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Wie menschlich bist du noch, wenn du einen Vampir und einen Werwolf liebst?
Anita Blake ist Vampirjägerin, und eigentlich hat sie immer alles unter Kontrolle. Alles, außer ihren eigenen Gefühlen. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihren Geliebten: dem Vampir Jean-Claude und Richard, dem Anführer der Werwölfe. Lange hat sie beide gemieden, doch dann wird ein Treffen unausweichlich. Als zwei Werleoparden, die unter ihrem Schutz stehen, entführt werden, muss Anita ihre Kräfte mit denen von Jean-Claude und Richard vereinen. Nur dann wird sie stark genug sein, um sie zu retten. Doch wie hoch ist der Preis dafür?
Dieses E-Book ist der erste Band einer zweiteiligen Geschichte. Nächster Band: Anita Blake - Nacht der Schatten.
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Der Juni hatte wie immer mit schweißtreibender Hitze eingesetzt. Aber in dieser Nacht war eine Kaltfront herangezogen, und aus dem Autoradio hörte man nur noch das Wort »Rekordkälte«. So kalt war es eigentlich gar nicht, um die 16, 17 Grad, aber nach wochenlang zwischen 30 und 35 kam es einem eisig vor. Meine beste Freundin, Ronnie Sims, und ich saßen bei heruntergekurbelten Fenstern in meinem Jeep und ließen die kühle Luft herein. Ronnie war an diesem Abend dreißig geworden. Wir redeten darüber, wie es ihr mit der großen Drei-Null ging und über anderen Frauenkram. Sex, Männer, die Dreißig-Schwelle, Vampire, Werwölfe, das Übliche eben. Gemessen daran, dass sie Privatdetektivin ist und ich mein Geld mit Totenerweckungen verdiene, ganz normale Themen.
Wir hätten ins Haus gehen können, aber ein Auto im Dunkeln hat so etwas Intimes. Man bleibt einfach gern darin sitzen. Vielleicht lag es auch an der süßen frühlinghaften Luft, die uns sachte streichelte wie ein Verflossener.
»Na schön, er ist also ein Werwolf. Niemand ist perfekt«, sagte Ronnie. »Geh mit ihm aus, schlafe mit ihm, heirate ihn. Ich bin für Richard.«
»Ich weiß, dass du Jean-Claude nicht leiden kannst.«
»Nicht leiden!« Sie schlang die Finger um den Türgriff und drückte zu, bis ich die Anspannung in ihren Schultern sehen konnte. Ich glaube, sie zählte bis zehn.
»Wenn ich so unbekümmert töten würde wie du, hätte ich den Scheißkerl schon vor zwei Jahren umgelegt. Dann wäre dein Leben jetzt wesentlich unkomplizierter.«
Letzteres war eine Untertreibung. Aber . »Ich will nicht, dass er stirbt, Ronnie.«
»Er ist ein Vampir, Anita. Er ist bereits tot.« Sie drehte sich herum und sah mich an. Dunkelheit und kaltes Sternenlicht machten ihre hellgrauen Augen und blonden Haare silberweiß, die Schattenverläufe ihres Gesichts zu einem modernen Gemälde. Doch ihr Blick war erschreckend. Sie war zu allem entschlossen.
Hätte ich diesen Blick bei mir entdeckt, so hätte ich mich ermahnt, keine Dummheiten zu machen, wie zum Beispiel Jean-Claude zu töten. Aber bei Ronnie saß der Colt nicht locker. Sie hatte zweimal getötet; beide Male, um mir das Leben zu retten. Ich war ihr etwas schuldig. Sie war kein Mensch, der kaltblütig jemanden jagte und umlegte. Nicht mal einen Vampir. Ich brauchte sie also nicht zu ermahnen. »Ich dachte immer, ich wüsste genau, wer tot ist und wer nicht, Ronnie.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber die Trennlinie ist längst nicht so klar, wie ich dachte.«
»Er hat dich verführt«, sagte sie.
Ich sah von ihrem zornigen Gesicht weg auf den Aluschwan in meinem Schoß. Deirsdorf & Hart, wo wir zu Abend gegessen hatten, waren bei ihren Doggy Bags sehr kreativ. Ich konnte mit Ronnie nicht streiten und war es außerdem leid.
