da?«, fragte Jacob.
»Ich rufe die Munin«, sagte ich.
Er lachte laut und gellend. »Oh, das wird spannend.«
Ich schloss die Augen und öffnete mich den Toten. Marianne und ihre Freundinnen verglichen das mit dem Öffnen einer Tür, doch es gehört so sehr zu mir, dass ich es mehr wie das Öffnen einer Faust empfinde. Für mich ist es ebenso selbstverständlich und natürlich, wie über den Tisch zu greifen und mir den Salzstreuer zu nehmen. Das klingt vielleicht sehr profan für etwas so Mystisches, aber das Mystische gehört zum alltäglichen Leben. Es ist immer da. Wir ignorieren es lediglich.
Die Munin sind die Geister der Toten, die sich im kollektiven Gedächtnis einer Gemeinschaft befinden. Wer imstande ist, mit ihnen zu sprechen, kann sie beschwören. Das ist eine seltene Fähigkeit. Meines Wissens hat sie in Richards Rudel keiner. Aber ich habe sie. Die Munin sind nur eine andere Erscheinungsform der Toten, und mit Toten kann ich umgehen.
In Tennessee bei Marianne waren die Munin von Vernes Rudel auf meinen Ruf schnell und eifrig gekommen - echten Geistern sehr ähnlich -, hatten mich umringt und waren begierig gewesen, mit mir zu sprechen. Ich hatte geübt, bis ich gezielt Einzelne beschwören und mit ihnen kommunizieren konnte. Die Geisterbeschwörer taten nichts anderes, wenn sie als Medium fungierten, und Marianne schlug vor, ich sollte es mal mit gewöhnlichen Geistern probieren, wenn ich wollte. Ich wollte nicht. Ich stellte meinen Körper nicht gern anderen Wesenheiten als Gefäß zur Verfügung, nein danke. Das machte mir Angst.
Ich wartete auf den Andrang der Munin, auf das Gefühl, dass sie sich um mich ausfächerten wie ein geisterhaftes Kartenblatt, aus dem ich eine wählen könnte. Nichts passierte. Die Munin kamen nicht. Jedenfalls nicht alle zusammen. Nur eine kam, denn die kam immer, wenn ich rief, und manchmal auch, wenn ich nicht rief.
Raina war der einzige Munin aus Richards Rudel, der mich immer begleitete. Sogar in Tennessee, wo ich von den Munin eines anderen Klans umgeben war. Marianne sagte, zwischen Raina und mir bestünde ein ätherisches Band, wusste aber nicht so richtig, warum. Ich hatte schon jahrhundertealte Munin rufen können, und Raina, die noch gar nicht lange tot war, kam widerstandslos. Aber Marcus, der vorige Ulfric, wich mir aus. Ich hatte geglaubt, mit meiner neu erlangten Beherrschung könne ich ihn herbeirufen, doch nicht nur er kam nicht, es kam überhaupt niemand. Auf der Lichtung waren keine Geister. Das sollte eigentlich nicht sein. Dies war der Ort, wo das Rudel seine Toten fraß, wo jeder Angehörige das Fleisch verzehrte, um die Erinnerungen, den Mut, die Verfehlungen des Verstorbenen zu übernehmen. Man durfte sich gegen das Fressen entscheiden, aber das kam einer Exkommunikation gleich. Raina war ein schlechter Charakter gewesen, und ich fragte mich manchmal, was einer tun musste, um von den Lukoi ausgeschlossen zu werden. Raina war so schlecht gewesen, dass ich sie hätte gehen lassen, andererseits war sie auch sehr mächtig. Vielleicht war sie deshalb noch da.
Das mag sich jetzt anhören, als wäre sie gewöhnlich fern wie die Geister von Vernes Rudel, aber das war sie nicht. Sie steckte in mir. Sie strömte eher aus meinem Körper hervor als von irgendwoher in ihn hinein. Marianne konnte sich das nach wie vor nicht erklären. Manches muss man eben hinnehmen und damit umgehen, denn alles andere wäre, als wollte man mit dem Kopf durch die Wand, und bekanntlich ist es nicht die Wand, die bricht.
Raina füllte mich aus wie die Hand einen Handschuh. Ich habe lange daran gearbeitet, sie in Schach halten zu können. Wir hatten quasi ein Abkommen erreicht. Ich benutzte ihre Erinnerungen und Kräfte und ließ sie dafür etwas Spaß haben. Das Problem war, dass sie im Leben eine sadistische Nymphomanin gewesen war und ihr Tod daran nicht viel geändert hatte.
Ich machte die Augen auf und merkte, wie ihr Lächeln meine Mundwinkel hochzog, mein Gesicht ihre Mimik bekam. Ich stand anmutig auf, und sogar mein Gang war anders als sonst. Früher war mir das zuwider gewesen; inzwischen nahm ich es achselzuckend hin als notwendigen Bestandteil des Geschäfts.
Sie lachte entspannt; es war ein Lachen, das die Männer in einer Bar veranlasst, sich umzudrehen. Es klang tiefer als meins, war das Lachen einer Altstimme und geübten Verführerin.
Richard wurde blass und griff krampfhaft um die Armlehnen seines Throns. »Anita?«, fragte er.
»Noch zwei Mal darfst du raten, mein Honigwolf.«
Bei dem Kosenamen zuckte er zusammen. In Wolfsgestalt hat er eine rötlich braune Farbe wie roter Honig, wobei mir dieser Vergleich noch nie gekommen war. Sah Raina ähnlich, an etwas Dickflüssiges, Klebriges zu denken, wenn sie einen Mann sah.
Ihre Worte kamen aus meinem Mund. »Sei nicht so zickig, nachdem du mich um Hilfe gebeten hast.«
Ich nickte, und es war meine Stimme, die auf Richards Stirnrunzeln zur Erklärung ansetzte. »Ich habe gerade etwas Unschönes über sie gedacht.«
Jacob kam auf mich zu und blieb stehen, als ich ihn mit Rainas Gesichtsausdruck ansah. »Du kannst die Munin nicht gerufen haben. Du bist keine von uns.«
Seltsam, aber mir war nicht eingefallen, dass ich als Leopard unfähig sein müsste, die Munin der Wölfe zu rufen. Das mochte erklären, warum außer Raina keiner gekommen war. »Eben meintest du noch, dass mir meine Nekromantie nicht helfen werde, Jacob. Entscheide dich mal: Entweder bin ich nicht genug Lupa, um die Munin zu rufen, oder nicht genug Nekromant, um mir selbst zu helfen.«
Wir - Raina und ich - stolzierten auf den großen halb nackten Mann zu. Raina gefiel er. Raina gefielen die meisten Männer. Besonders die, mit denen sie noch keinen Sex gehabt hatte, und innerhalb des Rudels war die Liste kurz. Aber Jacob und zwanzig andere waren neu. Sie blickte über die Versammelten und ging die neuen Gesichter durch. Bei Paris blieb sie kurz hängen; sie mochte sie auch nicht. Wenn man zu viele Alphazicken im Rudel hat, fangen sie an, sich zu bekriegen.
Ich spürte etwas bei Raina, was mir an ihr völlig neu war: Vorsicht. Es gefiel ihr nicht, wie viele Neue Richard in der kurzen Zeit aufgenommen hatte. Das machte ihr Sorgen. Mir wurde zum ersten Mal klar, dass Marcus sie nicht nur aus Liebe als Lupa ertragen hatte. Sie war mächtig, aber nicht nur. Auf ihre eigene verkorkste Art hing sie an dem Rudel, und in einer Sache waren wir uns vollkommen einig: Richard war achtlos damit umgegangen. Doch wir...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.