Schweitzer Fachinformationen
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Ein vorgetäuschter Gedächtnisverlust trifft auf echte Gefühle ...
Am liebsten würde Sam Becker das Meeting mit seinem Boss absagen, weiß er doch, dass der mit ihm über mögliche Entlassungen in seinem Team sprechen will. Jonathan Forest ist attraktiv - keine Frage -, aber leider auch ein bisschen einschüchternd. Und als Sam sich während des Termins den Kopf stößt, nutzt er die Gelegenheit und tut das einzig "Logische": Er gibt vor, sein Gedächtnis verloren zu haben und sich deshalb auch nicht an ihr Gespräch erinnern zu können. Was zuerst wie eine gute Idee aussieht, entwickelt sich schnell zu einem Desaster, denn bei ihrer zweiten Chance, sich wirklich kennenzulernen, entdeckt Sam ganz neue Seiten an seinem verschlossenen Boss und beginnt, ungeahnte Gefühle für ihn zu entwickeln ...
"Eine Enemies-to-Lovers-Romance zwischen Sunshine-Sam und Grumpy-Jonathan - Alexis Hall vermeidet trotz beliebter Tropes alle Klischees!" LIBRARY JOURNAL
Der neue charmante Roman von Erfolgsautor Alexis Hall
Für ungefähr zehn Minuten gelingt es mir, zu vergessen, dass wir vollkommen am Arsch sind, bis ich das Büro verlasse, um mich zu vergewissern, dass alles an Ort und Stelle ist, und mir auffällt, dass wir die Weihnachtsdeko längst aufgehängt haben sollten. Also suche ich Tiff auf, die ich normalerweise auf solche Dinge ansetze, weil sie ein Talent für Design hat, auch wenn sie nicht gerade die verlässlichste Person der Welt ist, und sie teilt mir mit, dass die Deko am Mittwoch hätte geliefert werden müssen, aber nie ankam, und dass sie es mir bis jetzt nicht erzählt hat, weil sie dachte, das Problem würde sich von selbst lösen.
»Aber ist das nicht sowieso egal?«, fragt sie. Eine blaue Haarsträhne hängt ihr ins Auge, was ihr zugegebenermaßen ein nicht gerade professionelles Auftreten verleiht. »Weihnachten ist doch eh bloß ein heidnisches Fest und -«
»Das ist ein verbreiteter Irrglaube«, wirft Amjad ein, der falsche Fakten selbst bei starkem Wind aus achthundert Schritten Entfernung aufschnappen würde.
»Ist es nicht.« Tiff ist ziemlich jung, und sie ist sich deshalb nicht zu schade für die endlose Nein/Doch-Debatte.
Offenbar ist Amjad der Ansicht, dass halb drei Uhr am ersten Dezember mitten in einer Dekokrise ein guter Zeitpunkt für eine Debatte über komparative Folkloristik ist, denn er beginnt, an den Fingern abzuzählen. »Der Weihnachtsbaum ist eine deutsche evangelische Tradition, ebenso wie der Weihnachtsmann. Die frühen Lutheraner brauchten eine Alternative für das Christkind, weil sie das als zu katholisch empfunden haben. Julklötze gehen auf das achtzehnte oder neunzehnte Jahrhundert zurück, Weihnachtslieder sind -«
»Amj, ist das wirklich wichtig?«, frage ich, so gefasst wie möglich. Heftige Reaktionen versuche ich immer zu vermeiden, denn dafür gibt es nie einen triftigen Grund.
»Wenn Tiff dadurch aufhört, falsche Informationen zu verbreiten.«
Tiff wirkt nicht so, als kümmere es sie, ob sie falsche Informationen verbreitet. »Okay, also ist Weihnachten ein christliches Fest, aber heutzutage geht es nur noch um Konsum und -«
Ich werfe ihr einen Blick zu. »Mir ist bewusst, dass es nur noch um Konsum geht, Tiff. Aber falls es dir nicht aufgefallen ist: Du arbeitest im Einzelhandel. Hier dreht sich alles um Konsum.«
»Das heißt aber nicht, dass wir das unterstützen müssen«, beharrt Tiff.