Schließlich sagte ich: »Jeder Liebhaber verführt, Ronnie, das ist normal.«
Sie schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett. Ich zuckte zusammen, und ihr musste es weh getan haben. »Verdammt, Anita, das ist nicht dasselbe.«
Langsam wurde ich sauer, und ich wollte nicht sauer werden, nicht mit Ronnie. Ich hatte sie zum Essen eingeladen, damit sie sich besser fühlte, nicht um mit ihr zu streiten. Louis Fane, ihr fester Freund, war zu einer Konferenz gereist, und deswegen war sie deprimiert, genauso wie wegen ihres Dreißigsten. Deshalb hatte ich sie aufmuntern wollen. Sie dagegen schien entschlossen zu sein, mich runterzuziehen.
»Sieh mal, ich habe seit einem halben Jahr weder Jean-Claude noch Richard gesehen. Ich gehe mit keinem von beiden aus. Wir können also den Vampirethikunterricht sein lassen.«
»Das ist ein Widerspruch in sich.«
»Was?«
»Vampirethik.«
»Ronnie, das ist nicht fair.«
»Du bist Vampirhenker, Anita. Du hast mir selbst beigebracht, dass sie nicht bloß Leute mit Reißzähnen sind, sondern Monster.«
Mir reichte es. Ich öffnete die Wagentür und rutschte auf die Sitzkante. Ronnie griff nach meinem Arm. »Anita, es tut mir leid. Es tut mir leid. Bitte, sei nicht wütend.«
Ich drehte mich nicht um. Ich saß da mit baumelnden Beinen, während die kalte Luft in den behaglich warmen Wagen kroch.
»Dann lass das, Ronnie. Ganz im Ernst.«
Sie beugte sich herüber und drückte mich kurz. »Es tut mir leid. Es geht mich nichts an, mit wem du schläfst.«
Ich ließ mir die Umarmung für einen Moment gefallen. »Das stimmt.« Dann entzog ich mich ihr und stieg aus. Der Kies meiner Auffahrt knirschte unter meinen hohen Absätzen. Ronnie hatte gewollt, dass wir uns schick machen, also hatten wir es getan. Es war ihr Geburtstag. Erst nach dem Essen war mir ihr diabolischer Plan aufgefallen. Sie hatte mich zu Absätzen und einem netten kleinen Minirock-Outfit überredet. Das Oberteil war sogar ein eng anliegendes Bustier mit Nackenträger. Oder nannte man das rückenfreie Abendkleidung? Der Preis war happig gewesen, trotzdem blieb es ein sehr kurzer Rock und ein Neckholdertop. Ronnie hatte mir eine Woche vorher beim Aussuchen geholfen. Ich hätte wissen müssen, dass ihr unschuldiges »Lass uns richtig schick ausgehen« ein Trick war. Ich hatte Kleider anprobiert, die mehr Haut bedeckten und länger waren, aber die hatten das Hüftholster nicht kaschieren können. Das hatte ich nämlich sicherheitshalber zu unserem Einkaufsbummel mitgenommen. Ronnie fand mich paranoid, aber ich gehe nach Einbruch der Dunkelheit unbewaffnet nirgendwohin. Basta.
Der Rock war geräumig und schwarz genug, um zu verbergen, dass ich darunter eine 9mm Firestar trug. Der Stoff des Oberteils, soweit vorhanden, war einigermaßen schwer, sodass sich der Pistolengriff nicht abzeichnete. Ich brauchte nur den Saum anzuheben und hatte die Waffe in der Hand. Das war das praktischste Abendoutfit, das ich je besessen hatte. Ich wünschte mir glatt, es wäre in verschiedenen Farben erhältlich. Dann würde ich mir ein zweites kaufen.
