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Traumhafte Schauplätze, zwei lange verborgene Familiengeheimnisse und der exotische Duft von Safran
Nell steht vor einem Neuanfang. Seit Generationen wird auf der Farm ihrer Familie in Cornwall Safran angebaut. Doch nach dem Tod ihrer Mutter drängt Nells Mann sie, alles zu verkaufen. Wann ist es Zeit, sich von Traditionen, von Althergebrachtem zu lösen? Nell fühlt sich entwurzelt und ist tieftraurig. Auf einer Reise nach Marokko sucht sie nach Antworten - und lernt dort die Fotografin Amy kennen. Gemeinsam begeben sie sich auf den Safranweg - auf die Suche nach Amys verschwundenem Cousin, aber auch auf die Suche nach sich selbst ...
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»Und was hat er dir geschenkt?«
Nell blickte zu Sharon hinüber. »Zwei Krabbenbaguettes«, sagte sie. »Einen Kochkurs. In Marrakesch.«
»Oooh. Sehr nett.« Sharon schnappte sich die Baguettes und tänzelte zu einem Tisch in der Ecke.
Nell wischte sich die Hände an der Schürze ab und wandte sich der nächsten Bestellung zu. Gebackene Bohnen auf Toast. Aha. So etwas hatte sie sich nicht vorgestellt, als sie ihre Ausbildung als Köchin am Cornwall College begonnen hatte. Als sie die Ausbildung endlich abgeschlossen hatte, hatte man ihr erzählt, nun stünde ihr der Weg in Spitzenbetriebe offen; sie könne sich nun hocharbeiten und schließlich Küchenchefin werden. Sie blickte sich in dem Raum mit den Resopaltischen und den Plastikstühlen um. Das hier war wohl kaum ein Spitzenbetrieb. Qualifikation war gut und schön. Aber man musste auch einen Job finden.
»Es ist doch nett, oder?«, fragte sie, als Sharon wieder an der Durchreiche zur Küche auftauchte. Sie dachte an Callums ausweichenden Blick. »Ist es ein gutes Zeichen, wenn dein Ehemann dir ein Geschenk macht, das erfordert, dass man fünf Tage ohne ihn verreist?«
Sharon lachte. »Bei deinem Callum ja.«
»Und wieso das?« Nell nahm ein paar Scheiben Brot und ließ sie in den Toaster in Gastronomiegröße fallen. Wenn sie ihr eigenes Restaurant hätte, würden gebackene Bohnen auf Toast auf keinen Fall auf der Speisekarte stehen.
»Weil er dich offensichtlich anbetet.« Sharon stemmte die Hände in die Hüften. »Du hast keine Ahnung, was für ein Glück du hast.«
Darüber dachte Nell nach. Das stimmte nicht, entschied sie. Sie wusste sehr wohl, dass sie Glück hatte, Callum zu haben. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie ohne ihn auf den Tod ihrer Mutter reagiert hätte. Aber es waren auch so schrecklich viele Dinge passiert, von denen Sharon nichts wusste. Außerdem war Sharon unheilbar romantisch.
»So ein wunderschönes Geschenk.« Sharon hatte sich jetzt warmgeredet. »Stell dir vor, Marokko: glühende Hitze, herrliche Märkte, in einem Luxus-Riad herumliegen .«
»Ich werde nicht herumliegen. Ich werde arbeiten. Kochen - schon vergessen? Es ist kein Luxus-Riad, sondern eher etwas für Rucksacktouristen. Und es ist Ende Oktober. So heiß wird es wahrscheinlich gar nicht sein.«
Sharon tat ihre Einwände leichthin ab. Sie warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die Gäste noch versorgt waren. »Du wirst jede Menge Freizeit haben«, versicherte sie Nell. »Das wird der pure Himmel. Ich wünschte, ich könnte mitkommen.« Sie nickte einem Gast zu, kritzelte etwas auf ihren Notizblock und sauste mit der Rechnung davon.
»Ich auch«, murmelte Nell. Sie rückte das Haarband zurück, mit dem sie die Locken aus dem Gesicht hielt. Darauf balancierte die weiße Mütze, auf der Johnson bestand.
