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Eine junge Frau auf der Suche - und die dunkle Seite der amerikanischen Südstaaten ...
Mississippi im Sommer 1926: Die sechzehnjährige Mattie zieht in das beschauliche Südstaaten-Städtchen Jexville. Die neuen Nachbarn erscheinen ihr ebenso trostlos und verstaubt wie die von der Sonne ausgedörrten Lehmstraßen. Und sie begegnen der lebenslustigen jungen Frau mit Misstrauen. Doch dann geschehen geheimnisvolle Dinge am Fluss ...
Lynchjustiz, Rache und Mord auf der einen Seite, Freundschaft und Liebe auf der anderen - das sind die Themen dieses atmosphärisch dichten Kriminalromans von einer der großen Erzählerinnen des amerikanischen Südens.
Weitere Südstaaten-Krimis von Carolyn Haines als eBook bei beTHRILLED: Am Ende dieses Sommers, Das Mädchen im Fluss und Im Nebel eines neuen Morgens.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
In den stickig heißen Zonen im Südosten von Mississippi ist der Juli nur eine Art Vorankündigung. Die letzte tröstliche Frische der Juninächte ist vorbei, und sonnenflirrend naht der August. Die Tage werden lang und heiß, und es ist keine Linderung in Sicht. Im Schatten der Nadelwälder, wo ein wenig Kühle herrscht, lauern Moskitos und Mokassinschlangen. Einigermaßen erträglich ist es nur vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang.
Ich spüre sie noch auf der Haut, die Last eines solchen Julimorgens, wenn sich das Gras unter dem Gewicht der silbernen Tautropfen neigte und die ersten schrägen weißen Sonnenstrahlen über den kiefergrünen Horizont gekrochen kamen, um den Tag zu verbrennen, die Erde auszutrocknen. Noch heute, gut zwanzig Jahre später, kann ich mich genau daran erinnern.
Es war der 21. Juli 1926. Am Mittag brannte die Sonne gnadenlos, der Himmel war blass, ausgeblichen wie alte Spitze, und die Luft dampfte. Ich stand in meiner Küche und hatte Mühe zu atmen.
Ich faltete die Toffeeschachtel oben zusammen und band eine rote Schleife darum, die mir Elikah aus dem Frisiersalon mitgebracht hatte. Er saß am Küchentisch und sah mir zu. Er hatte gerade gegessen und schob nun den Teller weg, zufrieden mit der Mahlzeit aus Zuckererbsen, Okra und Maisbrot, die ich für ihn gekocht hatte. Eine Woche waren wir nun verheiratet, und bis jetzt hatte ihm mein Essen immer geschmeckt.
»Sag Miss Annabelle, dass ich ihr zum Geburtstag gratuliere«, meinte er, während er sich die Hosenträger hochzog, sie auf der muskulösen Brust schnippen ließ und nach seiner Jacke griff.
»Du siehst gut aus.« Ich war schüchtern in seiner Gegenwart, noch unsicher, welche Rolle ich in seinem Leben spielte. Er war der schönste Mann, der mir je begegnet war. Es tat weh, ihn anzusehen, und ich hielt es nie länger als ein paar Sekunden aus.
»Geh schon.« Er nickte in Richtung Tür. »Es wird Zeit.«
In meinem warmen grauen Flanellkleid trat ich über die Veranda hinaus in die brütende Hitze der Ein-Uhr-Sonne. Annabelle Lee Leatherwood, ein kinnloses Wunderkind von neun Jahren, das das Pech hatte, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her seiner Mutter nachgeraten zu sein, feierte Geburtstag.
Der erste Juli 1926. Ein neuer Monat. Für mich ein neues Leben, und ich kam zu spät zur Geburtstagsfeier. Chas Leatherwood war ein einflussreicher Mann. Ihm gehörte die Futtermittel- und Saatguthandlung von Jexville. Eine Einladung zum Geburtstag seiner Tochter durfte man unter gar keinen Umständen ablehnen, und Elikah hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass ich dort erscheinen musste, anständig angezogen und mit einem Geschenk.
