Schweitzer Fachinformationen
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Ein wunderschöner Familienroman, erfüllt von den Farben und Düften Italiens
Ein antiker Bernstein, ein Tagebuch und Fotos ihrer Mutter - das ist alles, was Cari von ihrer Familie geblieben ist. Doch das ändert sich, als die junge Designerin aus Brighton an die italienische Riviera reist. Was als Flucht vor einer unglücklichen Liebe begann, wird zu einem spannenden Abenteuer. Denn Cari findet nicht nur eine neue Liebe. In dem geheimnisvollen Irrgarten einer Villa, umgeben von Oleander und Jasmin, entdeckt sie ein Erbe, das kluge Frauen ihrer Familie ihr hinterlassen haben ...
"Der erste Roman der Britin Juliet Hall besticht durch seine warme Atmosphäre und eine genaue Darstellung der Schauplätze." Schweizer Familie, Zürich
Weitere Familiengeheimnis-Romane von Juliet Hall bei beHEARTBEAT: Julias Geheimnis. Ein letzter Tanz in Havanna. Das Leuchten des Safrans.
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Cari löschte das Deckenlicht und versuchte sich zu entspannen. Da dieser Stadtteil mit seinen vielen Geschäften zum Flanieren einlud, ließ sie die Schaufensterbeleuchtung über Nacht an, damit die Passanten jederzeit die mit Perlen oder Ziermünzen bestickten Hochzeitskleider aus cremefarbener Seide, weißem Taft und Chiffon bestaunen konnten. Selbst zu dieser späten Stunde spazierte tatsächlich noch jemand über das Kopfsteinpflaster, um sich die Auslagen anzusehen. Ein Mann - wie ungewöhnlich! Meistens waren es junge Mädchen, die sich an diesen Kleidern nicht sattsehen konnten und Mütter, Freunde oder zukünftige Ehemänner hierherzerrten. Cari musterte den Mann. Er war allein und nicht gerade beeindruckt.
Sie hatte nur einen Wunsch: nach Hause zu gehen. Ein langer Tag lag hinter ihr. Seit dem Besuch der ersten Kundin um neun Uhr dreißig hatte sie den Laden nur einmal verlassen, um sich einen Bagel aus der Bäckerei nebenan zu holen. Ließ sie das Leben etwa an sich vorüberziehen?
Weshalb war dieser Mann so sehr an ihrem Schaufenster interessiert?
Als sie sich abwandte, stieg ihr der Hauch eines betörenden Duftes in die Nase. Auch das noch! Die Lilien brauchten vor dem Wochenende noch frisches Wasser. Sie streifte die Handtasche von der Schulter, trug die Blumenvase in ihr Atelier und füllte sie unter dem Wasserhahn auf.
Nein, heute würde sie nicht kochen, entschied sie. Und mit Dan würde sie sich auch nicht treffen. Sie würde sich beim Chinesen eine Kleinigkeit zu essen holen und dazu den Chardonnay trinken, der bereits gut gekühlt im Eisschrank lag. Es war eine verlockende Aussicht, allein zu sein und früh ins Bett zu gehen. Du meine Güte! Behutsam stellte sie die Vase auf ihren Schreibtisch. Alle Welt, selbst ihre Mutter, ging am Samstagabend aus, um sich zu amüsieren. Und sie? Sie war neunundzwanzig und nicht etwa fünfzig. Sollte sie ihre Zeit nicht lieber in einem Club verbringen oder mit Dan ein romantisches Abendessen in einem eleganten Restaurant genießen? War es nicht beunruhigend, dass sie den Abend lieber allein verbringen wollte? Sie straffte die Schultern. Aber warum eigentlich nicht? Schließlich hatte sie einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich und sehnte sich nach Muße und Entspannung.
Sie ordnete die Lilien neu. Sie war seit jeher unabhängig, und wenn Dan kein Verständnis dafür besaß . Es war schließlich nicht gerade ein Zuckerschlecken, ein kleines Unternehmen zu führen und am Samstagabend zu arbeiten, um die Termine einzuhalten. Doch die Selbständigkeit hatte auch gute Seiten. Man besaß völlig freie Hand. Niemand, dem man Rechenschaft schuldete. Cari lächelte versonnen. Ob das auch für ihre Beziehung galt?