»Irgendwie schon.« Ich ermutige mein Team gern dazu, eigenständig zu denken, aber manchmal wünsche ich mir, dass sie es verdammt noch mal weniger oft tun würden. »Wir hängen keine Lichterketten auf, um die Leute daran zu erinnern, dass Jesus sie gerettet hat, sondern damit sie ein paar extra Kröten für eine neue Tagesdecke mit Rentiermotiv ausgeben.«
Tiff wirft mir einen tief enttäuschten Blick zu. Es dürfte ihr nicht erlaubt sein, so viel Enttäuschung gegenüber einer Person auszustrahlen, die fast zehn Jahre älter und ihr Chef ist. »Das fasst alles zusammen, was mit der Spätphase des Kapitalismus nicht stimmt.«
»Weißt du«, erwidere ich, »für eine Friseurin in Ausbildung bist zu ziemlich marxistisch drauf.«
»Haar- und Schönheitsberaterin«, korrigiert sie mich. »Und darum geht es doch gerade: Marxismus ist eine Philosophie für gewöhnliche Leute aus der Arbeiterklasse, oder nicht?«
Da kann ich ihr nicht widersprechen. »Du hast schon recht, aber es ist irgendwie ironisch, dass der Gründer dieser Philosophie berühmt für seine furchtbare Frisur ist.«
»Jetzt redest du aber von Einstein«, wirft Amjad ein.
»Nein. Kann es nicht mehr als eine bekannte historische Person mit einer schrecklichen Frisur geben?«
Tiff hat längst ihr Handy gezückt.
»Was machst du da?«, frage ich. »Googelst du gerade Hatte Karl Marx eine furchtbare Frisur?«
Sie blickt auf. »Ich suche bloß ein Bild.« Sie dreht uns ihr Handydisplay zu. »Seine Haare sehen okay aus.«
Auf dem Bild ist sein Grab auf dem Highgate Cemetery zu sehen. »Das ist eine Statue. Du kannst das Haar einer Statue nicht als Beweis heranziehen. Außerdem befindet sie sich neben seinem Grab. Niemand würde eine Statue mit schlimmer Frisur neben ein Grab stellen.« Obwohl ich es besser wissen müsste, hole ich mein eigenes Handy hervor und finde ein Foto des lebendigen Marx. »Hier, siehst du. Schreckliche Frisur.«
Amjad hat sich unserer Google-Party angeschlossen, obwohl ich vermute, dass er eher etwas in die Richtung Leute liegen falsch, was Karl Marx' Haare angeht gegoogelt hat. »Laut dieser Website hat er sich die Haare schneiden lassen, kurz nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, also ist es nicht besonders repräsentativ.«
»Und«, fügt Tiff hinzu - sie verschwören sich gegen mich, das machen sie immer -, »das ist gar keine schlimme Frisur.«
»Für mich sieht sie ziemlich schlimm aus.«
Tiff wirft mir schon wieder diesen enttäuschten Blick zu. »Manchmal ist schlimm nicht wirklich schlimm.«
»Das klingt nach Bullshit.«
Sie stößt ein gequältes Seufzen aus, wofür sie viel zu jung ist. »Das ist totale Absicht. Wie diese Typen, die stundenlang vor dem Spiegel stehen, um ihre Haare exakt so zu zerstrubbeln, damit es gut aussieht, aber gleichzeitig so, als wären sie zu cool, um sich Gedanken darum zu machen. Marx ist sozusagen deren Äquivalent aus dem neunzehnten Jahrhundert. Wenn du beruflich mit Haaren zu tun hast, erkennst du das sofort.«
»Du glaubst, er wollte absichtlich so aussehen?«
Tiff nickt. »Ich glaube, damit wollte er so richtig viele Das-Kapital-Vibes ausstrahlen.«
Als mir auffällt, dass ich mich ablenken lassen habe, stecke ich mein Handy weg. »Okay. Das war mal wieder absolut faszinierend, aber jetzt müsst ihr mich bitte entschuldigen. Ich muss herausfinden, was mit unserer Weihnachtsdeko passiert ist, denn wenn wir sie nicht bis morgen aufhängen -«
»Hängen wir sie einfach am Montag auf?«, schlägt Tiff vor.