Die Tür schwang auf, und Johnson kam mit großen Schritten herein, als hätten ihre Gedanken ihn herbeigerufen. »Immer noch Mittagsgeschäft?« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und schüttelte beim Anblick der gebackenen Bohnen betrübt den Kopf. »Wie viele Reservierungen haben wir für heute Abend, Nell?«
Er erwartete, dass sie solche Fakten immer sofort parat hatte, und runzelte die Stirn, als sie sich vorbeugte, um im Reservierungsbuch nachzusehen. »Einen Tisch für vier um sieben und zwei Tische für zwei um acht«, erklärte sie. Nicht übel für einen Dienstagabend außerhalb der Saison.
»Wie symmetrisch.« Johnson öffnete den Kühlschrank und musterte mit zusammengekniffenen Augen den Inhalt. »Hoffen wir, dass sie alle eines der Specials bestellen.«
Sharon brachte ein paar Teller herein, sah Johnson und verdrehte die Augen.
Sie hatte zwar gerade noch mit Sharon über Callum gescherzt, weil das die Art der beiden war, den Tag zu überstehen, aber jetzt ertappte Nell sich wieder bei dem Gedanken, ob die Beziehung zwischen ihr und Callum das hier überstehen würde - was immer »das hier« sein mochte. Ihre Trauer, vermutete sie. Sein Bedürfnis, sie solle sie hinter sich lassen.
Sie hatten angefangen zu streiten - Diskussionen, die dazu führten, dass er sich das dunkle Haar raufte und in seinen Gartenstiefeln nach draußen stampfte, um noch mehr Zweige von ihrer eigensinnigen Fichte zu schneiden oder den Hof hinter dem Haus zu fegen. Streitgespräche, nach denen Nell sich selbst ein wenig wie eine eigensinnige Fichte vorkam. Sie hatten seit Wochen nicht miteinander geschlafen. Nell hatte keine Lust, nachzurechnen, seit wie vielen Wochen. Callum arbeitete länger und Nell ebenfalls, und ihre Arbeitszeiten waren nicht immer identisch. Er hatte begonnen, sie mit einem Blick anzusehen, den sie nur verzweifelt nennen konnte. Er hatte sie gebeten, zum Arzt zu gehen, und sie hatte sich geweigert; Kummer war ein Prozess, und sie brauchte keine Glückspillen. Er hatte begonnen, sie überhöflich zu behandeln. Und er war so beflissen. Um Himmels willen, er hatte ihr Frühstück ans Bett gebracht. Er hatte darauf bestanden, dass sie das Farmhaus endlich zum Verkauf anboten. Und jetzt schickte er sie weg.
»Ich warte nur darauf, dass der Richtige für mich hier hereinspaziert.« Sharon ließ ihren geübten Kellnerinnenblick über die Gäste des an der Uferpromenade gelegenen Cafés schweifen. Nell folgte ihrem Blick und schmunzelte. Zwei Biker, die sich verfahren haben mussten, ein Paar mittleren Alters, das Cappuccino trank - eine Übertreibung, da Johnson's Café gar keine Espressomaschine besaß -, und ein grauhaariger Wanderer, dessen Ziel wahrscheinlich die Roseland-Halbinsel war.
Sharon spielte natürlich darauf an, wie Nell Callum kennengelernt hatte. An einem kalten Tag zu Beginn des Frühlings war er hereingekommen, hatte Tee und ein getoastetes Sandwich mit Käse und Zwiebeln bestellt und sie durch die breite Klappe, die die Küche vom Gastraum trennte, angestarrt. Eine Viertelstunde später starrte er sie immer noch an. Johnson hatte immer behauptet, eine große Durchreiche, durch die ihre Gäste sehen konnten, was in der Küche vorging, flöße Vertrauen ein. Nell befürchtete, dass Vertrauen nicht alles war, was sie auslöste. Am nächsten Tag war Callum wieder da, und am Tag darauf ging er zufällig vorbei, als ihre Mittagsschicht zu Ende war.