Sie blickte auf. Der Passant hatte sich nicht vom Fleck gerührt; er stand immer noch direkt vor dem Schaufenster.
Irgendwie seltsam. Nun ja . Sie nahm ihre braune Wildledertasche und ließ den Blick ein letztes Mal prüfend durch den Raum wandern. Alles war, wie es sein sollte. Die Garne und Stoffe lagen akkurat in den Regalen, die Kleider hingen ordentlich auf Bügeln. Bügeleisen und Nähmaschine waren ausgeschaltet. Wenn es nach Dan ginge, würde er zu ihr ziehen, aber Cari war dazu noch nicht bereit. Sie brauchte das Gefühl von Eigenständigkeit und schätzte den Freiraum, den sie sich oft erkämpfen musste. Sollte sie ihre Freiheit aufgeben? Sie zuckte die Schultern. Andererseits war Dan ihr Freund und besaß somit ein Anrecht darauf, mit ihr zusammen zu sein.
Ein Geräusch von draußen riss sie aus den Gedanken. Der Mann war immer noch da - na, das war ja wohl ein ausgedehnter Schaufensterbummel. Sie runzelte die Stirn. Welcher Mann interessierte sich so sehr für Hochzeitskleider? Plötzlich wurde ihr klar, dass er nicht die Auslage betrachtete, sondern das Ladeninnere. Er hatte das Gesicht an die Scheibe gepresst .
Irgendetwas war faul daran. Instinktiv zog Cari sich aus dem Lichtkegel zurück. Womöglich waren im Verkaufsraum Dinge, die ihn interessierten - weiße Hochzeitsschuhe oder Sandalen, die Vitrine mit dem exklusiven Kopfschmuck. Aber eigentlich war das kaum vorstellbar. Er war relativ jung, vielleicht um die dreißig. So ein interessierter Bräutigam war Cari noch nie begegnet. Um solch ein Exemplar würden sich die Frauen garantiert reißen.
Aber irgendetwas stimmte da nicht. Er schien nach etwas Speziellem Ausschau zu halten - oder auch nach jemand Speziellem.
Lächerlich! Sie benahm sich wirklich albern. Trotzdem warf sie beinahe unwillkürlich einen prüfenden Blick auf die Ladentür. Sie war abgeschlossen. Logisch. Es konnte also gar nichts passieren. Sie war sicher - oder nicht? Ihr Tag war wohl doch etwas zu anstrengend gewesen, sonst würde ihr diese Situation nicht so zusetzen. Die letzte Kundin hatte den Laden um sechs verlassen, selig über das Hochzeitskleid aus Tüll mit dem herzförmigen Ausschnitt, das Cari für sie entworfen hatte. Sie selbst war - wie so oft - noch geblieben, um an Entwürfen zu arbeiten und zu nähen. Tätigkeiten, denen sie sich in den ruhigen Abendstunden widmete, da ihr tagsüber keine Zeit dafür blieb. Dann kamen Kunden und gingen, fragten nach Zubehör oder ließen sich beraten; sie stöberten in Caris Sortiment an Abendgarderobe und Ballkleidern und stolzierten in den Roben in Caris luxuriöser, mit sternenförmigen Lämpchen ausgestatteter Umkleidekabine umher. Unter der mitternachtsblauen, mit Samt dekorierten Garderobendecke tanzten gläserne Feen um silberne Spiegel - beinahe wie eine Szene aus Shakespeares »Sommernachtstraum«.
Sie spähte wieder hinaus. Er stand immer noch da. Kein typischer Brighton-Student. Bestimmt kein Engländer, dieser große Dunkle mit dem südländischen Aussehen und dem intensiven Blick.
Cari vermied jede Bewegung. Wie lange würde sie so reglos wie ihre Schaufensterpuppen dastehen können? Ob sie die Polizei rufen sollte? Klar doch! Um ihr zu erzählen, dass ein Mann ganze sieben Minuten in ihr Schaufenster gestarrt hatte? Das konnte sie sich sparen.