Ronnies Trick lief auf den Besuch eines Clubs hinaus. Eines Tanzclubs. Oh Schreck. Ich ging nie in Clubs. Ich tanzte nicht. Trotzdem ging ich mit ihr rein. Ja, sie brachte mich sogar zum Tanzen, hauptsächlich weil sie allein auf der Tanzfläche zu viel männliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Immerhin hielten wir als Paar die Möchtegern-Casanovas auf Abstand. Obwohl »tanzen« bei mir zu viel gesagt ist. Ich stand da und schwankte quasi. Ronnie tanzte. Sie tanzte, als wäre es ihre letzte Nacht auf Erden, und sie müsste jeden Muskel noch mal richtig zum Einsatz bringen. Es war spektakulär und ein bisschen beängstigend. Es hatte etwas Verzweifeltes an sich, als spürte sie die kalte Hand der Zeit rasend schnell näherkommen. Aber vielleicht projizierte ich bloß meine eigenen Unsicherheiten hinein. Ich war Anfang des Jahres sechsundzwanzig geworden, und offen gestanden, wenn ich so weitermachte, würde ich meinen Dreißigsten gar nicht erleben. Der Tod heilt jedes Übel. Na ja, die meisten.
Im Laufe des Abends hatte sich tatsächlich ein Mann an mich rangemacht anstatt an Ronnie. Ich verstand nicht, warum. Sie war eine große, langbeinige Blondine, die tanzte, als hätte sie Sex mit der Musik. Aber er wollte mir einen Drink spendieren. Ich trinke nicht. Er wollte eng mit mir tanzen. Ich lehnte ab. Ich musste schließlich grob werden. Ronnie befahl mir, mit ihm zu tanzen, wenigstens sei er ein Mensch. Ich erwiderte, dass ein Geburtstagsgutschein begrenzt und ihrer jetzt aufgebraucht sei.
Das Letzte, was ich auf Gottes grüner Erde brauchte, war ein weiterer Mann in meinem Leben. Ich wusste schon nicht, was ich mit den beiden anfangen sollte, die ich bereits hatte. Dass der eine ein Meistervampir, der andere Anführer eines Werwolfrudels war, bildete dabei nur einen Teil des Problems. Das allein zeigt Ihnen schon, wie tief die Grube war, die ich mir gegraben hatte. Oder sollte ich sagen »gerade grub«? Ja: gerade grub. Ich war schon halb bis China durch und schaufelte noch immer.
Sechs Monate lang hatte ich enthaltsam gelebt. Sie auch, soweit ich wusste. Alle warteten auf meine Entscheidung. Erwarteten, dass ich einen auswählte, mich für einen entschied, jedenfalls dem Warten ein Ende machte.
Ein halbes Jahr lang war ich wie versteinert, weil ich mich von beiden fernhielt. Ich hatte sie nicht gesehen, zumindest nicht leibhaftig. Ich war nicht ans Telefon gegangen. Ich war beim ersten Hauch von Rasierwasser geflüchtet. Warum so drastische Maßnahmen? Weil es ehrlich gesagt jedes Mal, wenn ich sie sah, mit meiner Keuschheit vorbei war. Meine Libido gehörte ihnen beiden, aber ich versuchte herauszufinden, welchem mein Herz gehörte. Ich wusste es noch immer nicht. Zu einem Entschluss hatte ich mich aber immerhin durchgerungen: Es war Zeit, mein Versteck zu verlassen. Ich musste sie sehen und klären, was wir alle zu tun gedachten. Vor zwei Wochen hatte ich mich zu der Entscheidung durchgerungen. Am selben Tag besorgte ich mir neue Antibabypillen und schluckte die erste. Das Allerletzte, was ich brauchte, war eine ungewollte Schwangerschaft. Dass ich vor einem Treffen mit Richard und Jean-Claude als Erstes für Verhütungsmittel sorgte, sagt Ihnen deutlich, welche Wirkung sie auf mich haben.
Man muss die Pille mindestens einen Monat lang genommen haben, um sicher zu sein. So sicher, wie man eben sein kann. Noch vier Wochen, sicherheitshalber fünf, dann würde ich sie anrufen. Vielleicht.
Ich hörte Ronnies Absätze auf dem Kies. »Anita, Anita, warte, sei mir nicht böse.«
Die Sache war die: Ich war gar nicht böse auf sie, sondern auf mich. Ich war wütend, weil ich mich selbst nach so langer Zeit nicht zwischen den beiden entscheiden konnte. Ich blieb stehen und wartete frierend in meinem rückenfreien Abendoutfit, in der Hand den Aluschwan. Es war so kalt, dass ich wünschte, ich...
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