Die Sonne blendete, doch in der Ferne, im Westen, ballten sich schon ein paar Wolken zusammen und verhießen für den Nachmittag ein Gewitter. Sie näherten sich in Gestalt von Burgen und wollweißen Drachen, doch an den Rändern waren sie bereits grimmig grau. Ich wusste, sie würden sich bald auftürmen, diese trügerisch leicht aussehenden Massen, sich von wechselnden Winden treiben lassen, so dass sie zusammenstießen und sich vermischten. Am späten Nachmittag dann würden sie mit Urgewalt aufeinander prallen, und dann, ungefähr eine halbe Stunde lang, würde der Regen in dichten Schnüren niederprasseln. Aber mindestens drei Stunden Schwüle, so rechnete ich mir aus, lagen noch vor mir, bis der Regen für kurze Zeit Linderung bringen würde. Und ich kam zu spät.
Ich hatte Toffee gemacht, als Geschenk, aber die Masse war nicht richtig fest geworden, und während ich mich beeilte, zu den Leatherwoods zu kommen, merkte ich schon, wie sie durch die bunte Papierschachtel sickerte. Die Schachtel war ekelhaft klebrig. Warm. Wie Blut.
Die Wolken im Westen wurden immer dichter, eine Wand aus lauter abenteuerlich geformten Gebilden. Sie schienen unbeweglich, harrten, gelähmt von der Hitze, des Windes. Unmittelbar bevor das Gewitter losbrach, würde die lang ersehnte Brise kommen. Doch bis dahin konnten noch Stunden vergehen.
In der großen Magnolie, die in Jeb Fairleys Vorgarten stand, stritten sich zwei Spottdrosseln. Ich blieb stehen, um ihnen zuzuhören und meinen brennenden Füßen eine Pause zu gönnen. Manch einem gingen diese Vögel auf die Nerven, ich aber liebte sie. Im Frühling waren sie richtig mutig, mitunter sogar aggressiv, wenn ihr Nachwuchs in Gefahr war. Ich erinnerte mich an eine Spottdrossel, die aus einer Kreppmyrte schoß, in der sich das Nest mit ihren Jungen befand, und meinen Stiefvater keck in die Stirn pickte. Das sollte ihr schlecht bekommen. So etwas machte niemand mit Jojo Edwards und in gar keinem Fall ein Vogel! Er brachte die Vogelmutter und ihre Kinder um und machte den Baum ein gutes Stück kürzer.
Dieses Bild hatte ich seither immer wieder vor Augen, diese Erinnerung, die auch die ganze seitdem vergangene Zeit nicht trüben konnte. Ich sehe Jojos fettes, schwitzendes Gesicht. Haßfunken sprühen aus den Augenschlitzen. Ich höre, wie die Axt in das glatte, borkenlose Holz der Kreppmyrte fährt - ein entsetzliches Geräusch, anders, als wenn der Baum eine Borke hätte. Dann ist die Axt nicht mehr da, und ich sehe den bloßen Stamm und die vielen taumelnden Blätter, die zusammen mit den Federn der toten Vögel zu Boden fallen.
Bei dieser Erinnerung brach mir erst recht der Schweiß aus, Angst stieg in mir hoch, und ich begann zu rennen. Als ich von der Canaan Street in die Paradise Street einbog, hörte ich die Musik. Nach allem, was ich in den fünf Tagen, die ich als Elikah Mills' Frau in Jexville wohnte, mitgekriegt hatte, konnte diese Musik eigentlich nur vom Mond kommen. Die verbotenen Klänge, die an mein Ohr drangen, gingen mir direkt ins Blut. Wer besaß hier in Jexville wohl ein Grammophon? Wer wagte es, am Nachmittag von Annabelle Lee Leatherwoods Geburtstagsfeier Musik zu spielen? Das klebrige, misslungene Toffee, Jojos grausame Augen, all das war vergessen, als ich auf diese Musik zulief.