Und wenn sie Dan anriefe? Er würde binnen einer Minute hier aufkreuzen, stets bereit und überglücklich, sie retten zu dürfen. Fragte sich nur, wovor sie eigentlich gerettet werden wollte. Wie war das noch mit der Eigenständigkeit? Ihre Phantasie trieb Blüten. Dass dieser Mann vor dem Schaufenster stand, konnte eine Unzahl von Gründen haben. Trotzdem würde sie warten, bis er gegangen war, und erst danach das Geschäft verlassen. Cari fröstelte.
Sie war wie gelähmt. Nahezu unmerklich machte sie einen Schritt vorwärts und kam sich dabei wie ein Einbrecher im eigenen Haus vor. Der Mann trug ein eng anliegendes weißes T-Shirt, eine Lederjacke und eine eng sitzende Jeans, was ihr geschultes Auge wohlwollend zur Kenntnis nahm. Zugegebenermaßen kein schlechter Körperbau. Dieser Mann wirkte nicht im Geringsten gefährlich - im Gegenteil, eher ziemlich sexy. Aber auch Brighton hatte dunkle Seiten, und Cari wollte nichts herausfordern.
Unvermittelt drehte er sich um und ging davon. Einfach so. Cari sah ihm nach, als er die Straße hinunterspazierte und um die Ecke bog. Erleichtert atmete sie auf. Was war nur los mit ihr?
Sie trat an die Kleiderständer und glättete die Roben ein wenig. Weshalb hatte dieser Mann sie so verwirrt? Sie war sich geradezu entblößt vorgekommen. Irgendwie schutzlos. Weshalb wohl? Aber sie fand keine Erklärung dafür, spürte nur noch dieses eigenartige Gefühl. Ein Gefühl, das weder mit Dan zu tun hatte noch mit ihrer unvorstellbar heimlichtuerischen Mutter, die ihr nichts über ihre Familie erzählte. Ein winziger Funke war in ihr entzündet worden, aber das war auch schon alles.
Ihre Spontaneität hatte - zugegebenermaßen - in den letzten Jahren nachgelassen. Nein, nein, es liegt nicht an Dan, beschwichtigte sie sich rasch. Dank Dans Rechtschaffenheit fühlte sie sich nicht mehr so unsicher. Außer ihm hatte sie nur noch ihre Mutter. Aber heute Abend würde diese coole, mondäne Mutter bis in die Morgenstunden feiern. Sich auf einer Party vergnügen. Leben . Cari runzelte die Stirn. Empfand sie selbst deshalb dieses eigenartig bohrende Gefühl?
Wo mochte ihre Mutter heute Abend sein? Ehe sie aus dem Haus ging, hatte sie Cari angerufen. Arbeite nicht zu viel, Schätzchen!, hatte sie gesagt.
»Pass auf dich auf!«, hatte Cari ihr geantwortet, ohne sich zu erinnern, wann dieser Rollentausch stattgefunden und sie begonnen hatte, sich um ihre Mutter zu sorgen. Ihr war klar, dass Tasmin gefährlich nahe am Abgrund tanzte. Cari konnte es zuweilen an den Augen ihrer Mutter erkennen, die übermäßig funkelten - wie die Klinge eines Messers.
Cari rief sich ihre Termine am Montag in Erinnerung, öffnete die Ladentür und trat in die Nacht hinaus. Eine frische Brise strich über ihre Wangen. Plaudernde, lachende Fußgänger wanderten vorüber; Jazzrhythmen schallten aus der Kensington Bar auf der anderen Straßenseite zu ihr herüber. Brighton an einem Samstagabend. Sie liebte diese Atmosphäre. Alles war wie gewohnt. Cari schloss die Ladentür ab und wandte sich zum Gehen.
Oh, nein! Sie schluckte. Er war wieder da. Der Mann, der sie durch die Scheibe beobachtet hatte, stand plötzlich lächelnd vor ihr.
Tasmin zwängte sich an zahllosen schwitzenden Gästen vorbei, die rauchend, trinkend und flirtend in der Küche standen. Im Laufe der letzten dreißig Jahre hatte sie viele dieser Partys besucht: ein ausgelassenes Völkchen sowie eine beeindruckende Menge an Canapés, Sushi und teuflischen Desserts. Die Musik war so laut, dass sie sich unweigerlich an die Siebzigerjahre erinnert fühlte und die Gegenwart...
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