»Ich erinnere mich an Sie«, sagte er, als würden sie sich schon lange kennen. »Würden Sie einen Kaffee mit mir trinken?«
Nell war eigentlich nicht auf der Suche nach einem Freund. Auf der Roseland-Halbinsel kannte sie schon die meisten Leute, und der Rest waren Fremde - Touristen. Sie hatte an der Kochschule Männer kennengelernt und ihren Teil an Verabredungen absolviert. Und sie war immer davon ausgegangen, dass eines Tages jemand Besonderes kommen würde. Aber bis jetzt war das nicht passiert. Bis dahin hatte sie das Café und das Leben mit ihrer Mutter in dem Farmhaus, das nur eine Meile entfernt lag. Sie hatte Freundinnen wie Lucy, die mit ihr zusammen am Cornwall College studiert hatte und jetzt in Truro lebte und arbeitete, und neuere Freundinnen wie Sharon. Aber vor allem hatte sie ihre Mutter.
Sie wusste gleich, dass Callum anders war, vielleicht sogar etwas Besonderes. Er erzählte ihr, dass er gerade einen Garten gestaltete. Terrassen anlegen. Pflanzen auswählen. Schönes erschaffen. Der Garten gehörte zu einem der großen Häuser westlich von St. Mawes, deren Gärten zum Meer hinunter verliefen. Nell hörte die Leidenschaft in seiner Stimme, mit der er über seine Vision für diesen Garten sprach, und stellte zu ihrer Verblüffung fest, dass sie sich etwas von dieser Leidenschaft für ihre eigene Person wünschte. Callum war wie ein frischer Wind. Er stellte die richtigen Fragen und sah sie auf eine gewisse Art an, auf eine gute Art. Aber das, rief sie sich ins Gedächtnis, war damals gewesen.
Nach ihrer Schicht verließ Nell das Café und fuhr mit dem Rad zurück zum Farmhaus. Mit gesenktem Kopf und gegen den Wind sauste sie über die vertrauten Landstraßen, vorbei an Bäumen, deren Laub gelb geworden war, und kurzen, breiten Hecken, in denen die verfaulenden Reste von Brombeeren hingen. Heute war einer dieser frischen Oktobertage, an denen der Winter plötzlich kurz bevorzustehen scheint. In der dumpfen Herbstluft lag mit einem Mal eine spürbare Kälte, die sie ihre Fleecejacke bis unters Kinn zuknöpfen ließ. Nach Hause zu Callum ging es eine weitere Meile quer über die Halbinsel, aber sie hatte sich angewöhnt, unterwegs hier anzuhalten, obwohl es eigentlich nicht am Weg lag. Es war eine schlechte Angewohnheit, sagte sie sich, stieg vom Rad, schnappte sich ihre Tasche aus dem Lenkerkorb und schloss mit ihrem Schlüssel die zerkratzte Haustür auf. Bald würde es das Farmhaus nicht mehr geben - jedenfalls nicht für Nell. Das »ZU VERKAUFEN«-Schild, das an den Zaun genagelt war, wirkte auf Nell wie ein Tadel.
Sie schob mit dem Fuß ein paar knittrige braune Blätter beiseite, zog die Tür auf, trat auf die kalten Bodenfliesen der Küche und lauschte. Nichts. Was hatte sie auch erwartet? Die Stimme ihrer Mutter? »Hallo«, flüsterte sie. Die vollkommene Stille des Hauses war undurchdringlich wie Nebel über dem Meer.
Entschlossen summte sie vor sich hin, um sie zu brechen, ließ den alten Teekessel volllaufen und griff nach den Kräutertee-Beuteln, die in einer alten Brühwürfeldose aufbewahrt wurden. Sie sagte sich, dass sie nur noch keine rechte Lust hatte, nach Hause zu fahren.
Als das Wasser gekocht hatte, goss sie sich einen Tee namens »Harmonie« auf, stellte den Becher auf den alten Bauerntisch und griff nach den Tarotkarten ihrer Mutter, die, in das...
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