»Dann gehen uns die Verkäufe vom ersten Dezemberwochenende durch die Lappen, was Seine Königliche Arschlöchigkeit noch mehr anpissen wird. Und da er gehört hat, wie Claire ihn als Seine Königliche Arschlöchigkeit bezeichnet hat, wird sein Angepisstheitslevel ins Unermessliche steigen.«
Amjad, der manchmal wirklich hilfreich ist, wenn er sich nicht gerade wie ein unverbesserlicher Klugscheißer aufführt, setzt eine nachdenkliche Miene auf. »Ich glaube, wir haben hinten noch Deko von letztem Jahr herumliegen. Wenn alle Stricke reißen, können wir die benutzen.«
»Und meinst du, dass die noch gut aussieht, nachdem sie ein Jahr in einem kalten Hinterzimmer herumgelegen hat?«, frage ich.
Er schaut erneut nachdenklich drein. »Vielleicht nicht alles, aber ein paar Sachen dürften brauchbar sein.«
»Aber können wir wenigstens auf neue Lichterketten warten?« Tiff fummelt müßig am Kragen ihres schwarzen Arbeitsshirts herum. »Letztes Jahr musste ich fünfhundert Lämpchen checken, um die eine zu finden, die kaputt war.«
»Der Weihnachtsbaum könnte auch ein Problem darstellen«, fügt Amjad hinzu. »Letztes Jahr hatten wir einen echten, was ich merkwürdig fand. Schließlich verkaufen wir Fake-Bäume.«
Ich klammere mich an die verzweifelte Überzeugung, dass wir es trotz allem schaffen können. »Okay. Ich rufe mal bei der Lieferfirma an. Sollte der schlimmste Fall eintreten, benutzen wir die Deko von letztem Jahr, bis die neue eintrifft.«
»Und was ist mit dem Baum?«, fragt Tiff, die das Chaos mehr zu genießen scheint, als sie sollte.
»Wir befinden uns in einem Gewerbegebiet, und es ist Dezember. In weniger als zwanzig Autominuten dürften sich mindestens drei Orte erreichen lassen, an denen Weihnachtsbäume verkauft werden.« Ich habe meinen optimistischen Tonfall aufgesetzt, weil ich in einer perfekten Welt nicht herumdüsen müsste, um auf den letzten Drücker einen Weihnachtsbaum zu kaufen, den ich höchstwahrscheinlich von meinem eigenen Geld bezahlen muss, nur um meinem absoluten Arsch von einem Chef verkünden zu können, dass ich wenigstens die Weihnachtsdeko rechtzeitig aufgehängt habe. Aber in einer perfekten Welt hätte Karl Marx eine bessere Frisur und Weihnachten wäre keine seelenlose Zurschaustellung des Prestigekonsums. Manchmal muss man eben mit dem klarkommen, was einem gegeben wird.
Ich gehe zurück ins Büro und rufe die Lieferfirma an. Einen absoluten Kontrollfreak als Chef zu haben, hat auch seine Vorteile. Zum Beispiel, dass es nur eine einzige Lieferfirma und damit nur einen Ansprechpartner gibt.
Der Nachteil ist natürlich, dass die Lieferfirma nie mit einer anderen Person außer Jonathan Forest in Kontakt steht, obwohl es einfacher für alle wäre, wenn die Filialleitenden die Organisation übernehmen würden. Jedes Jahr lässt Jonathan sein Londoner Team die Weihnachtsdeko designen und die streng vorgegebene Menge an Weihnachtswaren aussuchen, und dann lässt er die jeweils identische Anzahl an Lichterketten und Weihnachtsmannkissenbezügen von einem zentralen Standpunkt aus an alle drei Filialen schicken. Und da es nur drei Geschäfte gibt, würde man annehmen, dass es ein simples Unterfangen ist. Doch wenn ich in den letzten Jahren als Filialleiter eines Schlaf- und Badezimmergeschäfts eins gelernt habe, dann ist es, dass selbst einfach erscheinende Dinge überraschend schnell vermasselt werden können.
»Wie konnte das passieren?«, frage ich den Mann am anderen Ende der Leitung....
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