Unter meinen Schuhen wirbelte roter Staub auf und blieb am Saum meines Kleides haften, doch ich achtete nicht darauf. Im Nu war der Boden der durchgeweichten Toffeeschachtel mit einer dünnen roten Kruste überzogen. Auf der Höhe von Elmer Hintons weißem Lattenzaun zügelte ich schließlich, völlig außer Atem, meine Schritte. Es schickte sich nicht, dass eine verheiratete Frau derart durch die Straßen rannte, aber die Musik ließ mich wieder schneller werden. Ich kannte das Lied nicht, doch es war fröhlich und frech und - verboten.
Die Musik wurde immer lauter, mit jedem Schritt, und als ich mich auf der Revelation Road nach rechts wandte, sah ich dort ein selbstvergessen tanzendes Mädchen von ungefähr neun Jahren: Duncan McVay.
Ich hätte sie überall erkannt.
Ich stand auf der Straße in der glühenden Hitze, meine klebrige Toffeeschachtel in den Händen, und staunte sie an, wie vor den Kopf geschlagen. Sie trug ein ärmelloses gelbes Kleid, das gerade von den Schultern bis auf die schmalen Hüften herabfiel, um die eine breite gelbe Schärpe gebunden war. Darunter war ein kurzes Röckchen angesetzt, das kaum das Nötigste bedeckte. Sie wirkte groß für ihr Alter, und die dünnen Beine waren unablässig in Bewegung.
Im Rhythmus bewegte sie sich vor und zurück, rollte theatralisch mit den Augen und kniff sie dann lachend zusammen. Sie tanzte ganz allein, und obwohl sie genau wusste, dass alle sie anstarrten, war sie kein bisschen verlegen. Um sie herum saß bestimmt ein Dutzend Kinder. Einige von ihnen guckten erschrocken, andere neidisch. Aber es gab keines, das sie nicht beachtet hätte. Duncan McVay stand im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses - auch bei den Frauen, die neben der Treppe zum Hintereingang standen. Auch sie schauten zu ihr hin, missbilligend zwar, doch außerstande, den Blick von ihr zu lassen.
Eine der Frauen betätigte voller Eifer die Kurbel des Grammophons, was die Schallplatte schneller kreisen und das kleine Mädchen noch wilder tanzen ließ. Die Frau konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie ließ den Blick von dem tanzenden Mädchen zu der Gruppe der freudlosen Frauen schweifen und lächelte noch etwas breiter. Dabei kniff sie auf genau die gleiche Weise die Augen zusammen wie das Mädchen.
Die Kleine beendete ihren Tanz mit einem Freudenjuchzer und warf die Arme in die Luft. Ihre schwarzen Lackschuhe waren über und über mit dem orangeroten Staub bedeckt, den sie beim Tanzen auf der einzigen graslosen Stelle des Leatherwoodschen Gartens aufgewirbelt hatte. Sie hatte ein richtiges Loch in den Boden gestampft.
»Will denn keiner von euch Charleston tanzen?« Duncan McVay blickte einen hochgewachsenen, mageren Jungen auffordernd an. Er schlug die Augen nieder, starrte ins Gras und riss ein paar Halme aus.
»Robert? Willst du nicht mittanzen?«, drängte Duncan. »Es macht Spaß und ist ganz leicht. Mama kann die Platte noch mal neu abspielen, dann zeig' ich's dir.«
Robert starrte weiter zu Boden. Die anderen Kinder schwiegen, bis plötzlich eines der Mädchen kicherte.
Ohne sich umzudrehen, stand Robert auf. Er warf Duncan einen raschen Blick zu und sah, dass sie immer noch wartete, jetzt allerdings schon leicht ungeduldig.
»Ich kann nicht«, flüsterte Robert. »Wir dürfen nicht tanzen.« Er drehte sich um und ging davon, direkt an mir vorbei. Er war feuerrot im Gesicht.
Ich hatte immer noch die staubverkrustete, durchgeweichte Toffeeschachtel in den Händen, die von Minute zu Minute feuchter wurde. Die gnadenlose Nachmittagssonne brannte mir auf den...
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